Overloud Echoson Test

Was haben Pink Floyd mit Italien zu tun? Die meisten werden auf diese Frage mit „gar nichts“ antworten. Allerdings gibt es tatsächlich eine starke Verbindung, denn als Dr. Bonfiglio Bini in Mailand Mitte der 1940er Jahre seine Firma Binson Amplifier Hi Fi gründete, konnte er noch nicht ahnen, wer alles seine Geräte nutzen würde. Wie auch, denn zuerst stellte man lediglich Radios und Fernsehgeräte her. Erst viele Jahre später kamen dann Gitarrenverstärker, Mixer und Mikrofone dazu. Wirklich bekannt wurde Binson allerdings hauptsächlich für seine Delays – Mitte der 1950er Jahre wurde das erste namens Echoson veröffentlicht.   


Über die Jahre wurden dann sehr viele Produktvarianten entwickelt, die weltweit in vielen Aufnahmestudios verwendet wurden und auch heute noch werden. Und eines dieser Delays hat offensichtlich seinen Weg nach England gefunden, wo es für den einzigartigen Sound einer nicht ganz unbekannten Band namens Pink Floyd mitverantwortlich war. Overloud, ebenfalls mit Firmensitz in Italien, hat das Echoson und seinen einzigartigen Klang nun in ein Plugin verwandelt – damit schließt sich der Kreis. Was also wäre Pink Floyd ohne Italien?!

Details

Allgemeines

Echoson gibt es für MacOS im VST-, AU- und AAX-Format und auch als Standalone in 32 und 64 Bit. Für Windows stehen die Formate VST, AAX und Standalone, ebenfalls mit 32 und 64 Bit, zur Verfügung. Das Plugin darf auf bis zu drei verschiedenen Computern und einem USB-Stick installiert werden und kommt ohne Hardware-Key aus. Nach dem Erstellen eines Accounts auf der Herstellerwebseite und dem Kauf des Plugins erhält man den Installer und die zum Produkt passende Lizenzdatei, womit sich das Delay-VST nach der Installation freischalten lässt.  

So sieht die grafische Oberfläche von Echoson aus.

Funktionsweise des Originals

Das originale Echorec bestand im Wesentlichen aus einer Metallscheibe mit ca. 10 cm Durchmesser, auch Drum genannt. Die Scheibe wurde magnetisiert und fungierte dadurch als Aufnahmemedium, das das Eingangssignal aufnahm und es über einen angeschlossenen Aufnahmekopf weitergab. Dadurch entstand eine zeitliche Verzögerung, die bei der Mischung des Eingangs- mit dem Ausgangssignal dann zu einem Delay-Effekt führte. Spätere Modelle hatten dann mehrere Playback-Köpfe, die von Overloud modellierte Version bereits vier. Außerdem wies Echorec ein für diese Zeit besonderes Feature auf. Es gab eine Swell-Funktion, die den Effekt zunehmend immer lauter werden ließ. Moderne Geräte, wie zum Beispiel das Meris Mercury 7 Hall Pedal, haben diese Funktion inzwischen übernommen.

GUI

Die Kopfzeile der GUI enthält grundlegende Einstellmöglichkeiten und beinhaltet einen Bypass-Knopf und die Preset-Sektion. Es kann aus einer Liste oder über die beiden Pfeiltasten einfach das nächste oder letzte Preset ausgewählt werden. Außerdem gibt es dort noch die Möglichkeit, die Einstellungen als neues Preset abzuspeichern, einen A/B-Vergleich, Undo-Redo-Funktion und zum Schluss noch ein Menu, über das Einstellungen vorgenommen oder die Betriebsanleitung aufgerufen werden können.

Fotostrecke: 3 Bilder Zwei der vier Aufnahmemedien schmu00fccken die GUI, u2026

Was macht Echoson besonders?

Auf der rechten Seite wird es dann interessant. Wir haben wieder drei Drehregler, dieses Mal für das Mix-Level zwischen dem originalen und dem bearbeiteten Signal, einen Tone-Regler, mit dem sich entweder die tiefen oder hohen Frequenzen des bearbeiteten Signals anheben lassen, und den Selector-Regler. Damit lässt sich zwischen den drei grundlegenden Modi hin- und herschalten. Echo entspricht einer einmaligen Wiederholung des Signals pro aktivierten Kopf (bestehend aus jeweils einem Aufnahme- und Wiedergabe-Kopf). Diese werden durch die jeweils vier Knöpfe am rechten Rand der GUI repräsentiert. Hier kann entschieden werden, wie oft das Eingangssignal aufgenommen und abgespielt wird. Sind also alle vier Köpfe aktiviert, hört man im Echo-Modus vier Repetitionen. Im zweiten Modus namens Rep wird das Signal vom Aufnahme-Kopf wieder zurück zur magnetisierten Scheibe geschickt. Somit entstehen mehrere Repetitionen, deren Decay über den Swell-Regler auf der linken Seite eingestellt wird. Im Swell-Modus passiert dann grundlegend das Gleiche, allerdings werden dann immer alle vier Aufnahme- und Wiedergabe-Köpfe genutzt, während unter Rep die Anzahl der verwendeten Köpfe variiert werden kann. Somit liefert Swell immer den vollen Effekt. Der Link-Schalter dazwischen setzt alle Einstellungen des Plugins auf die Werte der originalen Hardware.

Fotostrecke: 2 Bilder Das originale Echorec bot damals etwas vu00f6llig neues, die Swell-Funktion.

Erweiterungen der digitalen Version

Wie bereits erwähnt hat Overloud seiner digitalen Version einen Stereo-Modus spendiert, der ein zusätzliches Panel in der GUI öffnet und natürlich noch weitere Einstellungsmöglichkeiten beinhaltet. Es gibt dann auch für den zweiten Kanal einen Selector-Regler nebst den korrespondierenden vier Aufnahme- und Wiedergabe-Köpfen und einen Swell-Regler. Hinzu kommen dann aber noch Time-Offset, womit man die zeitliche Verzögerung des zweiten Kanals in Proportion zum ersten Kanal einstellt, und Stereo-Mode, mit dem eingestellt werden kann, auf welche Art das Signal zurück zum Aufnahmemedium geschickt wird. 
Im letzten Panel finden wir dann noch Einstellungen den Klang des Signals betreffend, nachdem es die verschiedenen Aufnahmemedien passiert hat. Wir haben einen Wow- und Noise-Regler, einen Zwei-Band-Equalizer mit jeweils Freq, Gain und Q sowie einen Master-Volume-Regler zu guter Letzt. 

Fotostrecke: 2 Bilder Im Stereo-Modus u00f6ffnet sich ein weiteres Panel.

Sound

Jetzt hören wir uns anhand einiger Presets an, was Echoson kann und wie es klingt. Außer dem Mix-Level lasse ich alle anderen Parameter dabei unangetastet. Wie das Original passt auch Echoson besonders gut zu Gitarren. Das zweite Beispiel präsentiert schon den typischen Echorec-Sound, aber spätestens beim dritten Beispiel hört man, was Echoson kann. Durch die Swell-Funktion entsteht eine Hallfahne, die lauter zu werden scheint, ähnlich dem Effekt eines Freeze-Halls. Das nächste Beispiel überzeugt schon durch das Initial Preset, wirkt wesentlich breiter und erinnert durch das rhythmische Element auch ein bisschen an einen Gitarren-Part von Joe Satriani. Beispiel 6 klingt psychedelisch und damit dann eher wieder nach Pink Floyd. Beispiel 9 wiederum erzeugt einen Effekt, der durch alle vier Aufnahmemedien läuft und eigentlich gar nicht mehr nach Delay, sondern nach Sounddesign klingt.

Audio Samples
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Gitarre Clean Adding Rhythm Filtered Reverb Gitarre Clean Initial Preset Fantasy Room Gitarre Clean Adding Depth Echo Single Unit

Fazit

Wer ein besonderes Delay sucht, wird bei Echoson fündig. Und natürlich schwingt auch bei der VST-Version aus dem Hause Overloud immer etwas das Flair von Pink Floyd mit, schließlich hat die originale Hardware den Sound der britischen Band mitbestimmt. Aber Echoson fängt nicht nur detailgetreu den Klang von Echorec aus den 1960er Jahren ein, durch die Funktionserweiterungen zum Stereo-Tool oder dem variablen Tempo verbindet Echoson das Beste aus beiden Welten und kommt somit definitiv in diesem Jahrtausend an. 

Pro
  • klanglich realistische Modellierung der originalen Hardware
  • durch Stereo-Fähigkeit und variables Tempo aber wesentlich flexibler
  • extrem geringe CPU-Auslastung
  • hohes Kreativpotential
Contra
  • wenig Presets
Features
  • realistische Rekonstruktion des berühmten Originals
  • jeder Playback-Kopf kann separat eingestellt werden
  • Stereo-Modus mit separaten Controls für jeden Kanal
  • einstellbare Disc-Speed für verschiedenste Delay-Effekte
  • Parametrischer EQ
  • Wow/Flutter und Electrical Noise zuschaltbar
  • mehrstufige Undo- und Redo-Funktion
  • A/B-Vergleich
  • Systemanforderungen:
  • MacOS: Intel Core i3 1.4 GHz mit 4 GB RAM, 1280×800 Video, Mac OS X 10.6 Snow Leopard und höher
  • Windows: Core i3 1.4 GHz mit 4 GB RAM, 1280×800 Video, ab Windows Vista und höher
Preis
  • Overloud Echoson: 109,- EUR (Straßenpreis am 30.01.2019)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • klanglich realistische Modellierung der originalen Hardware
  • durch Stereo-Fähigkeit und variables Tempo aber wesentlich flexibler
  • extrem geringe CPU-Auslastung
  • hohes Kreativpotential
Contra
  • wenig Presets
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Overloud Echoson Test
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