RCF M 20X Test

Wer dachte, der vor einigen Jahren vorgestellte RCF M 18 Tablet-Mixer sei ein One-Hit-Wonder, darf sich mit dem RCF M 20X nun vom Gegenteil überzeugen. Der M 18 hat gezeigt, dass RCF neben erstklassigen Lautsprechern auch veritable Digitalmixer bauen kann. Der RCF M 20X ist der nächste Schritt und demnach eine Liga über dem M 18 Tablet-Mixer angesiedelt.

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Die Techspecs sprechen für sich. 20 Eingänge, 12 Ausgänge, Multitrack-Recording über USB und SD-Karte, 11 Motorfader, 5-Zoll-Touchscreen und die Möglichkeit, den M 20X via WLAN fernzusteuern sind eine durchaus beachtliche Ausstattungsliste für einen Mixer unterhalb der 1.500 Euro Schallmauer. Ein Test muss her.

Details

Die Bergung aus dem Karton ist reine Formsache, aber es ist die Form des M 20X, die mich doch überrascht. Der Mixer ist mit einer Breite von gerade mal 39 cm überraschend kompakt. Das Pult verfügt über ein mattschwarz lackiertes Metallgehäuse mit Kunststoffseitenteilen. Alle wesentlichen Ein- und Ausgänge sind auf der Rückseite angesiedelt, ebenso wie das integrierte Netzteil samt Kaltgerätebuchse und Netzschalter.
Darüber befinden sich die Summenausgänge im XLR-Format und eine Einschubkarte, die einen AES-Ausgang, das USB-Interface und eine Netzwerkbuchse für die Fernsteuerung des Mixers zur Verfügung stellt. Rechts daneben residieren die analogen Ein- und Ausgänge. Die Oberfläche des M 20X ist klar definiert.
Die insgesamt elf Motorfader sind unterhalb des Displays positioniert. Jeder Fader ist mit dem klassischem Taster-Trio „Mute, Cue und Select“ ausgestattet. Als Metering sind im jedem Kanal Signal- und Clip-LEDs angebracht. Oberhalb der Fader sind die Taster für der Fader-Layer positioniert. Hier wählt man aus, welche Signale die Fader verwalten sollen. Zur Auswahl stehen die Eingänge, FX-Return-Kanäle oder die Mix-Busse. 

Fotostrecke: 6 Bilder Der RCF M 20X Karton

RCF Mix Remote App

Nicht wenige Digitalmixer bieten Remote Apps ausschließlich für Apples iOS-Betriebssystem an. Der RCF M 20X hingegen bietet seine „Fernbedienung“ auch für die Android-Plattform an. Ich teste die App allerdings mit einem iPad 2, das sich aufgrund seines Alters zwar nicht mehr auf die neuste iOS-Firmware updaten lässt, aber merke: Dennoch lässt sich die App installieren und im Gebrauch zeigt sich trotz des Senioren-iPads die Oberfläche erstaunlich reaktionsschnell, was die Parametereingabe und Meteranzeigen betrifft. Zumindest nachdem ich endlich verstanden habe, wie man App und Mixer verbindet. Dazu später mehr im Praxisteil.
Als Bonedo-Tester kommt man mit jeder Menge Mixer-Apps in Berührung. Die RCF M 20X „Mix Remote“ ist schlichtweg herausragend, was die Bedienung betrifft. Sehr intuitiv und alle Funktion sind dort hinterlegt, wo ich sie vermuten würde. Der klar strukturierte Aufbau hilft bei der Navigation.
Das „Mix Remote“-Logo oben links dient quasi als „Home“-Taste, egal wo man sich gerade befindet. Ein Tap auf das Logo und man befindet sich sofort wieder im zuletzt genutzten Fader-Layer. Das zeigt die Eingangskanäle in achter Blöcken an. Rechts daneben ist als neunter Fader stets der Masterfader eingeblendet. Egal was man gerade macht, die Summe bleibt somit immer im Zugriff. Bei den Eingangskanälen sind immer Fader, Mute, Cue und Panorama im direkten Zugriff.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Vorverstärkung der Mikrofonvorverstärker lässt sich abspeichern und via App fernsteuern

Mit einem Tap auf das Zahnradsymbol gelangt man in die Abteilungen „Preamp, Gate, EQ, Dynamics, Sends für FX und Monitorwege. Somit kann man ein Signal direkt in alle Sends schicken. Alternativ wählt man in der Fader-Ansicht den „Mix Button“ und kann die Fader-Layer in einen ausgesuchten Mixbus senden.
Ein schnelles Erstellen der Monitormischungen und der FX-Sends ist damit ein Kinderspiel. Schön, dass man auch den USB-Media-Player über die App bedienen kann. Im Grunde bietet die App fast den gleichen Funktionsumfang wie der Mixer selbst. Nur die System-Menüs für die Grundeinstellungen sind nicht in der App implementiert. Wer nicht den Drang verspürt, ein analoges Multicore von der Bühne zum FoH-Platz ziehen zu müssen, der kann alternativ den Mixer auf die Bühne stellen und den Mix mit dem iPad erstellen.
Recording Hier punktet der Kandidat in allen Bereichen. Das eingebaute USB-Audiointerface setzt auf den bekannten XMOS-Chip auf, der sich auch bei anderen Mixer-Herstellern als performant und stabil erweisen hat. Die Treiber Installation ist denkbar einfach. Auf der RCF-Website steht der aktuellste Treiber als ZIP-Datei zum Download bereit. Runterladen, entpacken und den Treiber Installieren – fertig!
Wer stattdessen lieber auf den SD-Recorder aufnehmen möchte, der hat es noch einfacher. Man nimmt eine ordentlich schnelle SD-Karte (Class 10), steckt diese in den SD-Slot, drückt die Systemtaste und wählt im Touchscreen unter „Utilities“ den Eintrag „USB & SD Card Format“, um die Karte entsprechend zu formatieren. Nun drückt man den Hardware Taster „Play/Rec“ links neben dem Touchscreen und wählt unter Setup den Eintrag „Multitrack“ aus.
Klasse, dass man dabei nicht zwingend alle 20 möglichen Spuren des SD-Recorders nutzen muss. Zur Auswahl stehen 4, 8, 10, 16 und 20 als mögliche Kanalzahlen für die Aufnahme.

Fotostrecke: 3 Bilder Der SD-Recorder ist Multitrack-fähig, während ein USB-Stick die Summe mitschneiden kann

Hardware

Wie bereits gesagt, der Mixer ist erstaunlich kompakt. Dennoch ist er auch mit „Wurstfingern“ noch anständig bedienbar. Selbst der kleine 5-Zoll-Touchscreen stellt die angewählten Parameter übersichtlich dar. Beim EQ gestaltet sich die Bedienung allerdings eher mit angezogener Handbremse. Man wählt einen EQ-Punkt via Touchscreen aus und kann diesen mit Frequenz, Gain und Filtergüte über die Encoder unter dem Display einstellen.
Dabei muss man doch recht viel kurbeln, da die Encoder für grobere Korrekturen viele Umdrehungen brauchen. Schneller geht es, den EQ über den Touchscreen einzustellen und nur das Feintuning über die Encoder zu bewerkstelligen. Dabei hilft die Zoom-Funktion. Ein Tap und der EQ wird vergrößert und nimmt fast den ganzen Bildschirm ein. Das geht deutlich besser.
Über die zwölf Mix-Taster für das schnelle Erstellen von Monitor- und Effekt-Mixen im Sends-on-Fader-Modus kommt man schnell mit der Arbeit voran. Das gilt auch für die Standard-Kanaleinstellungen. Man selektiert einen Kanal und steppt sich mittels Touchscreen durch die Funktionen „Preamp, EQ und Dynamics“.
Editiert wird über die Encoder unterhalb des Displays oder direkt über den Touchscreen. Wer seinen Workflow einen Turbo-Boost verpassen möchte, der belegt die acht zur Verfügung stehenden User-Keys mit entsprechenden Funktionen. Die Auswahl ist erfreulich groß. Sinnvolle Features wie Copy & Paste, diverse Mute-Gruppen (In/Outs, FX usw.), GEQ on Fader, Play & Pause des USB-Players oder Talkback lassen sich auf die Taster in beliebiger Weise anordnen.
Der Workflow des RCF M 20X gefällt mir durch die Bank. Eine Ausnahme: Zumindest in dunkler Umgebung sind die weißen LEDs der Hardware-Taster ziemlich aufdringlich. Fünfzig Prozent weniger Leuchtkraft würden völlig ausreichen. Im Ist-Zustand stellt sich bei mir bei längerem Arbeiten erste Anzeichen von Schneeblindheit ein. Womit wir spätestens jetzt bei der Praxis angekommen sind. Wie arbeitet es sich mit dem RCF M 20X?

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Christoph Maurer-Hasler sagt:

#1 - 28.05.2020 um 21:23 Uhr

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Die LEDs kann man in den Utilities übrigens problemlos dimmen.

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