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Universal Audio UAD API Vision Channelstrip

Es gibt ein neues UAD-Plug-In – und wir haben es schon im Test! Mit dem API Vision Channelstrip hat sich Universal Audio einen ganz besonderen Klassiker vorgenommen. Es handelt sich hier nicht um einen „Vintage“-Prozessor, sondern um ein modernes Stück Audiotechnik, das viele Vorzüge aus fast fünf Jahrzehnten API-Geschichte vereint.

API_Vision_Channel_Strip


Und das kommt nicht von ungefähr, denn es handelt sich hier um exakt den Kanalzug, der in der API-Vision-Konsole zum Einsatz kommt, dem aktuellen Mischpult-Flaggschiff des Herstellers von der amerikanischen Ostküste. Die API Vision ist ein durch und durch zeitgemäßes Pult von beeindruckender Qualität, und auch wenn es in puncto Routing-Features völlig up to date ist, so können die einzelnen Komponenten ihren Vintage-Background natürlich nicht verhehlen. Hier ist API glücklicherweise ausgesprochen konservativ: Wesentliche Baugruppen wie Preamp und EQ haben sich seit den Anfängen des Herstellers in den späten 60er-Jahren allenfalls geringfügig verändert, was auch gut so ist. API-Komponenten und –Pulte (der Hersteller begann ja als OEM-Fabrikant mit dem 550A-EQ-Modul) werden seit jeher geliebt für ihren trockenen Punch, für die präzisen Konturen gerade im Bassbereich, für ein durchsetzungsfähiges und doch schön mittenwarmes Klangbild. Warum also das Rad neu erfinden, wenn man bereits ein annähernd vollkommenes erschaffen hat?
Das hat sich wohl auch Universal Audio gedacht. Und so ist der Vision Channelstrip nun als zentrale Neuigkeit des 7.3-Updates verfügbar, das der Hersteller aus dem kalifornischen Santa Cruz kürzlich veröffentlicht hat. Damit ist der Vision Channelstrip für alle UAD-2- und Apollo-Systeme ab sofort erhältlich!

Details

200er-Module

Während die Ur-Konsolen der 2488-Serie tatsächlich mit (EQ-)Modulen des 500-Standards bestückt wurden, geht API bei den aktuellen Konsolen mit Ausnahme der 1608 schon längst einen anderen Weg. Der 500-Standard ist in den letzten Jahren ungemein populär geworden, da wird gerne einmal vergessen, dass API schon seit vielen, vielen Jahren einen zweiten Modulstandard im Programm hat, und zwar die 200-Serie. Die Konsolen der Legacy- und Vision-Serien vertrauen auf dieses andere Format, das vor allem etwas schmaler ist, also höhere Kanalzahlen bei geringerer Breite unterbringen kann als der 500-Standard. Dennoch ist die Technik unter der Haube in einigen Aspekten identisch oder doch zumindest sehr ähnlich.

Das Vorbild: API Vision, hier in den "British Grove"-Studios in London (Foto: Hannes Bieger)
Das Vorbild: API Vision, hier in den “British Grove”-Studios in London (Foto: Hannes Bieger)

Preamp

Universal Audios Vision Channelstrip Plug-In fasst nun insgesamt fünf dieser 200er-Module zusammen und bietet damit die volle Bandbreite des Vision-Processings. Vom Preamp über HP- und LP-Filter, einem Gate/Expander, einem Kompressor und einmn klassischen API-EQ bietet der Kanalzug also alle Funktionsgruppen, die man sich in einem Kanalzug nur wünschen kann.
Den Anfang macht der 212L-Preamp mit seinem Design, das direkt auf APIs legendären 312-Input zurückgreift. Mit Audio-Übertragern und einem diskreten 2520-OpAmp ausgestattet, handelt es sich hier um das Straightforward-Prinzip, das API seit den frühen 70er-Jahren im Programm hat. API-typisch bietet der Preamp bis zu 65 dB Gain, und mit -20-dB-Pad und Phasendrehung ausgestattet, kann man diese Sektion an bestimmte Gegebenheiten anpassen. Nun kann man über den Sinn und Unsinn eines Plug-In-Preamps streiten (die Pegelanpassung sollte tunlichst vor der A/D-Wandlung stattfinden), aber im Rahmen eines vollständigen Channelstrips darf diese Komponente nicht fehlen – zumal Universal Audio die Klangeigenschaften des OpAmps und der Übertrager emuliert, und sich damit interessante Effekte ergeben sollten, wenn man die gesamte Kette etwas heißer fährt.

UAD-Plug-In in Logic
UAD-Plug-In in Logic

HPF und LPF

Als nächstes wandert das Signal durch das 215L Sweep Filter, und damit einen heimlichen Klassiker des 200-Standards. Mit durchstimmbaren Hoch- und Tiefpassfiltern können hier unerwünschte Pegel an den Rändern des Frequenzspektrums ausgeblendet werden, und das auf ausgesprochen softe Weise: Mit einer Flankensteilheit von nur 6 dB pro Oktave beim Tiefpass und 12 dB beim Hochpass bietet API hier ein ideales Filter für nicht-kaputtmachende Aufräumarbeiten. 6 dB/Oktave in den Höhen garantieren, dass etwaige Schärfe ultraweich reduziert werden kann, während 12 dB in den Bässe etwas kräftiger zupacken, um energiereichen Bassmulm besser in den Griff zu bekommen. Neben dem Einsatz im Audioweg kann die Filtersektion auch in den Sidechain des Kompressors geschaltet werden – zu dieser Einheit weiter unten mehr! Dynamics Zunächst passiert das Signal noch den 235L Gate/Expander. Mit den Potis Threshold, Depth und Release/Hold bietet dieses Modul eine Basisausstattung, die mit dem Attack-Schalter (25 ms oder 100 Mikrosekunden) noch etwas ergänzt wird. Mit einem Regelhub von maximal 80 dB erlaubt diese Funktionsgruppe auch drastische Einsätze, der Depth-Parameter ist aber so skaliert, dass er im sensiblen Bereich zwischen 0 und 9 dB besonders fein auflöst.
Komplettiert wird die Dynamikabteilung vom 225L Compressor/Limiter, der praktisch eine Babyversion des legendären 2500 darstellt. Während die ersten API-Konsolen noch auf FET-Kompressoren im 500-Format (den nicht minder legendären 525) setzen, baut der Hersteller nun schon lange auf VCA-Kompression, und in dieses Camp reiht sich auch der 225L ein. Er bietet Potis für Threshold, Ratio und Release und dazu noch eine Reihe von Schaltern. Die Attack kann zwischen Fast, Medium und Slow (2, 18, 75 ms) umgeschaltet werden, und ebenso wie APIs 19“-Kompressor-Flaggschiff kann die Dynamikeinheit wahlweise im Hard- und Softkneemodus arbeiten. Auch die Umschaltung zwischen Feedback- und Feed-Forward-Betrieb ist möglich. Damit bietet dieses kleine Modulchen eigentlich alle zentralen Komponenten des 2500.

EQs der Analogkonsole
EQs der Analogkonsole

Frequenzgangbearbeitung

Schließlich wird der Kanalzug noch abgerundet durch den 550L-EQ. Hierbei handelt es sich um ein Modul, das technisch baugleich ist mit dem 550B, es verfügt also über vier Bänder von APIs legendärem, reziproken Proportional-Q-Entzerrer, hier lediglich angepasst an die schmalere Gehäuseform (das „L“ im Namen steht übrigens für „Long Format Module“). Die vier Bänder überstreichen überlappend einen Frequenzbereich von 30 Hz bis 20 kHz, wobei die äußeren Bänder wahlweise auch im Shelving-Modus betrieben werden können. Auch diese Baugruppe kann auf Wunsch in den Sidechain des Kompressors geschaltet werden, und mittels „Predyn“-Schalter kann auch die Position des EQs im Audioweg beeinflusst werden – er kann entweder vor oder hinter der gesamten Dynamiksektion zum Einsatz kommen.

Utility

Neben diesen fünf Original-API-Komponenten hat Universal Audio seinem Plug-In noch eine „Utility-Sektion“ spendiert. Diese verfügt neben einer LED-Kette und einem Output-Trimmer mit „cleanem“ Gain im Bereich von -24 bis +12 dB auch über eine Link-Funktion für beide Kanäle, für den Fall dass man das Plug-In auf einem Stereo-Kanal zum Einsatz bringen sollte. Damit bringt der Vision-Channelstrip auch als Plug-In auf engem Raum, aber übersichtlich organisiert, eine Menge Funktionen unter. Wie das in der Praxis funktioniert wollen wir uns nun einmal anschauen!

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Praxis

API ist ja mittlerweile auch im UAD-Universum kein Fremdwort mehr. Mit dem 550A und dem 560 sind bereits zwei API-EQs von Universal Audio „eingemeindet“ worden, aber der Vision Channelstrip bringt nun das volle Programm. Hier geht es nicht vordergründig um APIs Vintage-Technik (Obwohl: Ein Kanalzug aus 312, 550A und 525 wäre ebenfalls ein Knaller!), sondern um die satte Power, die in den aktuellen, großen Class-A-Konsolen steckt. Heute muss in dieser Liga ein Vierband-EQ an Bord sein, und auch das restliche Processing braucht sich bezüglich des Funktionsumfangs nicht zu verstecken. Mit umfangreichen Dynamics und nicht zuletzt der Filtersektion wird hier funktional einiges geboten. Das ist auch gut so, denn als Konsolen-Kanalzug handelt es sich hier schließlich um einen Prozessor, der per definitionem für jedes Signal gut sein soll – in einer großen Konsole wird er gleich ein paar Dutzend Mal nebeneinander montiert.

Der Hersteller von der Ostküste ist nicht gerade für sein seidig-samtiges Klangbild beliebt. Vielmehr steht API seit jeher für einen tighten, präsenten, konturierten Ton, der sich extrem gut durchsetzt. Die erste API-Generation mit den Modulen 550A und 525 kann durchaus dick und rund klingen, die späteren Einheiten, zu denen auch der hier eingesetzte 550B-EQ zählt, kommen eine Ecke schärfer rüber, sie kippen teilweise gar ins kantig-aggressive. Dieser Charakter wird auch vom Vision Channelstrip gut eingefangen. Die Dynamics klingen konturiert und bisweilen gerade straff und drahtig, sie eignen sich wunderbar, um snappy Drum-Transienten zu formen. Wer musikalisch in der härteren Gangart unterwegs ist, der wird diese Durchsetzungsfähigkeit zu schätzen wissen. In die gleiche Kerbe schlägt auch der 550L-EQ. Wie sein Schaltungszwilling, der 550B, liefert auch er das klar umrissene, trockene Klangbild, das an den API-Entzerrern so geschätzt wird. Auf der Liste der EQs mit dem meisten Punch steht diese Einheit ziemlich weit (wenn nicht sogar ganz) oben. Der knochig-trockene Sound der Filter kommt auch bei diesem UAD-Plug-In gut zur Geltung: Insbesondere wenn man in den Bässen und Tiefmitten ordentlich Zunder gibt, dann kann der Plug-In-550L seine Herkunft nicht verhehlen. Das ist unverkennbar API: konturiert, wuchtig, und niemals schwammig, immer klar, manchmal fast schon zu klar umrissen. Wer ein sich wolkig aufplusterndes Lowend sucht, der muss zum 10XX-Neve oder einem Pultec greifen, denn der Vision Channel klingt tight, tight und abermals tight.

Audio Samples
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Bass Original Bass Fast Comp (old), Bass Boost Vocals Original Vocals Fast Softknee Comp (old), 10 kHz Boost, HPF

Wie gut sich beispielsweise eine verunglückte Bassdrum-Aufnahme in den Griff bekommen lässt, zeigt unser Klangbeispiel. Hier kann der Vision Channelstrip die Muskeln spielen lassen und damit exakt das tun, was ihm am besten liegt. Wenn man den Kompressor etwas weicher klingen lassen möchte, dann bietet sich der Feedback-Modus („old“) an. Hier kommt auch das Sweep Filter vorteilhaft ins Spiel, das sich ja schließlich im Sidechain des Comps platzieren lässt. So geschehene muss man sich zum Bass-Aufpumpen nicht allein auf den EQ verlassen. Nimmt man die fundamentalen beiden Oktaven mit dem Filter aus dem Detektorzweig des Kompressors heraus, so kann der EQ danach nochmal so effektiv greifen: Auch dieses Einsatzgebiet ist eine Domäne des API-Kanalzugs.

Audio Samples
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Bassdrum Original Bassdrum Slow Attack Comp, EQ Rhodes Original Rhodes Full Gain, Comp, EQ

Fährt man die Preamp-Sektion etwas heißer an, so stellen sich tatsächlich irgendwann Verzerrungen ein, hier bildet das Plug-In das nichtlineare Klangverhalten der analogen Schaltkreise in deren Grenzbereich nach. Allerdings setzen die Verzerrungen etwas abrupter ein als ich das erwartet hätte, sie haben zudem auch eine etwas harsche Note, die mit gerade im Airband etwas zu dick aufgetragen erscheint. Wie gut, dass man (siehe das Rhodes-Beispiel) mit dem Filter gegensteuern und ein paar der höchsten Sättigungsprodukte auf diese Weise wieder loswerden kann. Das klingt doch gleich viel „analoger“!

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Fazit

Mit seiner sich über fünf Originalmodule plus die zusätzliche „UA-Mastersektion“ erstreckenden Ausstattung transportiert der UAD API Vision Channelstrip die Qualitäten des Kanalzugs eines absoluten Konsolen-Flaggschiffes in das Universal-Audio-Universum. Es handelt sich hier um einen echten Allrounder mit üppigen Einstellmöglichkeiten und klassischen Filtern und Dynamics. Auf Jazzballaden-Vocals würde ich dieses Plug-In nicht unbedingt loslassen, aber wer beispielsweise Rockproduktionen mischt, der findet hier einen treuen Begleiter, dessen Konzept man zu Recht als „tried and tested“ bezeichnen kann – es hat sich bereits Jahrzehnte im praktischen Einsatz bewährt. Die Sättigung/Verzerrung kann ihren digitalen Charakter nicht gänzlich abschüteln, aber Comp und insbesondere EQ versprühen ordentliche API-Flair: eine interessante Ergänzung des UAD-Portfolios!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • authentischer, legendärer Klang
  • Funktionsumfang
  • einfache Bedienung
Contra
  • Verzerrungen setzen recht abrupt ein
Artikelbild
Universal Audio UAD API Vision Channelstrip
API_Vision_Channel_Strip
Technische Spezifikationen
  • Emulation eines klassischen API-Kanalzugs
  • fünf Funktionsgruppen: Preamp, Filter, Comp, Gate/Expander, EQ
  • Emulation von Regelverhalten sowie Klangfärbung der Ein-/Ausgangsstufen
  • Preis: $ 299,-
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