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Finhol Kick Box Mark III Test

Der Finhol Kick Box Mark III im bonedo-Test – So mancher Straßenmusiker bewaffnete sich in den 60er und 70er Jahren mit einer Basstrommel auf dem Rücken, Schellen an den Füßen, einer Mundharmonika auf einer Halterung und nicht zuletzt einer Gitarre, um die ersten Fußgängerzonen mit handgemachter “Orchestermusik” zu beschallen. Nachdem in den letzten Jahren Abrüstung angesagt war und statt Vollausstattung eher Batterieverstärker in jeder Form und Größe das Feld eroberten, ist inzwischen die Zeit reif für ein Comeback der One-Man-Band – natürlich in weiterentwickelter Form.

Ein Finhol Stompbox Familienfoto (Mark I, Mark II, Mark III)
Ein Finhol Stompbox Familienfoto (Mark I, Mark II, Mark III)


Und hier zeigt die Digitaltechnik ihr freundliches Gesicht: Keine Bandscheibe muss mehr unter einer schweren Basstrommel leiden, denn die steckt nun in einer leichten, handlichen Box. Auch den Flaschenzug braucht sich der Musiker nicht mehr ans Bein zu binden, der Kick kommt direkt vom Fuß. Finhol baut die Kick Box in Deutschland. Die Produkte werden exklusiv über das Musikhaus Thomann in Burgebrach vertrieben.

Details

Auf den ersten Blick erinnert das keilförmige Gehäuse aus massivem Nussbaum (CNC-gefräst) an eine herkömmliche Stompbox. Einen Fußschalter braucht unser Kandidat aber nicht, denn die gesamte Oberfläche dient als Sensorfläche, und die reagiert sehr sensibel auf Impulse von Fuß, Fingern oder Stick. Ein Mikroprozessor verarbeitet diesen und bietet einen Dynamikumfang von 5,46 dB.

Fotostrecke: 2 Bilder Edles Gehäuse aus geöltem Nussbaum

Mit einer an der Unterseite verleimten Antirutschmatte verliert das handliche Gerät nicht die Bodenhaftung. Zwar bringt es mit Batterie nur runde 300 Gramm auf die Waage, passt aber mit einer Grundfläche von 150 mm x 120 mm und einer Höhe von 40 mm nicht mehr in einen Standardkoffer für Akustikgitarre.
Das Gerät kommt ohne Bedienungsanleitung aus und erschließt sich dem Benutzer intuitiv. Es gibt lediglich einen Eingang (rechts), einen Ausgang (vorne) und daneben einen kleinen Kippschalter. Und das wars auch schon. Mit dem Kippschalter hat man die Wahl zwischen den beiden Samplesounds Bass Drum (oben) und Cajon Bass (unten). Über den Ausgang (6,3 mm Klinkenbuchse) findet die Finhol Kick Box Mark III Anschluss an einen Akustikverstärker oder eine PA.

Simple Bedienung: Ein Ausgang und ein Kippschalter zur Soundauswahl
Simple Bedienung: Ein Ausgang und ein Kippschalter zur Soundauswahl

Wird die Akustikgitarre mit der Eingangsbuchse verbunden, liegen beide Sounds (Kick und Gitarre) bereit, um zur Verstärkeranlage weitergeleitet zu werden. Eine separate Klang- oder Volume-Regelung bietet die Kick Box aber nicht. Dazu später mehr.
Eine 9V-Blockbatterie sorgt für die Energieversorgung und ist in einem leicht zugänglichen Batteriefach am Boden untergebracht. Der Anschluss eines externen Netzgerätes ist nicht vorgesehen, und einen Ein-Ausschalter braucht es auch nicht, denn das Gerät wird automatisch aktiviert, sobald ein Anschlusskabel eingesteckt wird. Auf diese Weise wird Energie gespart – der Hersteller geht von einer Batterielaufzeit von 20 Stunden aus.

Mit 9V Blockbatterie arbeitet die Kickbox (laut Hersteller) bis zu 20 Stunden
Mit 9V Blockbatterie arbeitet die Kickbox (laut Hersteller) bis zu 20 Stunden
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Praxis

Die Kick Box braucht einen kongenialen Partner in der Gestalt einer Verstärkeranlage an ihrer Seite, um ihr Klangpotenzial ausspielen zu können. Über meine aktiven Yamaha MS150 Monitorboxen mit Hochtöner kommen die beiden Samples auf jeden Fall hammermäßig. Aber auch ein Gitarrencombo ohne Hochtöner (Engl Screamer 50) liefert brauchbare Ergebnisse. Im Prinzip steht der Sound schon, wenn sich die Potis der Klangregelung in 12-Uhr-Stellung (linear) befinden. Rückkopplungen treten auch bei größerer Lautstärke nicht auf und Mikrofonie war bei diesem Test ebenfalls zu keiner Zeit ein Thema. Hier der Sound der beiden Samples (linear), dabei geht die Kick Box direkt ins Interface.

Audio Samples
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Bass-Drum und Cajon

Die Bass-Drum kommt sehr kraftvoll über die Studioboxen, der Sound erinnert mich etwas an einen Disco-Kick. Der Cajon-Bass wird mit seinem Obertonspektrum besonders klangvoll und realistisch von der Full-Range-Anlage übertragen.
Und so klingt das Ganze zusammen mit einer Akustikgitarre.

Audio Samples
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Cajon Groove 1 Cajon Groove 2 Kickbox Disco Bass-Drum

Da der Sound selbst nicht veränderbar ist und zumindest an der Kick Box nicht eingestellt werden kann, bleibt er naturgemäß Geschmacksache und ist letztlich vom Ausgabegerät abhängig. Aber auch bei linearem Signalverlauf wird schnell klar, dass vor allem der Cajon-Bass besonders gut mit der Akustikgitarre harmoniert. Das Umschalten der beiden Sounds am Kippschalter verursacht keine Schaltgeräusche, allerdings wird der Cajon-Bass mit einem höheren Pegel ausgegeben, was man im Live-Betrieb aber subjektiv nicht wahrnimmt.
Viele Gitarristen nutzen kleine Akustikanlagen, die in der Regel nur zwei Eingänge haben. Handelt es sich dabei um zwei separate Kanäle (mit EQ), dann kann sich die Gitarre in den ersten und die Kick Box in den zweiten Kanal einklinken. Kommt eine Stimme (Mikro) dazu, wird’s komplizierter. Die sollte nämlich separat geregelt werden, weil sie im Zusammenspiel die stärkeren Argumente hat. In diesem Fall kann man die Gitarre über den Eingang an der Seite der Kick Box mit dem Combo verbinden und das Mischsignal (mit Kick) über den gleichen Kanal ausgeben. Die Summe wird dann mit dem EQ am Combo geregelt. Hat die Akustikgitarre einen integrierten EQ mit Volume-Regler, geht die Rechnung auf. Sonst braucht man (im Einzelfall) einen Submixer mit separater Klangreglung. Aber gerade für Minimalisten ist die Kick Box genau richtig. Klar ist es eine schöne Sache, auf großer Bühne und über eine große PA sein Publikum zu begeistern. Aber bei kleineren Gelegenheiten, auf der Straße, im Café oder in ähnlichen Situationen verlagern sich die Prioritäten, und hier kann dann auch der Einschleifweg ausreichen. Übung ist allerdings vonnöten und Multitasking ist angesagt. Am Anfang fordert auch das Arbeiten gegen Ermüdungserscheinungen des Fußes einige Energie. Aber zum Glück reagiert der Sensor sensibel und die Kick Box akzeptiert jede Schuhgröße. Schön wäre es, wenn man das Repertoire der Kick Box noch mit zwei, drei weiteren Percussion-Instrumente erweitern könnte, damit sich eventuelle Mitmusiker ebenfalls rhythmisch betätigen könnten. Aber auch so sorgt die Kick Box dafür, dass die Gitarre von ihrem Rhythmus getragen wird und für ein sehr luftiges Spiel steht, das Soundlöcher praktisch verschwinden lässt.

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Fazit

Die Kick Box macht mobil und ist für Minimalisten genau richtig. Die beiden Samplesounds (Cajon Bass und Bass Drum) kommen nicht nur über große Full-Range Boxen gut, sie klingen auch über kleine Akustikcombos amtlich. Der Fuß kann einer Gitarre, einem Banjo, einem Bass oder einer Mandoline den Groove geben und Soundlöcher überbrücken. Die Finhol Kick Box Mark-Serie beinhaltet noch zwei weitere Stompboxen, wobei die “mittlere” Mark II 139 Euro kostet und die beiden gleichen hochwertigen Sounds mitbringt, aber ohne Einschleifweg auskommt. Die “kleine” Kick Box Mark I kostet 129 Euro, besitzt ebenfalls keinen Einschleifweg und bietet lediglich den Bass Drum Sound. Mit seinem Einschleifweg wirft der große Bruder Mark III für die Gitarre ein starkes Argument in die Waagschale.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • klangvoller Cajon Bass
  • kraftvoller Bassdrum-Sound
  • Einschleifweg
  • keine Rückkopplungen und keine Mikrofonie
Contra
  • keine
Artikelbild
Finhol Kick Box Mark III Test
Für 159,00€ bei
Auf ganzer Linie ein Gewinn: die Finhol Kickbox Mark III
Auf ganzer Linie ein Gewinn: die Finhol Kickbox Mark III
Technische Daten
  • Typ: Kick Box Mark III (Made in Germany)
  • Hersteller: Finhol, Deutschland
  • Maße: 150 x 120 x 40 mm
  • Batterie: 9 Volt Block (Laufzeit ca. 20 Stunden)
  • Gewicht: ca 300 g
  • Farbe: Natur Nussbaum mit Öl versiegelt
  • Preis: 149 EUR (Mark III)
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Auf ganzer Linie ein Gewinn: die Finhol Kickbox Mark III

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Profilbild von RSaxX

RSaxX sagt:

#1 - 25.08.2023 um 10:42 Uhr

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"Der Anschluss eines externen Netzgerätes ist nicht vorgesehen, und einen Ein-Ausschalter braucht es auch nicht, denn das Gerät wird automatisch aktiviert, sobald ein Anschlusskabel eingesteckt wird. Auf diese Weise wird Energie gespart – der Hersteller geht von einer Batterielaufzeit von 20 Stunden aus." Also bei solchen Aussagen sträuben sich mir die Haare. Energie wird nur gespart, wenn man das Anschlusskabel nach Gebrauch tatsächlich entfernt, ansonsten ist die Batterie am nächsten Tag leer gelutscht. Aber wie viele Setups sind fest verkabelt im Probenraum oder auf dem Gigboard, und das natürlich so platzsparend, dass man an die Buchsen gar nicht mehr hin kommt? Da hätte man viel zu tun - die Kick Box ist ja im Zweifel nicht das einzige Gerät. Was hab ich mich darüber schon geärgert. Gilt auch bei Gitarren oder Bässen. Da wird beim Soundcheck alles so verkabelt und über Switchboxen verschaltet, dass man beim Gig nur noch hingreifen und auf einen Taster drücken muss, und dann kommt kein Ton aus der Gitarre, weil die Batterie des eingebauten Preamp im Standby abgenippelt ist. Aus meiner Sicht wäre es im Sinne der Praxis und der Nerven, entweder eine externe Energieversorgung (mit einer Schaltbuchse, die bei eingestecktem externen Strom die Batterie automatisch abklemmt) oder eben eine Ein/Aus-Funktion vorzusehen, die ja wirklich sehr einfach realisiert werden kann. Aber wenn solche vermeintlich energiesparenden Schaltungsdesigns (die natürlich nur der Kostenreduktion im Cent-Bereich dienen) in Artikeln wie diesem auch noch belobhudelt werden, wundert man sich nicht mehr, dass sich bei den Herstellern nichts tut. Ich hätte mir da etwas praxisnähere Kritik gewünscht.

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