Tut mir leid, mit irgendwelchen Besonderheiten, abgefahrenen Sonderfeatures und bahnbrechenden Neuigkeiten kann das getestete Gerät nicht aufwarten. Doch muss es das? Manchmal benötigt man schlicht und einfach verlässliches Werkzeug mit entsprechender Ausstattung, will gute Qualität zu moderatem Preis. Die Eckdaten des US-144mkII scheinen dafür zu sprechen, dass diese Punkte erfüllt werden.
Tascam zählt zu den beständigen Größen auf dem Markt. So hat sich etwa das Analogmischpult M-3500 bis heute eine große Anhängerschaft bewahrt. Mein erstes USB-Audiointerface war das Tascam US-122, eines der ersten, die portabel waren und sich mit der Spannungsversorgung aus dem USB-Port begnügten. In einem Wahn von neuer Mobilität hatte ich damals Gesang in Jäger-Hochsitzen und unter Autobahnbrücken aufgenommen. Seither sind einige Jahre ins Land gegangen und ich freue mich, eines der “Kinder” des damaligen Interfaces testen zu können.
Kleine Abkürzungskunde gefällig? Die zweite Version (mkII) eines (1) USB-Interfaces (US) mit vier Eingängen (4) und vier Ausgängen (4) liegt vor mir: US-144mkII. Damit ist der wesentliche Unterschied zum ebenfalls erhältlichen US-122mkII auch schnell erklärt, denn dieses hat neben dort nicht vorhandenen getrennten Reglern für Line-Out- und Köpfhörer-Pegel nur zwei Ein- und Ausgänge. Das 144 verfügt jedoch nicht über vier analoge Ein- und Ausgänge, sondern tritt wie folgt mit anderem Equipment in Interaktion: Ausgangsseitig stehen ein analoges Pärchen über Cinch-Buchsen sowie – ebenfalls über Cinch – ein digitaler S/PDIF-Ausgang zur Verfügung. Per Software kann das digitale Format auch auf AES/EBU gesetzt werden, doch verwandelt sich dadurch die kleine Buchse am Gerät nicht in eine professionelle XLR-Digitalverbindung mit all ihren Vorteilen. Einen 6,3mm-Kopfhörerausgang findet man ebenso wie einen zugehörigen Pegelsteller und die Möglichkeit zum latenzfreien Direktmonitoring des Inputs. Eingangsseitig verarbeitet das Tascam-Gerät zwei Mikrofon- oder Line-Signale über getrennte Buchsen. 48 Volt Phantomspeisung hauchen auch Kondensatormikrofonen Leben ein, der rechte Line-Eingang kann auf Instrumentenlevel gestellt werden, heißt hier jedoch unter Vernachlässigung ganzer Horden von Bassisten und dergleichen schlicht “Guitar”.
Allerdings lassen sich die vier anschließbaren Mikrofon- und Line-Signale nicht simultan nutzen, sondern nur zwei davon in Kombination mit dem S/PDIF-Stereopärchen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, doch lässt sich das technisch erklären: Stereo-AD/DA-Wandler sind im Einkauf recht günstig, zwei zusätzliche Kanäle kosten direkt mehr Geld. Allerdings wird das dem unbedarften Interessenten nicht direkt deutlich, ich kann mir vorstellen, dass ein Unternehmen besser fährt, wenn es aktiv und ehrlich darauf hinweist. Es ist zudem ja nicht so, als hätten Tascam nicht noch andere Interfaces im Programm.
Dank High-Speed-USB 2.0 mit 480 MHz ist das Interface in der Lage, problemlos mit Signalen in einer Auflösung von bis zu 96 kHz und 24 Bit zu hantieren. Auch die weiteren Daten lesen sich nicht schlecht: Bei Verwendung der höchsten Samplerate hat der Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz Abweichungen von einem dB nach unten und einem halben nach oben, der Fremdspannungsabstand von Line-In bis Line-Out beträgt immerhin 98 dB(A).
Der Datendurchsatz innerhalb des USB-Standards ist bekanntlich begrenzt, doch “wiegen” MIDI-Daten glücklicherweise nicht viel. Tascam haben mitgedacht und auch das US-144mkII mit einem In und einem Out des flexiblen Steuersystems ausgestattet. Dankeschön. Ebenfalls nett ist, dass es eine optische Rückmeldung über verlassende und eingehende MIDI-Events am Gerät gibt. Für Audio gibt es das zwar auch, allerdings wäre hier ein zumindest grob aufgelöstes Meter wünschenswert.
Zu den kleinsten Interfaces auf dem Markt gehört das Tascam US-144mkII freilich nicht, doch macht es sich mit seiner Pultform im mobilen und “quasistationären” Betrieb wirklich gut. Der viele Platz auf der Oberseite wird sinnvoll genutzt. Anschlüsse auf Vorder- und Rückseite sind beim Verkabeln etwas unpraktisch, zumal die Zuordnung der Beschriftung auf der Oberseite zu den jeweiligen Buchsen oft nicht ganz schlüssig erscheint. Wer als Einsteiger die Funktion eines “Mono On/Off”-Schalters nicht direkt dem Monitoring zuordnen kann, wird auf der Oberfläche auch keine große Hilfestellung erhalten: Er liegt auf einem anderen Blech als der Monitoring-Schalter. Leider hat sich hier wohl die Designabteilung bei Tascam durchgesetzt und eine simple Einrahmung von Monitoring-Poti und besagtem Schalter oder ähnlichem verhindert. Bei der Umschaltung von “Mic/Line” auf “Guitar” hat es funktioniert, denn hier sieht man einen “Ich gehöre hierzu!”-Strich. Ok: Eine derartige Lappalie wird es nicht auf die Con-Liste schaffen, zumal es ja nicht gehäuft auftritt.
Die Potis sind im Verleich zum Vorgänger nicht mehr so hoch, so dass Beschädigungen durch unbedachtes Herausziehen des Interfaces aus der (immer zu kleinen!) Laptop-Tasche einfacher vonstatten geht. Kleine Anekdote: Es gab früher einmal ein USB-Interface, welches hochkant ausgerichtet war und ein Gehäuse hatte, das am Fuß zwei breite Flügel als Standfläche hatte. Irgendetwas hat man darauf eigentlich immer mit aus der Tasche herausgehebelt – bei mir war es einmal das Telefon… Etwas unangenehm ist aber, dass die Potis des US-144 sehr unterschiedliche Drehwiderstände aufweisen. Doch glücklicherweise ist die Haptik nicht alles.
Klanglich geht alles in Ordnung beim kleinen Tascam. Natürlich kann man von einem Mikrofonvorverstärker keine Wunder erwarten, der sich die dürftige Stromversorgung aus dem USB-Port noch mit anderen Komponenten wie Wandlern und nicht zuletzt einem zweiten Mikrofonvorverstärker teilen muss, doch mit diesem Wissen im Hinterkopf muss man die Klangqualität wirklich mit einem kleinen, anerkennenden Kopfnicken würdigen. Die Zeiten der ultramatten Billigst-Amps gehören – außer vielleicht in der Preisklasse “unterirdisch” – glücklicherweise der Vergangenheit an. Je nach Anwendungsgebiet braucht man also keine Skrupel haben, selbst Signale eines Kondensatormikrofons vom kleinen Tascam für das “Second Life” im digitalen Umfeld fit zu machen. Auch Stereoaufnahmen sind dank wenig unterschiedlicher Eigenschaften des Preamp-Pärchens nicht als Notlösung zu betrachten. Es sollte allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass es hier noch viel Luft nach oben gibt – allerdings vor allem preislich! Für weit unter zweihundert Euro wird man kaum etwas Hochwertigeres bekommen. Das Sprachfile verdeutlicht den Unterschied von einem … nun, nennen wir ihn “Standard”-Vorverstärker zu einem deutlich teureren System recht gut. Nicht erschrecken: Ich habe beide Sprachfiles bewusst auf einen viel zu niedrigen Wert eingepegelt, dadurch könnt ihr das Rauschen besser vergleichen. Beim Vergleich der Overheads (nach vier Takten wird zum ersten Mal vom US-144 deutlich hörbar kurz auf die Aufnahme mit dem Vergleichsamp geschaltet) wird deutlich, dass im Produktionsalltag die Unterschiede nicht sonderlich stark ins Gewicht fallen. Das Vergleichssystem klingt geringfügig offener, tiefer und detaillierter in der räumlichen Abbildung. Ein etwas stärker oder schwächer gespieltes Ride verdeckt diese Nuancen jedoch fast vollständig.
Audio
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Vergleich SpracheVergleich Drum-Overheads
Die Wandler offenbaren weder auf dem Weg der wert- und zeitkontinuierlichen Spannungen hinein in die Welt der Nullen und Einsen noch auf dem Rückweg hörbare Probleme. Problematisch ist es eher, mit dem Signal aus den Cinch-Outs weite Strecken ohne klangliche Blessuren hinzubekommen. Was bei der Stereoanlage über die zwanzig Zentimeter vom CD-Player zum Verstärker noch funktioniert, kann beim erfahrungsgemäß mit Kabeln verseuchten Heimstudio (und der damit verbundenen elektromagnetischen “Kontamination”) zum feinen Störgeräuschekonzert werden. Dass Karlheinz Stockhausen und Aphex Twin grüßen lassen, mag jedoch nicht in jedermanns Sinn sein. Problematisch ist dabei allerdings nicht die Qualität der von Tascam gewählten Schnittstelle, sondern die Art: Symmetrische Klinken oder besser XLR kosten auch nicht die Welt!
Die Installation gestaltet sich auf dem Macintosh erwartungsgemäß problemlos, für die Handhabung gilt das genauso. Da systembedingt bei USB-Interfaces in Verbindung einer schwer malochenden DAW kein wirklich latenzfreier Betrieb möglich ist, muss für Live-Recordings die Monitoringlösung herhalten. Diese erweist sich als einfach und praktisch. Punkt. “Good Ol’ MIDI” ist ebenfalls kein Problemkind, sondern arbeitet brav, flott und vor allem ohne Schwankungen – sowohl eingangs- als auch ausgangsseitig.
Das Tascam US-144mkII ist beileibe kein Ausstattungsmonstrum. Es liefert Anschlüsse, die zum mobilen und flexiblen Betrieb sinnvoll sind, darunter glücklicherweise auch MIDI. Eine hochwertigere Lösung für die analogen Ausgänge wäre allerdings sicher die schlauere Wahl gewesen. Zwei mit Phantomspeisung ausgestattete Mikrofonvorverstärker vernünftiger Qualität und Hardware-Monitoring allerdings machen die zweite Version des 144 zur schlicht und einfach “vernünftigen” Lösung für die vielen Standardanwendungen, die man mit einem kleinen USB-Interface abdecken möchte. Ohne auf wichtige Merkmale verzichten zu müssen, gibt es also ein stimmiges Interface zum erreichbaren Preis.
Das Interface ist aus meiner Sicht optimal. Ich habe damit und mit Hilfe eines Klein- und Großmembranmikros alle meine Akustikgitarren- und Gesangsspuren aufgenommen. Das Ergebnis könnt ihr euch unter dem folgenden Link anhören- bin wie gesagt sehr zufrieden.www.citizen-tim.de
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Flo Fi sagt:
#1 - 06.11.2012 um 02:49 Uhr
Was war denn das Vergleichssystem?
Nick sagt:
#2 - 06.11.2012 um 04:04 Uhr
Hi Flo Fi,das war ein Lavry Black AD11.Grüße, Nick
Marco sagt:
#3 - 10.05.2016 um 07:43 Uhr
Das Interface ist aus meiner Sicht optimal. Ich habe damit und mit Hilfe eines Klein- und Großmembranmikros alle meine Akustikgitarren- und Gesangsspuren aufgenommen. Das Ergebnis könnt ihr euch unter dem folgenden Link anhören- bin wie gesagt sehr zufrieden.www.citizen-tim.de