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Mesa Boogie California Tweed Combo Test

Der neue Mesa Boogie California Tweed weckt klanglich starke Erinnerungen an frühe Fender-Klassiker. Auch wenn der Name “Tweed” prinzipiell lediglich den Bezug des Verstärkergehäuses benennt, so steht er traditionell doch stellvertretend für eine Reihe von frühen Fenderamps wie den Tweed Bassman von 1958 oder den Tweed Deluxe, dessen 5E3-Ausführung beispielsweise schon längst einen Platz in der Riege der Gitarrenamp-Archetypen gefunden hat. Ob Larry Carlton, die Eagles oder auch jüngst Keith Urban – alle diese Protagonisten wissen den Sound dieses simplen Amps sehr zu schätzen.

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Dabei outet sich das 15-Watt Ur-Modell mit nur drei Potis als sehr spartanisch und hält sich demnach auch in seiner Flexibilität etwas zurück. In diese Kerbe schlägt Mesa Boogie nun mit einer neuen und zeitgemäßeren Interpretation, die unter anderem mit der typischen Vierband-Klangregelung aufwartet, wie man sie von britischen Modellen kennt. Dazu ein FX-Loop, ein Reverb und sogar ein Power-Attenuator, der fünf verschiedene Dämpfungsgrade ermöglicht. Erhältlich ist der California Tweed als Topteil oder als 1×12″ Combo, einer Variante, die mir momentan als Testgerät vorliegt und einer eingehenden Prüfung unterzogen werden will.

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Details

Gehäuse/Optik

Der California Tweed zeigt sich in einem cremefarbenen Birken-Gehäuse mit den Maßen 48,9 x 57,8 x 26,4 cm. Frontseitig befindet sich am oberen Rand das Bedienfeld, auf dem sich acht ebenfalls cremefarbenen Chickenheads mit schwarzer Markierung versammeln. Zwei Inputs, ein orangefarbenes Statuslämpchen in Diamantoptik und Standby sowie Powerschalter sind ebenfalls hier anzutreffen.
Direkt darunter zeigt sich die Verkleidung des Cabinets in einer gewebten weiß-creme Bastoptik, die optisch gut mit der Tolexfarbe harmoniert.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Mesa Boogie California Tweed 4:FORTY Combo ist ein klassischer Vollröhrenamp mit einer neuen und zeitgemäßeren Interpretation.

Rückseitig versammeln sich alle Anschlüsse in Form von zwei 4-Ohm und einem 8-Ohm-Speakerausgang, wobei letzterer bereits vom internen Lautsprecher belegt ist.
Links befinden sich Send und Return, um eigene Effekte einzuschleifen, wobei der FX-Loop sogar gepuffert ist. Daneben die Buchse für einen optional erhältlichen Fußschalter, der jedoch lediglich den Reverb an- oder ausschaltet. Wirft man einen Blick in das halboffene Gehäuse, entdeckt man den 1×12″ Jensen Blackbird Alnico Lautsprecher, der schon seit längerem kein Geheimtipp mehr für Fender-artige Amps ist und den typischen Sound sehr gut transportiert.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Mesa Boogie California Tweed Combo ist in halboffener Bauweise gefertigt,…

Darüber zeigt sich die Betriebseinheit des 40-Watt-Amps mitsamt vier hauseigenen 6V6-Endstufenröhren und fünf 12AX7 plus einer 12AT7-Röhre für die Vorstufe, Reverb und Phaseninverter. Der Kaltgerätestecker wird unterhalb der Ampsektion angeschlossen und ist mit einer Zugentlastung flexibel arretiert.
Das komplette Gehäuse ist sehr wertig und liebevoll gefertigt. Die Ecken wurden mit acht Lederelementen eingefasst, um die Kanten zu schonen, und an der Oberseite wartet ein robuster Ledergriff, an dem knapp 22,5 kg sicher transportiert werden können. Damit ist der Amp zwar kein Leichtgewicht, aber ein gutes Cabinet und ordentliche Trafos haben nun mal ihr Kilos. Auf der Unterseite wurden vier robuste Gummifüße angebracht, die dem Combo Rutschsicherheit garantieren.
Zum Lieferumfang gehören ein Manual, ein Netzkabel und eine Schutzhülle.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienfeld ist über die Frontseite erreichbar und mit acht cremefarbenen Chickenheads mit schwarzer Markierung belegt.

Bedienung

Der California Tweed ist als klassischer Einkanaler konzipiert und ein Low- und ein High Input, je nach Stärke des Eingangssignals, stehen dem User zur Verfügung. Gain regelt den Zerrgrad, der von Clean über Tweed-Crunch bis zu schon fast fuzzigen Sounds in der Maximalstellung reicht. Das EQ-ing kann über Bass, Middle, Treble und Presence im Gegensatz zum Original Fender Tweed Deluxe geradezu luxuriös eingestellt werden. Alle Regler arbeiten sehr effektiv und der Grundsound lässt sich gut verbiegen. Der Master-Regler bestimmt die Gesamtlautstärke, wobei Mesa Boogies Multi-Watt-Funktion noch einiges an zusätzlichen Optionen anbietet.
Hierbei handelt es sich um eine Art Power-Attenuator, der verschiedene Pentoden/Trioden-Kombinationen zulässt und somit die Gesamt-Ausgangsleistung des Amps herunterschalten kann. Hier stehen fünf Settings zur Verfügung: Zum einen die vollen 40 Watt und dann die gedämpften 30, 20, 10 und 2 Watt-Settings. Wie und ob sich die Dämpfung auf den Sound auswirkt, werden wir im Praxisteil genauer beleuchten.
Der letzte Regler widmet sich dem Röhrenhall des California Tweed und stellt die Effektintensität ein, wobei die Range von vollkommen deaktiviert bis zu großen Hallräumen abgedeckt wird. Der Reverb kann als einzige Option des Amps auch per Fußschalter aktiviert werden.
Anders als traditionelle Fenderamps der 50er Jahre verfügt der Mesa Boogie über einen Einschleifweg, der sogar gepuffert ist, das heißt, auch bei längeren Kabelwegen wird der Einsatz eines zusätzlichen Buffers obsolet und der Höhen-Roll-Off umgangen.

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Praxis

Für die Soundfiles wird der Amp mit einem Lewitt MTP440 DM abgenommen. Die Gitarren werden jeweils angegeben.
Zunächst hört ihr ein halbwegs mittiges Low-Gain-Setting, gespielt mit einer Fender Telecaster. Bei niedrigen Gainwerten erhält man einen harmonischen und krispen Cleanton mit einer schönen Wärme.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
9:0012:0012:0012:0012:0013:009:0040W
Audio Samples
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Clean Picking – Telecaster Bridge/Neck

Ich erhöhe den Gain auf einen mittleren Wert und wechsele auf die Mittelstellung der Telecaster. Hier erhält man die charakteristischen Crunchsounds, die man von den 5E3-Modellen kennt und das Ganze kommt sehr drahtig und durchsetzungsfähig rüber. Damit der Bassbereich nicht zu mulmig wird, sollte man diesen bei höheren Gainsettings hier etwas kompensieren, und schon erhält man traditionelle Rocksounds.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
13:0013:0013:0011:0013:0014:008:0040W
Audio Samples
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Low Gain – Telecaster Middle

Leicht angeschmutzte Cleansounds, wie hier, gespielt mit eine Stratocaster in Position vier, kommen ebenfalls sehr kernig und der Break Up klingt sehr attraktiv.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
11:0013:0014:0013:0014:0014:008:0040W
Audio Samples
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Picking – Stratocaster

Wer auf funky Cleansounds steht, erhält hier natürlich nicht den glasklaren, präzisen Sound, den man beispielsweise von Fender Twins oder DI-Sounds kennt, sondern eher eine etwas mittigere und leicht crunchige Interpretation des Themas. Und die klingt sehr eigen und auch attraktiv – knackig und präsent sind die Sounds auf jeden Fall.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
10:0013:0011:0011:0013:0014:008:0040W
Audio Samples
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Funky Riff – Stratocaster

Vintage-Rocksounds sind natürlich möglich, allerdings bringt der California Tweed seine eigene Zerrstruktur mit, die eben nicht typisch britisch ist, sondern insgesamt etwas voller und weniger scharf.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
15:0014:0014:009:0014:0014:009:0040W
Audio Samples
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Hendrix
Stilistisch wird sich der Amp sicher primär an Freunde von warmen Cleansounds und bluesigen bis crunchigen Zerrsounds richten.
Stilistisch wird sich der Amp sicher primär an Freunde von warmen Cleansounds und bluesigen bis crunchigen Zerrsounds richten.

Höhere Gainsettings befördern den Tweed in eine volle Sättigung und eine stärkere Kompression, die im Maximalwert schon fast fuzzige Qualitäten bekommt. Regelt man den Gain einen Hauch zurück, erhält man warme Leadsounds, die sehr dynamisch reagieren und mit dem Volume-Poti der Gitarre sehr musikalisch justiert werden können.
Nun kommt eine Les Paul zum Einsatz:

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
Max13:0014:0010:0015:0012:008:0040W
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Hi Gain – Les Paul
GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
15:0014:0014:009:0015:0012:009:0040W
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Leadsound – Les Paul

Wie das berühmte Vorbild harmoniert der California Tweed tadellos mit Pedalen. Im folgenden Beispiel parke ich einen Ibanez Tubescreamer vor dem Amp. Ihr hört erst den Tweed ohne Pedal und dann aktiviert, wobei ich den Level des Overdrives sehr hoch und den Gain eher niedrig gesetzt habe.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
15:0014:0014:009:0015:0012:009:0040W
Audio Samples
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Pedal

Die Reverb-Einheit liefert ein immenses Spektrum an Sounds. Bereits in niedrigen Settings ist ein ordentliches Federhall-Pfund auf dem Signal wahrzunehmen und im Maximalwert ist man im Ambient und Surfparadies angelangt. Dabei klingt der Hall immer musikalisch und warm und lässt das Gitarrensignal transparent erscheinen.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
9:0013:0013:0011:0015:0014:009:00 – 12:00 – 15:00 – Max40W
Audio Samples
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Reverb

Der Multiwatt Power Attenuator ist eine tolle Dreingabe, die den Amp auch für kleine Clubgigs und häusliches Üben qualifiziert. Die Lautstärkereduzierung ist wirklich in sehr drastischem Maße möglich und durch fünf verscheiden Settings auch sehr feinstufig abgleichbar. Da Dämpfungen auch immer Einfluss auf den Gesamtsound haben, hört ihr zuerst ein Soundbeispiel, bei dem die effektive Reduzierung bei gleichem Volume hörbar wird, und anschließend eine normalisierte Version davon, um den Klangunterschied besser beurteilen zu können. Von der 2-Watt-Position abgesehen bleibt der Grundklang in jeder Dämpfung weitestgehend erhalten.

GainTrebleMidBassPresenceMasterReverbMultiwatt
10:0013:0013:0011:0015:0015:00Min2W – 10W – 20W – 30W – 40W
Audio Samples
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Power Attenuation Power Attenuation normalisiert
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Fazit

Der Mesa Boogie California Tweed ist eine hervorragend verarbeitete und exzellent klingende Interpretation des Tweed-Themas. Waren viele traditionelle Amps etwas eingeschränkt hinsichtlich ihrer Flexibilität, so lässt der Mesa Boogie keine Wünsche offen, denn der EQ arbeitet sehr effektiv, der Gainregler erlaubt eine große Bandbreite an Zerr-Settings und der integrierte Einschleifweg lässt den Einsatz diverser Effekte hinter der Preamp-Sektion zu. Neben der relativen Vielseitigkeit punktet der Tweed aber auch mit einem hervorragend klingenden Federhall und einem sehr wirkungsvollen und weitestgehend signaltreuen Dämpfungsglied. Stilistisch wird sich der Amp sicher primär an Freunde von warmen Cleansounds und bluesigen bis crunchigen Zerrsounds richten, denn bei allen Regeloptionen bleibt der Verstärker klar in Richtung Tweed beheimatet und trägt dessen DNA. Dort erledigt er seine Aufgabe mit Bravour, und das darf er sich seinen Thekenpreis auch kosten lassen. Daumen hoch!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • große Flexibilität
  • hervorragende Klangqualität
  • signaltreuer Power-Attenuator
  • Röhren-Hall
Contra
  • keins
Artikelbild
Mesa Boogie California Tweed Combo Test
Für 3.199,00€ bei
Mit dem California Tweed ist es Mesa Boogie gelungen, den typischen Tweed-Sound in die Moderne zu übertragen.
Mit dem California Tweed ist es Mesa Boogie gelungen, den typischen Tweed-Sound in die Moderne zu übertragen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Mesa Boogie
  • Bezeichnung: California Tweed (Combo)
  • Typ: Vollröhren-Combo
  • Herstellungsland: USA
  • Kanäle: 1
  • Leistung: 40 Watt
  • Röhren: 4x 6V6, 5x12AX7, 1x12AT7
  • Regler: Gain, Volume, Middle, Treble, Bass, Presence
  • Schalter: Power, Standby, Multiwatt Attenuator (2, 10, 20, 30, 40 Watt)
  • Eingänge: 2 (Normal & Low)
  • Anschlüsse: 1x 8 Ohm, 2x 4 Ohm Speaker Out, Send, Return, Footswitch
  • Lautsprecher: 1x 12″ Jensen Blackbird Alnico
  • Einschleifweg: ja (buffered)
  • Abmessungen (H x B x T): 48,9 x 57,8 x 26,4 cm
  • Gewicht: 22,5 kg
  • Ladenpreis: 2.879,00 Euro (April 2019)
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