In den letzten zehn Jahren sind die Trommelhersteller ja sehr spitzfindig geworden, was die Entdeckung klangbeeinflussender Faktoren bei Snare-Drums angeht. Da ging es zum Beispiel um die Frage, ob eine Snare nun mit zwei oder drei Luftausgleichslöchern im Kessel besser klingt. Na, wer traut sich einen Blindtest zu? Ich jedenfalls nicht, aber die Marketingabteilungen der Hersteller müssen ja schließlich auch etwas zu tun haben.
Wir wollen uns an dieser Stelle aber den wirklich wichtigen Dingen im Leben zuwenden, nämlich den Snareteppichen. Interessanterweise wird gerade diesem Detail selbst heutzutage noch relativ wenig Beachtung geschenkt. In meinem letzten Testbericht musste ich die schmerzliche Erfahrung machen, dass selbst bei Snare-Drums der 700-Euro-Preisklasse Teppiche billigster Machart zum Einsatz kommen. Da wird definitiv am falschen Ende gespart, und genau zu dieser Erkenntnis kam vor einigen Jahren auch ein Herr namens Yoav DeBasc. Er gründete 1995 die Firma Puresound, die sich bis heute fast ausschließlich auf die Herstellung hochwertiger Snareteppiche spezialisiert hat.
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DETAILS
Zum Test liegen mir drei Modelle aus der Custom-Serie vor: der P1416 mit 16 Spiralen, der P1420 mit 20 sowie der P1424 mit 24 Spiralen. Diese Serie ist im Puresound-Programm aufgrund ihres universellen Charakters und ihrer Modellvielfalt die tragende Säule. Im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern fertigt Puresound seine Spiralen aus Edelstahl, wodurch sie sich schon optisch deutlich von den preisgünstigen verchromten Teppichen abheben. Die Verlötung, die laut Herstellerinfo manuell erfolgt, ist einwandfrei ausgeführt. Ein weiterer Unterschied zu herkömmlichen Teppichen sind die engeren Spiralwindungen bei den Puresound-Modellen. Die typischen kupferfarbenen Teppichenden ermöglichen eine Befestigung sowohl mit Schnüren als auch mit Plastikstreifen, wobei die entsprechenden Öffnungen sauber entgratet sind. Bei den Custom-Teppichen gehört eine blaue Schnur zum Lieferumfang, welche sich bei genauerem Hinsehen als kunststoffummantelter, geflochtener Metalldraht entpuppt.
Leider fällt mir im Laufe des Tests auf, dass die Ummantelung dort, wo die Schnur eingespannt wird, nach mehrmaligem Teppichwechsel beschädigt ist, so dass der Metalldraht zum Vorschein kommt. Hinzu kommt, dass die Schnur sich schlecht für bestimmte ältere Snare-Drums eignet, bei denen der Teppich auf der Strainer-Seite nicht eingespannt wird, sondern fest verknotet werden muss. Dies funktioniert mit der Puresound-Variante nur unzureichend, da der Draht dazu nicht flexibel genug ist. Eine herkömmliche reissfeste Nylonschnur würde hier besser ihren Zweck erfüllen. Als Referenztrommeln in diesem Test kommen eine 1968er 14” x 5“ Ludwig Supra Phonic mit Alukessel sowie eine nagelneue 14” x 6,5“ Supra Phonic mit gehämmertem Bronzekessel zum Einsatz. Auf beiden Snare-Drums sind Resonanzfelle mittlerer Stärke aufgezogen. Als Vergleichsteppich dient ein 20-spiraliges No-Name-Modell „Made in Taiwan“.
Im Vergleich zum Billigmodell verhilft der P1416-Teppich der 14“x5“-Snare bei mittlerer Spannung zu einem bissigeren Sound mit deutlich mehr Punch und einem leichten Plus an Lautstärke. Trotz der geringeren Spiralenanzahl sind genügend Präsenzen vorhanden, was auf die engen Spiralwindungen und die damit erhöhte Zahl der Kontaktpunkte zum Fell zurückzuführen ist. Die Ansprache ist in allen Dynamikstufen sehr präzise. Bei der größeren Snare ergibt sich ein ähnliches Bild, aber der Kesselton erscheint hier etwas dominanter. Erhöht man die Teppichspannung, wird der Sound beider Trommeln kürzer und kompakter bei gleichbleibend sensibler Ansprache.
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5″ SN No-Name Teppich5″ SN mit P1416 a5″ SN mit P1416 b6,5″ SN No-Name Teppich6,5″ SN mit P1416 a6,5″ SN mit P1416 b
Der P1420-Teppich produziert auf der flachen Snare einen lebendigen Sound, bei dem die Einzelschläge durch eine gleichmäßige „Rauschfahne“ gekennzeichnet sind. Bei der tiefen Snare ist mehr Fülle und Wärme im Klang vorhanden als mit dem Vergleichsteppich, und der Sound entwickelt perfekte Allround-Qualitäten. Zieht man den Teppich ein wenig fester an, so stößt man bei der 14“x5“ an die Grenze. Die Trommel klingt dann leicht abgewürgt und spricht unsauber an. Da beide Snares über ein recht breites Snarebed verfügen, dieses aber bei der Alu-Snare etwas flacher ausfällt, vermute ich hier die Ursache. Mit der tiefen Snare entwickelt der Teppich auch im stramm gespannten Zustand noch einen fetten, crispen, kompakten Sound mit guter Ansprache.
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5″ SN No-Name Teppich5″ SN mit P1420 a5″ SN mit P1420 b6,5″ SN No-Name Teppich6,5″ SN mit P1420 a6,5″ SN mit P1420 b
Aufgrund der erhöhten Spiralenanzahl tritt beim P1424-Teppich besonders auf der 14“x5“-Trommel der Kesselton etwas in den Hintergrund und das Snaregeräusch dominiert. Dadurch lassen sich zum Beispiel Presswirbel sehr angenehm spielen, vorausgesetzt der Teppich ist nicht zu fest gespannt. Die 14“x6,5“-Snare klingt auch mit diesem Teppich noch voluminös mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Grundton und Teppichsound. Bei einer stärkeren Spannung setzt sich bei der flachen Snare fort, was sich schon mit dem 20-spiraligen Teppich andeutete. Die Trommel klingt flacher, das Snaregeräusch wird sehr höhenlastig und die Präzision leidet. Ein harmonischeres Bild ergibt sich bei der Bronze-Snare. Die Klangfülle bleibt erhalten, und dazu gesellt sich ein heller, aber nicht unangenehmer Teppichsound, der für hohe Durchsetzungsfähigkeit sorgt. Dadurch eignet sich der Teppich zum Beispiel gut für einen kräftigen Backbeat in lauter Rockmusik.
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5″ SN No-Name Teppich5″ SN mit P1424 a5″ SN mit P1424 b6,5″ SN No-Name Teppich6,5″ SN mit P1424 a6,5″ SN mit P1424 b
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FAZIT
Durch die Puresound Custom Snareteppiche kann der Sound einer Snare-Drum deutlich aufgewertet werden. Das Klangbild wird transparenter und der Dynamikbereich vergrößert sich. Das 16-spiralige Modell harmoniert sehr gut mit der 14“x5“-Testsnare, während die breiteren Modelle ihre Stärken vor allem auf der 14“x6,5“ ausspielen können. Lediglich die Befestigungsschnur bereitet bei einigen älteren Snareabhebungen Probleme. Obwohl die Teppiche nicht ganz billig sind, kann ein Wechsel (besonders in Studiosituationen, wo es auf die Feinheiten ankommt!) Wunder wirken. Und da ein Spiralteppich bei normaler Behandlung jahrelang hält, fallen die Mehrkosten dann gar nicht so sehr ins Gewicht.
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