Fender Jazz Bass ’70s Classic 3TS Test

In der relativ kurzen Geschichte des E-Basses sind der Jazz- und der Precision Bass sicherlich die am häufigsten verkauften Instrumente. Leo Fender hat die beiden Erfolgsmodelle Anfang der 50er- bzw. 60er-Jahre aus der Taufe gehoben und die Messlatte damit derart hoch gelegt, dass selbst heutzutage kaum noch Verbesserungen dieses legendären Designs möglich sind. So ist es auch kein Wunder, dass mittlerweile fast jeder Hersteller Instrumente mit dieser einfachen aber effektiven Konstruktion im Programm hat.  
Auch Fender verlässt sich bei der Modellpflege auf Altbewährtes und bringt in schöner Regelmäßigkeit Variationen der beliebten Modelle auf den Markt, um so die große Nachfrage der Bassisten nach Instrumenten im Vintage-Stil zu befriedigen.  
Aus der in Mexiko gefertigten Classic-Serie habe ich mir für diesen Test den ‘70s Jazz Bass in einer 3-Tone-Sunburst Lackierung ausgesucht und bin gespannt, wie er sich in der Jazz Bass-Konkurrenz schlägt.

DETAILS

Der Korpus des ’70 Jazz Bass besteht aus dem traditionellen Tonholz Erle und weist die typische asymmetrische Offset-Form auf. Das verwendete 3-Tone-Sunburst Finish ist optisch zwar nicht spektakulär, wurde aber qualitativ absolut hochwertig ausgeführt. Ebenfalls erstklassig ist auch die Holzverarbeitung am Korpus: die Halsausfräsung ist absolut passgenau und auch sonst gibt es keinerlei Beanstandungen.

Auf den schlanken einteiligen Ahorn-Hals wurde ein Palisandergriffbrett geleimt, in dem 20 Bünde im Vintage-Format Platz genommen haben. Die Bünde sind meines Erachtens etwas dicker als der Original Vintage-Bunddraht, aber dafür ebenfalls super verarbeitet. Keine scharfen Enden oder locker sitzende Bünde und auch die Abrichtung wurde sehr ordentlich erledigt. Damit sollte eine 1a Saitenlage möglich sein. In den 70er Jahren stellte Fender das Binding der Halskanten vor und natürlich hat auch das Classic Modell dieses Feature. Gerade beim Binding wird bei preiswerteren Bässen ja gerne mal geschlampt und ungenau gearbeitet, das weiße Kunststoffbinding des ’70 ist allerdings makellos ausgeführt und sieht klasse vintage-mäßig aus. Ebenfalls typisch 70er sind die rechteckigen Perlmut-Block-Inlays als Lagenmarkierungen. Beim ‘70er Jazz Bass aus Mexiko kommt dafür natürlich kein echtes Perlmutt, sondern ein Imitat zum Einsatz. Der Optik tut das aber keinen Abbruch; die Blocks sind schön gemustert und sehen ziemlich echt aus. Außerdem kann ich auch hier nur wieder die makellose Verarbeitung hervorheben.

Fender_70s_JazzBass_Classic_034FIN

Die Krümmung des Halses wird nicht wie üblich am Halsende auf der Korpusseite, sondern an der Kopfplatte eingestellt – und zwar mithilfe einer kugelförmigen Bullet-Halsverstellschraube. Ob das komplett originalgetreu ist, weiß ich nicht, ich finde die Einstellschraube an der Kopfplattenseite aber wesentlich praktischer. Außerdem sieht die Bullet-Schraube wirklich ziemlich cool aus. Zur Kopfplatte selbst gibt es nicht viel zu sagen. Sie hat logischerweise die klassische Fender-Form mit dem großen „Fender Jazz Bass“-Schriftzug. Auch bezüglich der Hardware bleibt alles beim Alten. Auf der Kopfplatte sitzen offene Fender-Mechaniken mit großen Flügeln und ein Saitenniederhalter für die D- und G-Saite. Am Korpusende wurde der altbekannte und tausendfach bewährte Fender-Blechwinkel installiert. Damit kann man Saitenlage und Oktavreinheit bestens einstellen – mehr muss eine Brücke auch nicht unbedingt leisten.

In den 70er-Jahren hat Fender den hinteren Singlecoil bei den Jazz Bass-Modellen näher zur Brücke gerückt, um so einen aggressiveren und helleren Sound zu erreichen. Beim ’70 Jazz Bass der Classic-Serie kommen zwei Vintage-Style Singlecoil-Pickups mit Alnico-Magneten zum Einsatz: einer in der Halsposition und der andere in eben dieser etwas zurückgesetzten Bridgeposition, um das klassische 70er-Spacing mit dem „frecheren“ Sound zu erhalten. Bedient werden die Tonabnehmer mit dem bekannten passiven Fender-Cockpit bestehend aus zwei Volume-Reglern und einer Tonblende zum Absenken der oberen Frequenzen.

PRAXIS

Sound / Praxis  
Kopflastigkeit ist bei Fender-artig konstruierten Instrumenten eher die Regel als die Ausnahme und auch der ’70 Jazz leidet etwas unter dieser Unannehmlichkeit. Auch bezüglich des Gewichts ist der Classic Jazz Bass nicht auf der superkomfortablen Seite, knapp 4,3kg sind für einen Viersaiter schon ordentlich. Um das Instrument in einer angenehmen Position zu halten, empfiehlt sich also ein breiter und gepolsterter Gurt. Der Hals ist allerdings sehr sportlich. Jazz Bass-typisch schlank und vielleicht eine Spur dicker als so mancher 60er Jazz Bass-Hals, aber wirklich toll zu bespielen, wenn man schmale Hälse bevorzugt. Apropos Bespielbarkeit: Ich muss erwähnen, dass der Bass sehr gut eingestellt bei mir ankam. Zwar habe ich den Hals etwas angezogen, damit er gerader wird. Dann allerdings war die Saitenlage perfekt und sogar der Sattel war so tief gefeilt, dass die ersten paar Bünde mit wenig Druck mühelos zu spielen sind. Ich bin wirklich positiv überrascht! Längst nicht alle Hersteller liefern ihre Instrumente mit einem derart guten Setup aus.

Fender_70s_JazzBass_Classic_035FIN

Kommen wir zum Sound des ‘70s Jazz Bass. Mit seiner gesunden und nicht zu leichtgewichtigen Holzkonstruktion sollte er einen ausgewogenen und fundamentstarken Ton produzieren. Und das tut er! Deadspots gibt es keine. Das Sustain ist, wie bei fast allen Bässen mit verschraubten Hälsen, auf der G-Saite im Bereich um den fünften Bund etwas kürzer. Alle anderen Töne klingen nach einem starken Attack lang und gleichmäßig aus. Die Pickups übertragen einen warmen, punchigen Klang mit relativ dezenten Höhen – ganz so, wie man es von einem Vintage-Bass in dieser Konfiguration hören will!

Audio Samples
0:00
Neck-Pickup

Der Bridge-Pickup alleine klingt durch die nach hinten versetzte 70er-Position sehr bissig und aggressiv, ideal für virtuose Fusionbasslines oder Akkorde. Sollte der Sound zu scharf werden, kann man den oberen Bereich mit der Tonblende zusätzlich leicht abrunden. Aber auch der Fullrange-Sound mit beiden Pickups voll aufgedreht ist absolut überzeugend. Die Töne haben Gewicht und setzen sich bestens durch, ein amtlicher Allround-Sound für sämtliche Stilrichtungen.

Audio Samples
0:00
Bridge-Pickup Beide Pickups

Viele Bassisten verbinden mit dem typischen 70er-Jahre-Jazz Bass ja eine Holzkonfiguration mit Esche-Korpus und Ahorn-Griffbrett für den super-crispen und leicht ausgehöhlten, perkussiven Slapsound a la Marcus Miller. Der ‘70s Classic klingt durch die Erle/Palisander-Kombination zwar etwas milder und runder, liefert aber (wie ihr im letzten Audio hören konntet) dennoch einen erstklassigen Slapsound mit ausreichend Punch und Transparenz.

FAZIT

Der ‘70s Jazz Bass Classic aus Mexiko ist von besserer Qualität, als sein Preis dies vermuten ließe, so dass der Unterschied zu einem in Amerika gefertigten Fender eher marginal sein dürfte. Auch die Vintage-Tonabnehmer haben mich überzeugt. Sie lösen vielleicht nicht so detailgetreu und fein auf wie einige Replacement-Singlecoils, produzieren aber einen warmen, runden und ausgewogenen Ton, der hervorragend zur Vintage-Ausrichtung des Instruments passt. Der ‘70s Jazz Bass aus der Classic-Serie ist wirklich ein rundum gelungener Allround-Bass zu einem sehr attraktiven Preis. Absolute Empfehlung für Jazz Bass-Freaks!

Fender_70s_JazzBass_Classic_003FIN

TECHNISCHE DATEN

Hersteller: Fender
Modell: ‘70s Jazz Bass Classic
Land: Mexico
Mensur:34“
Hals: einteilig Ahorn, Skunk Stripe, Binding, Palisander Griffbrett, Blockinlays, 20 vintage Bünde
Korpus: Erle, Lackierung 3 Tone Sunburst, Pickguard schwarz
Tonabnehmer: 2 x Vintage Singlecoil Alnico
Regler: Volume/Volume/Blend
Hardware: Fender Winkelbrücke, offene Vintage-Mechaniken, Saitenniederhalter, Gurtpins
Preis 1010,31 Euro (UVP)

Hot or Not
?
Fender_70s_JazzBass_Classic_006FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo