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Zultan Raw Series Profi Cymbal Set Test

Die Türkei im Jahre 2016: Ein Land im Wandel, ein Land voller Widersprüche. Nach wie vor unbestritten sind allerdings die Qualitäten der in der türkischen Kultur tief verwurzelten traditionellen Beckenfertigung. Und genau deshalb lässt Thomann die Cymbals seiner Hausmarke Zultan in Istanbul fertigen – aus der legendären B20 Bronze und in 100% Handarbeit. Im Zultan-Portfolio finden sich mittlerweile so einige Serien, in diesem Test nehmen wir uns den neuesten Streich des deutsch-türkischen Bündnisses vor, die Zultan Raw Serie. Die Oberflächen der Instrumente dieses vierteiligen „Profi Cymbal Sets“ wurden nicht abgedreht, was ihnen neben einer rohen Optik ihren erdigen, obertonarmen Klang bescheren soll. Preislich liegt der Satz im Zultan-üblichen unteren Bereich, was das Raw Cymbal Profi Set besonders für Einsteiger und Drummer mit schmaleren Budget attraktiv machen dürfte. 

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Trockene und erdige Cymbal Sounds, die wenig Obertöne und eine geringere Lautstärke produzieren, erfreuen sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit. Ein anderer, ebenfalls deutscher Beckenhersteller, die Firma Meinl, hat in dieser Klangwelt bereits eine erhebliche Vorreiter-Arbeit geleistet und auch diejenigen Trommler auf diesen Sound angefixt, deren Geldbeutel eigentlich eher auf schmalere Ausgaben in Sachen Becken ausgerichtet ist. Besonders für diese Klientel könnte die Zultan Raw Serie eine interessante Alternative darstellen. Wie roh und trocken und vor allem wie gut die Teller am Ende wirklich klingen, werden wir nun herausfinden.

Details

Die Becken kommen in einem großen Karton zu mir nach Hause, in welchem sich eine schwarze, mit dem Zultan Logo bedruckte Nylon-Beckentasche befindet, in der die Cymbals einzeln verpackt in transparenten Plastikfolien stecken. Die eigentliche Tasche ist eine prima Dreingabe, um die Teller von A nach B zu transportieren, fürs Touren ist sie allerdings kaum geeignet, da sie weder über Fächer verfügt, noch irgendeine Art von Transportschutz bietet. Die einzelnen Becken kommen optisch wie Geschwister ums Eck, alle Instrumente haben eine unpolierte, etwas „dreckige“ Anmutung. Auf beiden Seiten eines jeden Beckens sind die dicht beieinander liegenden Schläge der Handhämmerung erkennbar. Gleiches gilt für alle Kuppen, bei denen die Hammerspuren nicht weniger deutlich, aber kleiner ausfallen. Ebenfalls auf allen Cymbals sind beidseitig schwarze „Zultan“-Schriftzüge aufgebracht, auf den Top-Seiten findet sich auch je ein „Raw“-Logo und eine Größenangabe, mit Ausnahme der beiden Hi-Hat-Teller, bei denen die Größenangaben jeweils auf die Unterseiten aufgebracht wurden. Zudem erkennt man auf allen Becken noch ein kleines „Handmade Cymbals“ Logo, Qualitätsmerkmal und Beleg für die hundertprozentige Handarbeit, in der die Instrumente gefertigt wurden. Alle Kuppenlöcher sind sauber gearbeitet, somit wird das Raw Profi Cymbal Set seinem professionellem Anspruch optisch und hinsichtlich der Verarbeitung schon einmal gerecht. 

Fotostrecke: 5 Bilder Familientreffen: Die „Raws“ unter sich.

Mehr Leichtgewicht als Heavy Metal

Wie es sich für eine Bande „roher“ Becken gehört, sind diese nicht superdünn, und gehen von mittelleichter bis mittelschwerer Gewichtsklasse ins Rennen: Das kleinere 16“ Crash kommt auf schlanke 1105 Gramm, das 18“ Crash bringt mit 1684 Gramm deutlich mehr auf die Waage. Auch die Hi-Hats sind nicht gerade Schwergewichte (Top: 1184 Gramm, Bottom: 1280 Gramm), hier fällt mir der ungewöhnlich kleine Gewichtsunterschied zwischen Top- und Bottom Cymbal auf, der bei den meisten Hi-Hat-Kombinationen in der Regel etwas deutlicher ausfällt. Das relativ dünne und mittelschwere Ride mit seinen 2440 Gramm Lebendgewicht passt somit auch gut ins Bild. Die Kuppen aller Becken sind in gewöhnlichen Größen gehalten und laden zum „Riden“ darauf ein. Das probieren wir doch gleich mal, auf in die Praxis!

Fotostrecke: 5 Bilder Alle Instrumente sind handgehämmert und übersät mit Einschlägen.
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Praxis

Die 14“ Hi-Hats

Zuerst beschäftige ich mich mit der 14“ Hi-Hat. Flugs an die Maschine gebastelt, überraschen mich die ersten Schläge doch ein wenig, denn so besonders trocken und erdig, wie Name und Optik es erwarten lassen würden, klingt sie für mich gar nicht. Die Becken produzieren durchaus ordentlich Obertöne und einen gewissen „Glanz“ im Klang, von der Lautstärke her sind sie allerdings erwartungsgemäß eher zurückhaltend, was ihnen einen recht interessanten Gesamtcharakter verleiht. Geht man allerdings spürbar  härter zur Sache und versucht, leicht oder weiter geöffnet weiteres Volumen zu erzwingen, verliert der Sound der Doppelbecken an Klasse, indem er einen unschönen mittig-bassigen Ton entwickelt. Bewege ich mich aber hauptsächlich in der Komfortzone der Hi-Hats, bereiten sie mir durchaus Spaß. Der getretene „Chick“ ist sauber und unspektakulär, und, ebenso wie das „Splashen“ mit dem Fuß, auf der leiseren Seite. Die Kuppe passt gut ins Gesamtbild, auch sie ist nicht besonders laut, es lassen sich ihr aber einige Varianten entlocken. Eine Hi-Hat, die weniger speziell ist als zunächst angenommen, aber trotz der einen oder anderen Limitierung grundsätzlich schon Lust auf mehr macht. 

Mit ihrem erdigen Look macht die Hi-Hat am Ständer einen guten Eindruck.
Mit ihrem erdigen Look macht die Hi-Hat am Ständer einen guten Eindruck.
Audio Samples
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14″ Hi-Hat einzeln

Das 20“ Ride

Das Ride-Becken in der klassischen Grösse von 20 Zoll passt sich im Klangverhalten den Hi-Hats an: Auch hier verwundert mich die Klarheit des Pings sowie die unerwartete Brillanz, die ich so nicht wirklich mit der Bezeichnung „Raw“ bzw. meiner Vorstellung davon in Verbindung gebracht hätte. Aber: Das Becken spielt sich angenehm, man hat das Gefühl, recht „breit aufgestellt“ zu sein mit dem Instrument. Schnellere Swing-Pattern verarbeitet der große Teller mit klarer Ansprache und ohne allzu schnell zu verwaschen. Wenn der „Wash“ aber durch Anschlagen mit der Stockschulter gewünscht wird, dann kommt er auch – allerdings neigt auch dieses Exemplar bei härterer Gangart zu einem weniger schönen, stehenden Ton im oberen Bassbereich, ein Phänomen, das mir schon bei anderen Ride-Becken aus dem Hause Zultan begegnet ist. Der Bell-Sound entwickelt keine allzu aggressive Durchsetzungskraft, ist aber gut hörbar und passt somit zur sonstigen Charakteristik dieses Beckens. Auch bei diesem Instrument gilt: Solange ich es nicht allzu sehr malträtiere, gelingt der Spagat zwischen erdig und brillant recht gut, was dieses Becken mehr zu einem recht vielseitig einsetzbaren Instrument als zu einem klanglichen „Spezialfall“ macht. 

Das 20 Zoll Ride am Arbeitsplatz.
Das 20 Zoll Ride am Arbeitsplatz.
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20″ Ride einzeln

Die 16“ und 18“ Crashes

So bleiben noch zwei Rundlinge in den gewohnten Größen 16“ und 18“: Die Raw Crashes. Das 16er ist mit seinen 1105 Gramm relativ leicht und versprüht beim Spielen von allen Becken der Raw-Serie den deutlichsten „erdig & trocken“-Touch mit wenig Obertönen und eine „matten“ Klang bei mittlerer Anschlagstärke. Auf dem Weg zu mehr Lautstärke büßt das Becken allerdings einiges an Souveränität ein und beginnt, in ein leicht verzweifeltes, splash-artiges Klangverhalten zu driften. Die durchschnittlich große Kuppe ist ziemlich leise, taugt aber zumindest ansatzweise zum „soften Riden“. Das Becken lässt mich etwas ratlos zurück, erfüllt es doch eigentlich die Kriterien an ein rohes, trockenes Crash, gänzlich überzeugen kann es mich aber nicht. 

Am Stativ aufgehängt ...
Am Stativ aufgehängt …
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16″ Crash einzeln 18″ Crash einzeln Alle Becken hintereinander gespielt

Das 18 Zoll Modell verhält sich ähnlich, auch wenn es nicht ganz so erdig, sondern mit etwas mehr mehr Klarheit daher kommt. Durch seine zwei Zoll mehr an Größe und ein deutlich höheres Gewicht erlaubt es mehr Lautstärke, bevor es “zumacht“. Hat es sich einmal bei heftigerer Spielweise (siehe Soundbeispiel „Crash-Ride-Groove“) aufgebaut, quittiert es dies mit einer einigermaßen bedrohlichen Soundwand, die aber wiederum schnell abklingt. Bei weicherer Herangehensweise empfinde ich das 18er Crash auch als Ride-tauglich, was dem Satz im Ganzen eine weitere Ausdrucksmöglichkeit verleiht. Auch die Bell ist prima einsetzbar, sie fällt glücklicherweise gegenüber den anderen Instrumenten nicht aus der Reihe, auch wenn sie, was wiederum ihrer relativen Größe geschuldet ist, etwas mehr Power und Durchsetzungskraft besitzt. Dass diese beiden Crashes aus demselben Stall kommen, ist unüberhörbar, wobei das größere Modell weniger schnell an seine Grenzen stößt bzw. seine Schwächen offenbart. 

... sind die beiden Crashes kaum zu unterscheiden.
… sind die beiden Crashes kaum zu unterscheiden.
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Crash-Ride Groove Funky Dance Groove Heavy Bounce Groove Hi-Hat-Ride Choke Groove Hi-Hat-Ride Rimclick Groove Hip Pop Groove Moving Hi-Hat Groove Shuffle Groove
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Fazit

Das Zultan Raw Profi Cymbal Set erfüllt die Erwartungen, die Name und Optik versprechen, nur bedingt. Der sich im mittleren Lautstärkebereich am wohlsten fühlende Beckensatz bietet nicht die erwartet extremen Klangeigenschaften in Sachen Rohheit, Trockenheit und Erdigkeit, dafür aber sogar gewisse Allround-Fähigkeiten. Ein wichtiges Kriterium auch bei diesem Komplettsatz von Zultan ist aber natürlich der attraktive Anschaffungspreis. Insofern erwirbt man für einen deutlich geringeren Betrag als bei der Konkurrenz einen Satz Becken, welcher die zur Zeit allseits so beliebten „Dry-Sounds“ zumindest ansatzweise liefert. Die Verarbeitungsqualität der Instrumente ist – wie die Optik auch – ansprechend und gelungen. Wer also auf der Suche nach einer günstigen Alternative zu etablierter und hochpreisiger „Rohkost & Trockenfutter“ ist und in Kauf nimmt, dafür etwas weniger extreme Klänge auf den Beckenständern zu haben, der sollte die Zultan Raw Becken ruhig mal einem persönlichen Anspieltest unterziehen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • In sich stimmiger Beckensatz
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Gute Verarbeitung und schöne Optik
Contra
  • Höhere Lautstärken lassen die Becken unsouverän klingen
  • „Roh und erdig“-Charakter nur bedingt vorhanden
Artikelbild
Zultan Raw Series Profi Cymbal Set Test
Für 649,00€ bei
Raue Schale, süffiger Abgang. Die Raw Becken klingen brillanter, als es die trockenen Oberflächen vermuten lassen.
Raue Schale, süffiger Abgang. Die Raw Becken klingen brillanter, als es die trockenen Oberflächen vermuten lassen.
Technische Spezifikationen
  • Bezeichnung: Zultan Raw Profi Cymbal Set
  • Hersteller: Turkish für Thomann
  • Herkunftsland: Türkei
  • bestehend aus:
  • 14“ Hi-Hat (Top: 1184 g / Bottom: 1280 g)
  • 16“ Crash (1105 g)
  • 18“ Crash (1684 g)
  • 20“ Ride (2440 g)
  • Merkmale:
  • Vierteiliger Beckensatz
  • Material: B20 Bronze
  • 100% handgefertigt
  • Preis: (Verkaufspreis) EUR 589,-
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Alle Instrumente sind handgehämmert und übersät mit Einschlägen.

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