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Lunacy Audio Cube Test

Das Sampling-Instrument „Cube“ von Lunacy Audio schickt sich mit seinen äußerst komplexen Sounds an, am von Omnisphere 2 und Kontakt besetzten Thron der virtuellen Großinstrumente zu sägen. Acht Sample-Layer, Morphing zwischen den Layern im dreidimensionalen Würfel und hunderte komplexer Presets zum Einstieg – die Featureliste von Cube ist ein selbstbewusstes Statement. Wie sich das Software-Instrument im Produktionsalltag schlägt, wie es klingt und wie Cube im Vergleich zur Konkurrenz dasteht, lest ihr im Test!

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Um Missverständnisse zu vermeiden – 3D Audio beherrscht Cube nicht, ewig lange, sich organisch verändernde Sounds dafür schon. Der Bedarf an immer komplexeren und immer individuelleren Sounds ist größer denn je. Splice Loops nutzen kann (und macht) jede*r. Da noch aus der Masse herauszustechen, gelingt entweder mit eigenem Sounddesign oder mit Instrumenten, die von sich aus schon ungewöhnliche Sounds mitbringen. 

Auftritt Cube: Hat man sich erst mal durch das Marketing-Sprech gewühlt – „A new kind of Sound“, „phat analog keys“, „revolutionary“ – erwartet einen ein ungewöhnlich aussehendes, aber hervorragend klingendes Instrument. Die Ausstattung ist üppig: über hundert Samples, über 400 Presets, acht Sample-Layer, dazu der namensgebende dreidimensionale Würfel in der Mitte. 

Details und Praxis

Lunacy Audio Cube – acht Ecken, acht Samples 

Acht Sample-Layer, jeder mit eigenen Modulationen, eigenen Samples und eigener Hüllkurve – das klingt kompliziert. Lunacy Audio geht bei der Oberfläche von Cube von Anfang an in Richtung Vereinfachung. Die Hauptansicht von Cube stellt der animierte Würfel mit seinen acht Ecken, einem kleinen animierten Ball in der Mitte, einem einzigen großen Fader namens „Ether“ links und einem Makro-Regler sowie einem für Filter rechts dar. Seid ihr eher auf Presets und wenige Anpassungen aus, müsst ihr diese Ansicht selten verlassen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Software Instrument Cube von Lunacy Audio.

Die Form des Würfels und der acht Sample-Layer haben einen Zusammenhang: In jeder Ecke des Würfels liegt ein Sample. Der Ball in der Mitte stellt quasi einen Fader dar, der sich in drei Dimensionen zwischen den Sounds bewegt. Diese Bewegung passiert im Orbit – fast hätte es Namensstreitigkeiten mit Spectrasonics gegeben, denn deren Modulationswundertüte in Omnisphere heißt The Orb. Die Idee dahinter ist auch noch sehr ähnlich: komplexe Modulationen, weit weg von starren LFOs, Hüllkurven oder Sequencern. Von diesen Bewegungsmustern gibt es viele vorgefertigte, genauso gut könnt ihr aber auch selbst im Orbit mit dem kleinen Ball Pfade erzeugen und aufzeichnen. 

Preset Library und Zufallsgeneratoren

Der Standard-Sound von Cube scheint bewusst ziemlich unspektakulär ausgewählt worden zu sein. Entweder ihr geht nun zu den Presets oder zum Soundsbereich, um die acht Layer zu befüllen. Fangen wir bei Ersterem an. Über 400 Fabriksounds hat Cube an Bord. Diese können im Presetbrowser nach acht Kategorien wie „Bass“, „Arp“ oder „Sound Design“ sortiert und bei Gefallen als Favoriten markiert werden. Über die Zeit werdet ihr in Cube eine größere Anzahl an Favoriten in der Preset-Bibliothek ansammeln. Das große Herz-Icon oben im Browser blendet dann auf Knopfdruck alle anderen Sounds aus.

Fotostrecke: 2 Bilder Hilfe für Entscheidungsschwache.

Wer allein schon von der großen Anzahl an fertigen Sounds erschlagen ist und einfach keine Entscheidungen treffen kann, kann bei Cube auch per Zufall ein Preset auswählen lassen. Der Button dafür ist direkt neben dem Herz-Icon. Überhaupt ist, ähnlich wie in Warlock von Tone2, an vielen Stellen von Cube das Zufallsprinzip bei der Soundveränderung möglich. Alle geladenen Samples sowie die gewählte Orbit-Bewegung oder die Effekteinstellungen können per Zufallsgenerator neu gewürfelt (hah!) werden. Was bringt das?

Zufallsgeneratoren II: Sounddesign mit Cube 

Zum einen sind diese drei Zufallsgeneratoren als Buttons neben der Preset-Anzeige zu finden und stellen so eine einzige, ewige Soundvariationsmaschine dar. Habt ihr eine gute Kombination an Samples gefunden, aber die mühsam selbst gezeichnete Orbit-Bewegung erzeugt nur akustisches Chaos? Dann drückt den Zufalls-Button – dadurch ändern sich die Samples und die Einstellungen der Effekte nicht. Ähnlich starke Veränderungen entstehen durch immer wieder neue, zufällig erzeugte Effektkombinationen. Genauso gut können alle Samples eines fertigen Presets per Knopfdruck ausgetauscht werden. Sound Design muss also nicht mühsam sein!

Fotostrecke: 2 Bilder Mit gehaltener SHIFT-Taste verschiebt man den Punkt auch auf der Z-Achse.

Wollt ihr eigene Orbit-Bewegungen erzeugen, müsst ihn in den „Orbits“-Bereich zu „Create New Orbit“ gehen – 40 fertige sind bereits dabei. Dort gibt es zwei Wege, Bewegungsabläufe zu erzeugen: entweder mit dem „Orbit Stepper“ oder mit dem „Axis Sculptor“. Bei Ersterem verteilt ihr per Mausklick Punkte im Würfel. Dabei hilft es sehr, eine Note gedrückt zu halten oder vorher einige MIDI-Noten einzuspielen, um das Resultat sofort hören zu können. Bis zu 16 Schritte darf eine Bewegung lang sein. Und je nach gewählten Samples erzeugt die geloopte Bewegung im Würfel ziemlich komplexe Sounds. Im „Axis Sculptor“ wiederum wählt ihr für Längs-, Tiefen- und Breitenachse verschiedene Vorlagen aus. In Kombination können die dann äußerst komplexe Bewegungsmuster ergeben. 

Sample Layering in Cube 

Neben der Art der Bewegung ist die Geschwindigkeit des Balls von entscheidender Bedeutung. Je nachdem, ob ihr perkussive oder eher sanfte, flächige Samples wählt, macht es einen großen Unterschied, ob die Bewegung pro ganzem Takt, pro Viertelnote oder alle vier Takte einmal durchläuft. Bei den Samples selbst wählt ihr aus einem der über hundert fertigen Sounds und stellt dann grundlegend ein, ob der Sound normal, geloopt oder rückwärts abgespielt werden soll. Falls ihr das Sample loopt, gibt es dafür einen eigenen Arpeggiator, der Länge, Lautstärke und Raster des Loops bestimmt – und das für jeden Sample-Layer anders.

Fotostrecke: 2 Bilder In dieser Übersicht sind alle acht Sample-Layer zu sehen – oben links die Miniaturansicht des Würfels, so ist erkennbar, wo welches Sample liegt.

Aber auch hier hat Lunacy Audio mitgedacht. Manchmal kann es zu polyrhythmischen Arien kommen, etwa dann, wenn jedes Layer in einem anderen Raster spielt. Oft wird es aber auch zu chaotisch. Und so könnt ihr die Arpeggiator-Einstellung eines Samples-Layers auf alle anderen per Knopfdruck übertragen. Spätestens hier sollte erwähnt werden, dass in der jetzt erhältlichen Version der Import von eigenen Samples nicht möglich ist. Neben dem Ausbau der Sample-Library mit zusätzlichen Packs steht dieses Feature wohl aber ganz oben auf der Prioritätenliste der Entwickler. Das ließen sie in einem Thread auf VI-Control, einem der wichtigsten Sounddesign- und Filmmusik-Foren, verlauten. 

LFOs, Modulationsmatrix und Effekte in Cube

Über den Rest von Cube braucht man nicht viele Worte verlieren. Nicht weil die Effekte schlecht sind, die vier LFOs umfassende Modulationsmatrix unfähig ist oder die Arpeggiatoren nicht funktionieren, sondern weil sie tun, was sie sollen. Hier könnte Lunacy Audio den Charakter von Cube noch unterstreichen. Die acht Effekte klingen gut, aber keiner sticht durch besondere Klangeigenschaften hervor. Das ist zwar schon irgendwie ein Minuspunkt, aber auch nichts, was nicht schon von den meisten anderen Software-Instrumenten her bekannt wäre. 

Fotostrecke: 2 Bilder Es gibt weniger Modulationsziele für die vier LFO als beim Macro. Diese werden unten ausgegraut.

Im EQ könnt ihr erfreulicherweise wie bei Pro-Q3 und Konsorten Bänder per Doppelklick setzen und per Mausrad die jeweilige Breite bestimmen, und das scheinbar unbegrenzt. Beim Reverb-Modul sind gleich zwei Halleffekte mit dabei. Ein algorithmischer „Simple“-Hall und ein „Convolution“-Reverb (Faltungshall). Der Import von eigenen Impulsantworten ist hier nicht möglich. Ähnlich wie bei bisher nicht vorhandenen Sample-Imports würde sich diese Erweiterung allerdings anbieten. So lange nehme ich stattdessen „Schloss Neuschwanstein“. 

Installation und Einstellungen

Cube ist ein Sampler und die Installation damit entsprechend groß. 1,7 Gigabyte ist der Download groß und auch die Installation nimmt noch einmal gute 2 Gigabyte in Beschlag. Dankenswerterweise gibt es separate Setups für Instrumente und Samples. So könnt ihr die Samples in einem eigenen Ordner ablegen, falls der Speicherplatz auf eurer internen Festplatte knapp oder diese partitioniert sein sollte.

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Falls dieser Ordner auf einer eher langsamen Festplatte liegt, kann der „Streaming Mode“ in den Einstellungen von Cube von SSD auf HDD umgestellt werden. Damit werden die Samples nicht direkt von der Festplatte, sondern erst in den Arbeitsspeicher geladen.  

Zielgruppe und Vergleich zur Konkurrenz

Für wen ist Cube? Bei Komponist*innen von Film- und Game-Musik, bei Agenturen für Trailer-Songs und Ambient-Acts wird das Software-Instrument auf viel Begeisterung stoßen. Gerade im Filmbereich muss oft unter großem Zeitdruck gearbeitet werden. Presets, die von sich aus gut klingen und mit wenigen Handgriffen verändert werden können, sind deshalb ein Muss. Auch in Beatproduktionen wird Cube seinen Platz finden. Hier gilt es viel von der Komplexität der Cube-Sounds zu reduzieren, da sie Arrangements so füllen, dass kaum Platz für die Stimme oder andere Instrumente bleibt. 

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Mit dem komplexen Layering platziert sich Cube in direkter Konkurrenz zu Omnisphere 2 und Native Instruments Kontakt. Bei Ersterem sind ebenfalls achtfache Layer möglich, dazu sind noch mehrere Synthese-Engines, sehr komplexe Modulationen und ein Vielfaches an Effekten mit an Bord. Samples können in Kontakt wiederum viel genauer bearbeitet und verändert werden. Beide Instrumente kosten aber gut doppelt so viel. Was die Komplexität der Sounds betrifft, muss sich Cube hier nicht verstecken. Auch, was die CPU-Auslastung betrifft, spielt das Plugin ganz vorne mit. Die Würfelanimation verlangt dem Rechner neben den komplexen Sounds allerdings einiges ab. Dessen ist man sich bewusst, weshalb ein eigener „Eco“-Mode alle graphischen Spielereien deaktiviert, leider auch die Orbital-Engine. 

Fazit

Endlich kommt Bewegung in den Bereich der großen Sample-Instrumente! Die Dominanz von Omnisphere und Kontakt hat zu unendlich vielen Preset- und Sample-Libraries, aber nur wenig Innovation geführt. Cube traut sich was: vereinfachte Handhabung UND komplexe Sounds. Um wirklich auf Augenhöhe zu spielen, fehlt es aber noch an eignen Ecken. Ein Sampler ohne die Möglichkeit, mit eigenen Samples zu arbeiten, erinnert an die Zeit der Drum Machines mit festverbautem Sample-Speicher. Und ob man statt einer echten Demoversion nur die volle Rückgabemöglichkeit innerhalb der ersten 14 Tage nach Kauf anbieten will, sollte sich Lunacy Audio doch noch einmal überlegen.
Insgesamt ist Cube, was Qualität und Komplexität der Sounds betrifft, allerdings ganz vorne dabei. Werden die erwähnten Features noch nachgereicht, wird sich hier in den nächsten Jahren ein ernstzunehmendes Sounddesign-Werkzeug entwickeln.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Mit acht Sample-Layern sehr komplexe Sounds erzeugen
  • Orbital-Modulation macht Sample-Morphing leicht
  • Zufallsmodi bei Samples, Orbital und Effekten für schnelles Sounddesign
  • EQ-Bänder per Doppelklick setzen
Contra
  • Sample Import nicht möglich
  • Keine Demo-Version
Artikelbild
Lunacy Audio Cube Test
  • 8 Layer für Samples
  • Pro Player: eigene Hüllkurve, eigener Arpeggiator, eigener Abspielmodus
  • Über 100 mitgelieferte Samples
  • Über 400 Presets
  • 27 Arpeggiator-Presets
  • 13 Effekte: 2 Filter, EQ, Saturation, Waveshaper, Bitcrusher, Dynamics, Chorus, Phaser, Delay, Algorithmischer Reverb, Convolution Reverb, Limiter
  • Orbital-Modulation für Sample-Morphing in drei Richtungen
  • 40 Orbital-Muster als Presets
  • Lunacy Audio Cube 249,- $ (Straßenpreis 12.07.2021)
  • 4 LFOs
  • 1 Makro
  • Modulationsmatrix mit 16 Slots
  • AU / VST / AAX / Standalone
  • Systemvoraussetzungen: MacOS ab 10.9 , Windows ab 7 (64 bit), Mindestens 4 GB RAM (8 GB empfohlen), 2 GB Festplattenspeicher
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