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Yamaha TF-Rack Test

Nach den Digitalmixern TF1, TF3 und TF5 schiebt Yamaha mit dem TF-Rack endlich eine 19″-Version nach. Die besitzt zwar nur wenige Hardware-Bedienelemente (z. B. Fader), verwendet allerdings die gleiche Mixengine wie die großen Brüder. Eingepackt in ein stabiles 3-HE-Stahlgehäuse mit 7″-Touchscreen schickt sich der TF-Rack an, bei einem Straßenpreis knapp unter der Zweitausend-Euro-Marke das Feld der digitalen Rackmixer aufzumischen.

Das Yamaha TF-Rack residiert in einem 3HE großen Rack.
Das Yamaha TF-Rack residiert in einem 3HE großen Rack.

Details

Der Autor muss gestehen: Der TF-Rack ist ein feines Stück Hardware. Mit knapp zehn Kilo Gewicht und seinem robusten Metallgehäuse wirkt der Kandidat definitiv road-tauglich. Der Rack-Einbau wird durch zwei große Metallgriffe aus gebürstetem Aluminium erleichtert, zudem schützen die Griffe gleichermaßen die Bedienelemente und den Touchscreen auf der Vorderseite. Wer aufgrund der Griffe den Rackdeckel nicht schließen kann, wird sich freuen, dass die Griffe abschraubbar sind. Soll das Gerät in einer Festinstallation oder im Tonstudio Platz nehmen, können auch die Rackohren abgenommen werden. Das transformiert den Kandidaten in ein High-Tech-Möbel. Der TF-Rack besitzt ein integriertes Netzteil, das über eine Kaltgerätebuchse gespeist wird.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Lüfter arbeitet im Dauerbetrieb und kann in ruhiger Studioumgebung stören.

Weniger gut: Der Lüfter ist nicht temperaturgesteuert und nervt mit prominentem Laufgeräusch. Bei normalen Live-Anwendungen kein größeres Problem, im Regieraum meines Studios hätte das Gerät allerdings Hausverbot. Die Umsiedlung in einen anderen Raum ist jedoch kein Beinbruch, denn es liegt in der Natur eines digitalen Rackmixers, dass dieser fernbedienbar ist. Wie die Remote-Fähigkeiten aussehen, haben wir uns im Folgenden angeschaut.

W-LAN-Zombies

Fotostrecke: 2 Bilder Yamaha setzt bei der Fernsteuerung des TF-Racks auf Apples iPad.

Live mit einem Tablet zu mischen ist mittlerweile ziemlich verbreitet. Der große Vorteil liegt in der Freiheit, den Mix von praktisch jedem Punkt eines Venues vornehmen zu können. Nachteilig wirkt sich indes eine unzuverlässige W-LAN-Verbindung aus. Im schlimmsten Fall hat man keinen Zugriff mehr auf sein Mischgerät. Durch den eingebauten Touchscreen und den Touch-&-Turn-Encoder behält der Anwender jedoch stets volle Kontrolle.
Neben der Steuerung am Gerät und der kostenlosen iPad-App gibt es mit der Computersoftware TF-Editor (PC und Mac) eine dritte Möglichkeit zur Bedienung. Die drei Varianten können simultan genutzt werden. Aber nicht nur der Tontechniker hat seine eigene App: Die MonitorMix-App für iPad, iPhone oder iPod touch erlaubt es bis zu zehn Musikern, ihren Monitorweg selbst zu kontrollieren. Schade, dass es nichts Passendes für Android gibt.

Rein & Raus

Fotostrecke: 3 Bilder Der TF-Rack wird ohne DANTE-Karte ausgeliefert.

Für einen 19″-Rackmixer besitzt der TF-Rack erstaunlich viele Ein- und Ausgänge. Auf der Rückseite notieren wir 16 Eingänge (XLR-Combobuchse), einen Stereo-Cinch-Eingang und 16 analoge Ausgänge, die ersten acht als XLR- die restlichen als Klinkenbuchsen. Ihr braucht mehr Ein- und Ausgänge? Kein Problem, die optionale DANTE-Karte (NY-64D) verwaltet bis zu 128 Kanäle (64 In/64 Out). Idealer Ansprechpartner für diese sind die neuen Yamaha-Stageboxen Tio 1608-D (16 In/8 Out), von denen sich drei im Verbund betreiben lassen.
Diese imposante Anzahl an Ein- und Ausgängen lässt sich zwar mit dem TF-Rack verbinden, simultan verwenden lassen sich allerdings maximal 40 Eingänge und 20 Busse. Mehr geht mit dem TF-Rack nicht. Mit einer Tio 1608-D Stagebox ist man demnach sehr gut ausgerüstet, wenn Mixer und Stagebox an der gleichen Stelle operieren sollen.Mit dem Erwerb der NY-64D Einschubkarte besteht zudem die Möglichkeit, über den sekundären DANTE-Port Multitrack-Aufnahmen zu erstellen. Dazu benötigt man lediglich einen Laptop samt der DANTE Virtual Soundcard und ein Netzwerkkabel. Gute Sache!
Aber auch ohne DANTE-Expansion bietet der Mixer genügend Futter. Der Anwender darf seinen Stereomix auf eine USB-Festplatte bannen oder er nutzt die eingebaute USB-2.0-Recording-Lösung mit üppigen 34 x 34 Kanälen. Sollen mehr als 16 Spuren simultan aufgenommen werden, sollte der PC oder Mac eine schnelle Festplatte (7200 rpm) oder eine SSD besitzen. PC-User müssen zudem einen Audiotreiber installieren, unter macOS funktioniert das Interface treiberlos.
Klasse, dass man bei den Kanälen 1 – 32 den Abgriff für die Aufnahme individuell wählen kann. Somit hat man die Option, Signale direkt nach dem Gain oder erst nach dem Channel-Processing aufzunehmen. Yamaha legt jedem TR-Rack Steinbergs Nuendo Live samt Dongle in den Karton. Mit dieser Software ist das Aufnehmen und Abspielen (Stichwort: virtueller Soundcheck) wirklich einfach.

DJ iPad

Mittels iPad lässt sich Yamahas TF-Rack fernbedienen. Eine spezielle USB-Buchse erlaubt es außerdem, das iPad zu laden und gleichzeitig Musik zu streamen.
Mittels iPad lässt sich Yamahas TF-Rack fernbedienen. Eine spezielle USB-Buchse erlaubt es außerdem, das iPad zu laden und gleichzeitig Musik zu streamen.

Bevor die Band, spielt gibt es erstmal Musik aus der Konserve. Dafür bietet das TF-Rack auf der Vorderseite eine USB-Buchse mit dem Aufdruck “iPad”. Hierüber lässt sich nicht nur ein iOS-Gerät aufladen, sondern auch Musik in den TF-Rack streamen. Somit entfällt der Umweg über ein nerviges Miniklinke-auf-Cinch-Kabel.
Unter der iPad-Buchse liegt ein weiterer USB-Port für die Datenverwaltung. Sprich: Hier lassen sich beispielsweise Mixszenen speichern und laden und Firmware-Updates einspielen. Apropos: Bitte keine Firmware-Updates auf der Baustelle vornehmen! Bei der DANTE-Karte hat das 15 Minuten gedauert, das kann nach hinten losgehen.

Touch me Baby

Das Yamaha TF-Rack lässt sich komplett über den eingebauten Touchscreen bedienen, der Touch-&-Turn-Encoder hilft dabei.
Das Yamaha TF-Rack lässt sich komplett über den eingebauten Touchscreen bedienen, der Touch-&-Turn-Encoder hilft dabei.

Der Touchscreen, ein 7″-TFT mit 800 x 480 Pixeln, arbeitet weniger geschmeidig als ein iPad. Er beherrscht zwar Funktionen wie das Pinchen, was z. B. das schnelle Verändern der Filtergüte eines EQs erlaubt, ist aber nur bedingt Multitouch-fähig. So lassen sich nicht mehrere Fader oder EQ-Punkte gleichzeitig verändern. Dafür gibt es den Touch-&-Turn-Encoder rechts neben dem Display. Ein per Touchscreen angewählter Parameter lässt sich über ihn sehr genau und schnell editieren. Über eine Shift-Taste sind auch umfangreichere Manipulationen möglich. Ein Beispiel: Die EQ-Frequenz wird mit dem Encoder angehoben oder abgesenkt. Ist die Shift-Taste gedrückt, kann auch die Frequenz selbst per Encoder verändert werden.

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Praxis

Fotostrecke: 3 Bilder Klar wollen wir das Update vornehmen!

Der Anwender hat die Qual der Wahl, ob er mit dem TF-Editor, dem iPad oder direkt am Gerät arbeitet. Alles hat Vor- und Nachteile, der persönliche Geschmack entscheidet. Ein Laptop kann sowohl via W-LAN oder LAN-Kabel an das TF-Rack andocken. Letzteres stellt, nach der direkten Bedienung am Gerät, die ausfallsicherste Verbindung dar. Wer sich dagegen nicht mit Maus & Tastatur anfreunden kann und sich zudem im Venue frei bewegen möchte, greift alternativ zum iPad. Doch Obacht: Die Verbindung über einen Router funktioniert in einer bestimmen Reihenfolge. Der erste Versuch des Autor, sich per Editor oder iPad mit dem Mixer zu verbinden, schlägt zunächst fehl. Der TF-Rack wird trotz korrekt konfiguriertem Router nicht erkannt. Wie so oft hilft aus- und einschalten. Nutzt man einen W-LAN Router, muss die Verbindung zwischen Router und Rechner/iPad als erste stehen, erst jetzt folgt das TF-Rack.

Eine Szene machen

Der TF-Rack bietet üppige 200 Mixszenen, die in zwei Bänken (A & B) organisiert sind. Das reicht selbst für speicherintensive Events und ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. Eine Reihe sinnvoller Startpresets erleichtert den Einstieg. Zudem gibt es eine große Auswahl an Kanalvoreinstellungen (Kick Drum, Snare, Vocals usw.), teilweise sogar abgestimmt für bestimmte Mikrofone.
Wer keinen Zugriff auf die Hardware hat, kann eine Mixszene offline am Editor erstellen und den TF-Rack später damit füttern. Da bis zu zehn Musiker über die MonitorMix-App ihren eigenen Monitormix steuern dürfen, ist das Pult außerdem ein prima Monitorlösung, vor allem für “selbstfahrende” Bands. Zum einen ist die Bedienung einfach, zum anderen besitzt der Mixer sechzehn Ausgänge. Genug für acht Stereo-InEar-Mixe. Als Default sind die OmniOuts (Mixbusse) 7 & 8 als Sends für die PA (links/rechts) konfiguriert. Kommen Wedges zum Einsatz, bietet es sich an, diese über die mit XLR-Buchsen bestückten OmniOuts 1 – 6 anzuschließen. Die OmniOuts 9 – 16 sind als symmetrische Klinkenausgänge konfiguriert und stereo ausgelegt. Perfekt um In-Ear-Systeme (die sich idealerweise im gleichen Rack wie unser Kandidat befinden) mit kurzen Patchkabeln zu verbinden.
Die Eingangskanäle bieten gewohnte Kost: Ein vierbandiger, vollparametrischer EQ samt durchstimmbarem Low-Cut arbeitet im Verbund mit einer voll ausgestatteten Dynamiksektion. Jeder Eingang besitzt sowohl ein Noise Gate als auch einen Kompressor.
Abstriche muss man in der Effektsektion in Kauf nehmen. Das TF-Rack besitzt acht Effekteinheiten, von denen zwei fest als globale Send-Effekte angelegt sind. Die übrigen Engines lassen sich wahlweise als Insert- oder Send-Effekt anlegen. Siebzehn Effekt-Algorithmen stehen zur Verfügung und liefern eine ordentliche Grundversorgung, Mitbewerber im gleichen Preissegment bieten jedoch oft eine größere Auswahl. Auf der Frontseite des TF-Racks befindet sich ein globaler FX-Return-Mute-Taster, dessen Funktion ein optionaler Fußschalter übernehmen kann. Ideal für Einzelkämpfer wie Singer/Songwriter oder Alleinunterhalter.
Gut, dass sich die Effekte als Inserts verwenden lassen. Die Ausgangsbusse verfügen nämlich über keine Laufzeitverzögerung, etwa für den Einsatz als Delay-Lines. Um das Signal dennoch verzögern zu können, bietet es sich an, ein Delay in den entsprechenden Mixbus einzufügen. Auch ein Mulitband-Kompressor steht als Insert-Effekt bereit.

Audio Samples
0:00
Chorus Delay Reverb Dual Pitch Gated Reverb Ping Pong Delay Reverb Room

Der TF-Rack ist einer der wenigen Mixer seiner Klasse mit Custom-Layer. Hier lässt sich eine individuelle Kombination aus Eingangskanälen, Aux-Wegen, DCAs und Matrizen erstellen, so dass man alle wichtigen Signale auf einen Blick vereint. Das verbessert die Übersicht und beschleunigt den Workflow. Das gilt auch für die Hardware-Bedienelemente auf der Vorderseite. Direkte Layer-Anwahl, FX-Mute, Kopfhörerausgang und vier Encoder plus sechs Taster, die sich individuell belegen lassen, erleichtern die Navigation.

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Fazit

Yamaha ist der Kompromiss zwischen Feature-Dichte und Bedienbarkeit gut gelungen, wobei der TF-Rack gerade bei der Bedienung richtig punkten kann. Eine große Auswahl an Presets, Mixszenen und die One-Knob-Bedienung erleichtert zudem den Einstieg und beschleunigt den Workflow. Reichen irgendwann die Audio-I/Os nicht mehr, kommt die DANTE-Karte zum Zuge.
Nicht nur als FOH- oder Monitorpult, auch im Studio lässt sich der TF-Rack dank 34×34-USB-Audiointerface gut einsetzen. Als Entschädigung für die sparsame FX-Sektion gibt es viele Hardware-Taster, Encoder und einem Fußschalteranschluss, deren Funktion der Anwender frei zuordnen kann. Und wie es sich für Yamaha gehört, ist das Gerät äußerst stabil. So geht auch der Preis von etwas über 2.000 Euro durchaus in Ordnung.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Touchscreen
  • Bedienung
  • Hardware-Taster
  • User-Layer
  • iPad-Ladebuchse
  • DANTE-Option
  • Nuendo Live im Lieferumfang
  • Verarbeitung
Contra
  • Lüfter im Dauerbetrieb
  • magere FX
  • keine MIDI-Schnittstelle
Artikelbild
Yamaha TF-Rack Test
Für 2.798,00€ bei
Das Yamaha TF-Rack überzeugt durch seine Bedienbarkeit, auch direkt über den eingebauten Touchscreen.
Das Yamaha TF-Rack überzeugt durch seine Bedienbarkeit, auch direkt über den eingebauten Touchscreen.
Spezifikationen
  • max. Eingangskanäle: 40 (32 mono + 2 Stereo + 2 Return) Aux-Busse: 20 (8 Mono + 6 Stereo)
  • Stereo-Busse: 1
  • Sub Busse: 1
  • DCA-Gruppen: 8
  • Eingänge: 16 Mic/Line (XLR/TRS-Combo) + 1 Stereo-Line (Cinch)
  • Ausgänge: 16 (8 XLR + 8 Klinke)
  • Slot für DANTE-Karte
  • DSPs: 8 Effekte + 10 GEQ
  • Sample-Rate intern: 48 kHz
  • Roundtrip-Latenz analog: 2,6ms
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz, +0.5, –1.5 dB
  • Lieferumfang: TF-Rack, Quick-Start-Guide, Netzkabel, NUENDO Live (DAW Software), vier Gummifüße
  • Optionales Zubehör: NY-64D Dante-Karte, Fußschalter FC5
  • Multitrack-Recording: 34 Kanäle Aufnahme, 34 Wiedergabe
  • Stereo-Recording: Aufnahme auf USB-Festplatte/ SSD, Wiedergabe USB-Festplatte / SSD/USB-Stick
  • iPad-Aufnahme und -Wiedergabe: Playback: MP3 , WAV/ Record: WAV
  • Abmessungen: 480 x 132 x 409 mm
  • Gewicht: 9,2 kg
  • UVP: 2.136 €
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