Warwick Rockbass Star Bass Test

Der Rockbass Star Bass im bonedo-Test – Schon seit über zehn Jahren bietet Warwick seine erfolgreichsten Modelle auch in preisgünstigen Versionen an. Vertrieben werden die Budget-Bässe unter dem Label „Rockbass“, und produziert werden sie nicht in Deutschland, sondern im kosteneffektiven China. Das Rockbass-Programm wird regelmäßig durch neue Modelle ergänzt, die ihren Ursprung im deutschen Portfolio haben, und auch 2013 haben es einige Versionen in das preisgünstige Label geschafft. Einer dieser Neuzugänge ist der Star Bass, ein halbakustischer Bass im Vintage-Style, der als 32“ Medium-Scale-Viersaiter und als fünfsaitige Variante mit normaler 34er Long-Scale-Mensur angeboten wird.

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Optisch hat man bei beiden Chinesen die Wahl zwischen einer Variante mit schön gemaserter Flamed Maple Decke und den deckend lackierten Modellen in den Farben Gold Metallic, Daphne Blue, Solid Black, Solid Creme White und G-Coloured Oil Finish. In unserem bonedo-Testlabor ist ein vierseitiger Star Bass in Gold Metallic aufgeschlagen und wartet darauf, von mir in die Mangel genommen zu werden.

Details

Der Star Bass ist zwar die moderne Ausgabe eines halbakustischen Basses, die Konstruktion folgt aber prinzipiell dem klassischen Vorbild. Sowohl die Decke als auch der Boden sind leicht gewölbt und bestehen wie die Zarge aus laminiertem Ahorn. Gestützt wird der halbresonante Korpus von einem massiven Mittelblock. Auch für den eingeleimten Hals wurde Ahorn verwendet, zusätzlich kommen Furnierstreifen aus Ekanga zum Einsatz, die sich allerdings unter der deckenden Lackierung des Halses verstecken. Im Palisandergriffbrett sitzen 21 Bundstäbchen im Format „Extra High Jumbo“, die einwandfrei abgerichtet sind, nirgends überstehen oder unangenehme spitze Enden haben. Korpus und Halsrückseite sind deckend mit einem hochglänzenden Gold-Metallic-Finish versehen, die leicht abgewinkelte Kopfplatte ist auf der Vorderseite allerdings dezent schwarz lackiert. Alle diese Arbeiten sind ohne Fehl und Tadel, zudem ist der Farbton wirklich attraktiv und lässt das Instrument sehr elegant erscheinen. Bei einem schicken Retro-Look darf die Einfassung der Korpuskanten natürlich nicht fehlen, beim Star Bass ist das cremefarbene Binding sogar zusätzlich mit drei schmalen, schwarzen Streifen verziert.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Halbresonanzbass verfügt über einen massiven Mittelblock

Die Hardware übernimmt den modernen Part bei der Konstruktion des Star Basses und spätestens hier verlässt Warwick traditionelle Pfade und setzt auf eine zeitgemäße Ausstattung mit werkseigenen Komponenten, die auch auf den Solidbody-Instrumenten verbaut werden. Die massive, zweiteilige Warwick-Brücke sorgt sicherlich für eine gute Übertragung der Schwingung in den Korpus, darüber hinaus lässt sie sich äußerst komfortabel in alle Richtungen justieren. Gleiches gilt für den Kunststoffsattel „Just a Nut“, er ist nämlich mit zwei Schräubchen in der Höhe zu verstellen und ermöglicht damit ein optimales Setup, je nach persönlichen Vorlieben oder bevorzugter Spielweise. Die Saiten laufen über den „Just A Nut“-Sattel zu vier gekapselten Mechaniken aus dem warwickeigenen Sortiment, für die Gurtbefestigung ist der Star Bass mit topmodernen Security Straplocks ausgestattet. Damit kann er sich selbst bei einer entfesselten Bühnenshow nicht unfreiwillig von der Leine reißen.

Fotostrecke: 5 Bilder Kopfplatte des Semiakustik-Instruments

Die Verstärkung des hoffentlich gesunden Akustiktons übernehmen zwei riesige Tonabnehmer von MEC, die auf den ersten Blick wegen ihrer ausladenden Bauform wie Humbucker aussehen. In der Tat verbergen sich unter den großen Chromkappen im Vintage-Look aber passive Single-Coils, deren Polstücke sich mit einem normalen Schraubenzieher justieren lassen. Das Cockpit der passiven Elektronik stellt einen Lautstärkeregler und einen Tone-Regler für jeden Tonabnehmer bereit, zusätzlich gibt es einen Drei-Wege-Schalter, mit dem die Pickups schnell angewählt werden können.

Praxis

Ich bin jedes Mal wieder überrascht, dass ein relativ fragil wirkendes, halbakustisches Instrument dann doch einiges auf die Waage bringt – kann doch nichts wiegen, ist doch nur Luft im Korpus, denke ich immer. Stimmt natürlich überhaupt nicht, denn im Korpus steckt ein massiver Holzblock, der im Endeffekt bestimmt ein Drittel des Gesamtgewichts ausmacht. Mein güldener Test-Star Bass bringt es auf etwa 3,7 Kilo, wiegt also genau so viel wie ein mittelgewichtiger Solidbody E-Bass mit vier Saiten. Das Gewicht hängt relativ angenehm am Körper, der Hals zieht aber schon leicht in Richtung Erdmitte, sodass man bei dieser Konstruktion wohl ein wenig Kopflastigkeit in Kauf nehmen muss. Grund dafür ist nicht etwa fehlendes Gewicht im Korpus, sondern die Position des vorderen Gurtpins am Halsfuß. Beim normalen E-Bass sitzt dieser am vorderen Korpushorn ungefähr auf Höhe des 12. Bundes und kann den Hals damit viel besser stabilisieren. Man könnte den Gurt beim Star Bass natürlich auch an der Kopfplatte anbringen, um mehr Stabilität zu erreichen, aber das ist nicht einmal eine Geschmacksfrage. Man kauft sich doch keinen schicken Retro-Star Bass, um dann wie Lagerfeuer-Jonny auf der Bühne zu stehen.

In der Profilansicht erkennt man, dass der Body nicht übertrieben voluminös ist.
In der Profilansicht erkennt man, dass der Body nicht übertrieben voluminös ist.

Wie auch immer, die Stabilitätsproblematik wird beim viersaitigen Star Bass durch die Medium Scale Mensur erheblich reduziert, der kompakte und kurze Hals lässt sich gut im Zaum halten und sorgt für ein angenehmes Spielgefühl. Den Unterschied in der Länge von immerhin fünf Zentimetern im Vergleich zu einer normalen 34“ Long Scale Mensur merkt man schon deutlich, die tiefen Lagen sind mühelos zu erreichen und auch die kleineren Abstände der Bünde sorgen für ein komfortables Handling und eine entspannte Greifhand. Der chinesische Rockbass war auch erstaunlich gut eingestellt, der Sattel relativ niedrig und damit die ersten Bünde leicht zu greifen. Dazu kommt der Hals mit nur wenig Krümmung aus und die Saitenlage präsentiert sich eher sportlich flach, also genau nach meinem Geschmack. Trotzdem produziert das Instrument auch mit stärkerem Anschlag oder mit dem Plektrum keine Nebengeräusche, was für eine akkurat gearbeitete Bundierung spricht. Wenn der Budget Star Bass jetzt noch genau so gut klingt, wie er sich spielen lässt, ist alles im grünen Bereich.

Audio Samples
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Bridge-Pickup Neck-Pickup Beide Pickups Neck-Pickup (Plektrum) Beide Pickups (Plektrum)

Und in der Tat kommt ein toller Sound aus dem schicken Retro-Tieftöner. Beim günstigen Rockbass Star Bass wird Ahorn verbaut, so weit das Auge reicht, und so produziert das Instrument auch einen sehr transparenten Klang mit vielen Höhen und Obertönen. Das Low-End kommt aber auch nicht zu kurz, der Bass klingt untenrum voll und rund genug, um ein stabiles Fundament unter eine Band zu schieben. Eine Spur kompakter und knackiger könnte der Tiefenbereich für meinen Geschmack trotzdem sein, womit ich aber keinesfalls sagen will, dass der Bass dröhnt, aber etwas mehr Definition am unteren Ende würde den Sound noch durchsetzungskräftiger machen.
Die Single Coils gefallen mir sehr gut, durch die Einspuler ist der Klang insgesamt sehr offen und dynamisch, die akustische, luftige Note im Sound des halbresonanten Basses wird sehr schön abgebildet. Mit diesen durchwegs positiven Klangeigenschaften lässt sich der Star Bass in fast allen Musikrichtungen einsetzen, nur die Freunde der härteren Rockmusik sollten vielleicht auf ein anderes Instrument ausweichen, auch wenn der Star Bass von Rockbass kommt.

Die Tonregelung greift leider nicht richtig zu.
Die Tonregelung greift leider nicht richtig zu.

Es gibt aber auch einen Kritikpunkt, und der betrifft die Tonregler. Die haben für mich keinen großen Nutzwert, denn ob sie auf oder zu sind, spielt fast keine Rolle, ich höre jedenfalls kaum einen Unterschied. Der Klang wird zwar etwas höhenärmer, wenn man sie zudreht, die typische Mittennase einer gut greifenden, passiven Tonblende fehlt aber fast komplett, könnte den Sound aber durchaus bereichern.

Fazit

Die meisten Bassisten sehen einen halbakustischen Bass sicherlich eher als Erweiterung und zusätzliche Klangfarbe in der Instrumentensammlung denn als Hauptinstrument und wollen oder können deshalb auch nicht allzu viel investieren. Dem trägt Warwick mit der Rockbass Version des Star Bass Rechnung, denn man bekommt für überschaubares Geld einen wirklich gut klingenden Halbakustik-Bass in toller Vintage-Optik mit hochwertiger Hardware. Die gesamte Konstruktion ist tadellos verarbeitet und schwingt sehr gut, die Bespielbarkeit ist durch die kompakte Mensur und nicht zuletzt durch das gute Werks-Setup äußerst komfortabel. Wer einen günstigen, universell einsetzbaren halbakustischen Bass sucht, sollte den Rockbass-Neuzugang auf jeden Fall auf seine Checkliste setzen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolle Optik
  • tadellose Verarbeitung
  • gesunder Sound, stimmige Tonabnehmerausstattung
  • solide und funktionale Hardware
  • gute Bespielbarkeit durch kompakte Medium Scale Mensur
  • attraktiver Preis
Contra
  • Tonregler nahezu wirkungslos
Artikelbild
Warwick Rockbass Star Bass Test
Für 579,00€ bei
Der Star Bass hinterließ im Test einen guten Eindruck
Der Star Bass hinterließ im Test einen guten Eindruck
Spezifikationen
  • Hersteller: Warwick
  • Model: Rockbass Star Bass 4-Saiter
  • Land: China
  • Mensur: 32“ medium Scale
  • Korpus: Ahorn laminiert, gewölbte Decke/Boden, Gold-Metallic-Finish mit Creme-Binding
  • Hals: Ahorn mit Ekanga-Furnier, Griffbrett Palisander, 21 Bünde extra high Jumbo
  • Hardware: geschlossene Warwick-Tuner, 2-teilige Warwick-Brücke, Just-A-Nut-Sattel, Warwick-Security-Locks, komplett verchromt
  • Tonabnehmer: 2 x MEC Single Coils, passiv, 3-Wege-Kippschalter
  • Elektronik: passiv, 2 x Volume, 2 x Tone, PU-Umschalter
  • Gewicht: 3,7 kg
  • Preis: € 941,– (UVP)
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