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Sennheiser MD 435 & MD 445 Test

Sennheiser bringen mit dem MD 435 und dem MD 445 zwei hochwertige Gesangsmikrofone auf den Markt, die den Sound der Sennheiser-Funkmikrofonkapsel MD 9235 nun auch für kabelgebundene Mikrofone verfügbar machen sollen.

Neben dem Sennheiser MD 435 mit Nierencharakteristik ist das Sennheiser MD 445 als Variante mit Superniere am Start, die auf lauten Bühnen mit stärkerer Richtwirkung agieren und sowohl Übersprechungen als auch Feedback vermeiden helfen soll. Ob die Mikrofone den vom Hersteller versprochenen Klang mit Detailreichtum, Präsenzanhebung und brillanten Höhen liefern kann, soll unser Test zeigen.

Details

Schmucklos, aber vollständig

Im schmucklosen Pappkarton des MD 435 und MD 445 liegen neben den Mikrofonen selbst eine Mikrofonklemme mitsamt Schlitzschrauben-Fixierung und ein korrosionsarmes, weil vergoldetes Reduziergewinde sowie zur Berücksichtigung von Hygiene-Standards je fünf Wechsel-Schaumstoffe für das Innere des Mikrofonkorbs. Außerdem gehört eine minimal gepolsterte Reißverschluss-Transporttasche zum Lieferumfang. In ihr lassen sich sowohl das Mikrofon als auch seine Mikrofonklemme sicher verstauen. Als Dokumentation liegt den Mikrofonen jeweils eine auffaltbare Kurzanleitung sowie die obligatorischen mehrsprachigen Sicherheitshinweise bei. Damit entspricht der Lieferumfang dem, was Mikrofone dieser Preisklasse bei ihrer Auslieferung ab Werk mindestens zu bieten haben sollten.

Auf den Punkt

Der schlanke Korpus der Sennheiser-Mikrofone ist nochmal ein gutes Stück schmaler als der der Evolution-Reihe. Überraschenderweise ist das MD 445 mit nur 17,4 cm Länge deutlich kürzer geraten als sein MD-Geschwisterchen 435. Während die Evolution-Mics mit einer anthrazit-farbenen Metallic-Lackierung versehen sind, bieten MD 435 und MD 445 ein Schwarz-Metallic-Finish. Trotz seiner schicken, matten Ausführung ist die Oberfläche nicht anfällig für Fingerabdrücke. Der Korb aus Drahtgeflecht, der die Kapsel des Mikrofons schützt, ist Sennheiser-typisch am Kopfende abgeflacht. Das verleiht ihm eine höhere Steifigkeit gegenüber äußeren Einflüssen. Zusätzlich sorgt ein umlaufender Stabilisierungsring für Schutz gegen Verformung. Beide Mikrofone kommen optisch und technisch gesehen auf den Punkt und sind schlicht gehalten. Deshalb kommen sie ohne jedes überflüssige Gramm zusätzlicher Elektronik aus. Auch ein Ein/Aus-Schalter hat deshalb hier nichts verloren.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Gru00f6u00dfenvergleich ist das MD 445 einen viertel Kopf ku00fcrzer als das MD 435.

Robust gegen Schreie und Stürze

Beim Sennheiser MD 435 handelt es sich um ein dynamisches Handheld-Mikrofon mit Nieren-Charakteristik, das für das Aufgreifen von Gesang optimiert wurde. Neben dem MD 435 haben Sennheiser mit dem ebenfalls neuen MD 445 auch eine Variante mit Superniere im Programm. Beide Mikrofone verarbeiten einen Frequenzumfang von 40 Hz bis 20 kHz, also nahezu die gesamte typischerweise vom menschlichen Gehör erfasste Bandbreite, mit Ausnahme der unteren 20 Hz des Low-Ends. Gerade das Abbilden der hohen Frequenzen bis 20000 Hz ist für dynamische Handmikrofone nicht gang und gäbe. Ihr maximaler Schalldruckpegel ist mit 163 dB SPL enorm und lässt keine Wünsche für ein durch und durch verzerrungsfreies Signal offen, ganz gleich wie laut auch in das Mikrofon hineingeschrien –Entschuldigung: hineingesungen wird.
Die Handmikrofone besitzen einen widerstandsfähigen Korpus aus Metall, so dass sie den einen oder anderen Stoß vertragen können und sogar auf den harten Boden der Bühnen-Realität fallen dürfen, ohne dass sie gleich in tausend Teile zerspringen. Mit 350g beim MD 435 und 329 g beim MD 445 sind die neuen Sennheiser-Mics relativ schwer, vermitteln dadurch aber haptisch auch Wertigkeit. Ihre Impedanz in Höhe von 245 Ohm liegt im typischen Bereich dynamischer Handheld-Mikrofone. Ihre Empfindlichkeit von 1,8 mV ist identisch mit derjenigen der neueren Evolution-Mikrofone aus dem gleichen Hause und verspricht die souveräne Umsetzung auch leiser Schallinformationen.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Drahtgeflechtkorb lu00e4sst sich abschrauben und der innenliegende Poppschutz auswechseln.
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Praxis

Guter Rückhalt

Beide Mikrofone liegen gut in der Hand und lassen mit ihrer nahtlosen Schwelle von Korpus zu Kopf das rückseitige Umgreifen, beziehungsweise “Abschirmen” mit der Greifhand zu. Das stellt aber gerade beim MD 445 aufgrund seiner hohen rückwärtigen Dämpfung in der Praxis kein Problem dar. Die Rückhaltesicherung für XLR-Stecker ist zwar nicht wie bei einem SM58 von außen zu sehen, aber nichtsdestotrotz vorhanden. Das angeschlossene Kabel kann also nicht versehentlich aus dem Mikrofon herausrutschen. Die Passung mit der mitgelieferten Mikrofonhalterung ist top. Die Mikrofone lassen sich mühelos in diese einschieben. Einmal ineinander gesteckt, greift die Klemme beherzt und sicher zu.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch wenn man es den Bodys der beiden Sennheiser-Mikrofone von auu00dfen nicht ansieht, u2026

Details, Präsenz und teurer Sound

Die beiden Sennheiser MD-Modelle zeigen sich im Test klanglich deutlich brillanter als die Mikrofone der Evolution-Serie. Wie die Audiobeispiele der Nahbesprechung zeigen, setzt ihre Empfindlichkeit auf Seiten des Interpreten aber auch eine ausgewogene Performance voraus. Bei der nahen Mikrofonierung können sonst vor allem Atemgeräusche stark in den Vordergrund rücken. Plosivlaute werden überraschenderweise dennoch ansprechend und nicht überbordend von beiden Mikrofonen abgebildet.
Das Verhalten der Mikrofone im Klangspektrum gefällt mir gut. Der vermittelte Sound klingt tatsächlich detailreich, präsent und sozusagen “teuer”. Auch wenn der Eine oder die Andere bei diesen Mikrofonen klangliche Wärme vermissen wird, dürfen sich hier all diejenigen freuen, die mit einem dynamischen Handheld ein höhenreiches Signal im Stil von Kondensatormikrofonen erhalten möchten. Beim Check in Gesangsaufnahmen stechen allerdings die klanglich scharfen Anteile von Zisch- und T-Lauten ein wenig hervor.
Im Bassbereich wirkt das Signal rund und voll, ohne dabei zu “boomy” zu sein. Bei mittlerer Distanz sorgen die MDs für ein solides klangliches Bass-Fundament. Dasselbe gilt für mittelhohe bis hohe Gesangsstimmen auch in der Nahbesprechung. Die abgebildeten Mitten stellen den Präsenzbereich von Sprech- und Singstimmen heraus. Dabei stehen die hervorgehobenen Frequenzanteile jedoch nicht jeder Stimme gut zu Gesicht. Hier muss ein jeder für sich selbst und auch im Hinblick auf den Einsatzzweck des Mikrofons herausfinden, ob die charakteristischen Formanten der eigenen Stimme vom MD 435 oder MD 445 nicht zu stark in den Vordergrund gehievt werden. Die Umsetzung der Höhen gelingt beiden Mikrofonen in meinen Ohren hervorragend. Der Klang der Mikrofone wirkt hier herrlich offen und unbegrenzt. Selbst der Sound matter Stimmen kann mit diesen Handhelds einfach nicht “muffig” wirken.

Audio Samples
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Sennheiser MD 435 Sprache Sennheiser MD 435 Vocals, 0u00b0 Sennheiser MD 435 Vocals, 45u00b0 Sennheiser MD 435 Vocals, 90u00b0 Sennheiser MD 435 Vocals, 120u00b0 Sennheiser MD 435 Vocals, 25 cm Sennheiser MD 435 Vocals, 50 cm Sennheiser MD 435 Griff Sennheiser MD 445 Sprache Sennheiser MD 445 Vocals, 0u00b0 Sennheiser MD 445 Vocals, 45u00b0 Sennheiser MD 445 Vocals, 90u00b0 Sennheiser MD 445 Vocals, 120u00b0 Sennheiser MD 445 Vocals, 25 cm Sennheiser MD 445 Vocals, 50 cm Sennheiser MD 445 Griff Sennheiser e845s Sprache Sennheiser e845s Vocals, 0u00b0 Sennheiser e845s Vocals, 25 cm Sennheiser e835 Sprache Sennheiser e835 Vocals, 0u00b0 Shure SM58s Sprache Shure SM58s Vocals

Transienten setzen die MD-Mikrofone deutlich und schnell um. Das unterstützt die gute Sprachverständlichkeit zusätzlich. Durch das Mikrofon verursachtes Rauschen kann ich in den Aufnahmen zu keiner Zeit feststellen. Bereits bei der Variante mit Nierencharakteristik wirkt sich das Verlassen der Haupteinsprechrichtung übrigens klanglich wahrnehmbar aus. Dieser Effekt ist – wie zu erwarten – bei der Superniere noch einmal verstärkt vorhanden. Die Superniere MD 445 verlangt vom Performer wirklich ein striktes Einhalten der geraden Besprechung. Wer das bei seiner stimmlichen Darbietung berücksichtigt, wird mit einem Mikrofonsignal beschenkt, das verglichen mit anderen Supernieren-Mikrofonen besonders geringe Übersprechungsanteile enthält. Während mich andere Supernieren immer wieder enttäuscht haben, weil sie in der Praxis schlichtweg noch zu breit waren, kann ich in diesem Fall einfach nur den Daumen heben. Die Nierencharakteristik des MD 435 dürfte für meinen Geschmack dagegen breiter aufgestellt sein, um ungeübteren Sprechern und/oder Künstlern die Performance mit diesem Mikrofon zu vereinfachen.

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Fazit

Sennheiser versprechen mit den MD 435 und MD 445 klanglich viel und können tatsächlich all ihre Versprechen halten. Der Klang der Mikrofone ist tatsächlich brillant wie der der Funkmikrofonkapsel MD 9235. Stimmen wirken mit diesen Mikrofonen durchweg präsent und haben das Potential, auch durch volle Audio-Mixes gut hindurch zu schneiden. Das von den Handhelds ausgegebene Signal wirkt regelrecht “teuer”, geradezu so, als ob es jeden ausgegebenen Cent rechtfertigen möchte. Auch im Bereich der Richtcharakteristiken machen die Mikrofone deutlich, dass sie wie geschaffen für eine professionelle Nutzerschaft sind. Ihre Richtcharakteristiken setzen nämlich eine kontrollierte Performance voraus, die die Eigenschaften der Mikrofone berücksichtigen sollte, um deren Stärken voll auszuspielen. Und zu diesen Stärken zählt eben auch ihre starke rückwärtige und auch seitliche Dämpfung. Darüber hinaus sind sowohl Bauweise als auch Fertigung der Mikrofone makellos und versprechen eine Langlebigkeit, die das Preis/Leistungsverhältnis von MD 435 und MD 445 in ein richtig gutes Licht rücken. Einzig für das scharfe Umsetzen von Zisch- und T-Lauten ziehe ich ein halbes Bewertungssternchen ab. Hier dürften die MDs minimal dezenter vorgehen. Neben Künstlern und Moderatoren können hier auch Veranstalter, Verleiher und Sendestationen glücklich werden, die für einen adäquaten Anschaffungspreis einen hochwertigen dynamisch erzeugten Stimm-Mikrofonsound in ihr Repertoire aufnehmen möchten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • detailreicher Sound
  • sorgen für Stimmpräsenz
  • schmale Richtcharakteristiken
  • Vollmetall-Body
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Zischlaute minimal hervorstechend
Artikelbild
Sennheiser MD 435 & MD 445 Test
Für 449,00€ bei
Features & Spezifikationen
    Sennheiser MD 435
    • Wandlerprinzip: dynamisch
    • Richtcharakteristik: Niere
    • Frequenzbereich: 40 Hz – 20 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 163 dB SPL
    • Übertragungsfaktor (Empfindlichkeit): 1,8 mv/Pa (-54,9 dBV/Pa)
    • Impedanz: 245 Ohm
    • Anschluss: XLR-3
    • Maße (B x H [cm]): 4,75 x 18,1
    • Gewicht: 350 g
    • Preis: € 489,– (Straßenpreis am 16.12.2020)
    Sennheiser MD 445
    • Wandlerprinzip: dynamisch
    • Richtcharakteristik: Superniere
    • Frequenzbereich: 40 Hz – 20 kHz
    • max. Schalldruckpegel: 163 dB SPL
    • Übertragungsfaktor (Empfindlichkeit): 1,8 mv/Pa (-55,9 dBV/Pa)
    • Impedanz: 245 Ohm
    • Anschluss: XLR-3
    • Maße (B x H [cm]): 4,75 x 17,4
    • Gewicht: 329 g
    • Preis: € 489,– (Straßenpreis am 16.12.2020)
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    Im Größenvergleich ist das MD 445 einen viertel Kopf kürzer als das MD 435.

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