Electro Harmonix Hot Wax Test

Praxis

Sound/Bedienung

Das Ende 2015 vorgestellte Crayon Overdrive bezeichnet Electro Harmonix als Full Range Overdrive, das einen leicht übersteuerten Crunch bis hin zur High-Gain-Zerre liefern kann und dabei einen mittenfokussierten Klang generiert. Beim Hot Tubes Pedal handelt es sich um ein Reissue des 1978 veröffentlichen EHX Hot Tubes, das laut Hersteller den Sound eines Vintage-Overdrive-Amps erzeugt. Diese beiden Pedale hat Electro Harmonix nun in ein Gehäuse gesteckt, und bevor ich beide Schaltungen kombiniere, spiele ich sie erst einmal alleine an. Los geht es mit dem Crayon Overdrive.
Dazu parke ich das Hot Wax vor meinem Marshall JVM 410 Topteil, das eine mit Vintage 30 Speakern bestückte Box antreibt, die ich wiederum mit einem SM57 abnehme. Alle Audiofiles habe ich selbstverständlich klanglich nicht bearbeitet. Als Gitarre kommt eine Music Man Reflex zum Einsatz.
Für das erste Audiobeispiel habe ich fast alle Regler in der Mittelstellung positioniert, das Volume-Poti zeigt auf 10, um beim Wechsel vom Bypass zum aktivierten Zustand keinen Lautstärkesprung zu erhalten. Im ersten Durchgang ist das Pedal aus, im zweiten erwecke ich es aus seinem Bypass-Schlaf.

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Alle Regler mittig, Vol. 10 Uhr – Bypass/On

Da der Blend-Regler in der Mittelposition steht, wird dem Effektsignal auch das Direktsignal beigefügt, was man gut hören kann. Das Pedal erzeugt in der Tat einen in den Mitten ausgeprägten Overdrive-Sound.
Als nächsten möchte ich herausfinden, wie sich der Drive-Regler der Crayon-Sektion klanglich auswirkt und bewege ihn pro Durchgang von 9 Uhr auf 12 Uhr, 15 Uhr und ende dann in der Maximalstellung. Den Blend-Regler habe ich jetzt ebenfalls ganz aufgedreht, um den Zerrsound an sich besser heraus hören zu können.

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Drive-Regler 9/12/15/Max.

Die Crayon-Sektion bietet eine recht breite Auswahl an geschmackvollen Overdrive-Zerrgraden und liefert auch bei Maximalstellung des Drive-Reglers einen durchsichtigen, aber fetten Overdrive, der feinfühlig mit dem Gitarrensignal umgeht. Die Attacks werden klar herausgestellt und sorgen so für genügend Kontur.
Und nun das Ganze noch einmal mit der Hot-Tube-Sektion. Wieder zeigen alle Regler auf 12 Uhr. Wie im ersten Beispiel auch ist der Amp erst pur, dann mit dem Pedal zu hören.

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Drive-Regler 9/12/15/Max. plus Hot-Tube-Sektion

Hier wird klar, wie unterschiedlich die beiden Sektionen klingen. Zeigt sich der Crayon mittig und eher traditionell im Sound, geht die Hot-Tubes-Sektion frischer und frecher ans Werk.
Und auch hier erforsche ich den Wirkungsgrad des Drive-Reglers; Blend habe ich natürlich wieder in die Maximalstellung gedreht.

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Wirkungsgrad des Drive-Reglers
Die beiden Overdrives erzeugen einen rauscharmen, fetten Zerrsound, der sich mit dem EQ noch anpassen lässt.
Die beiden Overdrives erzeugen einen rauscharmen, fetten Zerrsound, der sich mit dem EQ noch anpassen lässt.

Die Hot-Tubes-Schaltung geht wesentlich bissiger zur Sache als die Crayon-Schaltung, vor allem das Höhenbild ist ausgeprägter und hat bei hohen Gain-Settings fast schon Distortion-Anleihen.
So weit, so gut. Wie die beiden Sektionen kombiniert klingen, hört man im folgenden Beispiel. Dabei stehen die EQ-Regler auf 12 Uhr. Blend zeigt wieder den Maximalwerte an, Drive steht auf 14 Uhr und Volume wie immer auf 10 Uhr. Erst ist der Crayon zu hören, dann der Hot Tubes und im letzten Durchgang dann beide zusammen.

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Crayon + Hot Tubes kombiniert

Jede der beiden Schaltungen für sich liefert einen tollen und grundsätzlich anders klingenden Overdrive-Sound. Kombiniert mischen sich die beiden Charakteristiken auf eine interessante Weise. Die Kombination aus beiden Klangwelten fügt dem Hot-Tube-Sound die Mitten des Crayon hinzu. Natürlich addieren sich die Overdrives auch, was den Zerrgrad anbetrifft. Für meinen Geschmack ergibt sich damit ein toller Solo-Sound mit Charakter.
Im nächsten Beispiel steht der Volume-Regler des Crayon auf 10 Uhr und Gain auf 13 Uhr. Im zweiten Durchgang kommt dann der Hot Tubes hinzu, dessen Volume-Regler auf 11 Uhr zeigt, Gain steht auf 11 Uhr und der Treble-Regler des EQs auf 10 Uhr.

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Erst Crayon Vol. 10, Gain 13, dann plus Hot Tubes Vol. 11, Gain 11

Sobald der Hot Tubes hinzukommt, frischt der Sound förmlich auf. Aber auch die Verzerrung verdichtet sich und heraus kommt ein fetter, moderner Overdrive.
Wie das Ganze mit einer Strat klingt, kann man im letzten Beispiel hören. Ich habe die Einstellungen am Hot Wax dabei nicht verändert.

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Crayon plus Hot Tubes mit Stratocaster

Hier hört man, wie sensibel das Pedal auf die angeschlossene Gitarre reagiert. Die Strat-typischen Attacks kommen sehr schön zur Geltung und geben dem Sound den gewollten Schliff. Das Ganze mit genügend Muskeln, um sich auch im Bandkontext durchzusetzen. Ein toller Sound, den das Hot Wax ausgesprochen rauscharm umsetzt, sehr gut!

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