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Fender American Standard Stratocaster Test

Die Fender American Standard Stratocaster im bonedo-Test – Im Jahr 1985 wurde der Fender Konzern an eine Investorengruppe verkauft und die Produktion in neue Fertigungsstätte umgelagert. Nachdem die Instrumente in den Siebziger Jahren unter CBS zum Teil unter massiven Qualitätsschwankungen gelitten und der Markenname einiges von seinem alten Glanz verloren hatte, versuchte man 1987 mit der American Standard Strat einen neuen Anfang. Tatsächlich schuf man mit ihr ein sehr erfolgreiches Modell, das die besten Eigenschaften in sich vereinigte, die man in den Jahren zuvor diversen Stratocaster-Modellen mit auf den Weg gegeben hatte.
Da waren zum Beispiel die Vierpunkt-Verschraubung des Halses und die kleine Kopfplatte aus der Pre CBS-Ära, aber auch der Fünf-Wege-Schalter für die Pickups, den Leo Fender im Gegensatz zu vielen bekannten Gitarristen überhaupt nicht mochte und der daher erst 1977 eingeführt wurde. Außerdem wurden die Tonabnhemer in Klang und Ausgangsleistung an die Bedürfnisse der damaligen Zeit angepasst – etwas mehr Gain bitte. Nun kann diese Gitarre schon auf eine über 25 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte zurückblicken und wir wollen wissen, ob sie noch die alte ist.

Details

Korpus

Der Korpus der American Standard Stratocaster ist aus Erle gefertigt und das Modell mit den drei Single-Coil-Pickups gibt es in vierzehn verschiedenen Lackierungen. Unser Testmodell kommt in Olympic White und versprüht mit den leicht vergilbten Pickup-Kappen und Potiknöpfen auf dem weißen, dreilagigem Kunststoff-Schlagbrett ein wenig Fifties-Style. Auch die Bridge ist mit den gebogenen Blech-Saitenreitern im Vintage-Stil gehalten. Allerdings wird der Vintage-Gedanke nur teilweise umgesetzt, denn das Tremolosystem beispielsweise ist an zwei Bolzen-Schrauben befestigt und freischwebend montiert. Es ist so eingestellt, dass man nach oben eine kleine Terz per Hebel ziehen kann, nach unten geht es bis zur völligen Entspannung der Saiten. Die alten Systeme waren mit sechs Schrauben am Korpus fixiert.

Fotostrecke: 7 Bilder Der Korpus besteht aus Erle

Pickups

Hier gibt es etwas Neues zu vermelden, denn in der 2012er Version sind die Fat 50 Single Coils aus dem Custom Shop mit Alnico V Magneten eingebaut, drei an der Zahl. Der Hersteller beschreibt sie als “Sound of the 50’s but with a little more attitude” – es geht also nicht nur optisch in der Zeit zurück, sondern mit einer an die Ansprüche von heute angepassten Ausgangsleistung. Geregelt werden die Tonabnehmer mit den üblichen Verdächtigen, ein Volume- und zwei Tone-Regler stehen neben einem Fünf-Wege-Schalter zur Verfügung. Auch hier wurde mit der Tradition gebrochen, denn der zweite Tone-Regler steht für den mittleren und den Steg-Pickup zur Verfügung.

Fotostrecke: 5 Bilder Fat 50 Single Coils aus dem Custom Shop…

Hals

Beim Halsmaterial ist komplett Ahorn angesagt und auf dem angenehm glatt lackierten Griffbrett befinden sich 22 Medium Jumbo Frets. Die gut abgerichteten und polierten Bünde bieten in Verbindung mit dem glatten Griffbrett eine exzellente Basis für Bendings und Vibrato-Aktionen. Hier kratzt nichts, auch die Bünde sind sauber an den Rändern verarbeitet, sodass keine scharfen Kanten überstehen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Hals-/Korpus-Übergang

Das Modern C-Shape liegt zudem noch sehr gut in der Hand, hier stellt sich sofort das typische “ich-bin-zu-Hause”-Gefühl bei Gitarrenhälsen ein – ihr wisst, was ich meine. Weiter geht es mit den Saiten über einen Kunststoffsattel zu den Stimm-Mechaniken (Fender Deluxe Tuner), deren Höhen unterschiedlich sind. Für die E- und A-Saite hat man längere Schäfte benutzt, während für die anderen Saiten zur besseren Neigung etwas kleinere im Einsatz sind. Funktional gibt es nichts Negatives zu berichten, die Tuner verrichten ihre Arbeit ohne Übertragungsfehler und tote Punkte.

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Praxis

Die American Standard Strat wird mit einem stabilen und leichten SKB-Kunststoffkoffer ausgeliefert. Nimmt man sie zum ersten Mal in die Hand, offenbart sie beim unverstärkten Anspielen schon ein wenig, wohin die Reise gehen wird. Gute Ansprache und ein knackiger heller Ton sind zu hören. Der Tremoloblock kann auch harte Attacken wegstecken, ohne dass er in der Stimmung nachgibt, insofern ist die Gitarre natürlich für den Einsatz bei energischen Funk-Anschlägen und in anderen Bereichen, wo knackige Rhythmussounds gefragt sind, bestens geeignet. Am Amp wird dieser erste Eindruck bestätigt. Die Pickups geben einen Klang ab, bei dem die Höhen leichte überhand haben, was sich natürlich in der Durchsetzungsfähigkeit innerhalb der Band sehr positiv bemerkbar macht. Am besten hat mir die American Standard Strat bei cleanen und angezerrten Sounds gefallen, was eigentlich auch der Haupt-Einsatzbereich einer solchen Gitarre ist. Hier kommt der charakterstarke und etwas kratzige Ton unseres Testmodells am besten rüber. Der Klang hat wirklich “Attitude”. Der Halspickup besitzt Biss, den man aber mithilfe des Tone-Reglers zähmen kann, somit sind natürlich auch weichere Klänge möglich. Generell finde ich einen solchen Grundsound mit mehr Twang und Schärfe besser, denn es ist einfacher, bei Bedarf vorhandene Frequenzen auszufiltern als zu versuchen, nicht vorhandene – in diesem Fall den “Biss” – irgendwie hinzuzufügen. Im Praxiseinsatz nicht so gut kommt die Stimmstabilität in Verbindung mit härterer Tremolo-Betätigung weg. Hier muss der jeweilige Besitzer etwas nacharbeiten, denn die G-Saite blieb bei unserem Modell in der Sattelkerbe hängen, wenn der Hebel etwas weiter heruntergedrückt wird. Bei einer Gitarre mit einer knappen Preiskalkulation lasse ich das noch durchgehen, aber bei den hochgelobten USA-Strats für über 1000 Euro sollte die Endkontrolle schon etwas sorgfältiger durchgeführt werden. Das gilt auch für das Aufsetzen der Potiknöpfe, die alle drei unterschiedlich positioniert sind. Das mögen Kleinigkeiten sein, aber bei dem Preis sollte das nicht passieren. Die neuen Fat 50 Pickups sind auf jeden Fall eine gute Wahl für das Instrument, in puncto Klangübertragung und Dynamik gibt es nichts auszusetzen, auch die Werte des Volume Potis lassen eine entsprechende “Entzerrung” des Amps mit heruntergeregeltem Volume-Poti sehr gut zu.

Hörbeispiele

Alle Pickup-Kombinationen mit Cleansound.

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Clean – Alle PU-Kombinationen

Ein Beispiel zur Stimmstabilität des Tremolos. Zuerst mit leichter Bewegung, dann etwas heftiger.

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Tremolo

Der Halspickup mit einem leicht angezerrten Sound aus dem Vox AC30.

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Crunch

Anschlagsdynamik mit der Kombination 2, Mitte und Steg-Pickup über einen Marshall Plexi.

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Anschlagsdynamik

Zwei unterschiedliche Einstellungen des Volume-Reglers zum “Entzerren” des Amps. Zuerst Position 4 (Hals & Mittel-Pickup) bei Volume auf 7. Dann der Steg-Pickup mit voll aufgedrehtem Volume.

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Dynamik – Volume-Poti

Mid Gain Sound aus dem Hughes & Kettner Duotone mit dem Steg-Pickup

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Mid Gain

High Gain Lead Sound mit drei verschiedenen Einstellungen. Zuerst der Halspickup mit zurückgenommenem Tone-Regler, dann voll aufgedreht. Danach der Steg-Pickup.

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Lead -Hals- und Steg-PU
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Fazit

Bis auf ein paar Kleinigkeiten, die man mit etwas Handarbeit selbst beheben kann, ist die American Standard Stratocaster von 2012 ein sehr gutes Instrument, das mit einem charakterstarken Sound punkten kann. Auf dem sehr gut bearbeiteten und eingestellten “One Piece Maple Neck” ist man ab der ersten Sekunde zu Hause, und vom Klang her hat die neue Version mit den Fat 50 Pickups auf jeden Fall noch einmal einen Sprung nach vorne gemacht. Vor allem der typische holzige Twang-Charakter wird durch die Tonabnehmer einmal mehr unterstützt. Die Gitarre hat zwar einen höhenbetonten Sound in allen Pickup-Kombinationen, aber trotzdem sind straffe Bässe und warme Mitten vorhanden, und mit dem Tone-Regler lässt sich bei Bedarf die Schärfe etwas zügeln. Mein bevorzugter Einsatzbereich sind die leicht angezerrten Rhythmus-Sounds, denn die American Strat spricht sehr schnell an und hat eine enorme Durchsetzungskraft in dieser Disziplin. Was aber nicht heißen soll, dass man bei höherer Verzerrung auf ein Solo verzichten müsste. Wer auf Fender Made In USA steht und bereit ist, dafür auch einen Preis jenseits der Tausender-Marke zu zahlen, der sollte die 2012er American Standard Strat unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • knackiger Sound
  • Hals, Spielgefühl
  • Pickups
  • Verarbeitung
Contra
  • Stimmstabilität bei mittlerem Tremoloeinsatz (G-Saite klemmt im Sattel)
Artikelbild
Fender American Standard Stratocaster Test
Für 1.239,00€ bei
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Technische Daten
  • Hersteller: Fender
  • Model: American Standard Stratocaster
  • Finish: Olympic White
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Modern C
  • Griffbrett: Ahorn
  • Halsbr.Sattel: 42,8 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 52 mm
  • Mensur: 648 mm
  • Bünde: 22 Medium Jumbo Frets
  • Mechaniken: Fender Deluxe Tuner
  • Pickups: 3x Fender Custom Shop Fat 50 Single Coils
  • Regler: 1x Volume, 2x Tone
  • Tremolo/Brücke: 2-Punkt Synchronized Tremolo System mit Vintage Bridge
  • Gewicht: 3,6 kg
  • Zubehör: SKB Case
  • Preis: 1653,00 Euro UVP
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Der Korpus besteht aus Erle

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Kommentieren
Profilbild von irfan

irfan sagt:

#1 - 02.04.2013 um 23:51 Uhr

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Danke für den Test, aber du hast bei "Contra" vergessen, den Preis anzugeben. Die Gitarre ist keinesfalls 1600 Euro (das waren mal 3200 Mark!!!) wert.

    Profilbild von Leostrat

    Leostrat sagt:

    #1.1 - 06.05.2021 um 11:29 Uhr

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    Diese sehr gut verarbeitete und gut klingende Gitarre ist sehr wohl ihr Geld wert. Da sollte es gar keine Diskussion dazu geben!

Profilbild von jowomi

jowomi sagt:

#2 - 03.12.2013 um 20:46 Uhr

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@ irfan
Da hast du vollkommen recht!!
ABER:
Gebraucht geht eine American Standard aus den Neunzigern für deutlich unter 800€ her z.B über ebay! Mindestens gleiche Fertigungstoleranzen, einfach `mehr` Vintage, das Holz gut abgelagert, da verzieht sich nix mehr und nicht so steril wie eine Neue - nur Wohnzimmerspieler habens gerne makellos. Nicht zu vergessen: Wiederverkaufswert total stabil. Also: Nichts geht über Strat AS außer leider Strat Custom Shop!

Profilbild von lekil

lekil sagt:

#3 - 23.05.2014 um 15:19 Uhr

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Ich gebe euch beiden recht. Habe meine als retoure (Micro-Kratzer auf der Rückseite, allerdings war der Koffer an einer Seite angerissen...Gitarre ist aber tadellos) für 990 bekommen. Und das ist sie auf jeden Fall wert! Haltet also die Augen auf... :)

Profilbild von Holly

Holly sagt:

#4 - 02.12.2014 um 19:32 Uhr

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Hallo, habe den Vorläufer als eine US Strat von 2011, da sind noch andere single coils verbaut.Kent jemand den Unterschied in der US mit den Fat 50 pickups dazu??jetzt wird sie ja auch wieder mit einem schöneren Case angeboten, das SKB Case finde ich
brutal klobig, paßt so gar nicht.Fender wohin geht die Reise...

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