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Yamaha Stage Custom Birch Test

Sound
Fett! Fertig. Weiter zum Fazit.
Nein im Ernst. Das Stage Custom hält soundmäßig, was die großen Kessel versprechen. Es würde sich sowieso niemand für diese Set-Konfiguration entscheiden, der nicht durch und durch Rocker ist. Demnach versuche ich gar nicht erst verschiedene Stimmungen, sondern bringe mit dem Stimmschlüssel direkt die Schokoladenseite des Sets zum Vorschein. Wie zu erwarten, handelt es sich dabei um eine tiefe Stimmung mit fetten, satten und verhältnismäßig tiefen Tomsounds, fetter, schmatzender Bassdrum und einer warmen, bauchigen, aber sehr durchsetzungsfähigen Snaredrum, ebenfalls in relativ tiefer Stimmung.

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Bei der Bassdrum habe ich zunächst mit dem unter Drummern weithin bekannten Basketball-Phänomen zu kämpfen. Dabei handelt es sich offenbar um unkontrollierte Flatterechos, die bei einer gewissen Stimmung innerhalb des Kessels entstehen und dem Bassdrumsound einen unangenehmen „Ping“-Ton beimischen, ähnlich dem Aufprallgeräusch eines gut aufgepumpten Basketballs. Etwas tiefer gestimmt, ein Luftausgleichsloch in das Resonanzfell geschnitten und ein kleines Stück Stoff als zusätzliche Dämpfung (zusätzlich zu den integrierten Ringen an den beiden Fellen) in die Bassdrum gelegt, und schon war das Problem behoben. Etwas problematisch bei 24“ Bassdrums ist auch, dass der „Sweet Spot“ in der Regel ziemlich genau in der Mitte liegt, der Bassdrum Beater aber meist nicht lang genug ist, dort oben auch hinzukommen. Wäre er lang genug, hätte man wegen des langen Hebels wahrscheinlich auch ein etwas seltsames Spielgefühl. Jedenfalls fahre ich den Filz-Beater an meiner ungeliebten Fußmaschine ganz aus und erhalte so auch genug Kraft, das Baby in Schwingung zu versetzen. Außerdem sollte man auch beachten, dass ein Set dieser Größenordnung auch zu großen Gesten einlädt – Spielgefühl wird hier ganz groß geschrieben. Nun ist es so, dass ich mit knapp zwei Meter Körpergröße gesegnet (?…) bin. Ein kleinerer Mensch mit ähnlicher Affinität zu großen Gesten muss sich bei einer 24“ Bassdrum eventuell an ein etwas anderes Spielgefühl gewöhnen. Durch den großen Bassdrumkessel ist man gezwungen, das ebenfalls nicht kleine 12“ Tom recht hoch zu hängen – auch wegen der extra kurzen Tomhalterung. Man muss also ganz schöne Wege zurücklegen, was einem großen Drummer leichter fallen sollte als einem kleinen.

Die Fell-Hausmarke produziert offensichtlich mehrere Serien. Die mitgelieferten Felle heißen 250 („Snare „250, „Batter 250“, „Bass 250“) und sind klar und relativ dünn. Ich vermute, dass sie unter den Stöcken eines Rockers oder gar Metallers nicht lange überleben. Aber jetzt will ich hören, wie sie klingen.
Dünne und vor allem klare Felle lassen auch auf großen Kesseln bei tiefer Stimmung noch einen klaren Attack hören. Das ist eine gute Strategie, vor allem bei Aufnahmen. Wenn man dicke, raue Felle benutzt, kann es sein, dass man bei den Aufnahmen mit großen, tiefen Toms den gewissen Punch vermisst und der gesamte Drumsound verwäscht und im Tiefbassbereich bloß noch wummert. Wie beschrieben, so gehört: Trotz der tiefen Stimmung klingen die Toms im Raum klar und artikuliert. Die Bassdrum lässt einen fetten, schmatzigen Ton hören, der aber dank des dünnen Kessels nicht hart, sondern satt und rund klingt. Dem entspricht auch das Spielgefühl: Man spürt, dass der Klang sich nicht sofort entfaltet. Die Ansprache ist recht träge, was aber in der Natur der Sache liegt und zu dem Gefühl führt, dass sich das große Stage Custom ohne großen Kraftaufwand bedienen lässt.
Aufgenommen macht der rote Riese eine tolle Figur. Wie schon gesagt, bin ich durch die Ausmaße des Sets sehr versucht, ihm das zu entlocken, wonach es aussieht.

Audio Samples
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Beispiel 1 Beispiel 2 Beispiel 3

Schnell die Mikrofone aufgestellt, ich schließe die Augen, denke kurz an John Bonham und los geht’s. Das Ergebnis liefert keine Überraschungen. Fett, satt und mächtig wirkt das Stage Custom, dabei aber nicht „brutal“. Man nimmt die vollen Töne der Toms auch zusammen mit Snaredrum und Bassdrum gut war. Das Set wirkt so, als würde es ganz selbstverständlich das machen, wozu es gebaut wurde: rocken. Dabei habe ich kaum Stimmarbeit leisten müssen und das Set war, nachdem die Felle montiert waren, ruckzuck aufgebaut. Auch bei etwas artikulierteren Grooves zeigt sich das Stage Custom flexibel und aussagekräftig. Etwas ärgerlich, aber erwartet: Die Felle sind nach meiner Test- und Aufnahmephase deutlich beansprucht, sichtbar und hörbar. Es ist eine Zwickmühle: Natürlich setzt man sich an dieses Set mit Rock-Attitüde und lebt diese auch aus, was einen Hersteller dazu verleiten sollte, das Set mit dickeren Fellen auszuliefern. Andererseits sind die dünnen, klaren Felle dem Sound der großen Kessel zuträglich, aber eben weniger strapazierfähig.
Wie dem auch sei, man macht aus einem Rocker halt keinen Jazzer und so verhält es sich auch mit dem Instrument. Wenn ein Hersteller bei der Ausführung eines Instrumentes derartig deutlich Farbe bekennt, sollte man sich beim Kauf auch sicher sein, dass man dieser Farbe hauptsächlich folgt. Was nichts anderes heißt, als dass es auch dort eingesetzt wird, wo es hingehört, und man sich nicht darüber ärgert, dass man auf einem Jazzgig schon beim Aufbauen komisch beäugt wird …

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