Fender Mustang PJ Test

Fender nahmen den Mustang-Bass im Jahre 1964 ursprünglich als Einsteigerinstrument und preisgünstige Alternative zu den populären Jazz- und Precision-Bässen in ihr Portfolio auf. Mit seiner extrem kurzen 30″-Mensur war und ist der exotische Bass auch für Kinder und Jugendliche sehr leicht zu bespielen. Klanglich musste sich der Shorty aber keineswegs hinter seinen großen Brüdern verstecken: der Mustang liefert einen eigenständigen fetten Sound, der durchaus an den beliebten Precrision-Bass erinnert. Etwas mehr als 50 Jahre später überrascht uns der amerikanische Traditionskonzern nun mit einer modernisierten Version seines Klassikers. Die Fender-Entwickler verpassten dem in Mexiko gefertigten Mustang PJ einen zusätzlichen Stegtonabnehmer und ein modernes Halsprofil, damit der Shorty vielseitiger im Sound und noch komfortabler in der Handhabung wird.

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Details

Der Mustang PJ wirkt insgesamt sehr modern und stylish auf mich. Typische Design-Elemente, wie beispielsweise die große mit Vintage-Mechaniken bestückte Kopfplatte, sorgen andererseits für einen vertrauten, klassischen Fender-Look. Mein Testexemplar wurde mit einem schicken “Olympic White”-Finish versehen und trägt ein Drei-Lagen-Pickguard in “Mint Green” – eine sehr elegante Kombi, die sich bei jedem klassischen Bass gut macht. Wer es bunter mag, bekommt den Shorty auch wahlweise in “Sonic Blue”, “Torino Red” oder mit einer ultrahippen Lackierung in “Capri Orange” – für optische Abwechslung ist beim Fender-Neuzugang also gesorgt!

Fotostrecke: 4 Bilder Dieses 1964 erstmalig vorgestellte Fender-Modell …

Der kompakte Korpus besteht bei allen Versionen aus Erle und besitzt die Mustang-typischen kurzen Korpushörner. Für den aufgeschraubten kurzen Hals setzt Fender erwartungsgemäß Ahorn ein, die Ausfräsung für den Halsspannstab wird mit dem sogenannten “Skunk Stripe” verschlossen, der aus einer nicht näher bezifferten dunklen Holzart besteht. Auf dem Hals sitzt ein schön gemasertes Griffbrett aus Pau Ferro, das mit 19 Bünden und runden weißen Punkten zur Lagenorientierung bestückt wurde.
Die Kopfplatte im typischen Fender-Design wirkt im Verhältnis zum zierlichen Korpus und dem kurzen Hals des Mustang etwas überdimensioniert, aber sie muss ja schließlich auch vier große Vintage-Mechaniken und einen Saitenniederhalter für die zwei hohen Saiten tragen.

Fotostrecke: 4 Bilder 19 Frets haben in dem Griffbrett aus Pau Ferro (Eisenholz) Platz gefunden.

Am Korpusende werden die Saiten von einer einfachen Fender-Standard-Brücke aufgenommen. Fender ersetzen hier die großflächige “String Trough Body”-Bridge des klassischen Mustang-Basses bei diesem neuen Modell mit einer aktuellen Stegkonstruktion. Wie wir sehen, gleicht die Hardware des Mustang im Endeffekt der Ausstattung seiner größeren Brüder aus der mexikanischen Standard-Serie – die Komponenten sind einfach, aber absolut funktional, und verrichten ihren Dienst zuverlässig.

Fotostrecke: 3 Bilder Gab es beim Ur-Modell noch die “String-Thru-Body”-Option, …

Neue Wege geht Fender bei ihrem aktuellen Shorty in Sachen Tonabnehmerbestückung. Beim Mustang PJ kommt nämlich, wie es der Name bereits verrät, ein sogenanntes PJ-Setup zum Einsatz – an der Halsposition sitzt dementsprechend ein Precision Splitcoil-Tonabnehmer, und in der Stegposition wurde ein Singlecoil-Pickup installiert, wie wir ihn beim Jazz Bass finden. Fender verzichtet dabei allerdings auf eine stufenlose Mischbarkeit der beiden Tonabnehmer und stattet den Mustang PJ stattdessen mit einem Drei-Wege-Schalter zum Anwählen der Konfigurationen aus: In der Mittelstellung sind beide Pickups aktiv, nach oben schaltet man den Hals-Tonabnehmer, und nach unten logischerweise den Steg-PU in den Solomodus. Zum Regeln gibt es deshalb nur einen Lautstärkeregler und eine Tonblende zum Absenken der Höhen.

Fotostrecke: 4 Bilder Stegseitig fällt der Blick auf einen Singlecoil-Pickup, …

Im folgenden Video könnt ihr für einen schönen ersten Eindruck sämtliche Klangmöglichkeiten ohne Playback hören – sowohl mit voll aufgedrehter als auch mit fast zugedrehter Tonblende (etwa 10% offen).

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Praxis

Der Mustang PJ leidet trotz seines kurzen Halses an der ungeliebten Kopflastigkeit und hängt ohne Korrektur seitens des Spielers eher waagerecht am Gurt. Klar: der kleine Korpus bietet nun einmal nicht viel Gegenwicht zur ausgewachsenen Kopfplatte mit den schweren Vintage-Mechaniken. Dafür ist der kompakte Shorty aber mit seinen 3,6kg erfreulicherweise ein echtes Leichtgewicht, das sich mit minimalem Kraftaufwand in eine angenehme Spielposition bringen lässt – ich empfand die leichte Kopflastigkeit jedenfalls nicht als problematisch.
Wenn man sich erst einmal an die kurzen Bundabstände der 30-Zoll-Mensur gewöhnt hat, lässt sich der Mustang PJ traumhaft komfortabel spielen. Basslinien in den tiefen Lagen gehen genauso kinderleicht von der Hand wie virtuose Ausflüge jenseits des 12. Bundes. Und das moderne C-Profil fühlt sich, zumindest für Jazz-Bass-Spieler, auf Anhieb vertraut an.
Mein Testbass war zudem ab Werk sehr gut eingestellt und die tadellos abgerichteten Bünde erlauben eine sehr niedrige Saitenlage ohne Scheppergeräusche. In der Tat kam der Mustang PJ mit dem besten Setup aus dem Karton, das ich je bei einem Fender-Bass aus mexikanischer Fertigung gesehen habe – dafür gehen schon mal alle Daumen nach oben!

Dieser Mustang besticht durch eine hervorragende Bespielbarkeit trotz der auffälligen Kopflastigkeit aufgrund des sehr leichten Bodies!
Dieser Mustang besticht durch eine hervorragende Bespielbarkeit trotz der auffälligen Kopflastigkeit aufgrund des sehr leichten Bodies!

Wo viel Licht ist, gibt es aber auch Schatten, und so war mein Test-Mustang leider mit einem komplett stumpfen Satz Fender-Saiten der Stärke 0.45-105 bespannt. Vor allem die E-Saite produzierte nur leblose Töne ohne Sustain, sodass ich mich gezwungen sah, den Mustang PJ mit einem frischen Saitensatz eines namhaften amerikanischen Boutique-Herstellers zu bespannen – und siehe da: die neuen Stahldrähte erweckten den Shorty richtig zum Leben und zeigten sein ganzes Potenzial!
Damit wären wir auch schon beim Thema Sound und der erstaunlichen Flexibilität, die der kleine Bass aus dem Hause Fender an den Tag legt. Wenn man mit dem Toggle-Switch den Hals-Tonabnehmer anwählt, liefert der Mustang PJ einen ungeheuer robusten Basston. Der Sound geht erwartungsgemäß stark in Richtung Precision, der Mustang klingt aber sogar deutlich fetter als die meisten Longscale-Geschwister und liefert ein wirklich erstaunliches Fundament ohne unangenehm zu dröhnen. Mit der Tonblende lässt sich der Klang außerdem wunderbar abrunden, falls mildere Vintage-Sounds gefragt sein sollten. Unschön ist jedoch, dass der Toggle-Switch zur Pickup-Wahl beim Schalten zu Aussetzern neigt.

Audio Samples
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Neck-PU, Blende: 50%

In eine deutlich komplexere und drahtigere Klangrichtung geht es, sobald man den Steg-Tonabnehmer dazuschaltet, sodass nunmehr beide Tonabnehmer aktiv sind. Der Mustang klingt jetzt deutlich präsenter und liefert einen soliden und transparenten Allround-Sound, der sich sogar für perkussive Spieltechniken wie Slapping oder Tapping eignet:

Audio Samples
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Beide PU, Blende: 70%
Bekannte Mustang-Spieler der Rockgeschichte waren z.B. Bill Wyman von den Rolling Stones und Trevor Bolder von Ziggy Stardust (alias David Bowie) & The Spiders From Mars.
Bekannte Mustang-Spieler der Rockgeschichte waren z.B. Bill Wyman von den Rolling Stones und Trevor Bolder von Ziggy Stardust (alias David Bowie) & The Spiders From Mars.

Selbst Jazz-Bass-Fans, die auf den typischen Jaco-Sound stehen, kommen beim Mustang PJ auf ihre Kosten. Der Singlecoil-Tonabnehmer vor der Brücke liefert nämlich den mittenstarken und fokussierten Sound, den wir von Jazz-Bässen kennen. Beim Mustang PJ klingt der sogenannte Jaco-Sound aus dem Stand vielleicht sogar noch einer Spur voller und ausgewogener als bei vielen Longscale-Jazz-Bässen, weil der Shorty naturgemäß eben sehr viel Low-End produziert.

Audio Samples
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Bridge-PU, Blende: 80%

Mich hat der neue Mustang PJ von Fender in Sachen Sound absolut überzeugt. Er liefert drei tolle, charakterstarke Grundsounds, die allesamt bandtauglich sind – was will man mehr von einem simplen, passiven Bass?!

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Fazit

Einen Shortscale-Bass zu spielen macht sehr viel Spaß und kann durchaus inspirierend wirken: Die kurze Mensur räumt so manche spieltechnische Schwierigkeit aus dem Weg und der fette, organische Sound lässt sogar den einen oder anderen Longscale-Bass blass aussehen! Der Fender Mustang PJ beeindruckt zudem mit einer beachtlichen klanglichen Flexibilität und kann deshalb zweifellos als ernsthaftes Instrument in zahlreichen Musikrichtungen eingesetzt werden. Aufgrund seiner kompakten Bauweise und der kurzen Mensur ist der leicht zu spielende Mustang sicherlich auch für junge Bassanfänger oder für Gitarristen, die im Studio ab und zu Bassgrooves einspielen, eine tolle Alternative zu einem herkömmlichen Longscale-Bass. Fender bieten mit ihrem modernisierten Shortscale-Klassiker ein durch und durch solides und hervorragend klingendes Instrument zum günstigen Kurs an. Lediglich der für Aussetzer anfällige Toggle-Switch und die bei meinem Testbass viel zu stumpfen Werkssaiten trüben das ansonsten sehr positive Bild!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolle klassische Optik
  • tadellose Verarbeitung
  • viele praxistaugliche Sounds
  • leichte Handhabung
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Toggle-Switch für Tonabnehmer hat Aussetzer
  • stumpfe Saiten beim Testexemplar
Artikelbild
Fender Mustang PJ Test
Für 715,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Fender
  • Modell: Mustang PJ, Shortscale-Bass
  • Herstellungsland: Mexiko
  • Mensur: 30“, 762 mm (Shortscale)
  • Korpus: Erle, „Olympic-White“ Hochglanz-Lackierung, dreilagiges „Mint“-Pickguard
  • Hals: Ahorn, vierfach geschraubt, Griffbrett: Pau Ferro, 19 Medium-Jumbo-Bünde, weiße Dots, moderne „C“-Form, Satin-Urethane-Finish, 9,5“-Radius
  • Tonabnehmer: 1 x Standard-Splitcoil, 1 x Standard-Singlecoil
  • Regler: Volume/Tone
  • Schalter: Drei-Positionen-Schalter für Tonabnehmer
  • Hardware: Standard-Bridge, offene Stimmmechaniken, verchromt
  • Zubehör: Werkzeug
  • Gewicht: 3,6kg
  • Preis: 612,- Euro (Ladenpreis im Februar 2018)
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