ANZEIGE

Hiwatt Custom Studio/Stage MK II Test

Praxis

Im Proberaumtest bekommt man schnell einen Eindruck davon, was 40 Watt anzurichten vermögen. Selbst auf wirklich großen Bühnen ist man damit lautstärkemäßig gut gerüstet. Wer sich mit dem AC 30 auskennt, weiß, welche Power ein 30 Watt Röhrenverstärker bietet. Beim Hiwatt Custom Studio/Stage stehen 40 bzw. 20 Watt Class A Endstufenleistung zur Verfügung, was die Verwandtschaft zum AC 30 dementsprechend nahelegt. Auch eine gewisse klangliche Verwandtschaft kann der Studio/Stage nicht verleugnen. Der Amp lebt von harmonischen Verzerrungen aller Art und mischt bei Bedarf Endstufen- und Vorstufenverzerrung mit einer beispiellosen Gelassenheit. Im Grunde genommen ist es fast unmöglich, den Amp wirklich komplett unverzerrt zu spielen. Das bedeutet aber nicht, dass konstant ein Mörderbrett aufgelegt ist, außerdem haben wir diesen SSH etwas “hotter” eingestellt vom Vertrieb erhalten. Der Amp hat immer ein gewisses Glitzern im Sound, das bereits durch die leichte Sättigung der Vorstufe zum Vorschein kommt. Richtig spannend wird es natürlich, wenn die Endstufe leicht in die Sättigung geht. Der integrierte Hall bietet den typischen Federhallsound, der dem Klang eine gewisse dritte Dimension verleiht. In den ersten Soundbeispielen habe ich die Vorstufe möglichst weit zurückgedreht und den Master so weit aufgedreht, bis die Endstufe mit Gitarre und Anschlag interagiert. Beispiel 1 ist die Stratocaster mit dem mittleren Pickup.

Audio Samples
0:00
Clean (Strat)

Bei gleicher Einstellung bringt der Amp mit der P90 Les Paul eine deutliche Zunahme an Verzerrung. Schlägt man die Saiten leicht an, ist der Sound fast clean. Der Amp reagiert sehr feinfühlig auf die Stärke des Anschlags und geht bereits leicht in die Knie, wenn man etwas beherzter zugreift.

Audio Samples
0:00
Angezerrt (Les Paul)

Im nächsten Beispiel habe ich den Gainregler etwas weiter aufgedreht, um dem Sound etwas mehr Verzerrung zu geben. Der Master steht jetzt auf 4 Uhr, was in meinem Studio lautstärkemäßig auch kein Problem darstellt. Im Proberaum und auf kleinen Bühnen geht das allerdings nur bedingt. Hilfreich ist in diesem Fall die Möglichkeit, die Endstufenleistung mittels eines Schalters auf der Rückseite zu drosseln. Dank eines speziell gewickelten Ausgangstransformators büßt der Amp dabei so gut wie nichts von seinem Charme ein. Im Gegensatz zu einem Power Attenuator geht hier keine Dynamik verloren. Trotzdem kann man bei Bedarf den Amp in geringen Maßen mit einem guten Gerät wie dem Tube Amp Doctor Silencer lautstärkemäßig noch weiter herunterregeln. Allerdings würde ich dabei nicht über -8 dB gehen, weil dann der Dynamikverlust hörbar ist.

Audio Samples
0:00
Crunch (Les Paul)

Selbst der bissige Steg-Singlecoil der Strat lässt sich hier gezielt anfetten. Der Gainregler steht auf 12 Uhr, der Bassregler auf Vollgas und das Mittenpoti in der 2-Uhr-Position. Bei den Höhen habe mich in diesem Audiobeispiel allerdings etwas zurückgehalten, damit es nicht zu eierschneidermäßig wird. Aber auch wenn man den Trebleregler zurücknimmt, wird es hier nie wirklich muffig und auch in der 12 Uhr Position ist der Amp weit von einem dumpfen Sound entfernt, ein gewisser Glanz ist immer vorhanden. Country-Rocker kommen hier auch mit einer Telecaster sicher auf ihre Kosten. 

Audio Samples
0:00
Country-Crunch (Strat)
Hiwatt_SSH_Studio_Stage_Head_20_40_1-1004209 Bild

Mit der Les Paul erhält man problemlos schmatzige, klassische Rocksounds. Obwohl der Amp auch mit Boostern und Zerrern gut klarkommt, haben mir die Sounds ohne Pedal besser gefallen. Probleme gab es in diesem Zusammenhang eigentlich nur mit Geräten wie beispielsweise dem Dual Drive von Baldringer, die einen in sich fertigen Sound liefern und den Amp nur zum “Lautmachen“ benutzen. Dazu färbt der Amp einfach zu stark und bringt zu viele harmonische Verzerrungen. Mit dem King Of Tone von Analogman, einem Tube Screamer, oder klassischen Boostern aller Art kann man hingegen das Klangspektrum des Amps bei Bedarf erweitern. 

Audio Samples
0:00
Higher Gain (Les Paul)

Wenn man den Gainregler herauszieht, bringt der Amp ein deutliches Plus an Verzerrung. Dabei bleibt er aber immer in klassischen Regionen und Gleichmacherzerre sucht man vergebens. Ebenso offenbart der Amp gnadenlos alle Spielnuancen, Fehler werden nicht wegkomprimiert. Man muss schon wissen, wie man einen gute Ton nur mit den Fingern erzeugt. Im nächsten Audiobeispiel habe ich den Gainregler herausgezogen und in die 15-Uhr-Position gebracht. Mehr war nicht möglich, weil sich die Vorstufe des Amps in der Vollgasposition förmlich verschluckte. Deshalb habe ich den Bassregler auf 11 Uhr zurückgenommen. Das Treblepoti steht hier auf 13, die Mitten auf 16 und der Masterregler auf 11Uhr. 

Audio Samples
0:00
Extra Gain (Les Paul)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.