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Ibanez SRFF4505-SOL Test

Bei den Instrumenten aus der Workshop-Serie setzt Ibanez auf etwas speziellere Spezifikationen, die man normalerweise eher bei Boutique-Instrumenten vermuten würde. Das Singlecut-Modell BTB658 und den wendigen Medium-Scale-Fünfsaiter BTB33 haben wir vor einiger Zeit bereits unter die Lupe genommen. In diesem bonedo-Test knöpfen wir uns nun den ebenfalls fünfsaitigen SRFF4505-SOL vor. Das Kürzel “FF” in der Modellbezeichnung steht für “Fanned Fret”, unser Testkandidat besitzt also eine gefächerte Bundierung und ist damit ein sogenannter “Multi-Scale”-Bass mit unterschiedlichen Mensurlängen der Saiten.

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Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich eine längere Mensur in der Regel positiv auf die Definition der tiefen Saiten (speziell der H-Saite eines Fünfsaiters) auswirkt, während die höheren Saiten bei einer normalen Mensurlänge runder und voller klingen. Wenn jede Saite die optimale Mensur bekommt, sollte der Bass also logischerweise ausgewogener klingen. Immer mehr Hersteller nehmen deshalb Modelle mit “Fanned Frets” in ihr Programm auf. Ich bin gespannt, ob der neue Ibanez SRFF4505 die Vorteile eines Mutli-Scale-Basses in diesem Test wird ausspielen können.

Details

Das “Fanned Fret”-Topmodel vom japanischen Traditionshersteller Ibanez gehört zur SR-Familie, die für super komfortable Bässe mit flachen Hälsen und sehr leichten, kompakten und weich konturierten Bodies steht. Der Korpus meines Testkandidaten besteht aus Mahagoni und wirkt sehr schlicht und puristisch, denn Ibanez verzichtet bei diesem Modell komplett auf eine dekorative Edelholzdecke. Deutlich aufwändiger wurde der an vier Punkten aufgeschraubte Hals des Fünfsaiters konstruiert: er setzt sich nicht nur aus fünf Streifen Bubinga und Wenge zusammen, sondern wurde sogar zusätzlich mit Stäben aus Titanium verstärkt. Für die nötige Stabilität des flachen Halses sollte also schon mal gesorgt sein, zumal auch noch hartes Wengeholz als Griffbrettmaterial zum Einsatz kommt.

Fotostrecke: 6 Bilder Augeliefert wird der SRFF4505-SOL in einem roadtauglichen Hardcase, …

Im Griffbrett sitzt die erstklassig ausgeführte gefächerte Bundierung aus mitteldickem Bunddraht und schmale Blockinlays für die Lagenorientierung. Wie bei allen SR-Modellen üblich, bietet natürlich auch der Hals des “Fanned Fret”-SR den vollen Tonumfang mit 24 Bünden bis zum hohen G. Am oberen Ende finden wir schließlich die Ibanez-typische kompakte Kopfplatte, auf der auch der Zugang zur Halseinstellschraube untergebracht wurde. Wie wir sehen, setzt Ibanez auch bei ihrem neuen Multi-Scale-Modell auf die bewährten Konstruktionsmerkmale ihrer SR-Bässe.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Griffbrett beherbergt 24 erstklassig eingesetzte Bundstäbchen.

Bei der Auswahl der Hardwarekomponenten machen die japanischen Ingenieure ebenfalls keine Experimente. Wie bei den anderen Topmodellen aus der SR-Serie kommen beim SRFF4505 gekapselte Gotoh-Stimmmechaniken zum Einsatz. Am Korpusende werden die Saiten von fünf separierten Ibanez Mono-Rail-Segmenten aufgenommen. Beim SRFF4505 wurden die Segmente aufgrund der verschiedenen Mensuren der Saiten logischerweise leicht versetzt montiert. Die Handhabung und Justierung der Elemente bleibt aber gewohnt komfortabel. Der Abstand der Saiten zueinander ist bei der Ibanez-Stegkonstruktion allerdings nicht justierbar, sondern auf relativ enge 16,5 mm fixiert.

Fotostrecke: 3 Bilder Auch die einzelnen Sattelelemente wurden sehr sorgfältig in den Body eingelassen.

Für den guten Ton sorgen zwei passive “Big Singles” von der kalifornischen Pickup-Schmiede Nordstrand, die für ihren kräftigen und glasklaren Klang gerühmt werden und deshalb bei vielen Boutique-Bass-Schmieden auf der Optionsliste für ihre Edelbässe stehen. Die schräg montierten “Big Singles” leiten ihr Signal an eine Ibanez Custom-Elektronik weiter, die mit ihrem Dreiband-Equalizer und den entsprechenden Reglern für Bässe, Mitten und Höhen jede Menge Kontrolle über den Klang des Instruments bietet. Das Cockpit des SRFF45050 verfügt sogar über einen kleinen Drei-Positionen-Switch, mit dem die Einsatzfrequenz des Mittenreglers bestimmt werden kann. Zur Wahl stehen die Frequenzen 250 Hz, 450 Hz und 700 Hz. Zum Betrieb benötigt die Elektronik lediglich eine 9V-Batterie, die in einem separaten Fach mit Klappdeckel auf der Korpusrückseite sitzt und im Bedarfsfall schnell ausgewechselt werden kann. Auch für den sicheren Transport des nicht ganz günstigen SR-Modells ist bestens gesorgt, denn Ibanez liefert den SRFF4505 in einem robusten Hartschalenkoffer aus Kunststoff, in dem außerdem ein super praktisches Multitool für das Setup des Instruments liegt.

Fotostrecke: 6 Bilder Die “Big Singles”-Pickups des renommierten Herstellers Nordstrand …
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Praxis

Die Bässe aus der SR-Serie sind dank ihrer ultraflachen und kompakten Bodies in der Regel sehr leicht. Auch mein Test-SR bringt gerade mal 3,8kg auf die Waage. Auf den Spielkomfort wirkt sich das moderate Gewicht durchaus positiv aus. Leider erkauft man sich mit einem allzu leichten Korpus oftmals den Nachteil der Kopflastigkeit. Auch bei meinem Testbass zieht der Hals leicht nach unten. Mit einem rutschfesten rauen Gurt lässt sich das Problem allerdings wirkungsvoll aus der Welt schaffen – der Bass hängt dann in einer angenehmen Spielposition am Körper. Darüber hinaus glänzt der SRFF4505 mit einer absolut komfortablen Bespielbarkeit; der flache Hals liegt gut in der Hand und alle Lagen sind mühelos zu erreichen.

Bässe mit gefächerten Bünden sieht man nach wie vor nicht alle Tage – viele Tieftöner fragen sich daher vermutlich sofort, wie sich die schräge Bundierung wohl auf die Spieltechnik auswirkt? Meine Erfahrung mit “Fanned Fret”-Bässen hält sich ebenfalls sehr in Grenzen, ich hatte einige Zeit vor diesem Test lediglich für ein paar Minuten das Vergnügen mit einem Mutli-Scale-Bass von Lefay. Ich fühlte mich mit dem Instrument allerdings auf Anhieb wohl und stellte überrascht fest, dass die gefächerte Bundierung so gut wie keine Eingewöhnungszeit oder Umstellung erfordert. Diese Erfahrung bestätigt sich mit dem SRFF4505 absolut! Die Greifhand wird sich natürlich mit der Zeit noch optimaler an die gefächerten Bünde anpassen, aber prinzipiell kann man mit den Ibanez direkt und ohne Umwege seine Lieblingsgrooves abfeuern, ohne der schrägen Bundierung besondere Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Aus spieltechnischer Sicht kann ich also nur Gutes berichten – und auch auf den Klang wirkt sich das neue Bundsystem positiv aus. Die Mensurlänge der tiefen H-Saite beträgt 901,7 mm (35,5″). Dementsprechend klar und druckvoll klingen die Töne in den ersten Lagen natürlich auch, denn die lange Mensur eliminiert störende Obertöne und sorgt so für eine bessere Definition und einen homogeneren Klang der tiefen Töne.

Die gefächerten Bünde flößen vielen Bassisten zunächst Respekt ein - zu Unrecht, denn man gewöhnt sich sehr schnell an die neuen Gegebenheiten auf dem Griffbrett.
Die gefächerten Bünde flößen vielen Bassisten zunächst Respekt ein – zu Unrecht, denn man gewöhnt sich sehr schnell an die neuen Gegebenheiten auf dem Griffbrett.

Im oberen Bereich behält der Ibanez dennoch seine Tragfähigkeit und klingt schön rund, denn die Mensur der G-Saite beträgt nur 864 mm (34″)wie bei herkömmlichen Longscale-Bässen. Für einen Bass mit einem derart gesunden, akustischen Grundsound sind die Nordstrand-Tonabnehmer eine hervorragende Wahl, denn sie übertragen den Klang zwar glasklar und detailreich, klingen aber trotzdem nicht langweilig oder steril. Prinzipiell bewegt sich der Ibanez SRFF4505 erwartungsgemäß (wie seine zahlreichen Geschwister aus der SR-Familie auch) im modernen Bereich und überzeugt mit einem breitbandigen und immens durchsetzungsstarken Sound. Dank der Elektronik-Ausstattung samt Dreiband-Equalizer kann der markante Klang aber auch durchaus an klassischere Klangvorstellungen angepasst werden. Ich finde, dass die Klangregelung sehr anwenderfreundlich ist und von den Ibanez-Fachleuten sehr gut abgestimmt wurde. Starke Bassanhebungen machen den Sound voluminös aber nicht konturlos oder schwammig, mit den wählbaren Mittenfrequenzen lässt sich die Durchsetzungskraft gezielt steuern, und der Höhenregler sorgt wahlweise für mehr Transparenz oder ein milderes, runderes Klangbild. Die Ergebnisse sind bei sinnvoller Bedienung stets musikalisch und praxisorientiert!

Dennoch würde ich beim Ibanez SRFF4505 gerne auch die Möglichkeit einer Bypass-Schaltung der Elektronik sehen. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass sich die resonante Gesamtkonstruktion des Basses im Passivbetrieb noch etwas dynamischer anfühlen würde und der Sound mit den hervorragenden Nordstrand-Tonabnehmern möglicherweise sogar noch etwas offener und luftiger wäre.

Audio Samples
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Beide Pickups – Flat Beide Pickups – Bass u. Treble-Boost Steg-Pickup – Bass u. LoMid-Boost Hals-Pickup – Bass u. Mid-Boost
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Fazit

Der SRFF4505-SOL ist eine gute Wahl für Tieftöner, die einen modern klingenden, soliden Fünfsaiter ohne großen Glamour-Faktor als professionelles Arbeitsgerät suchen. Durch die Multi-Scale-Konstruktion produziert der schörkellose Ibanez einen homogenen Sound über das gesamte Griffbrett. Dabei lässt sich das “Fanned Fret”-Modell genauso komfortabel und mühelos spielen wie die anderen Bässe aus der SR-Serie. Das Topmodell SRFF4505 der “Fanned Fret”-Serie wird übrigens in Japan gebaut und ist dementsprechend nicht ganz günstig. Die Verarbeitung kann aber in der Tat als erstklassig bezeichnet werden. In Sachen Hardwareausstattung muss der SRFF4505 den Vergleich mit wesentlich kostspieligeren Boutique-Instrumenten daher beileibe nicht scheuen. Zudem gehört ein super stabiles Case mit maßgeschneidertem Interieur zum Lieferumfang. Wer etwas weniger Geld für einen Fünfsaiter anlegen möchte, sollte alternativ den kleineren “Fanned Fret”-Bruder SRFF805 aus der Bassworkshop-Serie von Ibanez anchecken.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • „Fanned Fret“-System
  • tolle Bespielbarkeit und Ergonomie
  • tadellose Verarbeitung
  • hochwertige Hardware inkl. Nordstrand-Tonabnehmer
  • stabiler Kunststoffkoffer
Contra
  • leichte Kopflastigkeit
  • kein Passivbetrieb möglich
Artikelbild
Ibanez SRFF4505-SOL Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: SRFF4505-SOL
  • Herstellungsland: Japan
  • Korpus: Mahagoni, Stained Oil Finish
  • Hals: aufgeschraubt, fünf Streifen Wenge/Bubinga, titaniumverstärkt, Wengegriffgrett mit 24 gefächerten Bünden und Abalone-Inlays
  • Mensuren: 901,7 mm / 35.5“ (H-Saite) – 864 mm / 34.0“ (G-Saite)
  • Sattel: Black Tusq
  • Hardware: gekapselte Gotoh-Mechaniken, Ibanez Monorail-Steg, Standard-Gurtpins, Cosmo Black
  • Tonabnehmer: 2 x Nordstrand Big Singles
  • Elektronik: Ibanez Custom mit Dreiband-EQ und Mitten-Switch (240/450/700 Hz), 9-Volt-Batterie
  • Saiten: Elixier Nano Web 045/.065/.085/.105/.130
  • Gewicht: ca. 3,8 kg
  • Zubehör: Hartschalenkoffer, Multi-Tool
  • Preis: 3.130,- Euro (UVP)
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