Genelec 1032C Test

Praxis

Aufstellung

Die Genelec 1032C bringen trotz der leichteren Verstärker immer noch 17 Kilo auf die Waage. Man benötigt nicht nur ein stabiles Stativ, sondern eventuell auch eine weitere Person um die Box aufzustellen. Der mir helfende Studiokollege fragte, ob ich einen alten Klassiker testen würde. Zu Recht, denn bei all den organisch runden Boxen, die es mittlerweile von Genelec oder auch anderen Herstellern gibt, denkt man beim 25 Jahre alten Gehäusedesign natürlich an Design aus vergangenen Tagen. Ich versuche, mich davon nicht beeinflussen zu lassen und schließe die Boxen so wie sie ausgeliefert werden an meinen Monitor-Controller an. Die 1032C platziere ich direkt neben meinen eigenen Studioboxen, was es recht einfach macht, sie auf die Abhörposition auszurichten. Sie stehen zirka zwei Meter entfernt von mir. Ein Akustik-Pad oder ähnliche Aufstellungshilfen werden nicht mitgeliefert und so verwende ich einen No-name-Schaumstoffkeil als Unterlage zur Entkopplung und zum Anwinkeln der Box.

Durch das etwas reduzierte Gewicht sind die beiden Boxen einfacher aufzustellen.
Durch das etwas reduzierte Gewicht sind die beiden Boxen einfacher aufzustellen.

Der Klang der 1032C

Mit frischen Ohren, ohne vorher etwas auf meinen eigenen Boxen gehört zu haben, mache ich mich ans Werk. Eine DAW mit von mir favorisierten und oft gehörten Soundcheck-Songs steht in den Startlöchern und so zünde ich die letzte Stufe zum Boxenstart. Mein erster Eindruck: ausgeglichen und ohne offensichtliche oder störende Frequenzgang-Auswüchse. Erst einmal ganz gut, denke ich. Das Stereobild wirkt sauber und die Anordnung der einzelnen Instrumente wird gut abgebildet. Schöne und spaßmachende Bässe, in den Mitten nicht zu schwach und auch in den hohen Frequenzen gibt es neben einer kleinen Auffälligkeit rund um 3 Kilohertz nichts zu meckern. So denke ich jedenfalls bis ich mal zum Vergleich auf meine – um das Vierfache billigere – Abhöre umschalte. Ich traue zunächst meinen Ohren nicht, denn meine bis dahin geliebten Boxen klingen im Vergleich zu den Genelec 1032C matschig in den Bässen und bieten auch kein so klares, gut aufgelöstes Stereobild. Natürlich ist dies hier kein Vergleichstest, aber um das Gehörte besser einordnen zu können war es hilfreich umzuschalten. Die 1032C klingen absolut klar, sauber, mit knackigen Bässen die durch alle Lautstärken hinweg nicht verwässern, sondern absolut präzise wiedergegeben werden. Ich höre keine dicken Resonanzen im Bassbereich, die auf meinen eigenen Boxen die benachbarten Frequenzen fast schon überdecken. Und auch der Frequenzgang bis in die tiefsten Tiefen klingt überzeugend. Der Tieftonbereich, der Spaß macht und weniger im Ohr als in der Magengegend drückt, ist zu Genüge vorhanden. Nicht zu viel, aber eben auch nicht nur ein wenig.

Fotostrecke: 4 Bilder Für die knackigen Bässe ist der 10-Zöller zuständig.

Auffallend ist, dass der Gesang nicht (wie so oft auf Studioboxen) in den Hintergrund rückt, sondern klar vorne, Kopf an Kopf mit den Bässen und Höhen bleibt. Bemerkungen wie “Wenn Gesang und Sprache auf diesen Boxen zu leise klingen, dann sind sie auf allen anderen Boxen meistens genau richtig” sind bei der 1032C nicht nötig. Trotz der starken Basswiedergabe fallen die Mitten nicht zurück.
Die Höhen kann man als sehr ausgewogen und weich bezeichnen. Sie sind tendenziell eher ein wenig zurückhaltend und haben für mein Hörempfinden einen Buckel rund um 3 Kilohertz. Bei leisen bis moderaten Abhörlautstärken würde ich die Höhen auf den Genelec 1032C als fein, weich und unaufdringlich bezeichnen. Bei sehr lautem Abhören wird ihr kleiner Vorsprung aber deutlicher, sodass mich die kleine Resonanz dort oben dann ein wenig stört. Apropos lautes Hören: Was die 1032C ohne hörbar zu zerren an Pegel liefern ist beeindruckend. Weit über der Lautstärke, die man in einem kleineren Studioraum auf Dauer unbeschadet aushalten würde, schaltet sich die limitierende Schutzschaltung der “Gennies” ein und zeigt dies frontseitig mit der nun rot blinkenden Status-LED an. Vorausgesetzt man beschickt sie mit sauberen Signalen wird man auch beim oberen Lautstärkeende der 1032C keine unangenehmen Verzerrungen hören.
Das Stereobild ist ohne erkennbare Phasenprobleme. Ich mache keine Überbreiten aus und bin immer wieder beeindruckt von der fast plastisch lokalisierbaren Ortbarkeit. Auch geräuschhafte Klänge wie Shaker klingen nicht verwaschen sondern man bildet sich fast schon ein, jedes einzelne Korn zu hören. Die Präzision ist wirklich beeindruckend.

Schöne, neue, digitale Welt

Den klangliche Finesse der 1032er-Serie wird bei der 1032C mit dem Luxus der digitalen Anbindung und Steuerung verknüpft. Vorbei ist nun also die Jagd nach dem besten, monströsesten Kabel im Kampf gegen Impedanzen und Fehlereinstreuung analoger Signalübertragung. Wer Schirm und Leiter nicht mehr traut, kann sich getrost in die AES/EBU-Arme fallen lassen und die D/A-Wandler des DAW-Audiointerfaces auslöten und auf Ebay verkaufen. Die digitale Anbindung an den Computer ist die sinnvollste Vermeidung von Fehlerquellen moderner Studioumgebungen. Das Killerfeature für größere Setups und Studios dürfte allerdings das Zusammenspiel mit Genelecs zirka 500 Euro teuren Steuerungssystem GLM sein. Hier kann man nun also erstmals die legendäre 1032er-Serie bequem, unkompliziert und übersichtlich im Verbund konfigurieren und bedienen. Das Einmessen per Messmikrofon kann zwar nicht alle baulichen Verfehlungen der Raumakustik ausgleichen, führt aber dazu, an der Abhörposition einen etwas ausgeglicheneren, lineareren Frequenzgang zu erhalten und gleicht Ungenauigkeiten der Laufzeiten von den Boxen zur Hörposition aus. Hiermit kitzelt man nicht nur ein wenig mehr Linearität aus seinen Abhören, sondern es ist auch ein Segen und eine große Zeitersparnis für alle die mit 4.0 oder umfangreicheren Lautsprecheranordnungen arbeiten und normalerweise Phasenprobleme mit Delays manuell ausgleichen müssten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die 1032-er-Reihe ist dank dem neusten Modell per Digitaltechnik in moderne Studioumgebungen integrierbar.
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Gmax Music sagt:

#1 - 07.06.2023 um 16:44 Uhr

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Der Kommentierende hat unlängst Genelec 8040B erworben und vorher 25 Jahre auf 1031A gemischt. Leider kommt der 8040B mit einem "speziell konstruierten" Bassreflex auf der Rückseite des Gehäuses. Die 1000er Serie hatte bisher tatsächlich eine extrem gute, kompromisslose Definition - auch Dank den Bassreflex-Schlitzen auf der Vorderseite, - ist der Bassbereich sogar in offenen Räumen - sehr gut einzuschätzen, sofern die Lautstärke unten gehalten wird. Das neue Konzept (8000er) bei sehr vielen Genelecboxen mag im gedämpften Raum ausreichend sein. Rückfragen haben aber allerdings ergeben, dass bei Genelec niemand genau sagen kann, welche Frequenzen nun hinten beim Reflexrohr genau austreten. Beim Hinhören am Ausgang entsteht ein etwas diffuser Eindruck. Wer den offenen Raum auch in das Mischen einbezieht, ist mit der 1000er Serie sicher viel besser bedient. Ich würde generell von Bassreflex auf der Rückseite abraten, da die Lautsprecher sehr of an Wänden zu stehen kommen. Statt an der wirklich messerscharfen Akustik von A-Z solide festzuhalten, scheint Genelec nun in der Hauptsache mehr Allroundspeakers zu bauen. Der 1032C ist vorläufig vermutlich einer der letzten Highclass Midfield-Speakers aus diesem Hause. Mögen meine Ausführungen dazu führen, dass sich indbes. Soundengineers gut überlegen, ob sie mit Bass-Reflex Outs auf der Rückseite arbeiten wollen. Für den Schreibenden mit sehr hohen Ansprüchen an die Raumanpassung und zum Mischen von Stereo-Mainstream ein absolutes No-Go.

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