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AKG C314 Test

Das AKG C314 hat nicht nur mit dem C414 einen gewichtigen Urahnen: Wenn der Hersteller von Kopfhörern und Mikrofonen ein Produkt nennen müsste, dass dem Namen AKG in Studios weltweit zu Bekanntheit verholfen hat, dann würde dies zweifelsohne das C12 sein.

AKG_C314_1

“C12” sagt man nicht einfach so daher, sondern spricht es bitte schön mit gebührender Ehrfurcht in der Stimme aus. Das C314 ist zwar ebenfalls ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit umschaltbarer Richtcharakteristik, jedoch ohne Röhre, aus aktueller Fertigung und um Größenordnungen preiswerter.
Mikrofone aus AKGs niedrigerem Preissegment erfreuen sich höchster Beliebtheit, wie vergangene Tests gezeigt haben, tun sie dies auch durchaus zurecht. Das nicht umschaltbare C214, welches nicht nur bezüglich der Produktbezeichnung, sondern vor allem baulich eine enorme Nähe zum Objekt in diesem Test hat, macht beispielsweise eine gute Figur. Und da trifft es sich natürlich sehr gut, dass der Sänger, der die meisten Files, die ihr in meinen Testberichten hören könnt, ein 214 besitzt.

Details

Braunmühl-Weber

Hinter diesen beiden Nachnamen versteckt sich eine Konstruktion, in welcher zwei Mikrofonkapseln Rücken an Rücken verbaut werden, die gemeinsam je nach Verschaltung verschiedene Richtcharakteristiken ergeben. Zu diesem Zweck besitzen beide Nierencharakteristik – die bei diesem Polar-Pattern notwendige Umleitung des Schalls, der für die Membranrückseite gedacht ist, bewerkstelligt jeweils die Membran der anderen Kapselseite. Das AKG C314, ausgestattet mit einer nicht mittenkontaktierten Doppelkapsel, ermöglicht die Verschaltung zu Niere, Kugel und Acht. Auch eine Zwischenstufe zwischen Niere und Acht ist auswählbar, eine Superniere. Die selten eingesetzte Breite Niere, also eine Kombination von Niere und Kugel, ist hingegen nicht wählbar. 

Fotostrecke: 4 Bilder Großmembrankapsel mit Randkontaktierung

Pad mit LED

Der Schalter zur Bestimmung des Polar-Patterns befindet sich auf der Rückseite des C314, wohingegen auf der Vorderseite nur das AKG-Logo mit den drei um 120° versetzten Nieren zu finden ist. Es gibt noch zwei weitere Schaltmöglichkeiten, die an einem Mikrofon beide keine Seltenheit darstellen. Auf gegenüberliegenden Seiten warten Pad und Hochpassfilterung auf ihren Einsatz. Das Pad dämpft um kräftige 20 Dezibel, kommt aber in Kombination mit einer kleinen einfachen Hilfe: Per Clip-LED wird der Einsatz des Pads empfohlen. Werden 133 dB(SPL), also zwei Dezibel unterhalb des definierten 0,5%THD-Grenzschalldruckpegels, erreicht, leuchtet sie rot auf. Eine einfache, aber praktische Einrichtung. Darin, Mikrofone mit diversem Leuchtwerk auszustatten, ist man bei AKG schnell bei der Sache, wie etwa die aktuellen C414 zeigen. Ich finde es aber beim C314 so sinnvoll wie bei sonst keinem Mikrofon, wenn ich etwa an das eher sinnbefreite Geleuchte bei Horch denke. Das Trittschallfilter kommt aus nachvollziehbaren Gründen nicht in den Genuss einer zusätzlichen Beleuchtung. Schaltet man das HPF, werden die Tiefen unterhalb des -3dB-Punkts von 100 Hz mit einer Flankensteilheit von 12 dB/oct abgeschnitten.

Fotostrecke: 3 Bilder Vier Polar Patterns stehen zur Auswahl.

Explosionszeichnung

Die gesamte Elektronik ist im Metallgehäuse untergebracht, das vor mechanischen und elektromagnetischen Einwirkungen schützt. Der Kapselträger hinter dem groben Außengrill und der feineren Gaze ist frei schwingend aufgehängt, was den Einsatz einer Spinne durchaus unnötig machen kann. Dennoch befindet sich ein solches Stück im Lieferumfang. AKG ist für Qualitätsware bekannt, aber dennoch weder vor Fehlern, Alterungsprozessen und besonders „Fehlbedienungen“ wie Fallenlassen gefeit. Umso erfreulicher ist es, dass jedes einzelne Teil anhand einer Explosionszeichnung identifiziert und nachbestellt werden kann. Für diese Form der Investitionssicherheit gibt es von mir ganz klar das Däumchen nach oben. 

Die Spinne ist oft verzichtbar, gehört aber zum Lieferumfang.
Die Spinne ist oft verzichtbar, gehört aber zum Lieferumfang.

Hohe Dynamik

Über die obere Dynamikgrenze von 155 dB(SPL) (mit Pad) hatte ich mich schon positiv geäußert, doch auch ganz unten ist eine der wichtigsten Angaben ein Grund zur hellen Freude: Mit 8 dB(A) liegt das Eigenrauschen nahe am möglichen Minimum und zeigt einmal mehr die technische Expertise der Österreicher. Die Frequenzgänge sind für die verschiedenen Polar-Patterns leicht unterschiedlich, die Konstanz der frequenzabhängigen Empfindlichkeit, also dem Pegel je nach Einfallsrichtung des Schalls, ist absolut typisch und weist keine Besonderheiten auf. Deutlich ist hingegen, dass das AKG C314 durch eine um die 10 kHz liegende Pegelanhebung charakterisiert ist, die je nach Richtcharakteristik mehr oder weniger breit ist. Bei der Kugel ist dieser Peak schmalbandiger als bei den anderen, dafür ist auch der bewusste Einbruch um die 2 kHz dort am kleinsten. Die Außenbänder sind weitgehend identisch: In den Höhen folgt auf den Peak der bei Großmembranern konstruktionsbedingte Abfall der Übertragungskurve, die Tiefen sind bis hinunter in den Infraschallbereich quasi ohne nennenswerte Absenkungen. 

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Praxis

Gut mitgedacht – bis zu einem gewissen Punkt

Wenn wie im Falle des AKG C314 die Ingenieure mitgedacht haben, dann freut mich das immer. Kondensatormikrofone sind, wie es so oft heißt, „ausentwickelt“, es sind daher also oft die Kleinigkeiten, denen Verbesserungen oder Erweiterungen widerfahren. Dass eine Overload-LED verwendet wird, finde ich grandios. Natürlich kann man über die Aussagekraft einer Clip-LED verschiedener Meinung sein, doch insgesamt ist das reine Vorhandensein positiv zu bewerten. Nur geht sie leider nach wenigen Sekunden wieder aus, was ich etwas unpraktisch finde. Im Produktionsalltag werde ich mich nicht vor irgendwelchen LEDs auf die Lauer legen und warten, ob sie Disko machen oder nicht. Sicher, ein dauerhaftes Leuchten macht eine Art von Reset-Funktion notwendig. Ich meine aber, dass man sich der Sache doch hätte etwas umfangreicher annehmen sollen – wenn schon, denn schon. 

Nach dem Anschließen zeigt sich, wie rauscharm das C314 ist – und dass es auch ohne Pad ordentlich Pegel verträgt.
Nach dem Anschließen zeigt sich, wie rauscharm das C314 ist – und dass es auch ohne Pad ordentlich Pegel verträgt.

Einstreuungen? Nö.

Insgesamt darf man aber mit dem umschaltbaren C314 der Österreicher sehr zufrieden sein: Für einen fairen Preis erhält man ein alltagstaugliches Kondensatormikrofon, das in allen typischen Situationen professionell seine Dienste leistet. Die Ausstattung ist umfangreich, zudem wurde sie schlau und praxisbezogen gewählt, was sich etwa an den wählbaren Richtcharakteristiken zeigt. Wie es sich für ein modernes Mikrofon gehört – und vielleicht noch darüber hinaus – ist das C314 tatsächlich sehr rauscharm und pegelfest. Noch bevor das Signal bei enormen Pegeln schlagartig „umbricht“, ist allerdings mit einer merklichen Einengung der Dynamik zu rechnen – allerdings geschieht das in Pegelbereichen, die bei üblichem Betrieb nicht zustande kommen. Ganze Arbeit geleistet haben die AKG-Ingenieure auch bei der Einstreuungsempfindlichkeit: Auch im direkten Umfeld einer Vielzahl elektronischer Geräte, darunter Boxen, Mobiltelefone und Neonröhren konnte die Ruhe im Signal nicht gestört werden.  

AKG C314 unter dem mitgelieferten Windschutz
AKG C314 unter dem mitgelieferten Windschutz

Spritziger Sound, aber dennoch nicht locker-luftig

Das C314 ist eindeutig ein Vertreter der moderneren Großmembranmikrofone, ein dunkles, warmes Timbre sucht man also vergeblich. Vielmehr ist es in den Höhen erstaunlich stark ausgeprägt und auf den ersten Blick geradezu spritzig. Ich persönlich würde für derartige Ergebnisse vielleicht eher zu einem anderen Mikrofontypen greifen, wenn ich die Wahl hätte, aber unter dem Gesichtspunkt des Allrounders wird man recht froh sein, dass sich der Frequenzgang bei 10 kHz eher noch etwas aufbäumt als einzubrechen. Nun gut, derartige Höhen wirken zunächst toll, werden aber vor allem bei Vocal-Aufnahmen in diesem Ausmaße eher selten benötigt und tendieren oft – so auch beim C314 – dazu, etwas angestrengt zu klingen. Und die tatsächliche „Luftigkeit“, die viele Kleinmembraner bieten können, erreicht das AKG dann auch nicht. Man erhält aber in jedem Fall ein Signal, welches sich per EQ in allerhand Richtungen drücken lässt, ohne zu schnell zu zerfallen. Die Auflösung ist für ein Mikrofon dieser Preisklasse gut, ein wenig sauberer dürfte es gerade oberhalb der Präsenzen zugehen, um an Größen wie das AKG C414 heranzureichen. Wichtiger aber ist, dass es keine Phasenprobleme in diesem so sensiblen Bereich zu berichten gibt – nie hat man das Gefühl, es mit Löchern oder dergleichen zu tun zu haben. 

Audio Samples
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AKG C314, Niere, 30 cm AKG C314, Acht, 30 cm AKG C314, Kugel, 30 cm AKG C314, Niere, 5 cm AKG C314, Niere, 60 cm AKG C314, Niere, 30 cm, 45 Grad AKG C214, 30 cm AKG C214, 5 cm AKG C214, 60 cm

Mitten liegen in der Badewanne

Im Bass zeichnet das 314 recht straff und trocken, was nicht jedes umschaltbare Kondensatormikrofon unter 1000 Euro von sich behaupten darf. Eigentlich der gesamte Grundtonbereich der meisten Instrumente wird kräftig übertragen, was sich bei nahen Besprechungsabständen noch deutlich verstärkt. Das klingt eindrucksvoll, hat aber für viele Anwendungen schon deutlich zu viel Eigenschaften von der typischen HiFi-Badewanne. Gut, die Höhen- und Bassanbhebung schindet Eindruck. Spätestens im Mix wird man aber bei Verwendung des C314 eher zu Shelf oder Cut greifen werden als bei vielen anderen Mikros – und zwar sowohl in den Höhen als auch den Tiefen. Im Umkehrschluss kann man auch von einem etwas schwach dargestellten Hochmittenbereich sprechen, der sich umso stärker bemerkbar macht, je stärker man auf ein richtendes Polar-Pattern setzt. Die Acht wirkt dadurch weniger „da“, als man es von manchem anderen Signal gewohnt ist. 

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Fazit

AKG ist mit dem C314 erwartungsgemäß ein ordentliches Produkt gelungen. Das umschaltbare Kondensatormikrofon ermöglicht professionelles Arbeiten, da es ein sauberes, vernünftig aufgelöstes Signal liefert. Es ist eindeutig ein hochaktuelles Mikrofon, wie seine technischen Werte zeigen: Das Rauschen befindet sich an der Untergrenze des technisch Machbaren, mit Pad lassen sich auch enorm hochpeglige Signale nahezu verzerrungsfrei aufzeichnen. Sein etwas HiFi-mäßiger Grundklang ist vielleicht nicht immer angebracht, doch gemeinsam mit der ordentlichen Auflösung zeigen sich die Allrounder-Qualitäten des C314. Und als solches wurde es sicherlich konzipiert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • hohe Dynamik: sehr rauscharm, sehr pegelfest
  • gute, sinnvolle Ausstattung
  • Allrounderqualitäten
  • fairer Preis
Contra
  • etwas gequälte, kräftige Höhen
AKG_C314_4
Features und Spezifikationen
  • Membrangröße: groß
  • Empfängerprinzip: 2 x Druckgradientenempfänger
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere, Acht, Kugel, Superniere
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Eigenrauschen: 8 dB(A)
  • maximaler Schalldruckpegel: 135 dB SPL (vor Pad)
  • Ausgang: XLR
  • Lieferumfang: Mikrofon, Spinne, Windschutz
  • Preis: € 699,– (UVP)
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