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Softube FET Compressor Test

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Erfreulich frisch ist der Designweg, den Softube eingeschlagen haben: Weder strikte Orientierung am Originaldesign noch neue Nüchternheit. Was in den auslaufenden 70er Jahren des letzten Jahrhunderts der letzte HiFi-Schrei war, ist heute als Retro-Schick wieder modern.

Richtig geraten: Dies ist NICHT der FET. Aber die gemeinsame Designsprache lässt sich nicht verleugnen!

Und genau so präsentiert sich der FET. Man möchte die Regler am Liebsten anfassen! Dies geht natürlich nicht, aber per “Dolmetscher” Maus und Bildschirm funktioniert die Bedienung ganz ordentlich. Allerdings ist durch die angetäuschte Dreidimensionalität der eingestellte Wert oft eher zu erahnen als abzulesen. Nun ja, anscheinend müssen selbst für schöne und verhaltene Designs Federn gelassen werden. Alle vom Original bekannten Bedienelemente verfügen beim Softube FET über große Regler: Input, Ratio, Attack, Release und Output. Vielleicht sucht jemand unter euch den “Threshold” unter den Bedienelementen. Wer bislang das Geräteprinzip des 1176 nicht kennt: Der Threshold ist fix, mittels Eingangsverstärkung (Input) legt man fest, welche Pegelanteile im Kompressionsbereich liegen und welche nicht.

Eine positive Überraschung ist, dass sich im Gegensatz zum Original bei der Ratio nicht etwa nur die in Produktionen oft zu groben, aufgedruckten Verdichtungsverhältnisse auswählen lassen, sondern auch sämtliche Zwischenstufen. Dennoch lassen sich die 1176-Standard-Ratios (4:1, 8:1, 12:1 und 20:1) durch einen Klick auf die virtuelle Gehäusebeschriftung gezielt anwählen. Unter den Ratios findet sich auch der “All Buttons”-Modus, dessen Vorhandensein mit einer Hand am Mund in Flüstersprache von Engineer zu Engineer weitergegeben wurde. Mittlerweile ist es kein Geheimnis mehr, dass man beim Drücken aller Ratio-Buttons gleichzeitig (Synonyme: “Four-Button-Trick”, “British Mode”, “Slam-Mode” und viele mehr) eine besondere Kompressoreinstellung erhält. Die resultierende Ratio pendelt irgendwo zwischen 10:1 und 20:1, die Zeitparameter Attack und Release ändern sich in Abhängigkeit vom Eingangssignal ebenfalls stark. Dies kann vor allem bei perkussiven Signalen zum “Plateau-Effekt” (einer recht langen Gain-Reduction-Phase mit anschließendem starken “Suck” bei der Rückregelung auf 1:1) führen. Zudem steigen die Verzerrungen besonders bei tieffrequentem Material an. Das klassische Einsatzgebiet dieses Modus sind parallel komprimierte Drum-Busse, Overhead-, Room- oder “Dirt”-Mikros.

Bei hohen Kompressionen werden Signale oftmals zu stark zusammengedrückt. Einerseits entsteht dadurch ein manchmal gewünschter Sound, vor allem bei Drums und Vocals verschwinden aber Signalbestandteile, die man gerne weiter hören würde. Ein ebenfalls ehemaliger Geheimtipp schafft Abhilfe: Entgegen der Lehre wird ein derartig eingestellter Dynamik-Effekt nicht als Einschleif-, sondern als Zumisch-Effekt verwendet. Dieser, auch als “New York”-Kompression bekannte Produktionsvorgang enthält durch das zugemischte Trocken-Signal noch die ursprünglichen Transienten. Eine derartige parallele Kompression am Pult oder in der DAW zu realisieren, erfordert nicht nur aufwändigeres Routing (und somit immer auch Qualitätsverlust), sondern verschlechtert auch die Übersichtlichkeit und Bedienbarkeit im Mix. Offenbar aus genau diesen Gründen haben sich die Schweden dafür entschieden, dem FET einen einfachen, aber ungemein hilfreichen Dry/Wet-Regler zu spendieren, wie man ihn von Zumisch-Effekten kennt. Der Regler nennt sich hier “Parallel Inject” und schaut sinnvollerweise links neben dem Output-Regler aus der virtuellen Gerätefront. Ein originaler Blackface- oder Silverface-1176 verschenkt einen Teil seiner Einsatzmöglichkeiten. Es ist in vielen Produktionssituationen notwendig, auf den Detektorweg eines Dynamikgerätes Einfluss zu nehmen. Wer beispielsweise eine Schlagzeug-Subgruppe komprimiert, kennt es: Aufgrund der Frequenzabhängigkeit unseres Gehörs sind tieffrequente Signale wie die Bassdrum oft mit höherem Pegelanteil gemischt als andere. Dies sorgt dafür, dass sie auch maßgeblich bestimmen, ob ein Threshold überschritten ist oder nicht – und ob komprimiert wird oder nicht. Mit einem Equalizer im Detektorweg lässt sich das verhindern. Auch der Einsatz eines externen Detektorsignals erscheint häufig sinnvoll. So kann beispielsweise eine Gitarre von Snare-Schlägen “heruntergedrückt” werden, ein Bass von der Bassdrum, ganze Subgruppen (oder sogar Summen!) durch die Gesangsstimme. Um einen “External Key” oder einen Sidechain-EQ herzustellen, muss ein Kompressor erst einmal “erlauben”, sein Nutzsignal durch ein fremdes oder verändertes Signal steuern zu lassen, außerdem bedeutet dies wie die Parallel-Kompression einen erhöhten (realen oder virtuellen) Verkabelungsaufwand. Nett also, dass die Nordmänner diese Funktionen direkt integriert haben. Auch ein Delay-Gerät oder -Plug-In für das zu komprimierende Signal ist nicht notwendig, da es einen “Lookahead”-Regler gibt, der diese Aufgabe übernimmt. Wer diese Funktion nicht kennt: Durch Verzögerung des zu komprimierenden Signals wird nach Abzweigung des Detektorweges dem Kompressor erlaubt, schon vor eintreffenden Signalspitzen mit dem Herunterregeln in der eingestellten Attackzeit zu beginnen. Dies ist vor allem bei kurzen Attack-Zeiten und transientenreichem Material sowohl aus klangästhetischen (Knackser!) als auch technischen (nicht abgefangene Pegelspitzen, dadurch keine  Verringerung der Dynamik!) Gründen sinnvoll. Der Regelbereich von 0 – 1 ms ist absolut ausreichend, längere Delays würden sich in der Synchronität der einzelnen Spuren negativ bemerkbar machen. Außerdem reichen oft schon die Wandler-Delays als Verzögerung aus.

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