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Zultan Q Series Professional Set Test

Es gibt Orte auf der Welt, mit denen man unweigerlich etwas Bestimmtes verbindet: Wolfsburg ist die Auto-Stadt, Los Angeles die Entertainment-Stadt – und Istanbul ist nun mal einfach die Stadt der Becken. Nahezu alle großen Cymbal-Hersteller lassen ihre Instrumente am Bosporus fertigen – zum einen, da die alten Traditionen und das Handwerk der Beckenschmiedekunst eng mit der Metropole verbunden sind und die dort erreichte Qualität erfahrungsgemäß einfach stimmt, zum anderen, weil die Kosten für handgefertigte Becken dort noch überschaubar sind. Diesen Umstand hat sich das Musikhaus Thomann für seine Cymbal-Hausmarke „Zultan“ zunutze gemacht und lässt beim dort ansässigen Hersteller „Turkish“ verschiedene Beckenserien für die Dachmarke Zultan in 100 Prozent Handarbeit fertigen. Unsere Aufmerksamkeit lenken wir in diesem bonedo Test auf die Instrumente der Q-Serie von Zultan, welche in Form eines speziell aufeinander abgestimmten vierteiligen „Professional Sets“ für den kleinen Geldbeutel vorliegen. 

Zultan_Q_Serie_totale


Es sind viele Faktoren, die ein Becken zu dem machen, was es ist bzw. darüber entscheiden, wie gut es sich in ein bestimmtes musikalisches Umfeld einfügt. Das verwendete Material selbst, sei es nun Messing, Bronze, Kupfer oder Blech, spielt dabei eine ebenso entscheidende Rolle wie Stärke und Gewicht des Instrumentes. Weiterhin nehmen die Fertigungsmethode sowie verschiedene Arten der Oberflächenbehandlung Einfluss auf den Klang des Cymbals, und schließlich wollen auch genau jene Exemplare zu einem Satz zusammengefasst werden, die aufgrund der eben genannten Gründe besonders gut miteinander harmonieren. Ist es also Zeit für ein neues Becken-Set, so gilt es, genau abzuwägen, welche Möglichkeiten sich bieten, die gewünschte Klangvorstellung und die fälligen Anschaffungskosten unter einen Hut zu bekommen. Wie gut und vielseitig das Professional Set der Zultan Q-Serie mit seinen vier Instrumenten aus B20 Bronze  (Hi-Hat 14“ / Crash 16“ + 18“  /  Ride 20“) zu einem auffallend günstigen Preis wirklich ist, werden wir nun herausfinden: Auspacken ist angesagt!

Details

Die Becken kommen in einem großen Karton zu mir nach Hause, in welchem sich eine schwarze, mit dem Zultan-Logo bedruckte Nylon-Beckentasche befindet. Jedes der Cymbals steckt in einer transparenten Plastikfolie. Obwohl die Tasche eine prima Dreingabe ist, um die Teller von A nach B zu transportieren, eignet sie sich nicht fürs Touren, da sie weder über Fächer verfügt, noch irgendeine Art von Transportschutz bietet. Ein erster Blick lenkt meine Aufmerksamkeit sofort auf die optischen Auffälligkeiten der Q-Serie: Alle Becken-Oberseiten sind quasi dreigeteilt, wobei die Kuppen und äußeren Randbereiche in einer rohen, Patina-artigen Optik gehalten sind, während der jeweilige innere Bereich hochglanzpoliert daher kommt. Auf den Kuppen sind keine Spuren der Handhämmerung zu sehen, ganz im Gegensatz zum äußeren Rand der Becken. Dort sind die Schläge des Handwerkers deutlich zu erkennen, was den Instrumenten ihre erdige und rohe Optik verleiht. Das mittige Segment der Cymbals hingegen erstrahlt in gleißendem  Glanz, die typischen Hammereinschläge sind auf dem auf Hochglanz polierten Abschnitt nur minimal erkennbar, dafür sieht man die feinen, engeren Linien vom erneuten Abdrehen nach der Oberflächenbehandlung deutlich.

Fotostrecke: 4 Bilder We are family: Das Professional Set im Verbund.

Das Gewicht verrät einiges über die Persönlichkeit.

Die Becken der Q-Serie verstehen sich laut der Set-Bezeichnung „Professional“ als Allround Cymbals und weniger als besonders Stil-spezifische Instrumente. Dementsprechend fällt auch das Gewicht der einzelnen Cymbals aus: Die beiden Becken der 14 Zoll Hats unterscheiden sich im Gewicht weniger deutlich voneinander, als man dies von manch anderem Exemplar dieser Gattung kennt. Generell würde ich die Hi-Hat-Kombi mit ihren 1098 (Top) und 1296 Gramm (Bottom) als mittelschwer einordnen. Beide Becken haben sauber gearbeitete Mittellöcher. 

Fotostrecke: 5 Bilder Aller guten Dinge sind drei: Die Zonen der Q’s.

Die beiden Crashes, 16 und 18 Zoll im Durchmesser, sind ebenfalls in der Kategorie Medium zu sehen, zu dick und schwer, als dass man sie als explosiv und schnell einstufen könnte, andererseits aber auch zu leicht für echte Heavy Player. Eben das Mittelding, was eine breite musikalische Bandbreite verspricht. 
In Zahlen liest sich das so: Das 16er wiegt 1052 Gramm, mit 1594 Gramm kommt das 18er Crash deutlich schwerer ums Eck. Auch die Crashes sind sauber gearbeitet, lediglich beim 16er ist das Mittelloch nicht ganz perfekt gelungen. Beide Crashes haben Kuppen, die in ihren Ausmaßen dem entsprechen, was man von Crashes dieser Größen erwartet. Bleibt noch das Ride, was mit seinen 20 Zoll ebenfalls auf Vielseitigkeit abzielt. Dieses Becken kommt mir mit seinen gewogenen 2568 Gramm im Verhältnis zu seinen Geschwistern etwas schwerer vor – ich würde es als „medium-heavy“ einordnen – womit ein ordentlicher „Ping“ zum Preis von weniger „Wash“ garantiert sein sollte. Das Ride-Becken ist ebenfalls prima verarbeitet und gibt keinerlei Anlass zu Beanstandungen. Nachdem wir die vier Schmuckstücke nun ausgiebig begutachtet haben, wird es Zeit, es scheppern zu lassen – auf in die Praxis

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Praxis

Die 14“ Hi-Hats

Nachdem die Becken ihren Weg ans Kit gefunden haben, will ich zunächst jedes Instrument einzeln anspielen – mit Sticks und Mallets – und beginne mit der Hi-Hat. Der Stock taucht schön in das Top-Becken ein und produziert einen angenehmen, aber auch – besonders, wenn man etwas beherzter zur Sache geht – leicht trashigen, Overplay-Sound. Die Folge ist, dass die Hi-Hats einfach irgendwann „zumachen“. Sie als „stumpf“ zu bezeichnen, wäre nicht ganz gerecht, dennoch hinterlässt die Q-14 Zoll-Kombi schon einen Eindruck von „kristallklar und brillant klingt anders“. Das soll keine Abwertung sein, zeigt aber den Charakter bzw. die Grenzen dieser Hi-Hat auf. Spielt man wiederum die Kuppe, danken es die Q-Hats erfreulicherweise mit einem sauberen, schön ausklingenden Ton. Interessant erscheint mir noch der Test, das Top-Becken abwechselnd zwischen der Mittel- und der Randzone anzuspielen. Auch wenn hier kein signifikanter Unterschied zu hören ist, entsteht ein Eindruck von minimal mehr „Seidigkeit“ beim Anspielen der polierten Zone – im Gegensatz zu etwas mehr Tiefen, schlägt man den rohen Randbereich des Beckens an. Chick und Splash sind sowohl durchsetzungsfähig als auch angenehm im Klangbild – alles in allem also eine gut klingende  Hi-Hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Hi-Hats machen optisch was her.
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14″ Hi-Hat Solo

Das 20“ Ride

Das Ride-Becken wird oft als Herzstück eines Beckensatzes gesehen, nicht zuletzt, weil man es sowohl „riden“ als auch „crashen“ kann – vorausgesetzt, es ist kein explizites super-heavy Ride. Auch das Zultan Q Ride, als ein auf Vielseitigkeit angelegtes Instrument, macht diese Bandbreite erwartungsgemäß möglich: Weiche Anschläge mit der Stockspitze entlocken dem Cymbal einen schönen, nicht allzu aufdringlichen, aber klaren Ping. Steigert man die Intensität bis zu mit der Stockschulter gespielten Attacken im Mittel- und Randbereich, schaukelt sich das Ride in einen homogenen Wash, ohne dass allzu große Sprünge das Bild stören. Übertreibt man es allerdings mit der Lautstärke und hält so richtig ungeniert drauf, quittiert das Cymbal dies mit einem lange stehenden mittigen Ton, der doch eher unangenehm auffällt. Auch beim Ride will ich versuchen, einen klanglichen Unterschied zwischen den rohen und den polierten Zonen auszumachen: Ähnlich wie bei der Hi-Hat kann man durchaus kleine Nuancen wahrnehmen – seidiger, klarer versus bassiger – , aber diese fallen so minimal aus, dass ich meine Zweifel habe, dass deutliche Klangunterschiede je nach Anschlagsposition zu den konzeptionellen Prioritäten bei der Herstellung gehörten. Alles in allem entsteht der Eindruck, dass die Q Hi-Hat und das Q Ride „aus demselben Holz geschnitzt sind“ und einen guten Job machen, so lange es nicht allzu kräftig zur Sache geht.  

Fotostrecke: 2 Bilder Ready to Ride: 20 Zoll medium heavy mit drei Zonen.
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20″ Ride Solo Ride und Hi-Hat Mix

Die 16“ und 18“ Crashes

Wenden wir uns nun noch den beiden Crashes in den klassischen Größen 16 und 18 Zoll zu. Trotz des recht deutlichen Gewichtsunterschiedes ist die tonale Abstufung der beiden Becken durchaus gelungen und bestätigt das Bild von „Medium Crashes“ im gesamten Set. Beim 16er stellt sich leider ein ähnlicher Effekt ein, wie ich ihn bei den zuvor beleuchteten Modellen festgestellt hatte: Das Becken entwickelt einen schönen, typischen Crash Sound, solange man es soft bis mittelhart anschlägt. Gibt man aber richtig Stoff, „choked“ das Becken schon spürbar, es wird sozusagen kleiner und kürzer im Klang. Außerdem entwickelt auch dieses Modell, ähnlich wie das Ride, ab einer gewissen Lautstärke die Tendenz zu einem etwas unangenehmen, mittigen Ton, der, länger als gewünscht, die Ausklangphase prägt. Die Kuppe wiederum produziert auch hier einen sauberen Ton und ermöglicht eine gute Möglichkeit, diese auch ins Spiel zu integrieren. 

Fotostrecke: 2 Bilder Ein hübsches Paar: Die Q-Crashes.
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16″ Crash Solo 18″ Crash Solo 16″ und 18″ Crash Einzelsounds Das gesamte Beckenset hintereinander

Lob bezüglich des Kuppen-Sounds verdient auch das 18er Modell, bei dem der zuvor beschriebene negative Effekt des stehenden Tones nicht auftritt. Überhaupt gefällt mir das 18er Crash im Vergleich deutlich besser als sein kleiner Bruder. Auch die Belastbarkeit in Sachen „volles Pfund“ ist beim größeren Crash erwartungsgemäß höher, es erträgt die Prügel gelassener und souveräner und eignet sich dadurch besser für gecrashte Viertel im Rock-Kontext. Auch bei den Crashes ist kein wirklicher Klangunterschied zwischen den unterschiedlich bearbeiteten Oberflächenzonen auszumachen, was erneut bestätigt, dass die Unterteilungen in erster Linie der Optik der Cymbals dienen.

Groove Soundfiles

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Pop Groove Rock Groove Dance Groove Crashes Groove (S)low Rider Groove Half-open 16tel Groove Cups Groove Shuffle Groove
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Fazit

Das Zultan Q-Serie Professional Set präsentiert sich als kompletter Beckensatz zu einem Preis, für den man bei den großen Marken gerade mal ein einzelnes Cymbal bekommt, und das ist ein Argument, welches man durchaus im Auge haben sollte, bevor man den nicht 100 Prozent perfekten Beckensatz allzu harsch kritisiert. Dennoch: Die Instrumente sind aus der legendären B20 Bronze gefertigt, und zwar in Handarbeit. Am schwächsten empfand ich das 16 Zoll Crash, am stärksten das 18er Crash. Die Hi-Hat ist absolut brauchbar, auch wenn sie einen leicht trashigen Charakter zeigt, besonders bei etwas härterer Gangart. Und das 20 Zoll Ride macht eigentlich alles richtig, bis auf den stehenden Ton, der bei lautem Spiel auftreten kann und dann auch stört. Überhaupt muss man sagen, dass das Set seinem Anspruch, musikalisch breitbandig aufzutreten und so ein „professionelles“ Bild abzugeben, mit leichten Abstrichen durchaus gerecht wird – solange man nicht allzu brachial zur Sache geht. Tonal sind alle vier Kandidaten gut aufeinander abgestimmt und vermitteln durchaus einen „Satz-Charakter“. Das „Q-Series Professional Set“ von Zultan ist eine gelungene Kombi vierer Instrumente zu einem besonders günstigen Preis, welche die vorhandenen Schwächen für viele Drummer, die über ein kleineres Budget verfügen oder noch am Anfang ihrer Trommler-Laufbahn stehen, vergessen machen dürfte.  

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Tonal gut abgestimmter Beckensatz
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Alle Kuppen produzieren saubere Klänge
Contra
  • Hohe Lautstärke lässt das 16er Crash klein im Sound werden
  • Ride erzeugt bei höherer Lautstärke stehenden Ton
  • Verarbeitungsqualität nicht bei allen Modellen perfekt
Artikelbild
Zultan Q Series Professional Set Test
Für 649,00€ bei
Auffällige Optik und gutes Preis-Leistungsverhältnis - die Klänge der Q-Serie empfehlen sich allerdings vor allem bis zur mittelharten Gangart.
Auffällige Optik und gutes Preis-Leistungsverhältnis – die Klänge der Q-Serie empfehlen sich allerdings vor allem bis zur mittelharten Gangart.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Zultan (Turkish)
  • Herkunftsland: Türkei
  • Bezeichnung: Zultan Q-Serie „Professional Set“
  • bestehend aus:
  • 14“ Hi-Hat (Top: 1098 g / Bottom: 1296 g)
  • 16“ Crash (1052 g)
  • 18“ Crash (1594 g)
  • 20“ Ride (2568 g)
  • Merkmale:
  • Vierteiliger Beckensatz
  • Material: B20 Bronze
  • 100% handgefertigt
  • Preis: EUR 469.- (Verkaufspreis)
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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 24.05.2023 um 20:32 Uhr

0

sauberer arbeiten,sonst gehen die guten Ansätze verloren!!!!!!

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