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Zoom A3 Test

Der Zoom A3 im bonedo-Test  –  Schon seit den frühen Achtzigern steht der japanische Hersteller Zoom vor allem bei Gitarristen hoch in Kurs. Seine vergleichsweise preisgünstigen Effektpedale und Multi-Effektgeräte zählen in vielen Pedalboards zu den unverzichtbaren Universalwerkzeugen. Was 1989 mit dem legendären 9002 begann, einem kleinen Multieffektprozessor, der am Gitarrengurt befestigt wurde, setzte sich über die Jahre in immer neuen Entwicklungen fort, von denen auch Akustikgitarristen profitierten. So bot der Vorgänger unseres aktuellen Testgerätes, der Zoom A2, eine neue Herangehensweise an das Thema Akustikgitarre. Er lieferte nicht nur die umfangreichen Möglichkeiten eines Multi-Effektgerätes, sondern simulierte auch die charakteristischen Klangeigenschaften von 12  populären Gitarrenmodellen.

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Allerdings hat der A2 schon einige Jahre auf dem Buckel, weshalb Zoom mit dem A3 einen Nachfolger bereithält, der zumindest laut Papierform einiges mehr unter der Haube hat als sein Vorgänger. Auch er bietet bekannte Gitarrenmodelle, allerdings gleich 28 an der Zahl, und kann mit zahllosen weiteren Features aufwarten, die sich zumindest auf den ersten Blick als sehr innovativ darstellen. Allerdings lohnt sich beim A3 tatsächlich ein genauer zweiter Blick, denn der erste führt ganz schnell in die Irre! Aber dazu später mehr. Ob unser Testkandidat mit seinen diversen weiteren Möglichkeiten, seinen flexiblen Anschlussoptionen und den insgesamt 40 Soundeffekten tatsächlich in allen Belangen punkten kann und auch in Sachen Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit überzeugt?

Details

Dem Zoom A3 hat man einen robusten, edel wirkenden Anzug aus Aluminium mit den Abmessungen 160,3 mm x 108,0 mm x 54,9 mm auf den Leib geschneidert, der dem gesamten Pedal zu einem Gesamtgewicht von 630 Gramm verhilft. Drei stabile Taster aus Metall an seiner Oberseite wollen mit dem Fuß bedient werden, alle anderen Bedienelemente dagegen manuell. Um das gut beleuchtete Display versammeln sich neben sieben kleinen Potis ein großer Drehschalter, darunter drei LEDs mit Taster-Funktion und drei Endlosdreher mit Push-Button. Näheres dazu gibt es im weiteren Verlauf des Tests. Vorweg aber schon die beruhigende Nachricht, dass sich dem Anwender dank einer übersichtlich gestalteten Oberfläche auch die komplexe Struktur mit vielen Effekten und ungezählten Soundparametern relativ schnell erschließt.
Der integrierte Preamp wurde laut Hersteller „speziell für Akustikgitarren mit piezoelektrischen, magnetischen oder/und passiven Tonabnehmern entwickelt“ und die Ansprüche, die der Hersteller formuliert, sind nicht gerade bescheiden. Der A3 soll nämlich die Schwachstellen dieser Tonabnehmersysteme kompensieren, aber dazu später mehr. Jedenfalls trägt der A3 mit Fug und Recht den Titel „Multieffektgerät“, denn ihm hat man ein ansehnliches Arsenal mit 40 Soundeffekten (z.B. Reverb, Delay, Chorus …) eingepflanzt. Insgesamt ist er mit drei Bänken zur Soundveredlung gut aufgestellt, die auch gleichzeitig funktionieren. Während die erste ausschließlich für das Remodeling reserviert bleibt, kann sich jeweils ein ausgewählter Soundeffekt auf den anderen beiden Bänken niederlassen.

Wird der BOOSTER aktiviert, meldet sich eine rote LED (rechts). Nach Drücken der rot leuchtenden LED können die beiden Parameter Lautstärke und Klang eingestellt werden.
Wird der BOOSTER aktiviert, meldet sich eine rote LED (rechts). Nach Drücken der rot leuchtenden LED können die beiden Parameter Lautstärke und Klang eingestellt werden.

Die Fußschalter

Die drei Fußschalter sollen sich vor allem im Live-Betrieb bewähren. Ein Druck auf den  mittleren aktiviert bzw. deaktiviert sämtliche Effekte. Dabei zeigt die LED über dem Schalter den Betriebszustand (rot oder aus) an. Aber Achtung, mit ihm wird auch der TUNER eingeschaltet, wenn man ihn länger als drei Sekunden drückt. Der linke Fußschalter aktiviert die Anti-Feedback-Funktion, die gleichzeitig drei unterschiedliche Störfrequenzen mit schmalen, tiefen Schnitten ins Frequenzband eliminiert. Die entsprechenden Störfrequenzen werden automatisch lokalisiert. Der rechte Fußschalter aktiviert den BOOSTER, gleichzeitig gibt die LED eine Rückmeldung und leuchtet rot. Diese Funktion soll in erster Linie Lautstärkeunterschiede (bis zu 12 dB) zwischen unterschiedlichen Spieltechniken (Soli, Pickings, Strumming etc.) ausgleichen. Außerdem kann der Sound mit einem Einband-EQ bearbeitet werden, sodass man im Bedarfsfall beim Druck auf den Booster nicht nur Lautstärke-, sondern auch Klangunterschiede aufruft. Wird die rot leuchtende LED (rechts) gedrückt, lassen sich die beiden Parameter auch bearbeiten.

Fotostrecke: 3 Bilder Der A3 steckt in einem soliden Stompbox-Gehäuse

Rückseite

An der Rückseite findet man neben dem POWER- auch einen Dreiwege-Schalter. Befindet sich dieser in ON-Position, bleibt das Gerät dauerhaft eingeschaltet. Im Eco-Modus schaltet es sich bei Nichtbenutzung nach zehn Stundenautomatisch aus. Der A3 bezieht seine Energie entweder aus dem beiliegenden DC9V-Netzteil oder aus vier AA Batterien.
Ausgänge und Anschlüsse sind reichlich vorhanden. Der Stereomix wird über die beiden Klinkenausgänge (an der linken Seite) zum Interface/Mixer geschickt, der Mono-Klinkenausgang führt direkt zu Amp/Interface/Mixer und dient –ohne Amp – auch als Kopfhöreranschluss, wobei die Ausgangslautstärke vom MASTER bestimmt wird. Ein XLR-Ausgang an der Rückseite füttert bei Bedarf ebenfalls einen Mixer oder ein Interface mit einem symmetrischen Signal, allerdings in mono.

Die Soundeffekte

Die eigentliche Komfortzone mit 40 Soundeffekten betritt man mit dem Aufrufen der Bänke 2/3 per LED EFFEKT und TYPE-UP bzw. TYPE-DOWN. Der Zoom A3 hat mit diversen Reverbs und Delays, einem Exciter, Auto Wah, Phaser, Flanger, Tremolo, Pitch Shifter so ziemlich alles an Bord, was das Herz begehrt. Darüber hinaus stehen mehrere besondere Tools zur Verfügung, darunter ein Kompressor zur Dämpfung von Pegelspitzen und zum Ausgleichen des Gesamtsignals, ein Air-Effekt, der den Eigenklang eines Raumes nachbildet, sowie ein Detune-Effekt, der den Klang einer zwölfsaitigen Gitarre simulieren soll. Auch ein Mikrofonsimulator mit den drei Optionen SM57, AKG 414 und U87 fehlt im virtuellen Angebot nicht.
Mit drei virtuellen Reglern –grafisch veranschaulicht – werden ausgewählte Effektparameter auf die eine oder andere Weise verändert, falls etwas nicht gefällt. Beim Tremolo sind das z. B. die Modulationstiefe und -rate sowie der Ausgangspegel. Und damit die genialen Einstellungen nicht verloren gehen, lassen sich 20 PATCH MEMORIES mit Namen wie Flat Picker o. ä. abspeichern. Das Poti BALANCE bestimmt darüber hinaus das Verhältnis zwischen unbearbeitetem (DRY)  und bearbeitetem (WET) Signal, sodass sich das reine Tonabnehmersignal der Gitarre hinzumischen lässt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die rechte Gehäuseseite

Das Remodeling

Diverse Tests über den A3 sind bereits veröffentlicht und auch in Foren und Blogs findet er sich, wird dort zum Teil heiß diskutiert und nicht selten hinterlässt er auch relative Ratlosigkeit. In diesem bonedo-Test wollen wir versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen und seine Eigenschaften von der richtigen Seite zu beleuchten. Wer nämlich glaubt, er könnte aus seiner x-beliebigen Westerngitarre per Modeling jetzt eine D-28, eine 12-saitige oder sogar eine Konzertgitarre zaubern, der wird enttäuscht werden. Ohnehin ist unser Testkandidat in allererster Linie ein sehr gutes Multieffektgerät mit vielen tollen Features, so viel darf vorweggenommen werden.
Bei aller Verwirrung über die Modeling-Abteilung des Gerätes hilft ein Blick auf die Original-Herstellerwebsite. Dort ist nämlich nicht von „Modeling“die Rede, sondern von „Remodeling“, und das kommt der ganzen Sache erheblich näher. Deshalb lautet der wichtigste Satz, den man dort zu lesen bekommt, auch: „This is not a simulator that creates a variety of guitar sounds from a single guitar.“ Ein Satz, der meiner Meinung nach auch in die deutsche Bedienungsanleitung gehört, die leider ebenfalls von Modeling spricht und auch die eigentliche Funktionsweise des Gerätes nicht näher behandelt.
So weit alles klar, aber wozu sonst brauche ich dann die ganze virtuelle Gitarrenvielfalt, die mir das Pedal anbietet? Wie schon in der Einleitung angedeutet, versucht Zoom, mit der Konzeption des A3 einen neuen Weg einzuschlagen, bei dem es weniger um die Adjektive „größer, schneller, weiter“geht, sondern schlicht um „besser“: Bei der Abnahme des Gitarrentons via Pickup, sei es per Piezo oder Magnettonabnehmer, gehen eine ganze Reihe der Komponenten verloren, die für den individuellen Naturton einer Gitarre unverzichtbar sind. Und genau hier setzen die Fähigkeiten des Zoom A3 an. Die vorhandenen Modelings sollen dem Gitarrenton das zurückgeben, was er durch die Wandlung des Signals verloren hat, nämlich seinen ganz authentischen Charakter, der in erster Linie von der Form und der Bauart der Gitarre bestimmt wird und den kein Tonabnehmer exakt abbilden kann.
In der Praxis will der A3 deshalb zu allererst wissen, über welches Tonabnehmersystem die angeschlossene Gitarre verfügt. An der rechten Seite, neben dem Klinkeneingang, findet man einen entsprechenden Dreiweg-Schalter (PICKUP SELECT) mit den Optionen MAGNETIC (für Gitarren mit magnetischen Tonabnehmern) und PIEZO (für Gitarren mit piezokeramischen Tonabnehmern), der für die optimale Anpassung zuständig ist, jedoch in der Position FLAT auch deaktiviert werden kann.
Mit dem BODY SELECTOR (oben/zentral) soll die Form des gespielten Instrumentes ausgewählt werden, denn der A3 möchte auch wissen, mit welchem Gitarrentyp (Body-Shape) er es zu tun hat. Dabei wird außer der Grand Concert von der Konzertgitarre über die Dreadnought, Jumbo, Round Shoulder usw. ziemlich alles angeboten, was auf dem Markt vertreten ist. Danach beginnt die Suche nach dem Instrument, das dem eigenen entspricht, oder ihm in Sachen Korpusgröße und Ausführung möglichst nahe kommt. Und dabei sollte man auf der ersten Bank, die mit einem Druck auf die LED EFFEKT und TYPE-UP (unter dem Display) aufgerufen wird, eigentlich fündig werden. 28 Gitarrenformen, darunter viele prominente Vertreter – im Display auch grafisch veranschaulicht – sitzen dort einträchtig versammelt.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht der A3 von hinten aus

Neben einer Hummingbird, SJ-200, OM-28, Adamas, Advanced Jumbo, Double 0, Triple 0, Dove, D-18, Dreadnought-28, J-45 und einer Nylon findet sich dort auch ein Kontrabass, eine Resonatorgitarre und vieles mehr. Natürlich lassen sich nicht alle Parameter nachbilden, vor allem dann nicht, wenn man „sein“Instrument nicht unter den vorgegebenen findet und sich ein ähnliches aussuchen muss. Ein Modeling auszuwählen, das in keinem Parameter der angeschlossenen Gitarre entspricht, bringt vielleicht interessante Klangaspekte hervor, widerspricht aber dem vorgesehenen Einsatzzweck des A3.
Das Signal des integrierten Tonabnehmers kann mit BALANCE in den Mix eingespeist werden. Allerdings wirkt der integrierte 3-Band- EQ nur auf das Remodeling. Die drei Potis BASS, MIDDLE und TREBLE (über dem Display) wirken in der 12-Uhr-Position neutral (linear). Die tiefen Frequenzen bei ca. 60 Hz kann man bis zu ±12 dB anheben oder absenken. Beim Mittenregler werden, ausgehend von der 12-Uhr-Stellung, beim Drehen nach links die Frequenzen bei 700 Hz und 12 dB abgesenkt, beim Drehen nach rechts die bei 400Hz bis zu 12 dB angehoben. Auch die Höhen lassen sich bei 8kHz um bis zu ±12 dB anheben oder absenken.
Die Klangvielfalt kann mit dem Anschluss eines Mikrofons an der rückseitigen XLR-Buchse noch vergrößert werden. Selbstverständlich dürfen auch Großmembranmikrofone zeigen, was sie können, wenn die Phantomspeisung aktiviert ist. Den entsprechenden Schalter (im Display grafisch dargestellt) findet man im Ordner SETTINGS/MIC, der mit dem Taster MENÜ(unter dem Display links) aufgerufen wird. Mit dem Menüpunkt MIC MIX POSITION – auch im Ordner SETTINGS – lässt sich bei dieser Gelegenheit auch gleich die Einschleifposition des Mikrofonsignals (vor oder hinter den Effektbänken) konfigurieren.
Nachvollziehbar ist, dass der BODY SELEKTOR bei der Mikrofonabnahme völlig aus dem Signalfluss herausgenommen wird, da in diesem Fall natürlich das Mikrofon die Charakteristik des Resonanzkörpers überträgt. Allerdings lässt sich das Mikrofonsignal auch mit dem Tonabnehmersignal kombinieren und die Modelings hinzumischen.

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Scott sagt:

#1 - 01.11.2013 um 22:18 Uhr

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Danke für die vor allem sehr aussagekräftigen Soundsamples! Als Besitzer des A3 (und des A2 und A1 davor), kann ich nur bestätigen, dass das (Re)Modelling den Sound zwar weniger "piezomäßig" macht, dafür aber nicht wirklich schön, da Dynamik bzw. Tiefe verlorengehen. Und ich kann auch bestätigen, dass die Effekte sehr gut sind, und der Gesamtsound viiiiel besser als beim A2. Allerdings verschenkt das A3 sein Begeisterungspotenzial gleich wieder wg. grober Mängel in der Bedienung sowie der Anzahl gleichzeitig einsetzbarer Effekte. Konkret: Die Bedienung ist nicht wirklich livetauglich, da man nicht wie beim A2 Bänke hat, die man je nach Song oder Songteil rauf- und runterschalten kann (sinnvoll z.B., um einen Fingerpicking-Sound plus einem Strumming-Sound + einem Solo-Sound bsp. in einem Akustik-Duo für einen Song nacheinander zu schalten, rauf und runter. Stattdessen kann man quasi nur "im Kreis" die Effekte durchsteppen. Den Kreis kann man selbst festlegen, aber "zurück" ist nicht möglich, also heißt es "komplett einmal herum", um zu einem bestimmten Patch (z.B. Rhythmusgitarre) zurückzugelangen. Gut, dass man wenigstens mit dem Boost-Schalter die Soli erschlagen kann, also braucht man nicht zwingend einen extra Patch nur dafür. Allerdings wünscht sich manch einer NUR für das Solo etwas mal Hall oder etwas weniger Bässe nach dem Boosten oder etwas mehr Delay, etc. Das geht mit diesem Gerät gar nicht, wg. dem "Kreis". Und zum Thema gleichzeitig einsatzbare Effekte ist das Fazit nicht schlimmer, denn das Remodelling, das kaum einer mit guter Gitarre und gutem Pickup braucht bzw. haben will, läßt sich nur ausschalten, womit ein Effektpatch aus 3 möglichen verloren geht. Somit ist ausgeschlossen, bsp. auf Platz 1 den sehr guten Kompressor einzustellen, gefolgt von etwas Chorus auf Platz 2 und dann etwas Hall auf Platz 3. Wenn man diesen Sound haben will, geht er nur ohne Chorus. Oder ohne Hall. Oder ohne Compressor. Das ist für ein solches Gerät eine absolute Sünde. Ich habe vor Monaten an Zoom m.d.B. geschrieben, die Firmware zu verändern, damit man den 1. Platz frei belegen kann. Man hat sogar geantwortet, dass man das Input an die jeweilige Abteilung weiterleiten würde. Aber seitdem ist soweit ich feststellen kann kein einziges Mal die Firmware in neuer Version angeboten worden. Seufz. Fazit: Toller sound, aber Ziel verfehlt. Nach mehreren Monaten mit dem Gerät verkaufe ich es schweren Herzens wieder. Ich gehe zurück auf mein livetaugliches A2, das leider einen sch. Compressor hat (wird also nicht genutzt), dafür sich super gut live bedienen läßt.

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