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Triad-Orbit Advanced Microphone Stand Systems Test

Ein Review über Mikrofonständer von … wie heißen sie noch gleich … Triad-Orbit? Nie gehört? Vielleicht sollte man sich diesen Namen merken. Vielleicht muss man sich diesen Namen aber überhaupt nicht merken, weil es durchaus denkbar ist, dass er bald sowieso omnipräsent sein wird. Denn möglicherweise erleben wir im Bereich der Mikrofonständer gerade eine wirkliche Revolution. Denn manchmal sind es die vermeintlichen Kleinigkeiten, bei denen sich eine Optimierung lohnt.


Zum Gelingen einer Produktion kann die Stimmkonstanz einer Snare, die Ausfallsicherheit eines Gitarrenamps, die Gemütslage des Sängers oder eben die Standfestigkeit eines Mikrofonstativs weitaus mehr beitragen, als etwa die Frage, ob ein MC77 nicht vielleicht der „bessere“ 1176-Kompressor ist oder aus welchem Produktionsjahr das Vintage-Mikrofon nun genau stammt. Wie viele Golden Takes sind durch Mikrofone verhunzt worden, die sich während der Aufnahme bewegt haben, wie viele Flüche sind über die Lippen von Tontechniker gedrungen, weil sich eine Wunschposition mit einem schweren Mikrofon nicht ohne viel Aufwand bewerkstelligen und über einen gewissen Zeitraum fixieren ließ?
Triad-Orbit hat es sich auf die Fahnen geschrieben, Mikrofonsysteme anzubieten, die in erster Linie folgende Eigenschaften bieten, die es bislang (zumindest in dieser Kombination und in dieser technischen Ausführung) nicht gab: größtmögliche Flexibilität im Team mit hoher Stabilität. Das hat uns natürlich neugierig gemacht und so haben wir uns für einen Praxischeck nicht nur ein Beispielstativ, sondern gleich ein komplettes Set kommen lassen – und uns in einen Aufnahmeraum des SAE Institutes (Campus Köln) begeben, um mein Drumkit zu mikrofonieren.

Details

Ein Patent auf butterweichen Beton?

Wenn sich mir eine kleine Elfe auf die Schulter setzen und mir mitteilen würde, ich könne mir die idealen Mikrofonständer wünschen, dann würde ich sicher Eigenschaften nennen, die bei klarem Verstand eigentlich unvereinbar sind: Ich möchte meine sehr unterschiedlichen Mikrofone in jedem erdenklichen Winkel an jede erdenkliche Position bringen können – und das möglichst, ohne zwanzig Schrauben lösen zu müssen. Umgekehrt soll das Mikro bei einer einmal gefundenen Position bitte bombenfest sitzen. Und  auch meine schweren Mikrofone sollen sich bei ausladendem Galgen keinen Millimeter bewegen – über Tage, möglichst Wochen! Dazu sollten sie auf kleiner Standfläche stehen und sich dabei recht flexibel zeigen, schließlich will ich die Stative ja auch zwischen Drum-Hardware und andere Mikroständer mogeln können. Aber, liebe Elfe, natürlich möchte ich mich nicht an ihnen verheben, wenn ich sie einmal bewegen muss. Und ein kleines Packmaß wäre auch hilfreich. Naja: Und recht preiswert und lange haltbar sollten sie selbstverständlich auch sein. Spätestens an dieser Stelle würde die Elfe ihr Notizbüchlein zurück in die Tasche packen, mir einen Vogel zeigen und abschwirren.
Es wäre ihr nicht zu verdenken: Schließlich wünsche ich mir ein System, welches einerseits stabil wie Stahlbeton ist, sich andererseits aber formen lässt wie ein Päckchen irischer Butter bei Raumtemperatur. Was eher nach butterweicher Autorenbirne denn nach realisierbarem Produkt klingt, ist aber genau das, was zwei Amerikaner namens J. Herschel Blankenship und Ryan Kallas bei der United States Patent and Trademark Office eintragen ließen – und mir in Form fertiger Produkte jetzt zum Test vorliegt.

Kleine Warenkunde

Da Triad-Orbit ein Mikrofonständersystem ist, sollte man sich zunächst mit den Bezeichnungen der verschiedenen Bestandteile auseinandersetzen. „Triad“ werden die eigentlichen Stative genannt, die ohne Galgen geliefert werden, sich aber auch so schon nutzen lassen, „Orbit“ ist der Name der entsprechenden Galgen. Zudem gibt es noch ein „IO“ genanntes Schnellwechselsystem und „Micro“ genannte Klein-Ausleger. Alles gemerkt? Wenn nicht, dann ist das nicht schlimm, ich stelle die Hardware jetzt nämlich Schritt für Schritt vor, denn es gibt eine Menge interessanter Details, über die es sich zu berichten lohnt. Beginnen werde ich natürlich mit der Basis, dem eigentlichen Ständer:

Triad – die Stative

T1, T2 und T3 sind die geraden Stative des Ständersystems, welche mit der aufsteigenden Zahl hinter dem „T“ eine zunehmende erreichbare Gesamthöhe zulassen. Ansonsten sind sie halbwegs identisch. T1 und T2 bieten ein Ausziehrohr und können von 57 bis 107 (T1) und 87 bis 156 Zentimeter (T2) eingestellt werden. Die mögliche Minimalhöhe des T3 ist mit 82 cm sogar geringer (!) als die des T2, was daran liegt, dass es hier zwei Teleskopauszüge statt eines einzelnen gibt. Bei voll ausgefahrenen Rohren werden 180 cm erreicht, eine Verlängerung namens T-ES kann um einen weiteren Meter erhöhen. Mit einem Boom-Arm (von denen zumindest theoretisch auch mehrere aneinandergesetzt werden können) lassen sich somit Höhen erzielen, die bei Chor-, Orchester-, vor allem aber Kirchenorgelaufnahmen notwendig werden können, also drei, vier oder sogar über fünf Meter. Ob man derart umfangreichen Stacking-Konstruktionen noch ein Neumann M150 oder sogar einen Aufbau mit Stereoschiene anvertrauen will, muss man dann natürlich sehen. Wie bei allen derartigen Unterfangen und natürlich auch bei anderen Mikrofonstativsystemen, kann man die Kippsicherheit bei Bedarf mit Sandsäcken erhöhen. Aber klar: So etwas sind Ausnahmeanwendungen, ab einer gewissen Höhe sollte wenn möglich sowieso geflogen werden.

Das T3-Stativ weist eine Besonderheit auf, die wirklich lobenswert ist: Die Auszüge sind luftgedämpft! Löst man also versehentlich eine der großen Zylinderklemmen am Schaft, rauscht nicht direkt das teure AEA-Ribbonmike oder das nicht wiederzubeschaffende U47 in Richtung Erdmittelpunkt, um dann abrupt durch das unterste Standrohr gestoppt zu werden. Diese plötzliche Verzögerung auf 0 km/h wird von Bändchen, Röhren und sonstigen wichtigen Mikrofon-Innereien im schlimmsten Fall mit einem Defekt beantwortet – nicht gut! Die Luftfederung hingegen lässt ein Stativrohr samt des ihm aufgesteckten Mikrofons sanft nach unten gleiten. Das Triad T3 besitzt also quasi eine eingebaute, Material-Versicherung. Nun ist das beileibe nicht neu: Bei Photo/Video/Licht-Stativen findet man eine Air Suspension sogar im Niedrigpreis-Segment sehr häufig; auch einige der amerikanischen Atlas-Mikrofonstative sind damit ausgerüstet.
Auch an der nicht unwichtigen Basis der T-Ständer klebt noch Gehirnschmalz der Erfinder – und sicher eine gehörige Portion Studio- und Bühnenerfahrung: Schwere Rundsockel haben bekanntlich den Vorteil, trotz sehr kleiner Fläche eine hohe Stabilität zu gewährleisten. Die klassischen Dreibeiner hingegen erreichen ihre Standfestigkeit durch die großen Abstände der Aufsatzpunkte zum Mittelpunkt. Dadurch ist allerdings die Positionierung oft nicht ganz leicht. Störend können beispielsweise Schlagzeugbestandteile, Boxen, Floorboards und schlichtweg „endende“ Ebenen von Bühnen oder Drumrisern sein sowie selbstverständlich andere Mikrofonstative, die in der Nähe aufgestellt werden müssen. Vor der Bassdrum (die ja nicht selten mit drei Mikros aufgenommen wird) oder im Bereich von Snare, Hi-Hat- und hoher Tom (quasi dem „Tokyo Downtown“ unter den Mikrofonierungsorten) stehen sich schließlich die Mikrofonstative oft selbst im Weg – und nicht immer sind Clips eine wünschenswerte Lösung.

Bei T1, T2 und T3 sind die am schweren Sockel befestigten Füße aus soliden Stahlstangen gefertigt. Es sind also keine Rohre, sondern wirklich massive Stangen, die dort zum Einsatz kommen und nicht unerheblichen Einfluss auf die jeweiligen Gesamtgewichte von 4,3, 5,2 und 5,8 kg der T-Stative haben. Dafür sind sie nahezu unzerstörbar, außerdem ist bekanntlich sehr niedrig liegendes Gewicht bei Stativen gutes Gewicht, wohingegen höher liegendes (also etwa das eines schweren Mikros) definitiv schlechtes ist. Hach, die Welt kann so einfach sein. Da man mit dem T1 wahrscheinlich nicht so hoch hinaus wollen wird, sind seine Auslegerbeine etwas kürzer als die der beiden größeren Varianten. Das war jetzt aber noch nicht alles: Jeder einzelne der drei Füße lässt sich vierfach im Winkel verstellen. Dadurch sind insgesamt fünf Positionen möglich – in der steilsten Einstellung liegt der Winkel zum Lot bei 65°. Um die Standfläche des gesamten Stativs zu verkleinern, kann man alle drei Fußstangen identisch einstellen. Was passiert, wenn man sie unterschiedlich einstellt, kann man sich an einer Hand abzählen (da genügt im Grunde sogar ein einzelner Finger): Das gesamte Stativ wird geneigt. Aber „It’s not a bug, it’s a feature“, denn dadurch lassen sich kurze Galgen sparen. Will man also etwa mit dem kurzen Mikro über einen Kesselrand reichen oder dem singenden Gitarristen ein wenig Platz für sein Instrument einräumen, muss nicht zwangsweise ein Galgen montiert werden – prima! Bedient wird der Mechanismus übrigens mit dem Fuß: Die geriffelte Trittfläche muss in Richtung des gummierten Standgummis geschoben werden, um den Rastmechanismus zu öffnen.

Orbit – Galgen

Tilting eines geraden Stativs hilft sicher, einen kurzen Weg zu überbrücken, doch wenn die gewünschte Mikrofonposition weit vom möglichen Standort des Stativs entfernt ist, muss ein Galgen her, um das Mikro daran „aufzuknüpfen“. Nun gut, der Orbit O1 wirkt zunächst nicht wirklich besonders: Es ist ein Teleskopgalgen, der mit zwei Klemmen den Auszieher im Hauptrohr und das Hauptrohr an der Auslegerhalterung fixiert. So weit, so gut.
Die eigentliche Besonderheit ist die Kugelverbindung, mit welcher der Galgen fixiert wird. Dadurch kann der Arm auf seinem Sockel um 360° gedreht werden. Durch die beiden Aussparungen zur linken und rechten Seite der Flügelschraube sind eigentlich alle erdenklichen Richtungen mit dem Arm erreichbar. Wer derartige Swivel-Systeme beispielsweise aus dem Schlagzeugbereich kennt, der weiß, wie schnell ein Metallball durch fest angezogene Fixierungsschrauben Schaden nehmen kann und in der Folge durch die entstandenen Macken nicht mehr absolut rund ist und zu hakeln beginnt. Diese Gefahr ist beim 1,8 kg schweren Orbit O1 nicht vorhanden, da dort die Schraube des Knebels nicht direkt auf den Ball einwirkt. Stattdessen verteilt ein schnapsglasförmiges Metallteil mit einem auf den Metallball passenden Innenradius seine Kraft auf eine große Kugelfläche. Das Ganze kann man sich vorstellen wie eine Handfläche, die eine Grapefruit hält. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Verbindung dadurch sehr stabil ist. Das muss sie auch sein, denn zum einen will man auch schwerere Mikrofone guten Gewissens an einem Ausleger anbringen, zum anderen hat es der Hersteller schließlich versprochen: Einmal fixiert, soll es nicht nur halten, sondern sich nicht weiter neigen – weder in einer Session, noch über Nacht oder die Dauer einer Mikrofonierung. Doch mehr noch: Der Knebel fixiert nicht nur die Kugelaufnahme, sondern gleichzeitig auch die darunter liegende Tellerplatte, durch die sich das gesamte Orbit-Konstrukt auf dem Triad-Ständer um 360° drehen lässt. Noch Fragen, Anmerkungen oder Wünsche? Eine kleine Auswahl möglicher Einstellungen könnt ihr euch hier ansehen:

„Audio follows Video“ ist ein Spruch, mit dem sich die Tonschaffenden gerne aufziehen lassen – doch leider stimmt dies an vielen Stellen. So ist die prinzipielle Verwendung eines Balls zur stufenlosen Ausrichtung beileibe nicht neu, sondern findet vor allem in so genannten Kugelköpfen in der Fotografie Verwendung. Eher selten ist aber die Verwendung von zwei Auslegern auf einem Stativ (von stereoskopen bildgebenden Verfahren einmal abgesehen). In der Tontechnik ist das anders. Koinzidenzstereofonie mit zwei Mikrofonen, vor allem aber die Abnahme von Snare, Bassdrum, aber auch Holzbläsern und Cabinets, verlangt nach zwei recht nah beieinander positionierten Mikrofonen. Oft ist die Verwendung einer Stereoschiene außerhalb ihres namensgebenden Einsatzbereichs unpraktisch, da sich nicht beide Mikrofone stark unabhängig voneinander einrichten lassen. Hier kommt der Orbit O2 als Segensbringer ins Spiel: Auf einem einzigen Stativ können zwei Mikrofone befestigt werden, wobei für beide Arme ebenfalls sehr flexible Swivel-Mounts zur Verfügung stehen, allerdings etwas kleinere als die des O1. Die Länge der einfach ausziehbaren Galgen beträgt mindestens 43, maximal 61 Zentimeter. Werden beide parallel zum Boden ausgerichtet, ist sogar eine AB-Mikrofonierung mit kleiner bis mittelgroßer Basis denkbar! Der 2,2 kg schwere Aufsatz kann mittels der dritten Knebelschraube auch um insgesamt 150° gekippt werden – zusätzlich zur auch hier vorhandenen 360°-Drehung auf dem Triad-Hauptständer. Recht interessant, so ein O2!

Micro – Mikrofonhalter mit Ballneiger

Es muss nicht immer ein kompletter, ausgewachsener Galgen sein. Zwar gibt es von Triad-Orbit keine nicht-ausziehbaren Galgen in Konfektionsgrößen kleiner als O1 oder O2, doch manchmal wird die Tiltfähigkeit der Triads nicht ausreichen. Außerdem wäre man sicher oft gerne etwas flexibler, was die Ausrichtung des Mikrofons angeht. Hier treten die unter „Micro“ gemeinsam gelabelten Produkte M1 und M2 auf den Plan. Diese werden mit dem Triad-eigenen System (Ihr ahnt es: Das erkläre ich später noch genauer) entweder direkt auf einem einfachen Triad-Ständer montiert oder man kann es an die Spitze eines Galgenauslegers packen. Weil auch hier wieder kleine Ballklemmen verbaut sind, lassen sich noch so verrückte Positionen einrichten. Wer „old style“ Großmembraner abhängen möchte, wie es etwa mit einigen Neumann und Gefell Mikrofonen mit Kabeladaptern (siehe Foto des Outer-Bassdrum-Mikes im Praxisteil) gemacht wird, kann auch das tun – ist sehr praktisch und sieht zudem ungemein cheffig aus!

IO – Steckkupplung

Wer sich ärgert, beim Umgang mit Mikrofonen und insbesondere beim Wechsel von Galgen und Unterbauten ständig irgendwelche Halterungen auf Gewinde schrauben zu müssen, kann mit dem IO-Stecksystem glücklich werden. Die Bedienung ist sehr einfach: Ein Positivstück mit herausstehendem Bronze-Sechskantstift wird in die negative Buchse geschoben, bis das System spür- und hörbar einrastet. Gelöst werden kann die Verbindung, indem unterhalb der Aufnahmeseite ein Ring heruntergezogen wird. Toll ist, dass dieses Kupplungssystem eigentlich überall Verwendung findet: an den Triads, den Orbits und den Micros M1/M2. Damit sind Wechsel à la Galgen-dran-Galgen-ab schnell gemacht. Hat man Mikrofone schon mit ihren Haltern auf „einen Micro“ geschraubt, müssen sie einfach nur noch umgesteckt werden, eine Sache von Sekunden. Das wird im Live-Einsatz viel Zeit und Schraubarbeit einsparen können. Wie selbstverständlich gibt es einen  kleinen Adapter namens IO-R, um auch ohne Triad-Stativ in den Genuss der Kupplung zu kommen. Weitere Mikrofone (bzw. deren Halter) können mittels ebenfalls erhältlichem Kupplungseinsatz IO-H adaptiert werden. Ein Steckanschluss samt Reduziergewinde aus Messing befindet sich aber bei allen Triad-Orbit-Produkten im Lieferumfang. Da alle Anschlüsse identisch sind, ließen sich höchst interessante Konstruktionen bauen, beispielsweise aus einem T3 mit einem O2, an dessen einem Galgen ein M2 und an dessen anderem Arm ein O2 mit M2 befestigt ist.

More to follow

Triad-Orbits System ist zwar schon recht umfangreich, doch es gibt noch mehr: Neben einer Transporttasche und Gewichtssäcken hatten wir schon einen iPhone- und einen iPad-Halter zur Ansicht. Man kann also gespannt sein, ob es nicht in Zukunft auch Tischständer, Notenhalter, Aschenbecher, Percussiontische und Wasweißichnichtalles geben wird. Doch jetzt heißt es für den Praxisteil „Try-the-Orbit!“

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Praxis

Bevor es an den ersten großen Feldversuch mit dem Triad-Orbit-System geht, ist der Termin im Fotostudio angesagt. Dabei fällt auf, dass T1, T2 und T3 in identischen Verpackungen geliefert werden. Entgegen meiner ersten Annahme, dass sich die Stative nicht kleiner zusammenlegen lassen, ist es aber doch möglich. Sehr klein sogar! Für Verleiher, die viel unterwegs sind, ist der geringe Platzbedarf eine gute Nachricht, weil sich eben viele Stative in einem kleinen Case unterbringen lassen (für den, der das Case nachher schleppen muss, ist diese Nachricht freilich nicht so gut).
Unter der Blitzbeleuchtung geben nahezu alle Produkte ihre optischen Mängel preis, seien sie auch noch so klein. So auch die Triad Orbits. Zwar wirkt die Verarbeitung der Hardware durchweg sehr gut, doch hat man beim Lack offenbar nicht gegeizt, so dass sporadisch kleinste Unregelmäßigkeiten, Bläschen, Verläufe und Nasen zu erkennen sind – aber nichts, was man wirklich ankreiden müsste. Und: Im Vergleich zu deutscher High-End-Qualität, wenn es um das Thema Oberflächenbehandlung geht, können sich andere Produkte eben meist nur hinten anstellen. Die Triad-Orbits sind diesbezüglich „typisch amerikanisch“. Habe ich etwa gerade „dick aufgetragen“ gesagt? Ich meinte natürlich den Lack! Was wichtiger ist: Die Gewinde sind allesamt präzise geschnitten, die Kugeln absolut rund, es gibt keine Grate oder sonstige funktionelle Ungereimtheiten – an keinem der Produkte, die ich zum Test hatte. Dreht man einen Kugelverbinder fest, sind auch bei langen Galgenauslegern keine Höhenveränderungen feststellbar, die im tontechnisch relevanten Bereich liegen würden: Die Konstruktion hebt sich durch das von unten an den Ball ansetzende sphärische Metallstück nur unwesentlich.

Mit wenig Platzbedarf komplett mit dem Triad-Orbit Advanced Microphone Stand System mikrofoniertes Drumset im Aufnahmeraum 2 des SAE Institutes in Köln
Mit wenig Platzbedarf komplett mit dem Triad-Orbit Advanced Microphone Stand System mikrofoniertes Drumset im Aufnahmeraum 2 des SAE Institutes in Köln

Der Aufbau des Systems und die Bedienung sind – einschließlich der Umbaumöglichkeiten – kinderleicht. Dass fremde Engineers oder Musiker rätselnd vor den Stativen stehen, ist nicht zu befürchten. Im Gegenteil: Häufig sieht man, dass besonders unerfahrene Personen (gerne Sprecher auf Veranstaltungen!) am Stativmaterial herumnesteln und die Galgen „verstellen“ wollen, ohne jedoch die Verschlüsse zu öffnen. Ich bin mir recht sicher, dass dies langfristig die Verschleißursache Nr.1 bei üblichen Stativen ist. Möchte man hingegen auf diese Art den Galgen eines Triad-Orbit bewegen, bewegt man direkt das gesamte Gebilde. Sowohl die Lagen, als auch die Größen der Bedienelemente sind sehr stimmig. Die Knebelschrauben sind groß genug, die Gewindeschaft-Verschlüsse sind derart üppig dimensioniert, dass man auch mit der verschwitzten Hand immer guten Grip hat – die Riffelung ist ebenfalls äußerst griffig. Lediglich die kleinen runden Drehgriffe an den Mikros fallen diesbezüglich etwas ab, vor allem wegen ihrer geringen Baugröße. Hier ist aber ein derartiger Kompromiss notwendig, denn je nach Einstellung (und da gibt es ja bekanntlich viele Möglichkeiten) wären sich Mikrofon und Schraube sonst gegenseitig im Weg. Beim O1 kann es passieren, dass sich Gewindeschaft-Manschette und Knebel in die Quere kommen und man ein wenig fummeln muss, wenn man den Orbit-Arm an die Knebelschraube anlehnt. Schlimm ist aber auch das nicht: Sieht man diese Gefahr, dreht man einfach den kompletten Orbit auf dem Drehteller um 180° und den Galgenarm mit dem Kugelgelenk ebenfalls, schon ist der Fall erledigt.

Grandios ist die Fußverstellung (zumal sie so einfach zu bewerkstelligen ist). Einerseits kann dadurch tatsächlich in vielen Situationen ein Galgen eingespart werden, andererseits lassen sich mehrere Stative schön ineinanderstecken oder so aufbauen, wie halt eben Platz ist. Bei der Mikrofonierung des Drumkits konnte ich besonders vor der Bassdrum von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen, wie man auf den Bildern gut erkennen kann.
Selbstredend nimmt die Stabilität eines Mikrofonständers ab, wenn man die Beine steiler stellt und somit näher an den Mittelpunkt rückt, jedoch wird das erst im Zusammenspiel mit sehr schweren Mikrofonen oder weit ausgelegten Galgen relevant. Ohne Galgen sollte man beim Tilten bedenken, dass man eine stabilere Konstruktion hat, wenn man nicht ein einzelnes, dem Mikrofon opponiertes Bein steiler stellt, sondern zwei. Dadurch verlagert sich der Schwerpunkt des Ständers über das vorgestellte Bein und nicht genau zwischen zwei; im Ergebnis steht der Aufbau stabiler. Allerdings geht das bei der Verwendung von Floorboards nicht, sondern nur, wenn man das vorangestellte Bein irgendwo unterschieben kann, wie etwa bei Drumkits, so geschehen bei der Floortom und der Hi-Hat. Apropos Hi-Hat: Ein drehbares Bein, wie es manche Hi-Hat-Maschinen anbieten, wäre eine spitzenmäßige Lösung. Bei der Verwendung von Galgen und nicht allzu langen Auslegewegen kann man sogar entgegen der Mikrofonrichtung tilten, um den Schwerpunkt zu zentrieren und den Aufbau noch weiter zu stabilisieren.

Wer es sich leisten kann, der könnte eigentlich statt T2-Stativen direkt T3 anschaffen. Einmal ist die Luftfederung sehr hilfreich, durch den dreifachen Auszug kann beim T3 zudem eine insgesamt geringere Höhe erreicht werden. Und was Bodennähe angeht, ist das T1 leider gar nicht so klein, wie man es sich für manche Tiefst-Mikrofonierung wünschen würde: 57 Zentimeter Minimalhöhe bei Einstellung der Füße auf den flachsten Winkel sind für manche Cabinet- und Bassdrum-Mikrofonierungen schon zu viel. Zwar lässt sich mit Micro M1 oder M2 oder einem O2 die Mikrofonposition etwas näher an den Boden bringen, doch das ist sicher nicht im Sinne des Erfinders.
Der O1 ist natürlich sehr praktisch: Er lässt sich hervorragend positionieren, weit ausziehen und behält dank der großflächigen Fixierung der Kugel auch bei hohen Gewichten und weitem Auszug seine Position. Richtig genial ist aber der O2, denn mit ihm lässt sich so manches Stativ einsparen – denn ein Mikrofon kommt ja selten allein. In der Kombination T1/O2 an der Snare ist der Doppelgalgen die absolute Idealbesetzung! Auf großen Ständern lassen sich von MS über XY, ORTF, NOS bis zu größeren Laufzeitverfahren verschiedenste Stereo-Mikrofonierungen durchführen. Auf den Bildern der Schlagzeug-Mikrofonierung sieht man, wie tapfer die Arme das (wirklich sehr hohe!) Gewicht der beiden als Shoulderheads verwendeten Coles 4038 stemmen.

Ebenfalls gut geeignet ist der Orbit O2 für die Lautsprecher-Mikrofonierung mit zwei Mikrofonen. Besonders bei paralleler Ausrichtung lassen sich (vor allem bei Verwendung zwei identischer Mikrofontypen) schön Kammfilter erzeugen und über den Abstand von Kapsel zu Kapsel (und somit das Delay) genau einstellen. Ein wenig schade ist hingegen, dass sich die beiden Arme nur begrenzt unterschiedlich lang einstellen lassen. Bei einem Ausziehbereich eines Galgens von 43 bis 61 cm beträgt die Differenz nur 18 Zentimeter, das sind sieben Zoll. Bedenkt man, dass eine Bassdrum im Regelfall mindestens doppelt so tief ist, wird es mit der kombinierten Mikrofonierung von Schlagfell und Resonanzfellhöhe mit dem O2 leider nichts. Sicher kann man noch ein bisschen Strecke hinzumogeln, indem man den O2 etwas neigt und schrägstellt sowie Micro M1 verwendet, doch dazu gesellt sich ja noch die Schwierigkeit, dass selbst der T1 als Basis für den O2 zu hoch ist, um einen der Galgen parallel zum Boden in die Bassdrum hineinzuführen. Aber wer weiß, vielleicht ist da bei Triad-Orbit ja noch etwas im Busch, schließlich ist die Bassdrum-Mikrofonierung mit mehr als einem Mikrofon nicht unüblich.
Die Luftfederung des T3 – der Videotechnik entlehnt – ist zweifelsohne eine hilfreiche Sache und wird so manches Mikrofonleben verlängern, doch löst man einen der Ball Joints eines Orbit-Galgens, kann man sein teures Mikrofon eben doch ins Licht schicken. Es geht auch anders: Kugelköpfe für Foto- und Videoapparate beispielsweise (bekanntlich oft ebenfalls verdammt teuer und verdammt schwer) können mit einer einstellbaren Friktion ausgerüstet sein. Die Italiener von Manfrotto und das deutsche Unternehmen Novoflex beispielsweise bieten derartige „Bremsen“ für ihre Kugelköpfe an, die übrigens nicht nur ein spontanes Wegrutschen des ihnen anvertrauten Werkzeugs verhindern, sondern durch den etwas erschwerten Gang ganz nebenbei auch noch ein sehr genaues Positionieren ermöglichen. Der Nachteil ist allerdings (Na, weiß es jemand? Genau:) der Preis derartiger Lösungen. Nur langfristig lässt sich feststellen, ob zwischen Ballaufnahme und Metallball bei den Swivel-Joints Schmutz eintreten kann und in der Folge anfängt, an der Kugeloberfläche zu reiben – wodurch ein Ausschlagen möglich wäre.

Bei der Schlagzeug-Mikrofonierung hatte ich die Möglichkeit, viel auszuprobieren und viel zu kombinieren. So hatte ich an der Bassdrum auch ein T1/O2 und ein T1 „solo“ im Einsatz, aber so, wie ihr es auf den Bildern seht, kann man vorzüglich die praktischen Füße zeigen. Bei der ganzen Kombiniererei war es ungemein hilfreich, das IO-Stecksystem zur Verfügung zu haben, denn manche Wechsel vollzogen sich wirklich im einstelligen Sekundenbereich! Sowohl live als auch im Studio ist dieses System der absolute Timesaver! Manche Studios haben ihre Mikrofone zwar einsatzbereit auf Stativen, doch was, wenn sie dann eben doch bis unter die Decke sollen oder in das Schallloch der Cajón? Denkbar ist, Mikrofone auf IO-Kupplungen oder M1/M2 aufzubewahren, also quasi pre-fitted. „Nimmst Du statt des MD-441 unter der Snare bitte mal das C414EB?“ „Ja klar, eine Sekunde!“ (Klick, klock) „Fertig!“ Zwar muss man die Sechskantstifte präzise positionieren (und sich vergewissern, dass sie auch eingerastet sind!), doch hält das System dann absolut hervorragend!
Die Verwendung von Micro M1 oder M2 ist zwar oftmals eine riesige Hilfe, gerade dann, wenn wenig Platz ist. Doch so manche Halter, die mit den Mikrofonen geliefert werden, sind in Kombination mit M1 oder M2 dann doch zu viel des Guten. Eine Vielzahl Gewindeanschlüsse und redundante Neigungsmöglichkeiten machen kein Gesamtsystem stabiler und besser zu handhaben, zu erkennen am Equitek-Mikrofon an der Ride, dessen Halter per se schon sehr flexibel ist. Gut ist allerdings, dass man mit denamerikanischen Triad-Orbit-Systemen endlich die Möglichkeit hat, durchgängig das größere 5/8″-Gewinde zu verwenden und auf die nervtötenden Adapter zu verzichten. Fast jedem Produkt von Triad-Orbit sind dennoch Reduzieradapter auf 3/8″ beigelegt, falls es – wie bei der Test-Mikrofonierung zeitweise mit dem antiken Sennheiser MD21 – ein Mikrofon oder einen Halter gibt, der den kleinen Anschluss verlangt.

Ihr habt im Laufe des Textes wohl bemerkt, dass ich hier bewusst Nadeln in Heuhaufen suche – und auch einige Exemplare finden konnte. Allerdings waren diese recht stumpf. Während des ersten Tests mit dem Triad-Orbit-System habe ich mich mehrfach beim Murmeln von „cool“ oder sogar „geile Scheiße“ erwischt (tut mir leid um den Kraftausdruck, aber das entspricht eben der Wahrheit). Meine Entscheidung für die Neuanschaffung von Mikrofonständern für die Arbeit im Studio würde eigentlich feststehen, wenn sie denn anstünde.

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Fazit

Ich bin begeistert: Die Triad-Orbit-Mikrofonstative sind ein hervorragend durchdachtes, hilfreiches, stimmiges, gut produziertes, wahnsinnig flexibles und zuverlässiges System. Das hier ist kein dumpfes, unreflektiertes Hochloben irgendeiner Neuigkeit – Triad-Orbit ist tatsächlich eine Revolution. Ich kann jedem raten, der sich mit Mikrofonstativen eindecken muss, sich mit diesem System auseinanderzusetzen, egal ob live oder im Studio. Es gibt aber einige Punkte, die der raschen Verbreitung entgegenstehen könnten, die jedoch nicht dem System selbst anzulasten sind. Da wäre zunächst der durchaus höhere Preis im Vergleich zu Standardstativen, den nicht jeder zu zahlen bereit ist. Zudem kann das System seine Vorteile vor allem dann ausspielen, wenn es als ebensolches benutzt wird – also wenn viele Triad-Orbit-Produkte angeschafft werden können, die dann kombiniert werden. Es gibt zwar Adapter für die klassischen Galgen und Stative, doch Adapter sind eben Adapter, diese sind immer irgendwie nervig. In einen vorhandenen Stativbestand eines Systems ein Fremdstativ zu integrieren oder direkt alles auszutauschen, das wird wohl kaum jemand einsehen. Vielleicht sind es aber die beiden lobenswertesten Produkte der aktuellen Range, die den Fuß in die Tür stellen: Der O2-Galgen, der besonders bei Snare- und Stereo-Mikrofonie brilliert, sowie der mächtige T3-Ständer mit der Luftfederung, den man sich in Anbetracht der häufig sehr teuren Studiomikrofone auch durchaus einfach mal gönnen könnte.

Pro
  • große Systemauswahl
  • schnelle, sichere, einfache Kombinierbarkeit
  • Standfestigkeit, langfristige Beibehaltung einer Position
  • verstellbare Füße (Neigung möglich, Arbeit bei beengten Platzverhältnissen)
  • flexible Ausrichtung der Ball-Neiger
Contra
Spezifikationen
  • Mikrofonständer-System mit freien Kombinationsmöglichkeiten über Sechskant-Verbindung “IO”
  • Basisstative in drei unterschiedlichen Ausführungen (T1, T2, T3)
  • Füße (solider Stahl) einzeln in fünf Positionen winkelbar
  • T3 luftgefedert
  • Kugelgelenke des Teleskopgalgens O1, des Tele-Doppelgalgens O2 und der Mikrofonhalter Micro M1 und M2 erlauben freie Einstellung über 360° x 220°, zudem 360°-Drehteller – Feststellung mit einer einzelnen Flügelschraube
  • Doppelgalgen-Hauptgelenk um 75° zu beiden Seiten neigbar
  • verschiedene Schnellwechsler und Adapter für Mikrofonständer anderer Hersteller lieferbar
  • Preise (alle UVP):
  • Triad-Stative von € 115,- (T1) bis € 219,- (T3)
  • O1: € 109,-
  • O2: € 199,-
  • M1/M2: € 39,-
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • große Systemauswahl
  • schnelle, sichere, einfache Kombinierbarkeit
  • Standfestigkeit, langfristige Beibehaltung einer Position
  • verstellbare Füße (Neigung möglich, Arbeit bei beengten Platzverhältnissen)
  • flexible Ausrichtung der Ball-Neiger
Contra
  • -
Triad-Orbit Advanced Microphone Stand Systems Test
Für 329,00€ bei
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Profilbild von Bernhard Nobels Kurzke

Bernhard Nobels Kurzke sagt:

#1 - 01.06.2013 um 05:16 Uhr

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Gratuliere! Ein super-professioneller Test mit besten Fotos und Anwendungsbeispielen! Vorab: ich bin befangen, denn ich vertrete Triad-Orbit in Europa. Auch ich habe hier noch etwas lernen können. Da Bonedo keine Vorab-Infos gestattet, haben wir extrem neugierig auf den Test gewartet. Zwei Ideen des Testers hatten wir auch und arbeiten schon daran: niedriger als der kleine T1 und O2 "kurz/lang". Die adjustable Friction Ideen werden wir checken. Eine Zusatzinfo: Die Drehkupplungen sind aus Zink (=superhart, dürften ewig halten) und gummiert für guten Grip. Ein Feature, das noch mehr Platz sparen kann ist auf dem Drumset-Foto nicht abgebildet: bei dem relativ flachen Drum-Riser könnte man die TRIAD-Ständer sogar noch näher an das Set stellen: 2 Füsse auf dem Riser, 1 Fuss etwas angewinkelt auf dem Fussboden. Aber das findet jeder User selbst heraus. Das Ergebnis von 8 Jahren Entwicklung und 6 Patenten ist klarer rübergekommen, als wir uns vorstellen konnten. Danke für den präzisen Test und für die Anregungen. Bernhard Nobels Kurzke

Profilbild von Thomas "toma" Barth

Thomas "toma" Barth sagt:

#2 - 03.12.2013 um 14:38 Uhr

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Bin gespannt auf die Teile in real und nach jahrelangem gernervtsein von all dem Stativmisst, der so bisher auf dem Markt verfügbar ist, keimt jetzt wieder ein Hoffnungsschimmer...
Mal schauen, ob die Orbits halten, was sie versprechen und bei uns in der Mondbasis landen können;-) Wir werden berichten...

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