Native Instruments Komplete Kontrol A25 (A-Series) Test

Mit großem Knall hatte NI im September neue Controller, neue Software und neue DJ-Produkte vorgestellt. Die Ankündigung an sich hat nicht überrascht, wartete man insgeheim doch schon auf Komplete 12 und auch eine neue Maschine Mikro Mk3.  Die neu vorgestellte Komplete Kontrol A-Serie mit günstigen Controller-Keyboards als Alternative zur höherpreisigen Native Instruments Premium S-Serie war hingegen schon eine richtige Überraschung. 

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Rückblickend betrachtet fehlte neben dem S61 MK2 und S49 MK2 aber ohnehin eine 25-er Variante. Umso besser also, dass der Einstieg finanziell jetzt noch einfacher wird! Günstiger vor allem deshalb, weil auf große Displays und Light Guides verzichtet wurde. Ob man trotz dessen noch immer so gut navigieren kann und eine vernünftige Klaviatur erhält?

Details

Kampfansage Preis

Die Komplete Kontrol A-Serie umfasst drei identische Keyboards mit unterschiedlicher Tastenanzahl, die sich mit dem Namen terklärt: A25, A49 und A61. Im Gegensatz zur MK2 S-Serie kommt eine andere Klaviatur ohne Aftertouch zum Einsatz und auf große Displays sowie den innovativen Light Guide, welcher die Tastatur farbkodiert beleuchtete, verzichtet die neue A-Serie auch. 
Dadurch können alle drei neuen Keyboards aber auch zu einem deutlich günstigeren Preis angeboten werden; Native richtet sich damit vor allem an Einsteiger. Zum Vergleich: Das A49 kostet rund 170 Euro auf der Straße, das S49 MK2 hingegen stolze 500 Euro – das ist ‘ne Ansage!

Richtige Klaviatur und keine Mini-Tasten

Unser die Serie vertretende Testkandidat, das Komplete Kontrol A25, gibt es bereits für rund 140 Euro. Das ist ein Preisbereich, in dem etwas umfangreichere Controller-Keyboards meist nur Mini-Tasten bieten. Das A25 hingegen hat 25 ausgewachsene weiße Tasten, acht berührungsempfindliche Encoder und einen 4D Push Encoder zur Navigation inklusive kleinem Display am Start. Nicht schlecht.

Klares Design, top Verarbeitung: Native Instruments Komplete Kontrol A25.
Klares Design, top Verarbeitung: Native Instruments Komplete Kontrol A25.

Intelligent dank Script: NKS

Früher war nicht alles besser. Beispielsweise kaufte man sich damals einen MIDI-Controller und musste diesem alle gewünschten Funktionen selbst zuweisen. Ein umständliches und vor allem zeitraubendes Unterfangen, zumal es recht starr und auch unflexibel war, weil bidirektionale Kommunikation, sprich eine tiefergreifende Rückmeldung von der DAW, meistens nicht vorhanden war, von intelligenten Scripten abseits Mackie‘s MCU ganz zu schweigen.
Heutzutage darf man zum Glück deutlich mehr von einem Controller erwarten. „Intelligenz“, also kontextsensitives Verhalten, ist gefragt. Das fängt bei dem Komplete Kontrol Wrapper bzw. NKS an. Das bedeutet, dass man – anstatt wie gewohnt in der DAW nach unterschiedlichen Plugins suchend – nun das Komplete Kontrol Plugin öffnet und dort alle NKS-fähigen Plugins gesammelt und sortiert in diesem auftauchen. Das hat den Vorteil, dass nun alle Presets – unabhängig von dem dahinterstehenden Plugin – auf einmal durchstöbert und einheitlich bedient werden können. Und das funktioniert nicht nur mit Plugins von Native Instruments, sondern mit allen teilnehmenden Partnern. Und die werden immer mehr!

Fotostrecke: 2 Bilder Der 4D-Push-Encoder dient der Navigation zwischen Plugins, Presets und auch zur Navigation innerhalb der DAW. Er lässt sich drehen, drücken und wie ein Joystick kippen.

Erweiterte Integration: NI hat die Macht

Versuche wie NKS gab es schon so einige und zwar von den verschiedensten Herstellern – so richtig durchgesetzt hat sich allerdings keines davon. NKS hat, auch aufgrund des breiten Rückens vom größten Plugin-Instrumente-Hersteller, Native Instruments nämlich, die bisher besten Karten sich auch auf Dauer durchzusetzen. Mit den letzten Updates kamen aber auch Fähigkeiten hinzu, den Host, also die DAW besser zu steuern. Bisher klappt das bereits ziemlich gut mit Logic, Garageband, Live und Maschine. Und somit werden auch Host-Plugins oder auch Nicht-NKS-Plugins fernsteuerbar, die Transportkontrollen bedienbar und die Navigation in der DAW mit den Komplete-Keyboards deutlich einfacher.

Software inklusive

Im Vergleich zu den Premium-Keyboards der S-Serie muss die A-Serie ohne das Select-Bundle auskommen. Trotzdem enthält der Lieferumfang eine kleine Auswahl an hochwertigen Klangerzeugern.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Taster der A-Serie sind schick beleuchtet und …

Mit dabei sind die beiden Synths Monark (Minimoog Emulation) und der polyphone Reaktor Prism sowie die Kontakt Sample Libraries The Gentlemen und Scarbee Mark, die akustische und elektrische Piano-Sounds liefern. Insgesamt kommt man so auf über 4.500 Sounds bei 9,7 GB Content. Grundlegenden Instrumente und Klänge wären damit abgedeckt.
Natürlich ist auch bei der A-Serie die Softwareschnittstelle Komplete Kontrol dabei, welche es erlaubt, NI-Produkte aber auch andere Dritthersteller-Plugins zu laden (Wrapper). Damit auch Neulinge ohne vorhandene DAW ihre musikalischen Ideen einfangen können, legt Native Instruments außerdem eine abgespeckte Essentials-Version der Maschine DAW-Software mit bei. Die Komplete Kontrol Software lässt sich aber natürlich auch standalone oder als Plugin in eine DAW laden.

USB, Footpedal und Kensignton-Buchse: Mehr gibt es nicht und braucht es auch nicht!
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Praxis

Installation

Jedes Keyboard kommt mit einem Serial-Code, über den man auch die dazugehörige Software bezieht. Als erstes lädt man sich Native Access herunter, registriert sich und erhält Zugriff auf den durchaus ansehnlichen Software-Content an NI Plugin-Instrumenten und -Effekten, welcher zum Lieferumfang des Komplete Kontrola A25 gehört. Gegebenenfalls wird noch die Firmware aktualisiert. 
Dann startet man Komplete Kontrol Standalone Software, was auch eine Art DAW ist, und lässt diese alle andere Instrumente und Plugins sowie vorhanden Native Instruments Libraries scannen. Das kann recht lange dauern und durchaus auch mal crashen, was aber nicht zwangsweise an Native Instruments liegen muss und somit normal ist. Anschließend stehen alle „ge-wrappten“ Plugins auch in der DAW des Vertrauens über das Komplete Kontrol Plugin zur Verfügung. Falls ihr keine andere DAW euer Eigen nennt, wäre es jetzt an der Zeit die mitgelieferte Machine Essentials DAW zu nutzen.

A-Series Mini-Display vs. S-Series MK2 Riesen-Display

Die S- und A-Serie haben einen offensichtlichen Unterschied – und das sind die Displays. Während die S-Serie tolle Produktbildchen am Gerät bietet, muss man bei der A-Serie mit dem Klarnamen auf einem recht kleinen, aber dennoch sehr gut lesbaren Display vorliebnehmen. Möchte man am Gerät durch alle Plugins/Presets navigieren, wird das dennoch mühselig. Die Meisten haben aber sicherlich ihren Rechner im direkten Blick wenn sie am A25 rumdrehen – und dann vermisst man die fehlenden Displays am Gerät nicht! 
Auch die grundsätzliche Navigation mit dem 4D-Encoder ist wirklich gut gelöst. Drehen, klicken und schon ist der passende Sound da. Das Anpassen des Sounds geht mit den acht Encodern ebenfalls schnell von der Hand, da gerade bei NI- und NKS-Instrumenten wirklich Wert darauf gelegt wurde, die wichtigsten – je nach Sound also unterschiedlichen – Parameter auf die ersten acht Regler zu packen. Raussuchen, anpassen, fertig!
Etwas anders sieht die Sache aus, wenn man das MIDI-Keyboard etwas abseits vom Rechner oder Bildschirm stehen hat, denn dann ist es schon komfortabler Zugriff und Rückmeldung über die eingebauten Displays der S-Serie zu bekommen. Weiterhin kann man nur bei der S-Serie die attribuierte Vorauswahl auch mit den Encodern vornehmen. 
Konkret ist bei mir ein großes S88 Mk2 im Keyboard-Rack abseits vom Rechner untergebracht und ein A25 direkt am Rechner – beide verstehen sich gut, es ist nur zu beachten, dass das gerade nicht verwendete Keyboard in den MIDI-Mode geht, sobald man an dem anderen rumkurbelt. Ein Wechsel zwischen beiden – inklusive Aktivieren der Instanz – ist aber dennoch kein Problem.

Das Display ist klein, aber trotzdem gut zu lesen!
Das Display ist klein, aber trotzdem gut zu lesen!

Zwar ist man auch bei der A-Serie nicht im Blindflug unterwegs, dennoch sind die Encoder dankenswerterweise berührungsempfindlich. Berührt man sie also leicht, zeigt einem das kleine Display den entsprechenden Parameter und seinen aktuellen Wert an – ohne dass man etwas verstellen muss. Da gibt es nichts zu meckern. Kurzum: Die Displays sind „nice to have“, aber wenn man sich anschaut, wieviel günstiger die A-Series gegenüber den S-Series sind, wären sie mir den Aufpreis allein nicht wert. 

Klaviatur ohne Light Guides

Die Klaviatur der A-Series fühlt sich wirklich gut an und lässt sich präzise bedienen, keine Frage. Allerdings federn die Tasten der S-Serie etwas edler und erzeugen auch weniger Nebengeräusche, dennoch macht das bei der Bedienung von Synthesizern für mich keinen nennenswerten Unterschied. Anders sieht es bei den Light Guides aus, die mir gerade bei den „ganz großen“ Kontakt-Instrumenten eine gute Hilfestellung geben, um Key-Switches oder dergleichen zu finden, ohne dabei das Handbuch wälzen zu müssen. Wer ohnehin mit den großen und zwangsweise teuren Kontakt-Libraries arbeitet, wird sicherlich den Mehrpreis für ein Controller-Keyboard nicht scheuen. 

Smart Play

Trotz fehlender Light Guides kann auch die A-Series mit vielen Spielhilfen punkten, darunter fest definierte Skalen, Akkord-Unterstützung und Arpeggiator. Somit können auch musiktheoretisch weniger Bewanderte tolle Ideen festhalten und entwickeln. Ebenfalls schön in diesem Zusammenhang ist die interaktive Herstellerseite, auf der diese Funktionen auch fernab des schnöden Handbuchs erklärt wird.
Alles in allem bleibt festzustellen, dass die Abgrenzung der beiden Serien wirklich gelungen ist und gerade die A-Serie mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis aufwartet. Im Gegensatz zu anderen „Light“-Produkten, die meist zur „Anfütterung“ von Anfängern dient, fühlt sich die A-Serie absolut nicht beschnitten an. 

Fazit

Mit der Native Instruments Komplete Kontrol A-Series erhält man ein wunderbares Controller-Keyboard, das nicht nur bei der Bedienung der hauseigenen und NKS-fähigen Plugins eine sehr gute Figur macht, sondern auch die ein oder andere DAW mittlerweile sehr gut im Griff hat. Eine allzu tiefgreifende Steuerung der DAW darf man zwar nicht erwarten, dafür sind die Keyboards aber auch nicht ausgelegt, sodass ich das hier als tolles Goody und nicht als essentiell werten möchte. Die Steuerung der Komplete Kontrol Software (Wrapper) ist trotz fehlender großer Displays dennoch einwandfrei möglich und vor allem in Anbetracht des Preises hervorragend umgesetzt. Fünf Sterne.

Pro
  • hochwertige Verarbeitung
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gut verzahnte Integration mit Komplete Kontrol Software
  • einfache, aber ausreichende DAW-Steuerungsmöglichkeiten
  • hochwertiges Starter-Softwarepaket mit Klangerzeugern und DAW-Software
Contra
  • kein Contra
NI_Komplete_A25_01_Test
Features
  • USB/MIDI-Controller-Keyboard mit halbgewichteter Tastatur und 25 Tasten
  • OLED-Display und 8 berührungsempfindliche Drehregler
  • Pitch- und Mod-Wheels, 4D Push Encoder
  • Steuerung von Logic ProX, Ableton Live, Garage Band, Cubase und Nuendo
  • Smart Play und Maschine Integration
  • Stromversorgung über USB
  • 6,3 mm Foot Pedal Eingang, USB-Port
  • Abmessungen: 488 x 257 x 89 mm, Gewicht: 2,4 kg
  • inkl. Komplete Instrumente und FX: The Gentleman, Monark, Scarbee Mark I, Reaktor Prism, Reaktor Blocks Wired, Reaktor 6 Player, Kontakt 6 Player, Guitar Rig 5 Player, Komplete Kontrol Software, Maschine Essential
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hochwertige Verarbeitung
  • hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gut verzahnte Integration mit Komplete Kontrol Software
  • einfache, aber ausreichende DAW-Steuerungsmöglichkeiten
  • hochwertiges Starter-Softwarepaket mit Klangerzeugern und DAW-Software
Contra
  • kein Contra
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Native Instruments Komplete Kontrol A25 (A-Series) Test
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