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Friedman BE-OD Test

Friedman Amplification hat in kurzer Zeit den Status eines Geheimtipps für Röhrenamps verlassen und mit dem BE-100 Brown Eye, einem handverdrahteten Vollröhren-Topteil im Boutique-Umfeld, einen schon fast legendären Amp geschaffen. Wie viele andere Amp-Hersteller versucht auch Friedman, den Sound seines Boliden in ein Bodenpedal zu pressen. Der BE-OD Overdrive/Distortion wird in USA zusammengeschraubt und soll den sahnigen Sound des BE-100 auf Knopfdruck generieren.

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Sollte unser Kandidat dazu in der Lage sein, wären auch die 229 Euro, die für ihn aufgerufen werden, durchaus akzeptabel. Wir haben das BE-OD Pedal näher in Augenschein genommen und ihm auch unser kritisches Ohr geliehen.

Details

Gehäuse/Optik

Der BE-OD kommt im stabilen, schwarz lackierten Metallgehäuse in Standardgröße (72 x 120 x 59 mm), vergleichbar mit den üblichen MXR-Pedalen.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Name Friedman Amplification hat sich in kürzester Zeit…

Auf der Oberseite stehen sechs zweireihig angeordnete Regler zum Einstellen des Zerrsounds bereit. Zusätzlich wartet im Inneren des Pedals ein kleines Trimmpoti darauf, die Grundeinstellung des Zerrgrades nuanciert zu verändern. Ab Werk ist dieses Poti auf 12 Uhr eingestellt, es steht also genügend Spielraum in beide Richtungen zur Verfügung. Nach Abschrauben des Deckels kann es mit einem kleinen Schraubenzieher bedient werden. Die Oberseite wartet wie gewohnt mit einem Fußschalter und einer dazugehörigen Status-LED auf. Dave Friedman hat dem Pedal eine True-Bypass-Schaltung spendiert, das Eingangs-Signal wird also direkt an den Ausgang geleitet, wenn das Pedal nicht aktiviert ist.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienoberfläche ist mit sechs Reglern ausgestattet,…

Der BE-OD lässt sich flexibel mit Spannungen zwischen 9 und 18 Volt versorgen, ein Batteriebetrieb ist allerdings nicht möglich. Da mittlerweile die meisten Gitarristen ihre Bodentreter im Board mit einer Mehrfach-Stromversorgung speisen, ist das in meinen Augen nicht so dramatisch. Die Anschlüsse sind standardmäßig an beiden Seiten geparkt, links der Output, rechts der Input und das Pedal macht einen robusten, roadtauglichen Eindruck. Auf der Website wird damit geworben, dass der BE-OD zwar Made in USA ist, aber Premium-Komponenten aus aller Welt enthält. Daher liegt das Pedal auch preislich in einem recht normalen Bereich für ein Boutique-Produkt.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Eingangsbuchse befindet sich auf der rechten Gehäuseseite.

Bedienung

Zum Einstellen stehen in der oberen Reihe eine Klangregelung, bestehend aus Bass, Treble und Presence zur Verfügung. Der Presence-Regler verleiht den ganz hohen Frequenzen zusätzlichen Glanz. Die zweite Reihe kommt mit Gain, Volume und Tight, letzterer sorgt für Klarheit im Bassbereich. Je weiter er aufgedreht wird, desto straffer kommen die Töne der tiefen Saiten aus den Speakern. So viel zur Theorie, die Praxis ruft!

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Praxis

Für ungeduldige gibt es schon mal einige Audio-Beispiele zusammengefasst im Video Clip.

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Der BE-OD ist nun vor meinen clean eingestellten Sovtek MIG-50H gespannt und als erstes wird selbstverständlich der Regelweg des Zerrgrades mit der Les Paul ausgetestet. Der kann in der kompletten Bandbreite genutzt werden, denn auch beim Minimal-Setting von 7 Uhr gibt es was zu hören. Die Schaltung ist so konstruiert, dass auch bei höheren Gainsettings die Lautstärke nicht drastisch zunimmt, man muss also nicht mit dem Master bei starken Veränderungen des Zerrgrades nachregeln. Das macht es im Bühneneinsatz etwas leichter, wenn man gerne mal am Gain schraubt. Die Bandbreite des Zerrgrades ist nicht sehr hoch, hat man eine Gitarre mit Humbuckern am Start, gibt es schon in der Minimaleinstellung ein kerniges Mid-Gain-Brett, das sich dann im Verlauf des Regelweges zu einer satten High-Gain-Verzerrung entwickelt. (Bsp. 1)

Mit einer Singlecoil-Gitarre ist es möglich, bei minimalem Gain noch Crunchsounds aus dem BE-OD zu holen. Natürlich lässt sich der Zerrgrad generell am internen Trimmpoti noch etwas verstellen – der Wirkungsgrad ist dabei recht hoch. Ich habe damit zu Beginn etwas experimentiert, bin aber recht schnell wieder bei der Werkseinstellung von 12 Uhr gelandet, denn die Konstruktion des Pedals zielt eindeutig auf hohe Zerrgrade, und die werden hier komplett erstklassig bedient. Selbst eine Strat kann mit viel Schmackes aus den Lautsprechern kommen (Bsp. 4).

Dave Friedman hat es geschafft, den Sound des BE-100 Brown Eye Röhrenboliden im Pedalboard zur Verfügung zu stellen.
Dave Friedman hat es geschafft, den Sound des BE-100 Brown Eye Röhrenboliden im Pedalboard zur Verfügung zu stellen.

Der einzige Wermutstropfen ist das höhere Nebengeräuschaufkommen, hier ist Dave Friedman etwas großzügiger, das war auch beim BE-100 Amp schon recht hoch. Wer in dieser Hinsicht pingelig ist, sollte sich auf jeden Fall ein Noise Gate zulegen. Sehr wirkungsvoll arbeitet der Tight-Regler, mit dem der Bassbereich knackiger eingestellt werden kann. Riffs auf den tiefen Saiten bekommen bei höheren Settings eine wesentlich bessere Durchsetzungsfähigkeit, was besonders bei High-Gain-Sounds immens wichtig ist. Die Spannweite mit dem Minimal- und Maximalwert hört ihr im Beispiel 2 und in Beispiel 7 ist der BE-OD mit einer Baritongitarre in Drop-A-Tuning zu hören. Dort verschafft die hohe Einstellung des Tight-Reglers enorme Transparenz im Frequenzkeller.
Aber auch generell kann man dem BE-OD eine sehr transparente Klanggestaltung attestieren. Das ist für mein Empfinden auch der Punkt, in dem sich das Pedal von vielen anderen unterscheidet, die ebenfalls High-Gain-Sounds erzeugen. Denn beim BE-OD ist eine saubere Saitentrennung angesagt und Akkorde werden selbst bei hohen Gainsettings sauber übertragen. In Beispiel 6 habe ich mit einer solchen Einstellung ein paar “Jazz Chords” gespielt, die trotz Zerrgewitter klar und deutlich zu hören sind.
Mit einer sensiblen dynamischen Ansprache kann das Pedal allerdings nicht unbedingt aufwarten, da gibt es andere, die diese Disziplin feinfühliger beherrschen. Aber prinzipiell finde ich das nicht so dramatisch, denn der BE-OD ist als Spezialwerkzeug für’s Sägen konzipiert, und das macht er erstklassig. Die Klangregelung erlaubt mit Treble- und Presence-Regler ein gutes Finetuning im oberen Frequenzbereich, daher sind hier primär die klassischen Rocksounds an der Tagesordnung. Aufgrund der Klangtransparenz und des Zerrgrades halte ich den BE-OD aber auch durchaus für Metal-tauglich, hier müsste man einen grafischen EQ hinter das Pedal schalten und die Mitten entsprechend bearbeiten. Im letzten Beispiel bekommt ihr noch einmal einen Eindruck vom Sustain- und Obertonverhalten des Pedals, der Ton spricht sehr gut auf Pinch Harmonics an und kippt auch bei geringer Lautstärke schon in den Obertonbereich. Bei der Aufnahme hatte ich gehobene Zimmerlautstärke im Regieraum, das leichte Feedback wurde über die Studiomonitore erzeugt.

Bsp.TextBassTrebPresVolGainTight
1Gain-Regler: 7, 9, 12, 15, 17 Uhr (Les Paul)12121012var.12
2Tight-Regler: Minimum und Maximum (Les Paul)1212101214var.
3Minimal Gain (Strat)1413812714
4High Gain (Strat)11139121410
5High Gain Punkrock Style (Melody Maker)151116121515
6High Gain Jazz Chords (SG)141014121514
7Bariton-Gitarre mit Drop A Tuning14159121317
8Lead Sound mit Reverb (Les Paul)131311121513
Audio Samples
0:00
Bsp. 1: Gain-Regler: 7, 9, 12, 15, 17 Uhr (Les Paul) Bsp. 2: Tight-Regler: Minimum und Maximum (Les Paul) Bsp. 3: Minimal Gain (Strat) Bsp. 4: High Gain (Strat) Bsp. 5: High Gain Punkrock Style (Melody Maker) Bsp. 6: High Gain Jazz Chords (SG) Bsp. 7: Bariton-Gitarre mit Drop A Tuning Bsp. 8: Lead Sound mit Reverb (Les Paul)
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Fazit

Der BE-OD erzeugt einen satten Zerrsound allererster Güte. Allerdings sollte jedem klar sein, dass dieses Pedal keine Eierlegende Wollmilchsau ist, sondern eher in die Kategorie “Spezialwerkzeug” gehört. Es liefert eine sahnige Zerre mit viel Gain und enormer Transparenz. Selbst bei hohen Einstellungen hört man bei Akkorden auf allen sechs Saiten jeden einzelnen Ton. Was nicht unbedingt zum Spezialgebiet gehört, ist die dynamische Ansprache. Der Zerrgrad lässt sich nur mäßig mit dem Anschlag oder dem Volume-Poti an der Gitarre kontrollieren. Dafür bringt er sattes Sustain und ein herrliches Obertonverhalten, soundmäßig bedient der BE-OD alle Facetten von Mid-Gain- bis High-Gain-Sounds im klassischen Stil und wird seinem Vorbild, dem Sound eines aufgemotzten Marshalls, mehr als gerecht. Einziger Wermutstropfen ist das erhöhte Nebengeräuschaufkommen, dafür gibt es dann doch einen halben Stern Abzug, aber ansonsten ist das Pedal der Hammer, auch zum aufgerufenen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Klangtransparenz bei hohem Gain
  • Wirkungsgrad des Tight-Reglers
  • Sustain und Obertonverhalten
  • Gain-Verhalten mit internem Trimmpoti einstellbar
Contra
  • Rauschen
Artikelbild
Friedman BE-OD Test
Für 199,00€ bei
Der BE-OD Overdrive liefert eine sahnige Zerre mit viel Gain und enormer Transparenz, lediglich das erhöhte Rauschen trübt das Bild ein wenig.
Der BE-OD Overdrive liefert eine sahnige Zerre mit viel Gain und enormer Transparenz, lediglich das erhöhte Rauschen trübt das Bild ein wenig.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Friedman
  • Modell: BE-OD
  • Typ: Overdrive/Distortion Pedal
  • Regler: Bass, Treble, Presence, Volume, Gain, Tight
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Bypass: True Bypass
  • Stromverbrauch: k.A.
  • Spannung: 9-18 V (nur Netzteil – nicht im Lieferumfang)
  • Maße: 72 x 120 x 59 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 290 Gramm
  • Preis: 229,00 Euro
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