Waves CLA Epic Test

Brauchen Ton- und Musikschaffende eigentlich ständig neue Plugins, wo bereits jeder bekannte Effekt als Emulation vorliegt? Der bekannte Engineer Chris Lord-Alge hat da mal wieder eine Idee, die simpel wie naheliegend ist. Nicht selten kommt es eben auf die Mischung der Zutaten an.

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CLA Epic nennt sich das neue Multi-FX-Plugin von Waves. Was es damit auf sich hat und weshalb es sich um ein tolles Tool vor allem für Mix Engineers handelt, lest ihr im folgenden Testbericht.

Details

Konzept

Vorweg: Die klanglichen Resultate, die man mit dem neuen Waves-Plugin erzielen kann, erreicht man in dieser Qualität mit hoher Wahrscheinlichkeit womöglich auch mit den integrierten Effekten gängiger DAWs – nur nicht so unkompliziert, übersichtlich und schnell wie mit CLA Epic.
Ein etabliertes Mittel professioneller Mix-Engineers, um einem Mix organische Tiefe zu verleihen, ist die Verschachtelung und Verkettung verschiedener Hall- und Delay-Effekte. Genau darin besteht der Clou des Plugins, in dem insgesamt vier unterschiedliche Delay- und vier Hall-Effekte durch diverse Routing-Optionen auf praktikable Weise miteinander verbunden werden können.
Konkret bedeutet dies, dass man die vier Delay-Prozessoren separat wahlweise direkt auf den Plugin-Output oder mit regelbarem Pegel in die vier Hall-Prozessoren schicken kann. Ein paralleles Routing (Hall plus Output) ist ebenfalls möglich. Solch ein Routing des Signals ist natürlich auch innerhalb des DAW-Mixers möglich, aber deutlich unübersichtlicher und unhandlicher zu bearbeiten.

In dieser Einstellung wird Delay 1 auf den Hall-Prozessor A geroutet. Das parallele Routing direkt zum Output des Plugins ist stummgeschaltet.
In dieser Einstellung wird Delay 1 auf den Hall-Prozessor A geroutet. Das parallele Routing direkt zum Output des Plugins ist stummgeschaltet.

Außerdem gibt es bei der DAW-internen Bearbeitung einen weiteren Nachteil. Ich denke, es ist nicht die Ausnahme, dass „ambitionierte“ oder professionelle Anwender mit mehreren Host-Programmen arbeiten. So wechsle ich häufig zwischen Apple Logic Pro X, Pro Tools und auch anderen DAWs, je nach Kunden- und Team-Konstellation. Der Vorteil und die Zeitersparnis besteht darin, dass man in jeder Situation bewährte Effektverkettungen ohne großen Aufwand im Host-Programm der Wahl auf „Knopfdruck“ parat hat. Zudem ist dies subjektiv ein gutes Argument für die generelle Verwendung von Dritthersteller-Plugin, obwohl gängige Host-Programme eigentlich mit allem ausgestattet sind.

Features

CLA Epic besitzt die vier vom Charakter etwas unterschiedlichen Delay-Prozessoren namens „Tape“, „Throw“, „Slap“ und „Crowd“, mit denen je nach Bedarf kurze Delays zum Andicken, längere zum „Fliegenlassen“ und Modulationseffekte separat oder gleichzeitig verfügbar sind. Der Effekt „Throw“ lässt sich zudem ganz unkompliziert manuell oder per Automation triggern, um beispielsweise bestimmten Passagen, Tönen oder gesungenen Worten besonderen Ausdruck zu verleihen.

Die Automation des „Throw-Triggers“
Die Automation des „Throw-Triggers“

Analog hierzu gibt es die vier Hall-Prozessoren „Plate“, „Room“, „Hall“ und „Space“. Letzterer ermöglicht über den Decay-Parameter unter anderem typische Gated Hall-Effekte. Die Parameterauswahl der einzelnen Prozessoren bietet alles Notwendige, ohne dass man dabei im Parameter-Dschungel speziellerer Hall-Plugins versinkt – praxiserprobte Voreinstellungen haben durch den namensgebenden „Lord“ bereits stattgefunden, schließlich handelt es sich um ein Signature-Plugin. 

Praxis

Download, Installation und Performance

Die Installation mit der hauseigenen Waves Central App verlief problemlos. Bei der Verwendung des Plugins werden offenbar teilweise subtile Klickgeräusche erzeugt, sobald man die DAW startet, was wahrscheinlich mit einem kommenden Update des brandneuen Plugins behoben sein wird. Dieses kleine Problem beschränkte sich im Test auf Logic Pro X (10.5) und ist mir beim Gebrauch anderer Plugins bisher nie aufgefallen. Simple Problemlösung: Den Startpunkt beim Bouncen ein bis zwei Takte früher wählen. Der Einsatz von CLA Epic unter Pro Tools verlief dagegen vollkommen ohne Artefakte. Weiterhin ist erwähnenswert, dass zum Zeitpunkt des Tests Mac-Rechner unter macOS 11 mit den neuen ARM-Prozessoren noch nicht unterstützt werden.

Das etwas abgespeckte Freeware-Plugin CLA EchoSphere gibt es gratis dazu.
Das etwas abgespeckte Freeware-Plugin CLA EchoSphere gibt es gratis dazu.

Sound

Wie klingt CLA Epic? In den folgenden Audiobeispielen hört ihr das Multi-FX-Plugin zur Demonstration in jeweils einer Instanz auf Vocals, Gitarren und einem puristischen Beat-Programming.

Audio Samples
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01 – Vocals Bypass 02 – Vocals CLA Epic 03 – Guitar Bypass 04 – Guitar CLA Epic 05 – Beat Bypass 06 – Beat CLA Epic

Was könnte man verbessern? 

Neben den genannten (vermutlich demnächst behobenen) Artefakten beim Abspielstart in Logic Pro X empfinde ich es subjektiv als nicht optimal, dass viele der brauchbaren Factory Presets für die Insertierung des Plugins in der Audiospur/Audiogruppe ausgelegt sind. Zum Ansteuern per FX-Send muss man in den meisten Fällen das Mixverhältnis (Wet/Dry) zunächst auf 100 Prozent regeln, was kein Beinbruch, aber unnötig umständlich ist.

Fazit

Für den zum Zeitpunkt des Tests verlangten Preis empfinde ich CLA Epic als absoluten No-Brainer für Mix-Engineers! Der Sound ist amtlich und das workflow-beschleunigende Konzept ist vorbildlich, speziell wenn man auf unterschiedlichen Host-Programmen beheimatet ist, was wahrscheinlich auf viele ambitionierte und professionelle Anwender zutrifft.  

PRO
  • professionelle Effekt-Routings innerhalb eines Plugins
übersichtliche Bedienung
amtlicher Sound
CONTRA
  • subtile Artefakte beim Start der DAW / Bounce-Startpunkt in Logic Pro X (nicht in Pro Tools!)
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FEATURES
  • 4 Delay-Module (Slap, Throw, Tape, Crowd)
  • 4 Reverb-Module (Plate, Room, Hall, Space (Non-Lin))
  • Layern, Überblenden und Routen der Module
  • > 350 Artist Presets
  • beinhaltet CLA EchoSphere
  • skalierbares GUI
  • Kompatibilität:
  • Mac OSX 10.13.6 – 10.15.7 / 11.01 (Intel only)
  • Windows 10 64 Bit
  • AU, VST, VST3, AAX Native, Audiosuite
  • 8 GB RAM
  • 8 GB Festplattenspeicher
Preis:
  • 38,- Euro (Straßenpreis am 19.12.2020)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • professionelle Effekt-Routings innerhalb eines Plugins
  • 
übersichtliche Bedienung

  • amtlicher Sound
Contra
  • subtile Artefakte beim Start der DAW / Bounce-Startpunkt in Logic Pro X (nicht in Pro Tools!)
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Waves CLA Epic Test
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