Fender Standard Precision BK2011 Test

Mit der in Mexiko gefertigten Standard-Serie bietet Fender die zwei Klassiker und Topseller Jazz- und Precision-Bass zu einem ziemlich attraktiven Kurs an. Bereits für etwa die Hälfte des Preises eines Instruments aus US-amerikanischer Fertigung kommt man so in den Genuss des markanten und über Jahrzehnte bewährten Fender-Sounds.

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Die Ausstattung der Mexikaner ist zwar etwas einfacher (auf Hi-Mass-Bridge und Graphitstäbe in den Hälsen muss man beispielsweise verzichten), ihre Verarbeitung aber inzwischen in der Regel tadellos. Und auch soundmäßig müssen sie sich nicht hinter ihren nordamerikanischen Brüdern verstecken. Mehr noch: Aufgrund ihrer simpleren Konstruktion klingen die in Mexiko gefertigten Versionen vielleicht sogar eine Spur authentischer. Für diesen bonedo-Test haben wir uns den Brot-und-Butter-Bass schlechthin ausgesucht: einen schwarzen Precision mit Palisandergriffbrett.

DETAILS

Viele Worte muss man über den P-Bass wohl nicht mehr verlieren. 2011 wurde dieses Modell 60 Jahre alt und ist für viele Bassisten aufgrund seines simplen aber universell funktionierenden Sounds immer noch die bevorzugte Wahl im Studio und auf der Bühne. Dabei hat sich an der Konstruktion des Instrumentes fast nichts getan. Zwar gab es über die Jahre hier und da geringfügige Veränderungen, doch im Wesentlichen orientiert sich der aktuelle P-Bass nach wie vor an den Vorgaben des Leo-Fender-Modells aus den späten 1950er Jahren. Da macht natürlich die mexikanische Variante keine Ausnahme: Der kompakte Korpus besteht aus mittelschwerem Erlenholz, der Ahornhals hat ein kräftiges C-Profil mit einem Griffbrett aus Palisander und 20 Bünden im Medium-Jumbo-Format.

Mein Testkandidat kommt in einem schwarzen Hochglanzfinish, für den farblichen Kontrast sorgt ein weißes, dreilagiges Parchment-Pickguard. Diese klassische Kombination sieht wirklich elegant aus, zumal die Lackierung keine Fehler aufweist: Selbst kleine Nasen oder sonstigen Unebenheiten sucht man vergeblich. Alles top! Gleiches gilt für das Finish am Hals. Hier hat Fender allerdings keinen Hochglanzlack verwendet, sondern ein seidiges Satinfinish mit angenehmer Haptik aufgebracht.

Ebenfalls auf hohem Niveau ist die Verarbeitung der Hölzer: Das Griffbrett ist plan und sehr sauber verschliffen, die Halsausfräsung passgenau,. sodass der Hals wirklich stramm sitzt und die Schwingung gut auf den Korpus übertragen kann. Und weil die Standard-Serie nun mal die Standard-Serie ist wird sie eben auch mit der Standard-Hardware aus dem Hause Fender bestückt – klar. Auf der Kopfplatte sitzen vier offene Stimm-Mechaniken mit großen Flügeln und ein Saitenniederhalter für die D-und G-Saite. Am Korpusende wurde der berühmt-berüchtigte Fender-Blechwinkel als Steg aufgeschraubt. Dieser Winkel ist beileibe kein Meisterstück der Ingenieurskunst, erfüllt aber alle Grundanforderungen an eine Bassbrücke. Man kann damit die Saitenlage und die Intonation einstellen, davon abgesehen trägt sie einen nicht unerheblichen Teil zum typischen Fendersound bei. Die gesamte Hardware erstrahlt selbstverständlich in Chrom, genauso wie der große, geriffelte Regler für die Lautstärke des Tonabnehmers und die Tonblende zum Absenken der hohen Frequenzen. Der einzige Tonabnehmer sitzt –wie soll es anders sein–in der P-Bass typischen Mittelposition und kommt im 1957 von Fender eingeführten Spilt-Coil-Design.

PRAXIS

Ein gutes Setup ist bei Saiteninstrumenten sehr wichtig, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können. Gerade Einsteiger mit wenig Erfahrung sind darauf angewiesen, dass das frisch erstandene Schätzchen in einem gut bespielbaren Zustand zu Hause eintrifft bzw. fachmännisch im Laden eingestellt wird, bevor es über die Theke geht. Mein Test-Preci aus Fenders Standard-Serie gibt mir diesbezüglich keinen Grund zur Beanstandung. Der Hals hat etwas Krümmung und die Saitenlage ist halbwegs komfortabel justiert – ich komme auf Anhieb mit sämtlichen Spieltechniken klar. Die gute Bespielbarkeit resultiert aber auch aus der tadellosen Bundierung und dem sehr tief gefeilten Sattel, der ein müheloses Greifen der tiefen Lagen ermöglicht. Wie viele Precis ist auch dieser Fender etwas kopflastig. Zudem ist er mit etwa vier Kilogramm beileibe kein Leichtgewicht und zerrt daher ordentlich an der linken Schulter. Andererseits kann etwas mehr Gewicht dem Sound durchaus helfen, und so klingt der Mexikaner dann auch wirklich sehr gesund.

Schon ohne Verstärker spürt man die Schwingung der ordentlich ausgeführten Konstruktion, es gibt keine nennenswerten Deadspots. Das Sustain ist für einen Bass dieser Bauart in allen Lagen absolut ausreichend. An den Verstärker gekabelt präsentiert sich der Standard P grundsolide mit einem überzeugenden Fundament und ordentlicher Durchsetzungskraft. Dabei klingt er – baubedingt  – eben nicht ganz so aufgeräumt wie sein Kollege aus amerikanischer Fertigung. Für einige Bassisten wird aber gerade diese Note den Charme des Mexikaners ausmachen. Auch die Klangvariationen, die mit der Tonblende möglich sind, funktionieren wie gewünscht: Mit zugedrehtem Regler behält der Ton noch ausreichend Kontur und geht im Bandsound nicht unter – schöne Motown- und Vintage-Sounds hat der Standard also auch drauf.

Audio Samples
0:00
Flat Pick Tonblende zu

Ich finde die Gesamtperformance des Basses absolut überzeugend. Gerade der Einsteiger bekommt für eine überschaubare Investition einen gut klingenden und äußerst einfach zu bedienenden Bass in die Hand.

FAZIT

Fender liefert mit dem Standard Precision aus mexikanischer Fertigung einen unprätentiösen „Universalbass für alle Fälle“. Der simple und markante P-Bass-Sound macht in sämtlichen Stilrichtungen und Spieltechniken eine gute Figur und setzt sich im Bandgefüge bestens durch. Dank der einfacheren Brücke und dem unverstärkten Hals klingt das mexikanische Standard-Modell etwas rauer als der amerikanische Precision. Für einige Bassisten wird aber gerade diese Note den Charme des Mexikaners ausmachen. Nicht nur deshalb, sondern auch weil er sich auch in puncto Verarbeitung und Bespielbarkeit keine Patzer leistet, kann ich den günstigen Precision uneingeschränkt empfehlen. Schade ist nur, das Fender mit dem Zubehör geizt, denn außer dem Einstellwerkzeug und einer Bedienungsanleitung ist nichts im Karton.

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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Land: Mexiko
  • Modell: Standard Precision Bass
  • Mensur: 34“ Longscale
  • Korpus: Erle, schwarze Hochglanzlackierung, weißes, dreilagiges Pickguard
  • Hals: Ahorn, Grifbrett Palisander, 20 Bünde (Medium Jumbo), Satinfinish
  • Tonabnehmer: 1 x Splitcoil, mittlere Position
  • Regler: Volume/Tone
  • Gewicht: ca. 4kg
  • Preis: € 700,91 (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • schöne Optik
  • gute Verarbeitung
  • einfacher, solider Sound
  • gutes Setup und Bespielbarkeit
  • Preis/Leistungsverhältnis
Contra
  • kein Zubehör
  • leicht kopflastig
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Fender Standard Precision BK2011 Test
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Profilbild von Jo Wagner

Jo Wagner sagt:

#1 - 09.03.2012 um 12:38 Uhr

0

Lieber Rainer,
ich bin echter Fan deiner Soundfiles, wie
schaffst Du es nur immer wieder selbst relativ schlichte Instrumente
so gut klingen zu lassen.
Welche Super-Preamps, oder was auch immer für ein Set-up ist da mit am Werk ?
LG
J.

Profilbild von Rainer

Rainer sagt:

#2 - 09.03.2012 um 18:07 Uhr

0

Danke für deinen Kommentar, Jo. Die Instrumente gehen alle über ein Apogee Audiointerface direkt in den Computer, ich verwende keinen zusätzlichen Preamp oder andere Geräte. In Ausnahmefällen benutze ich einen möglichst neutral klingendes Kompressor- Plugin um einen sehr dynamischen Track etwas zu zähmen. Die Files sollen ja schließlich einen unverfälschten Sound der Instrumente wiedergeben. Um das beste aus den Bässen raus zu holen ist ein gutes Setup sehr, sehr wichtig, viele vernachlässigen das leider oder wissen eben nicht wie man Instrumente einstellt. Salut Rainer

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