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Fender Blacktop Tele Baritone

Die Fender Blacktop Tele Baritone im bonedo-Test – Für Fender ist die Blacktop Tele Baritone nicht das erste Instrument dieser Gattung, die bekanntlich in ihrer Stimmung ungefähr in der Mitte zwischen Gitarre und Bass liegt. Den Anfang machte 1961 die Fender VI, eine Gitarre mit sechs Saiten, schmalem, langem Hals, Jazzmaster-Korpus und einer 30″ Mensur. Sie klang eine Oktave tiefer als eine normale Gitarre und es stellte sich unweigerlich die Frage, ob man es nicht doch eher mit einem Bass zu tun hatte. Aber klären ließ es sich zumindest unter der Spielerschaft nicht. Für die Bassisten waren die Abstände der Saiten auf dem schmalen Hals zu eng, die Gitarristen beklagten sich über die zu lange Mensur. Alles Gründe, warum sich dieses Produkt nicht unbedingt zu einem Verkaufsschlager entwickelte. Trotzdem blieb es im Programm, auch wenn in 16 Jahren gerade einmal 800 Instrumente gebaut wurden.

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Verglichen damit stehen die Chancen der Blacktop Tele Baritone erheblich besser, denn bei ihr handelt es sich um eine reine Baritongitarre mit 27er Mensur und einem Tuning von B nach B, also eine Quarte tiefer als die Standardgitarre und eine Quinte höher als der Bass. Das gute Stück wird in Mexiko gebaut und liegt mit einem Straßenpreis von unter 600 Euro noch in einem absolut moderaten Bereich.

Details

Korpus
Die Gitarre kann man nicht als reinrassige Tele bezeichnen, sie ist mehr eine Promenadenmischung, bei der die Tele-Gene am stärksten vertreten sind. Das sieht man schon an der Korpusform, die selbstverständlich im Tele-Shaping daherkommt, sich aber mit der typischen Fräsung an der Rückseite dem Körper des Spielers anpasst. Dabei handelt es sich zwar eher um eine Eigenart der Strat, wird aber dankend entgegengenommen. Die Gitarre ist in drei Lackierungen erhältlich, nämlich in Silber, 3-Tone-Sunburst und einem dunklen Kupferrot, Classic Copper genannt.
Hardware und Pickups sind komplett verchromt und die Potiknöpfe beziehen ihre Herkunft auf die klassischen Fender-Amps. Große Hüte, mit Beschriftung von 1-10, bei denen die Zahlen allerdings vom Spieler aus gesehen auf dem Kopf stehen. Aber auch daran gewöhnt man sich. Wer den Volume-Regler immer voll aufgedreht hat, dem kann‘s sowieso egal sein.
Ein schwarzes, dreilagiges Schlagbrett bedeckt fast die gesamte vordere Hälfte des Korpus und trägt die beiden Single Coils, der Humbucker am Steg sitzt in einem Rahmen dahinter im Korpus. Die Gitarre ist mit einer String Thru Body Hardtail-Brücke ausgestattet, also nicht mit einem Tremolo, sondern einer fest montierten Brücke, die für eine extra Portion Sustain sorgen soll.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Bariton Tele präsentiert sich in dunklem Kupferrot, Classic Copper genannt

Pickups
Eine Tele mit Super Strat Pickup-Konfiguration: Die Mexikaner haben alle Register gezogen und eröffnen den Zugang zu einer Vielzahl an Sounds. Heavy-Brett mit dem Humbucker und eventuell knackigen Twang mit den Single Coils? Im Praxisteil gibt es Genaueres dazu. Die Pickups sind aus dem Hause Fender und gehören zur Blacktop Serie, geschaltet werden sie über einen Fünffachschalter im Tele-Design, mit dem folgende Kombinationen möglich sind:
Pos 1: Stegpickup
Pos 2: Steg- und mittlerer Pickup
Pos 3: Mittlerer Pickup
Pos 4: Hals- und mittlerer Pickup
Pos 5: Halspickup
Die Lautstärke- und Klangregelung erfolgt über einen Master Volume und Master Tone-Regler.

Fotostrecke: 5 Bilder Na, wo sitzt die Klinkenbuchse bei einer Tele…? Klar, in der Zarge

Hals
Der Ahornhals ist, wie bei Fender üblich, mit dem Korpus verschraubt. Auf ihm thront ein Palisandergriffbrett mit 22 Mediumbünden und Punktmarkierungen zur besseren Positionsfindung. Sicherheitshalber gibt es die Punkte einige Nummern kleiner auch an der Halskante. Die Mexiko-Modelle, die ich in letzter Zeit in den Fingern hatte, punkteten durchweg durch gute Verarbeitung und Voreinstellung, und bei dieser Gitarre trifft das ebenfalls zu. Saitenlage und Halsneigung stimmen und die etwas kräftigere C-Form liegt gut in der Hand – ein dünner Hals würde auch nicht zum mächtigeren Baritonsound passen. Über einen weißen Kunststoffsattel laufen die Saiten dann geradlinig zu den Stimm-Mechaniken, die in gewohnter Art und Weise ihre Arbeit ohne Spiel und tote Punkte verrichten. Die Kopfplatte selbst zeigt sich in schlanker Tele-Form, auf ihr finden wir das Spaghettilogo und am Halsübergang den Einstieg zum Halsstellstab.

Fotostrecke: 8 Bilder Hals/Korpus-Übergang
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Praxis

Trocken angespielt erzeugt die Gitarre einen recht knackigen Ton mit gutem Bassfundament. Gewichtsmäßig zeigt sie sich moderat, mit 3,6 Kilo ist sie genau so schwer wie meine Standard-Tele. Die 27er Mensur lässt sich gut spielen, der E-Dur Griff – hier natürlich ein B-Dur – kann ohne große Streckungen des linken Arms gespielt werden. Die Gitarre ist mit einem Saitensatz von 013 – 065 bespannt und auch hier gibt es nichts Negatives zu vermelden, der Abstand zwischen den Saiten ist trotz dickerer Drähte in Ordnung. Die Gefahr des versehentlichen Abdämpfens benachbarter Saiten ist nicht sehr groß.
Um einen groben Überblick über den klanglichen Grundcharakter des Instruments zu erhalten, hören wir uns erst einmal alle Pickup-Kombinationen mit unverzerrtem Sound an.

Audio Samples
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Clean 1 Clean 2 Clean 3 Clean 4 Clean 5

Der Grundsound ist eher warm und natürlich voluminös, was zu großen Teilen der tiefen Stimmung zuzuschreiben ist. Jedenfalls hat er mit dem knackigen Twang einer Tele nichts gemeinsam. Weil es gerade das Besondere an einer Baritongitarre ist, habe ich mich bei den Hörbeispielen absichtlich auf die tiefen Saiten konzentriert. Dabei zeigt sich die Klangübertragung speziell in diesem Frequenzbereich besonders bei den Single Coils etwas undifferenziert. Es klingt sehr schnell schwammig, wenn man Akkorde spielt und die beiden hohen Saiten zeigen sich im Vergleich zu den anderen eine Ecke lauter. Der Humbucker arbeitet dabei noch am transparentesten und hat auch logischerweise etwas mehr Feuer, sodass er die Vorstufe am Amp ganz gut zum Schwitzen bringt. Das hört ihr im nächsten Beispiel, bei dem ich zuerst mit der Kombination von Hals und mittlerem Pickup gespielt und dann auf den Steg-Pickup umgeschaltet habe. Das Ganze läuft über einen Vox AC30, der dann beim Humbucker die Zerre auspackt. Die Hals-Mitte-Kombination eignet sich gut als Bass-Ersatz für Single Note Lines.

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Clean 4-to-1

Wir kommen nun zu den bösen Tönen und da schnackelt es schon etwas mehr. In Verbindung mit dem angezerrten Plexi, bei dem ich die Bässe leicht herausgenommen habe, klappt es besser mit der Übertragung der tiefen Saiten, auch beim Akkordspiel. Hier punktet die Gitarre durch ihre Pickup-Kombinationen. Nun kann man mit dem Halstonabnehmer einen leicht angezerrten Ton generieren, und wenn dann auf den Steg-Pickup umgeschaltet wird, ist Mid Gain angesagt. Ihr hört zwei Beispiele mit exakt derselben Ampeinstellung, einmal der Single Coil am Hals und dann der Steg-Humbucker.

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Crunch 5 Crunch 1

Es folgt noch mehr Gain und wir stimmen auch gleich nach Drop A herunter. Das klingt mit dem Humbucker auch entsprechend böse, aber die Powerchords auf den tiefen Saiten sind etwas undurchsichtig. Man sollte auf jeden Fall die Bässe am Amp zurücknehmen, damit das Ganze luftiger bleibt. Mit dem Tone-Regler kann man wie üblich noch klangliche Feinkosmetik betreiben, denn der bietet den typischen Wirkungsbereich und blendet die Höhen ab 2 kHz entsprechend aus, was muffige Stoner Rock Sounds ermöglicht. Ich habe zwei Varianten des Drop A Riffs aufgenommen, einmal mit voll aufgedrehtem Tone und dann komplett zurückgenommen.

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Tone Max 1 Tone Min 1

Den Abschluss macht ein Mid Scoop Metalsound. Das Tracking auf der tiefen Saite ist ok, man kann auch etwas schnelleres Riffing wagen, aber hundertprozentig zündet es bei mir nicht, mir fehlt die schnelle Ansprache und bei Heavysounds eine gewisse Transparenz im Low End.

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Heavy 1
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Fazit

Die Fender Blacktone Telecaster Baritone macht rein äußerlich einen sehr guten Eindruck. Die saubere Verarbeitung, die gute werkseitige Einstellung und auch die Ausstattung mit zwei Single Coils und einem Humbucker am Steg können sich sehen lassen. Der Preis stimmt auch, aber der Sound konnte mich nicht bis ins Detail überzeugen. Die Ansprache des Instrumentes ist gut, aber die Klangübertragung vor allem in den tieferen Frequenzen zeigt sich im Cleanbereich leicht verwaschen. Bei Akkorden und Heavysounds kommt die tiefe B-Saite gerade bei schnellem Riffing etwas undefiniert aus dem Speaker. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Gitarre mit anderen, präziser an die tiefen Frequenzen angepassten Pickups erheblich besser präsentieren würde, denn die Substanz des Instrumentes ist wirklich gut.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • werkseitige Voreinstellung
  • Hals
  • „Bass“-Sound mit Hals- und mittlerem Pickup
Contra
  • Klangübertragung des tiefen Frequenzbereichs
  • Pickups
Artikelbild
Fender Blacktop Tele Baritone
Für 519,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Fender
  • Model: Blacktop Tele Baritone
  • Finish: Classic Copper
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Profil: C-Shape
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 42 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Mensur: 27“ (686 mm)
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Mechaniken: Fender
  • Pickups: 1x Fender Blacktop Humbucker Tele, 2x Fender Blacktop Single Coil Tele
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone, 5-fach Pickupschalter
  • Brücke: String Thru Body Hardtail Brücke
  • Gewicht: 3,6 kg
  • Preis: 760,00 Euro (UVP)
Hot or Not
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Hier ist das typische Tele-Gen, die Korpusform

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Kommentieren
Profilbild von Nobody

Nobody sagt:

#1 - 22.08.2013 um 21:08 Uhr

0

Lieber Thomas, liebes Bonedo-Team,vielen Dank für den Test. Jetzt wäre geanu der richtige Zeitpunkt für einen Folge-Artikel wie man aus dieser günstigen BariTele mit den richtigen Tonabnehmern eine toll klingende BariTele machen könnte, idealerweise mit Lötanleitung und allem Drum und dran......eine Alternative wäre natürlich eine Tele mit Bariton-Hals umzurüsten, doch erscheint es mir ob der erwähnten "Substanz" viel sinnvoller (und technisch einfacher) einen Tausch der Tonabnehmer vorzunehmen.Und dann das Ganze mit Vorher-Nachher-Aufnahme......das wäre mal richtig cool!!

Profilbild von Tom

Tom sagt:

#2 - 01.05.2016 um 09:59 Uhr

0

Ist zwar schon lang her ... aber Pickups alle raus, Saiten weg ... 2 P-90 im Humbuckerformat rein, Baritone light Saiten drauf, also eher die Dünneren, Gitarre auf D oder C gestimmt ... und schon geht die Sonne auf ...

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