Universal Audio Apollo Quad Test

Universal Audio ist ein ur-amerikanisches Unternehmen. Das kann man zum Beispiel daran merken, dass das Company-Video zum neuen Apollo-Interface alles andere als duckmäuserisch daherkommt. Es gebe eben keinen definierten Weg für Innovation, sondern nur einen verschlungenen, heißt es dort. Universal Audios Weg habe vor einem halben Jahrhundert begonnen und bis zum neuen Audio-Interface namens Apollo geführt, dem Gegenstand dieses Testberichts. „Höhö, ein Audio-Interface, nein wie spannend“, mag man denken.

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Die zweite Möglichkeit, die Verbindung von Universal Audios selbstgewählter Abbreviatur “UA” und der bekannten Abkürzung mit dem “S” zwischen diesen beiden Buchstaben herzustellen, kann man anhand der auf diesem langen Pfad entstandenen Produkte nachvollziehen: “USA” ist wohl die Assoziation, die zu den auch heute noch topaktuellen Kompressoren LA2A und 1176 sowie 610er Preamps am Besten passt. Sie klingen dick-amerikanisch, groß und wichtig(-tuerisch) und eben nach dem Alleinherrschaftsanspruch einer selbstbewussten Mondfahrer-Nation.
Was sich zu Beginn vielleicht wie ein typischer kritischer Kommentar auf den Seiten eines großen deutschen Nachrichtenportals liest, ist aber gar nicht böse gemeint. Im Gegenteil: In Musikproduktionen ist der massive U(S)A-Sound auf der ganzen Welt beliebt und begehrt. Zurecht: UAs Hardware gehört schlicht und einfach zu den wahren Schwergewichten der Audiotechnik. Im letzten Jahrzehnt hat bei Universal Audio zudem ein Wandel stattgefunden, der verhindert hat, dass das Unternehmen nur noch mit “historischem Equipment” in Verbindung gebracht wird. Neben bezahlbareren Geräten in nutzerfreundlichen Kombinationen und Größen sind es vor allem die unter der Bezeichnung “UAD” verkauften DSP-Systeme samt der zugehörigen Plug-Ins, die die Amerikaner auch im digitalen Zeitalter der Musikproduktion zu den großen Namen zählen lässt. Technologie aus dem mittlerweile eingestellten Zweikanal-AD/DA 2196, Preamps und DSPs, welche die UAD-Plugs zudem in Echtzeit nutzbar machen, zusammen in einem 19”/1HE-Audiointerface, das ist wirklich ein Griff nach den Sternen. Es stellt sich also die Frage, ob wir es hier eher mit der glorreichen Apollo 11 oder dann doch leider mehr mit Apollo 13 zu tun haben.

DETAILS

Zumindest ist das UA Apollo kein “Fake”, sondern wirklich echt und materiell vor mir, die Fotos sollen als Beweis dienen. Falls ihr spekuliert, dass eine derartige Beleuchtung ja auch im Fotostudio hätte realisiert werden können – tja, das muss ich wohl zugeben. Wenngleich ich dafür nicht nach Hollywood fahren musste, denn drei Elinchrom-Blitzköpfe in meinem Kellerstudio haben es auch getan. Nun aber genug der Weltraumgeschichten und Mondlandungs-Verschwörungstheorie-Anspielungen, ihr wollt wahrscheinlich auch harte Fakten lesen – und die gibt es beim Apollo-Interface zuhauf.

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Zunächst einmal gibt es dort die Datenleitungen zum Austausch mit dem Computer, ohne die ein Interface nun mal kein Interface ist. Diese überlebenswichtige Verbindung (also das Pendant zum Kabel beim Weltraumspaziergang) ist zunächst einmal FireWire 800. Derartige Ports sind an Rechnern Mangelware, daher wird man sich über die zusätzliche Durchschleifbuchse freuen. Links neben diesen beiden Buchsen begrüßt einen die schwarze, gähnende Leere des weiten Raums: Es wird noch im ersten Halbjahr des Jahres 2012 eine Karte geben, die den Anschluss des Apollo via High-Performance-Schnittstelle Thunderbolt ermöglichen soll. Dass ein Donner im Weltraum mangels Schallübertagungsmedium eigentlich gar nicht möglich ist, passt zwar nicht ganz in mein Space-Thema, aber was soll´s: Man sollte sich darauf freuen, denn die hohen Kapazitäten und die geringe mögliche Hardware-Latenz machen diese Verbindung verdammt interessant für uns Audio-Astronauten. Der ganz große Schritt für die Menschheit wäre es übrigens gewesen, wenn es zu FW800 und Thunderbolt auch USB als Möglichkeit gegeben hätte. Vielleicht will der User ja sein Apollo mal hier, mal dort anschließen können – und sei es nur, um ein Mikrosignal aufzuzeichnen und Monitoring zu realisieren.

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Im Inneren des Interface-DSP-Gerätes werkeln AD/DA-Wandler, die Wortbreiten von 24 Bit und Abtastraten von bis zu 192 kHz in den bekannten Zwischenschritten verarbeiten. Kann aufgrund der digitalen Hardware-Außenwelt nicht weiterhin eine interne Taktung verwendet werden, kann die Referenz aus dem eingehenden S/PDIF-Coaxsignal oder den beiden S-MUX-fähigen ADAT-Ports bezogen werden. Ein klarer Hinweis für die Professionalität des Apollo ist weiterhin, dass zudem ein Wordclock-Eingang vorhanden ist, der wahlweise sein Signal weitergibt oder mit einem Abschlusswiderstand versehen werden kann. Alle digitalen Audioeingänge sind übrigens in gleicher Konfiguration auch als Ausgänge vorhanden. Für zwei große XLR-Buchsen als AES3-I/O war wohl leider kein Platz mehr auf der mit Anschlüssen übersäten Rückseite. Sehr schade, wie ich finde! Dafür habe ich etwas Nettes entdeckt: Der S/PDIF-Eingang kann hardwareseitig durch eine Samplerate-Conversion laufen!
Analog geht es aus dem Interface mit Klinkenbuchsen hinaus, die allesamt nicht nur Tip und Sleeve, sondern auch den Ring bedienen – also symmetrisch arbeiten. Die acht Line-Ausgänge weisen laut Herstellerangabe bei einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz (+/- 0,1 dB) eine S/N-Ratio von 118 dB(A) auf. Zudem gibt es einen Stereo-Monitoringausgang. Mittlerweile haben die meisten Hersteller bemerkt, dass es einen Haufen auch höchst professionell arbeitender User gibt, die keine Regieraumscheibe zwischen sich und dem Musiker haben. Universal Audio haben das auch verstanden und dementsprechend zwei Kopfhörerausgänge mitgeliefert, die nicht nur separat geregelt, sondern vollständig unabhängig voneinander beschickt werden können – so soll´s sein! Natürlich ist das auch in Setups, in denen zwei Musiker live zusammenspielen, eine äußerst dankenswerte Option.

Acht analoge Line-Signale können dem Apollo zugeschustert werden, diese Zahl verringert sich allerdings, wenn man auch Mikrofonsignale aufzeichnen möchte, denn die vier Mic-Preamps des Interfaces liegen auf den Kanälen 1 bis 4. Zwischen Line und Mikrofon muss man auswählen, die frontseitigen Hochimpedanzeingänge drängeln sich per Autoswitch mit ihrem Signal automatisch nach vorne. Sowohl Kanal 1 als auch Kanal 2 sind mit diesen Instrumenteneingängen ausgestattet, sodass auch mal der Gitarrist und der Bassist direkt gleichzeitig mitspielen dürfen. Dass ich bei einem UA-Gerät den Mic-Pre nicht einfach kurz erwähne und dann links liegen lasse, dürfte sich ja wohl von selbst verstehen. Der Dynamikbereich wird nach A-Filterung mit 118 dB angegeben, der Frequenzgang entspricht dem der analogen Ausgänge bei gleicher Toleranz. Mit unter 120 dB ist das Übersprechen trotz kleiner Bauform angenehm gering. Die Eingangsimpedanz liegt fest bei 5,4 kOhm, also quasi in einer geostationären Umlaufbahn. Es ist schon schade, dass nicht die Impedanzumschaltung anderer UA-Preamps Einzug gefunden hat, denn ich finde das äußerst praktisch – es gibt allerdings auch die gegenteilige Meinung, es gäbe nur die eine, richtige Impedanz.

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Natürlich kann auch Phantomspeisung bereitgestellt werden, netterweise für jeden Channel separat. Auf der Frontplatte ist die Vorgehensweise sogar erklärt, denn der auffällige “Preamp”-Regler ist nicht nur für das Gain zuständig, sondern mit ihm wird auch die Kanalnummer gewählt. Settings werden mit dem Drehgeber und den kleinen quadratischen Tastern eingestellt, das einfache Display weiter rechts zeigt die ausgewählte Kanalnummer und den Schaltzustand. Das maximale Gain beträgt 65 dB, die minimale Verstärkung 10 dB. Wer dennoch um Clips fürchten muss, der freut sich über das analoge Pad von -20 dB. Die Invertierung der Polarität erfolgt nach der Digitalwandlung, das ist auch verhältnismäßig gleichgültig. Anders schaut es bei der Tiefensperre aus, denn auch das High-Pass-Filter ist digital! Eigentlich ist es sinnvoll, schon möglichst früh unnütze Anteile aus dem Audiosignal zu entfernen, nicht zuletzt aus Gründen der Aussteuerbarkeit. Wozu soll man tieffrequente Anteile noch mit in die digitale Welt herübertransportieren lassen? Eine Erklärung ist, dass sich digitale Filter linearphasig erstellen lassen. Ich hätte aber erwartet, dass der User dann zumindest die Vorteile eines digitalen HPF nutzen könnte und nicht nur die Grenzfrequenz, sondern auch die Flankensteilheit und vielleicht gleich noch bei Bedarf “analoges” Design (Bessel, Butterworth, Chebeychev…) bestimmen könnte, doch nichts da: 12 dB/Oct bei 75 Hz. Punkt.

Die weitere Vorderseite ist recht aufgeräumt, was immerhin dem Design sehr entgegenkommt. Zu bemerken wären die verbleibenden Anzeigen im Display, darunter „Link“ für das Gruppieren der Funktionen zweier benachbarter Channels, die Clocking-Anzeige, die von UAD-Systemen bekannte “UAD Link”-LED und das Output-Metering. Der Monitor-Regler stellt das Output-Level ein, der Powerschalter ganz rechts gibt die Spannungsversorgung aus dem externen 12V/80W-Netzteil für das Gerät frei. Verwendung findet hier ein vierpoliger XLR-Anschluss. Das ist sinnvoll, da dieser sicher arretiert, wie es auch Schraubverschlüsse tun. Dass bei dem riesigen Funktionsumfang nicht auch noch Platz für ein internes Netzteil war, kann man sich denken. Neben Einstreuungen ist es sicher auch die Abwärme einer solchen Einheit, die gegen einen Einbau sprechen würde. Ich bin mir recht sicher, dass diese auch so schon ein “Thema” bei UA ist. Nicht umsonst ist das Metall an der Oberseite und an den Flanken so durchlöchert, als sei es einem Bombardement von Weltraumschrott und Mikroasteroiden ausgesetzt gewesen. Das Apollo Quad ist außerdem auch mit vier Sharc-DSPs ausgestattet, anders als der kleinere Vertreter mit nur zweien an der Zahl. Wärme ist natürlich nur ein Abfallprodukt der Chips, denn hier finden die flotten Berechnungen der bekannten und beliebten UAD-Plug-Ins statt. Nett ist, dass es hier die Möglichkeit gibt, die Effekte auch to-tape oder für das Monitoring anzuwenden. Was die DSP-Systeme von UA zu leisten in der Lage sind – und natürlich auch was die Plug-Ins draufhaben – haben wir von bonedo schon eingehend untersucht: Zum Universal Audio UAD-2 Satellite Quad Test

Universal Audios Apollo verfügt im Gegensatz zu einer Mondlandefähre über eine doch recht geringe Zahl an Bedienelementen. Kein Wunder also, dass viele Einstellungen per Software erfolgen müssen. Und es gibt nicht nur einfach “die” Software, sondern gleich einen ganzen Sternenhaufen: Die Console Application hat die Aufgabe, die Hardware-Einstellungen zu koordinieren, also etwa das Direct-Monitoring. Hier lassen sich auf einer Mischpultoberfläche eigenständige Cue-Mixes erledigen, die Hardware-Einstellungen zum Beispiel der Mic-Pres können vorgenommen und DSP-Effekte geroutet werden. Das kleinere Recall Plug-In wird im DAW-Host aufgerufen und ermöglicht es, in einer Session die ganzen eingestellten Hardware-Settings zu speichern und schnell und korrekt wiederherzustellen. Und natürlich gibt es noch die UAD-Plug-Ins, die auf den Sharc-DSPs berechnet werden. Im Lieferumfang ist ein Grundstock an Effekten, alle anderen muss man separat erwerben. UAD Meter und UAD Control Panel informieren über Hardware-Auslastungen, also beispielsweise des Datenbus und der Signalprozessoren. Momentan ist es ausschließlich Mac OS (mind. 10.6), welches unterstützt wird, aber ab Sommer 2012 soll auch Windows 7 die Datenströme lenken dürfen. So, jetzt wird die Kiste aber aufgestellt, betankt und der Flugverkehr über dem Teil umgeleitet. Spannung. Um an Bowies fiktiven Raumfahrer Ziggy zu erinnern: “Commencing countdown, engines on…”.

PRAXIS

Auf meinem Produktionstisch habe ich mir meinen eigenen, kleinen Apollo-Tempel eingerichtet, doch zunächst muss ich mich natürlich dem Rechner widmen, um die dazugehörige Software zu installieren. Ein paar Male klicken und “Agree” drücken, Neustart, los geht´s. Wer Settings- und Cue-Mixing-Software von MotU oder RME kennt, wird sofort mit der gesamten Software klarkommen, das Recall-Plug ist ein Segen, wenn man nicht ständig an gleichartigen Projekten arbeitet – oder sogar auf verschiedenen Workstations! Ein bisschen schade bei umfangreichen Vorhaben ist, dass man sich bei den Insert-Effekten global entscheiden muss, ob man diese nun to-tape mit aufzeichnet  oder nur im Monitoring verwendet. Einen hochwertigen “Kuschelhall” für das Recording-Monitoring und gleichzeitig eine notwendige Bearbeitung des Gitarrensignals mit aufzeichnen? Da fallen mir jetzt nur Workarounds ein, schade! Schon klar: Die Signalinfrastruktur wäre dann etwas komplizierter, aber durchaus machbar gewesen. Ansonsten sind die Routingmöglichkeiten hervorragend und weitaus flexibler, als es die aufgeräumte Frontplatte des Gerätes erwarten lässt. Damit bin ich aber auch gleich an einem Punkt, den ich persönlich eher unpraktisch finde. Von meinem MotU 896mkIII bin ich gewohnt, viele Einstellungen direkt über das kleine Display vornehmen zu können. Nun gut, das Apollo hat auch nur eine halb so große Frontplatte, doch vielleicht wäre auf 2HE alles etwas entspannter gewesen. Ich genieße nämlich die Möglichkeit, mit umfangreichem, einstellbarem Metering direkt am Interface Pegel ablesen zu können und mich eventuell auf die Suche nach technischen Fehlern oder Patzern meines Signalfluss-Verständnisses zu machen. Und mal im Ernst: Zumindest dort, wo das schöne UA-Logo erhaben vor sich hin leuchtet, wäre doch noch ausreichend Platz gewesen.

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Instrument-Ins gehören klar auf die Vorderseite, bei Rackeinbau freut sich aber eigentlich jeder über das Vorhandensein zumindest eines einzelnen Mikrofon-Eingangs, um sich zu ersparen, sich häufiger hinter dem Rack herumwinden zu müssen wie ein Buzz Aldrin beim Einstieg in die Saturn-Rakete. Dennoch ist es erstaunlich, dass es den Amerikanern gelungen ist, derart viele Fähigkeiten in ein so kleines Gerät zu integrieren, ohne dass sich beim Betrieb sofort die Hitzekacheln lösen und es in der Studio-Atmosphäre zu verglühen droht. Durchaus knapp ist die Sache mit der Wärme allerdings dennoch: Die von UA bei der Planung eingesparte Höheneinheit habe ich trotzdem benötigt, denn den bei mir im Rack über dem Apollo angesiedelten Röhren-Preamp wollte ich dann doch nicht zusätzlich mit einer Fußbodenheizung versehen.

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Jetzt aber flugs zum Sound. Und was wird sich wohl besser für ein Signal eignen, um ein UA-Gerät zu testen, als Gesang? Hier zeigen sich übrigens keinerlei Ergonomiemängel, denn selbst mit diesem einzelnen Rädchen – übrigens dem Klassiker 1176 entliehen –gehen die Einstellungen schnell von der Hand. Und es sind auch die beliebten Preamps, die zu rufen scheinen “Apollo, ich bin dein Vater!”. Universal Audio spricht auf der Webseite zwar von Transparenz, geringem THD und schlicht und einfach von “besserem” Klang als bei der (auch viel teureren) Konkurrenz, doch gleichzeitig wird an anderer Stelle von “analogem” Sound gesprochen – was auch immer man darunter jetzt genau verstehen will. Mein Eindruck ist jedenfalls folgender (der sicher auch durch die Audio-Files nachvollzogen werden kann): Die Preamps klingen sehr hochwertig und detailliert, zeigen aber dennoch Farbe. Der dadurch entstehende Charakter kann genau das richtige in Musikproduktionen sein, er klingt hochwertig und ist wohldosiert. Dennoch würde ich mir für manche Anwendungen einen noch verhalteneren Sound wünschen. Mir fällt allerdings spontan kein einziges Gerät von Universal Audio ein, welches diese Kriterien erfüllt: Brav gibt es eben woanders. Somit ist auch das Apollo ein Stück Hardware, das klanglich so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen versucht wie das Zünden eines Raketentriebwerks. Es klingt auffällig, laut, selbstsicher, vielleicht sogar etwas angeberisch. Bedienen wir ruhig die Klischees: amerikanisch! Und gebt es doch zu: In Verbindung mit dem FET-Kondensatormikrofon klingt das wirklich grandios, oder? Würde ich um das Apollo herum eine Workstation für meine Belange bauen, würde ich sicher noch einen externen Clean-Preamp wie den Schoeps VSR 5U und einen feinsinnigen Wandler nutzen – wenn Geld keine Rolle spielt. UA ist klanglich eben spitze, aber eben immer auch soundprägend!

Audio Samples
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UA Apollo Preamp MotU 896mkIII Preamp DSP-Effekt 1176LN DSP-Effekt LA2A DSP-Effekt CS1 (EQ und Dynamics)

Wirklich gut gefällt mir auch das, was das Apollo an Signalen in die analoge Welt entlässt. Ich vernehme zwar noch einen deutlichen Unterschied zu meinem zweikanaligen Lavry-DA11 (und bin darüber auch froh, schließlich kostet dieser ein Drittel des ganzen Apollo!), doch das analoge Monitoring ist für ein Audio-Interface wirklich absolut hervorragend! Ich halte diese Tatsache für äußerst wichtig, denn letztendlich ist Monitoring genau das, was man am Häufigsten mit Audio-Interfaces tut! Es zeigt sich, dass Universal Audio seine Erkenntnisse aus der früheren Mission mit dem 2196 zu nutzen wusste.

Besonders schön ist übrigens das Handling des Monitorlevels, welches sich mit der Fotostrecke eigentlich selbst erklärt. So schön habe ich noch nie einen Wert abgelesen, der mit Endlosdrehgebern gestellt wird! Dass „Mute“ knallrot dargestellt wird, ist eine schöne Erleichterung. Vergleiche ich das mit dem pröckeligen Winz-Regler und der davon räumlich getrennten Anzeige meines MotU, muss ich sagen, dass Apollo hier den Wettlauf zum Mond klar für sich entschieden hat. Doch nichtsdestotrotz kommen mir immer wieder Kleinigkeiten in den Sinn, die den Produktionsalltag erleichtern würden. Viele User (ich zähle mich dazu) lieben beispielsweise die Dim-Funktion, gerne sogar mit frei wählbarer Dämpfung! Auch ist es nicht falsch, einen frei belegbaren Footswitch-Port zu haben. Sicher, diese Option bieten die meisten Einspielkeyboards, so dass sich ein Switch-Controller zwar nicht dem Mute oder Dim der Audiohardware, doch immerhin verschiedenen anderen Funktionen zuweisen lassen kann (Record, Toggle Play, Toggle Click…). Und ach ja: MIDI-Ports bietet Apollo schließlich auch nicht an! Heute gibt es zwar einige USB-Keyboards, -Synths und -Workstations, aber die ganze Armada von seit den frühen 1980ern hergestellten MIDI-Synths muss mit zusätzlichen Interfaces angebunden werden. MIDI-Daten können im Prinzip bei jeder Datenschnittstelle “mal eben” mit übertragen werden, die Datenmengen sind ja fast so gering wie der Sauerstoffgehalt in der Mondatmosphäre, aber man benötigt für die Buchsen schon einiges an Platz auf der Geräterückseite (oder als Sekundärlösung eine Breakout-Peitsche). Ich bleibe dabei: UA hätten gut daran getan, Apollo um eine Höheneinheit größer, mit umfangreicheren Bedienelementen, Metern, eventuell einem Display und weiteren Anschlüssen wie MIDI, Footswitch, USB und AES/EBU auszustatten. Dann hätte auch die Kühlung der Chips stärker über die Seitenwände und den Geräterücken geführt und vielleicht obendrein das Netzteil eingelagert werden können. Nun ja, vielleicht ist ja momentan schon der Apollo-Nachfolger “Space Shuttle” in den Köpfen der UA-Engineers.

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Ich musste während des Testbetriebs kein einziges Mal ein “Your circuit´s dead!” Richtung “Tin-Can” rufen, denn das Apollo arbeitete auch unter Volllast stabil. Ach ja: Wenn Houston Daten zum Mond schickt und zurückerhält, dauert es insgesamt etwa zwei Sekunden. Bei Audio-Interfaces sind es ist nicht die Entfernungen, sondern die Hard- und Softwarebuffer und die eigentlichen Verarbeitungsprozesse, die bei Audiodaten Verzögerungen hervorrufen. Sowohl was die I/Os angeht als auch das Berechnen der Plug-Ins auf den Sharcs: Das Apollo ist verdammt flott! Selbst Software-Monitoring bei halbwegs umfangreichen Sessions war vertretbar. Ich denke, vor allem mit Thunderbolt-Interfacing wird es möglich, AVID diesbezüglich deutlich Konkurrenz zu machen. Die Auswahl an Plug-Ins ist natürlich nicht ganz so groß wie bei ProTools, doch ist vor allem für Musikproduktionen die Auswahl mehr als reichlich. Eine Reihe genau der Studioklassiker, die ich so gerne im Studio hätte, aber mir nicht leisten kann, finden sich im Angebot von UA. Stichwort “leisten können”: Im Lieferumfang des Apollo findet man den 1176 als LN- und SE-Version, den LA2A, Pultecs EQP-1A, das Realverb Pro und den Channel-Strip CS-1. Alles weitere muss man kaufen. Und ganz im Ernst: Das wird man tun wollen, alleine schon wenn man die Bezeichnungen liest: Studer A800, Lexicon 224, Manley Massive Passive, EMT 250 (übrigens die “Weltraumheizung”!), Neve 33609, Fairchild 670, ELI Fatso, Roland RE-201, SSL G-Compressor… Na, weiche Knie bekommen? Vorsicht also, denn wenn man ein UAD-System kauft, fängt man ganz schnell an zu “sammeln” – und das kann gehörig ins Geld gehen!

FAZIT

Als “Giant Leap” möchte ich Universal Audios Apollo nicht unbedingt bezeichnen, vor allem natürlich nicht als einen für die gesamte Menschheit. Weit mehr als nur ein “Small Step” für die Audiobranche ist es aber auf jeden Fall, denn dem amerikanischen Hersteller ist es zumindest gelungen, seinen Konkurrenten in einen Sputnik-Shock zu versetzen. Ein Audio-Interface, dessen Hardware derart hochwertig ist, einen starken, eigenen Klangcharakter besitzt, über vernünftige Routing-Optionen verfügt und gleichzeitig noch absolut grandios klingende Plug-Ins mit verschwindend geringer Latenz auf eingebauten DSPs berechnen kann – das muss man erst einmal nachmachen! Allerdings gibt es in verschiedenen Bereichen noch durchaus Potenzial für eine Erweiterung des Ausstattungs- und Funktionsumfanges, nichts davon wäre allerdings essenziell. UA sind aber mit einem Paukenschlag aufgetreten und können sich nicht nur durch die neue Geräteklasse beliebt machen. Nicht nur MotU und RME, sondern auch Metric Halo, Prism Sound und AVID haben nun einen neuen, ernstzunehmenden Mitbewerber im “Space Race” bekommen!

Pro
  • Gerätekonzept
  • Option für Thunderbolt-Schnittstelle
  • Steuerungssoftware/Monitoring
  • Qualität der DSP-Effekte
  • Mic-Pres
  • hervorragende AD/DA-Qualität
  • Latenzarmut
Contra
  • Ausstattung mit Hardware-Bedienelementen sowie “Kleinigkeiten”
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Technische Spezifikationen
  • DSP-Audio-Interface
  • 4 Sharc-Prozessoren für die Berechnung von UAD-Effekten
  • 2 FireWire-800-Ports
  • Thunderbolt-Option (ab Sommer 2012)
  • S/PDIF I/O
  • 2 ADAT-I/Os (S-Mux-fähig)
  • WC I/O, terminierbar
  • 4 Mic-Pres (48V, Pad, Phase, HPF)
  • 8 Line-Outs (symmetrisch Klinke)
  • 8 Line-Ins (symmetrisch Klinke)
  • Monitoring-Out
  • 2 x Kopfhörerausgang, separat beschickbar
  • komplexes Direct-Monitoring
  • frontseitiges Metering
  • AD/DA max. 192 kHz / 24 Bit
  • Signallaufzeit AD/DA: 1,1 ms bei 96 kHz
  • externes Netzteil
  • 19″/1HE
  • Software-Mindestanforderungen: Mac OS X ab 10.6.8 (Windows 7 ab Sommer)
  • Preis Quad: € 3051,- (UVP)
  • Preis Duo (nur zwei Sharcs): € 2441,- (UVP)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gerätekonzept
  • Option für Thunderbolt-Schnittstelle
  • Steuerungssoftware/Monitoring
  • Qualität der DSP-Effekte
  • Mic-Pres
  • hervorragende AD/DA-Qualität
Contra
  • Ausstattung mit Hardware-Bedienelementen sowie “Kleinigkeiten”
Artikelbild
Universal Audio Apollo Quad Test
Für 1.895,00€ bei
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Gregor sagt:

#1 - 08.01.2013 um 23:15 Uhr

0

Zwei wirklich blöde Sachen zu dem Teil :a) Die Headphone - bzw. Aux- Wege sind nicht Pre oder Post-Fader schaltbar!
b) Es gibt kein separates FW-Return aus der DAW heraus. Man kann beispielsweise die bereits aufgenommenen Tracks nicht in die Aux-Wege routen!Ich wollte ursprünglich die Aux-Wege für weitere 2 Kopfhörer-Mischungen nutzen. Aber so wirds zusammen mit dem ersten genannten Problem ein schönes Gemurkse... Punch-Ins sind somit nicht möglich!Schade!Aber sonst 1A !

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