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Music Man Stingray 5 HH RW HB Test

Es gab eine Zeit, in der die meisten Bassisten auf der Welt ausschließlich Viersaiter spielten. Der Wunsch und der Bedarf nach einer zusätzlichen Saite – vorrangig einer tiefen B-Saite – entstand erst in den 1980er-Jahren, primär verursacht durch die immer häufiger eingesetzten tiefen Keyboardbässe in den Musikproduktionen der damaligen Zeit. Es folgte ein von vielen Innovationen gespicktes “Shake Hand”-Rennen zwischen Instrumenten-, Saiten-, Verstärker- und Boxen-Herstellern, die auf diese neuen Anforderungen bis weit in die 90er-Jahre reagierten.

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Die Anfangstage der 5-Strings waren nicht gerade einfach. Alles musste quasi neu entwickelt werden: Fräsvorrichtungen, Tonabnehmer, Hardware, Elektronik, Saiten. Die Forschung nahm Zeit in Anspruch und kostete viel Geld. Bei vielen frühen Modellen wurde noch versucht, die Halsdimensionen der Viersaiter beizubehalten. Bedingt durch die eng beieinander liegenden Saiten waren diese Instrumente aber relativ schwer bespielbar. Wirklich brauchbare Fünfsaiter waren zunächst primär die Domäne teurer Edelbasshersteller, die diese Entwicklung vor sich her trieben, sofern sie an den Erfolg dieser neuen Gattung glaubten.
Die kalifornische Firma Music Man, damals noch unter Leitung von Ernie Ball, war schon immer sehr innovations- und experimentierfreudig. So war es sicher auch kein Zufall, dass man bei Music Man 1987 begann, ein 5-Saiter Modell in Serie herzustellen. Es war die Geburt des fünfsaitigen Stingray-Basses, der bis zum heutigen Tag nicht an Popularität verloren hat. Wir haben eine aktuelle Ausgabe des Stingray 5 ergattern können, in der Ausführung mit zwei Humbuckern in der Farbvariante “Honey Burst”. Prüfen wir also, ob sich Tradition und Moderne nach wie vor gut miteinander vertragen.

Details

Der hier getestete Music Man Stingray 5 trägt zusätzlich das Kürzel “HH RW HB”. Hinter diesen Buchstaben verbergen sich die Lieferoptionen Doppel-Humbucker (HH), Rosewood Fretboard (Palisander-Griffbrett) sowie die Farbe Honey Burst. Zu den weiteren Grundmerkmalen des ausgelieferten Basses zählen der Matched Headstock, ein schwarzes Pickguard und verchromte Hardware. Damit wären die groben Eckpunkte genannt, an denen man den Bass auf der Bestell-Liste identifizieren kann, denn Music Man bietet viele unterschiedliche Ausführungen und Feature-Kombinationen an, die man sich allesamt auf der Music Man-Website zu Gemüte führen kann.
Zur weiteren Grundausstattung bei Music Man gehört die Auslieferung des wertvollen Instrumentes in einem schwarzen Kunststoff-Hardcase mit passgenauer Hartschaumeinlage und schwarzem Samtfließ, mit zwei Staufächern und vier Schnappverschlüssen, von denen einer abschließbar ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Schick, schick: die Farbgebung ist auf jeden Fall ein Volltreffer!

Der Music Man 5 besitzt einen galant abgerundeten Eschekorpus, gebeizt in der Farboption Honey Burst – eine hellere Variante des beliebten Sunburst, die sich innerhalb der gelb/rotbraunen Farbpalette bewegt und nicht wie bei Sunburst in Schwarz übergeht, sondern vielmehr in hellerem Rotbraun zu den Rändern hin abdunkelt. Auch die Kopfplatte hat man der Korpusfarbe angeglichen (matched). Die Farbabstimmung wirkt sehr gelungen und wurde von einem hochwertigen Polyester-Hochglanzlack überzogen.
Insgesamt erscheint der Bass nicht gerade zierlich, und so ist auch sein Gewicht mit 4,7 kg keine Überraschung. Das führt aber wiederum zu einer Haptik, die man entsprechend als solide empfindet. Nicht jeder mag Fliegengewicht-Bässe, und der Music Man Stingray 5 hängt gut und ausgeglichen am Körper, sodass man das “gefühlte” Gewicht als nicht so stark empfindet, wie es die Waage anzeigt.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Body des Stingray 5 – hier mit Fokus auf die Elektronik und die Klinkenbuchse an der unteren Korpuszarge.

Der mit Palisander-Griffbrett, weißen Punktinlays und 22 Bünden bestückte Ahornhals ist sechsfach verschraubt und besitzt ein kräftiges Ovalshaping. Dafür wurde die Breite des Griffbretts vergleichsweise eng gehalten – die Sattelbreite beträgt gerade mal 4,4 cm. Bei einem Sadowsky 5-String z.B. beginnt die Reise am Sattel bereits mit 4,8 cm und endet mit einem Stringspacing von 7,6 cm an der Brücke, während der Stingray 5 an der Brücke ein Spacing von 7,1 cm bietet. Die kräftige Halsmasse in der Tiefe wird demzufolge durch die schlankeren Griffbrettabmessungen an den Seiten entsprechend wettgemacht. Vom Gefühl her wirkt der Hals dadurch in der Hand sehr rund und fordert der Greifhand in den tiefen Lagen vielleicht etwas mehr Kraft ab. Andererseits begünstigt dieser Hals eine “Rock’n’Roll-Greifhand”, bzw. den Klammergriff, wie er oft auch beim Plektrumspiel verwendet wird, um die Saiten besser abzudämpfen. Auch das engere Spacing am Steg kommt dem Plektrumspiel durchaus entgegen, was aber nicht heißen soll, dass es für Fingerspieltechniken unbequem wäre.

Fotostrecke: 4 Bilder Die 22 Bünde haben die Amis passgenau…

Der Hals ist auf der Rückseite unlackiert bzw. gewachst und geölt und wirkt entsprechend griffig. Außerhalb des Griffbereiches, also ab der Sattelgrenze aufwärts, wurden der Hals und die Kopfplatte wie der Korpus mit klarem Polyesterlack überzogen. Die fünf halboffenen Schaller BM-Mechaniken sind in der Anordnung 4:1 verteilt. Um einen durchgehend gleichen Sattelauflagedruck bei allen Saiten zu gewährleisten, laufen die A- und D-Saite unter einen tellerförmigen Stringtree (Saitenniederhalter) hindurch. Vorbildlich – wie immer bei Music Man – ist die Vorrichtung zur Justierung der Halsstellschiene, die korpusseitig zu finden ist und mittels einer Lochscheibe verstellt wird, in die ganz bequem ein beliebiger Metallstift oder Schraubenzieher gesteckt wird. Bei dieser Konstruktion entfällt die Suche nach einem passenden Inbuswerkzeug, was allein vom Zeitaufwand eine tolle Sache ist. Zudem ist die Stellschraube frei zugänglich, weil sie aus dem Halsende hervorragt und weder versenkt ist noch von einem Deckelchen verdeckt wird. Für mich ist das nicht weniger als eine der souveränsten Service-Lösungen der Szene!
Als Sattel dient der Music Man Compensated Nut, der seit der Markteinführung des Music Man Bongo im Jahr 2003 bei allen Music Man-Bässen (mit Ausnahme der Classic-Serie) Standard ist. Für eine perfekte Intonation hatte man sich damals bei der Sattelkonstruktion des Bongo-Basses etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Gitarren und Bässe weisen generell einige konstruktionsbedingte Intonationsschwächen auf, die sich bei Bässen vor allem während des Akkordspiels mit Leersaiten bemerkbar machen. Selbst bei exakt eingestellter Oktavreinheit der Stegreiter klingen Akkorde nie richtig rein und harmonisch. Aus diesem Grund berechnete man beim Bongo-Bass erstmals die Mensurlänge für jede Leersaite neu und veränderte sie am Sattel minimal. Das Ergebnis ist der kompensierende Sattel, der das beschriebene Intonationsproblem hörbar verbessert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Kopfplatte mit dem MM-Logo. Der Legende nach stellen die beiden Musikerfiguren übrigens die Brothers Johnson dar!

Auch wenn der Stingray primär für seine Basisversion mit einem Tonabnehmer berühmt ist, so ist die Wahl eines Fünfsaiters mit zwei Humbuckern wie bei unserem Testmodell sicher nicht die schlechteste. Die tonale Vielfalt wird dem ein oder anderen Käufer sogar sicherlich wichtiger sein, als striktes Festhalten an optische Tradition. Die beiden Humbucker unseres Testbasses verfügen über Alnico-Magnete und Dummyspulen gegen externe Störeinwirkungen. Gepaart sind sie mit einer aktiven Music Man-Elektronik mit Dreiband-Klangregelung und 5-Wegschalter, deren Innenleben unterhalb des schwarzen Pickguards angebracht ist. Das Schlagbrett wurde asymmetrisch gestaltet – im Gegensatz zum symmetrischen ovalen Pickguard des Ur-Stingrays. Die Klinkenbuchse liegt, wie bei allen Stingrays mit Dreiband-Klangregelung, an der Korpusunterseite. Der 5-Wegschalter übernimmt die Schaltung der insgesamt vier Spulen:
– 1 & 2 (Humbucker)
– 1 & 4 (Singlecoil/Singlecoil)
– 1 & 2 & 3 & 4 (Humbucker/Humbucker)
– 2 & 3 (Singlecoil/Singlecoil)
– 3 & 4 (Humbucker)

Fotostrecke: 2 Bilder Der gute Ton wird von den beiden Pickups aus eigener Fertigung in San Luis Obispo abgenommen.

Alle Schaltungen sind parallel ausgerichtet. Die Aktive Dreiband-Elektronik wird mit vier Reglern (Lautstärker, Höhen, Mitten, Bässe) kontrolliert, wobei die Frequenzregler jeweils zur besseren Orientierung mit einer Mittelraste versehen sind. Die griffigen Knöpfe der Regler sind aus schwarz eloxiertem Messing. Zur Stromversorgung der aktiven Elektronik dient eine 9-Volt Batterie, welche in einem Schnellwechselfach auf der Korpusrückseite untergebracht ist.
Traditionell recht simpel gehalten (aber ebenso grundsolide und stabil) ist die verchromte Music Man-Brücke. Sie verfügt über eine Saitenaufhängung mittels Fädelführung/-Aufhängung und einfachen, rollenförmigen 2D-Reiterchen. Werksseitig wird der Music Man 5 mit qualitativ hochwertigen Ernie Ball Super Slinky-Saiten in den Stärken 45/65/80/100/130 ausgeliefert.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Elektronik umfasst den 5-Wegschalter und Potis für Volumen, Höhen, Mitten und Bässe.
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Praxis

Der Stingray 5 wurde hervorragend verarbeitet – ich erkenne nichts, was man negativ erwähnen müsste. Auch optisch wirkt er sehr stimmig und hängt gut am Körper. Wie schon in der Beschreibung erwähnt, ist der Stingray 5 nichts für zarte Gemüter. Er besitzt ein solides Eigengewicht – nicht unbedingt Monsterklasse, aber wer drei- bis fünfstündige Gigs spielt, sollte besser zu einem entsprechend breiten und gepolsterten Gurt greifen, um die Schulter zu entlasten. Ich persönlich empfinde jedoch alles unter fünf Kilogramm noch als gesundheitlich verträglich.
Was sofort auffällt, ist der kräftige Hals. Zwar ist er für einen 5-Saiter relativ schmal, aber durch den Umfang des ovalen Profils wirkt er schon recht massiv. Auch fällt auf, dass die außen liegenden Saiten relativ nah am Griffbrettrand verlaufen. Man hat also versucht, des Spacing trotz des schmaleren Halses noch weit und komfortabel genug zu gestalten. Das ist im Prinzip auch gelungen, allerdings ist mir die G-Saite durch die Nähe zum Griffbrettrand gelegentlich unter den Fingern über den Rand des Griffbretts hinweggerutscht. Speziell bei etwas anspruchsvolleren Arpeggien und weiten Akkordgriffen kann dies passieren, wenn man die Maße des Stingrays noch nicht gewöhnt ist. Vielleicht ist ein weiterer Grund hierfür aus die Tatsache, dass man bei einem kräftigen Hals eher dazu tendiert, etwas mehr Druck auf die Saite zu geben. Hier ist beim Stingray also womöglich etwas Eingewöhnungszeit vonnöten – vor allem, wenn man ansonsten dünnere und breitere Hälse gewöhnt ist! Pudelwohl fühlt man sich hingegen sofort bei der typischen Klammerhaltung. Im Rock- und Bluesbereich beheimatete Bassisten werden das Gefühl wahrscheinlich augenblicklich mögen.
Was die Schlaghand angeht, so fühlt sich der Stingray 5 sehr filigran an, bedingt durch das etwas engere Stringspacing. Da die Finger der Schlaghand bzw. das Plektrum durch den engeren Abstand der Saiten kürzere Wege zurücklegen müssen, ist das Spiel hier super komfortabel.

Auf Talfahrt nur für den Bildausschnitt: dieser Stingray 5 besitzt weitaus mehr Charakter als viele andere Bässe!
Auf Talfahrt nur für den Bildausschnitt: dieser Stingray 5 besitzt weitaus mehr Charakter als viele andere Bässe!

Kommen wir zum Sound. Die beiden Humbucker sind zusätzlich mit Dummy- bzw. Phantom-Spulen ausgestattet. Dadurch kommen noch weniger Einstreugeräusche durch. Diese sind zwar ohnehin durch die Humbucker bereits sehr gering, könnten aber potenziell durch die aktive Elektronik in den Höhen verstärkt werden. Ein weiterer Vorteil: Man kann die Spulen aufgrund der Phantom-Coils auch einzeln als Singlecoils verwenden, ohne dass man durch typischerweise auftretendes Brummen belästigt wird. Es wäre auch wirklich schade, denn ich finde besonders den Singlecoil-Einsatz beim Stingray 5 sehr spannend; speziell die Schaltung, bei der die Spulen 2 und 3 verwendet werden.
Beide Tonabnehmer besitzen die gleichen Abmessungen, auch die paarweise angeordneten Polepieces sind identisch verteilt. Durch das auseinanderlaufende Saitenspacing, das sich vom Hals kommend in Richtung Steg verbreitert, laufen die äußeren Saiten nicht 100%ig über die Polepieces des Halstonabnehmers. Optisch mag das manchen stören, den Sound beeinträchtigt es allerdings nicht, denn die Feldbreite der Magneten ist weit genug.

Hören wir also einmal in die mannigfaltigen Soundoptionen hinein. Ich habe ein identisches Riff in allen fünf verfügbaren Spulenkombinationen eingespielt, mit den Reglern des Dreiband-EQs in der Mittelstellung. Danach aber zum Vergleich direkt auch mit einer EQ-Einstellung, mit weit geboosteten Höhen und Bässen und etwas weniger geboosteten Mitten.

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Spulen 1 & 2 (Stegtonabnehmer/Humbucker); EQ neutral Spulen 1 & 2 (Stegtonabnehmer/Humbucker); EQ Boost Spulen 1 & 4 (beide Tonabnehmer Außenspulen/Singlecoil); EQ neutral Spulen 1 & 4 (beide Tonabnehmer Außenspulen/Singlecoil); EQ Boost Spulen 1 & 2 & 3 & 4 (beide Tonabnehmer/Humbucker); EQ neutral Spulen 1 & 2 & 3 & 4 (beide Tonabnehmer/Humbucker); EQ Boost Spulen 2 & 3 (beide Tonabnehmer Innenspulen/Singlecoil); EQ neutral Spulen 2 & 3 (Beide Tonabnehmer Innenspulen/Singlecoil); EQ Boost Spulen 3 & 4 (Halstonabnehmer/Humbucker); EQ neutral Spulen 3 & 4 (Halstonabnehmer/Humbucker); EQ Boost

Hier ein Vergleich zwischen dem halsseitigen Humbucker und Singlecoil (Spulen 2 & 3, innen liegend), gespielt mit dem Plektrum. Man hört deutlich, dass der Singlecoil-Betrieb mit mehr Biss zur Sache geht. Für mich ist das besonders in Bezug auf die Verwendung mit einem Fünfsaiter ein enormer Vorteil. Ein Sound, den ich häufig einsetzen würde!

Audio Samples
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Plektrum; Humbucker (Hals); EQ Mitten und Höhen voll, Bässe zur Hälfte geboostet Plektrum; Singlecoil (Spulen 2 & 3, innen liegend); EQ Mitten voll / Bass halb geboostet, Höhen abgesenkt

Im Slapbetrieb dienen erfahrungsgemäß die abgesenkten Mitten durch den Parallelbetrieb der Tonabnehmer dem Sound am besten – egal, ob als Humbucker oder Singlecoil. So ist es auch beim Stingray 5, der besonders beim Slapsound jenen klassischen Stingray-Sound durchblicken lässt, bedingt vor allem durch die Auswahl der Höhenfrequenz des aktiven EQs.

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Slap; beide Tonabnehmer Singlecoil; Spulen 2 & 3 (innen liegend) Slap; beide Tonabnehmer Humbucker; Spulen 1 & 2 & 3 & 4 Slap; beide Tonabnehmer Singlecoil; Spulen 1 & 4 (außen liegend)

Der generelle Soundcharakter eines Music Man Stingray, wie man ihn von den Viersaitern gewohnt ist, klingt auch beim Fünfsaiter immer durch. Egal, bei welcher EQ-Einstellung oder Tonabnehmerkombination, der Bass besitzt echtes klangliches Eigenformat und man kann ihn jederzeit deutlich identifizieren. Ein Bass mit einem echten Signature-Sound – das kann man nicht von jedem Bass behaupten!
Hier noch ein paar Beispiele, die den gewonnen Eindruck untermauern. Typisch für Stingray-Bässe ist auch das leichte Hervortreten von Spielgeräuschen durch die Grundcharakteristik der aktiven Elektronik, speziell bei geboosteten Höhen.

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Jam; beide Tonabnehmer (Humbucker) Jazz; Halstonabnehmer (Humbucker) Pop; Stegtonabnehmer (Humbucker) Pop; beide Tonabnehmer (Humbucker) Solo; Stegtonabnehmer (Humbucker) B-Saite; Steg-Tonabnehmer (Humbucker)
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Fazit

Mir gefällt am perfekt verarbeiteten Stingray 5 vor allem die Tatsache, dass es Music Man gelungen ist, die klangliche Essenz des Stingrays auch in einen 5-String Bass zu transportieren. Den generellen Soundcharakter hört man immer durch, egal welche EQ-Einstellung und Tonabnehmerkombination gewählt werden. Dadurch erweist sich der Music Man als kompromissloser Charakterkopf mit deutlichem Signature-Sound, der nicht umsonst seit Jahrzehnten eine treue Anhängerschaft besitzt!
Ich persönlich benötigte ein wenig Eingewöhnungszeit, um mich mit dem Neck des Stingrays anzufreunden. Der Hals ist recht kräftig und darüber hinaus liegen die äußeren Saiten ziemlich nah am Griffbrettrand. Speziell bei der G-Saite kann es da anfangs im Eifer des Gefechts passieren, dass die Saite bei beherztem Greifen oder ausladendem Vibrato unter dem Finger vom Bundende rutscht. Echte Stingray 5-Fans – und davon gibt es ja nicht wenige weltweit – können darüber natürlich nur milde lächeln! Die Belohnung für den möglichen Mehraufwand bei der Eingewöhnung ist auf jeden Fall der klassische und nicht kopierbare Stingray-Sound plus “Low B”.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • super Verarbeitung
  • beste Servicefreundlichkeit bei der Einstellung des Halsstabes
  • aktiver Dreiband-EQ
  • 5-Wegschalter der zwei Humbucker-Tonabnehmer ermöglicht zahlreiche brauchbare Sounds
  • typischer Stingray-Sound
  • Music Man Compensated Nut (Sattel)
  • inklusive Hardshell-Koffer
Contra
  • G- und B-Saite liegen näher am Griffbrettrand als bei vielen anderen Bässen
Artikelbild
Music Man Stingray 5 HH RW HB Test
Für 2.819,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Music Man
  • Modell: Stingray 5 HH RW HB
  • Korpus: Esche
  • Hals: Ahorn einteilig, Oval-Profil, geschraubt, sechsfach befestigt, wachs- und ölbehandelt, Halsstellschienen-Zugang mittels Lochscheibe mittels Metallstift oder Schraubenzieher
  • Halsbreite: 44,5 mm (Sattel) / 69,9 mm (letzter Bund)
  • Saiten: fünf
  • Griffbrett: Palisander, mit weißen Punkteinlagen
  • Bünde: 22
  • Sattel: Kunststoff, Music Man Compensated Nut
  • Mensur: Longscale 34“/86,4cm
  • Hardware Farbe: Chrom, Knöpfe: schwarz eloxiertes Messing
  • Mechaniken: 5 x Schaller BM, offen, konisch zulaufene Wickelachsen
  • Bridge: Music Man 2-D, verchromter, gehärteter Stahl
  • Elektronik: Aktiv (9-Volt), Dreiband (Höhen, Mitten, Bässe)
  • Regler: Lautstärke, Höhen, Mitten, Bässe
  • Tonabnehmer: 2 x Music Man Alnico-Humbucker mit Phantomspule zur Nebengeräusch-Unterdrückung. 5-Wege Tonabnehmerwahlschalter, zwei Positionen als Singlecoil Split-Kombinationen
  • Lackierung: Honey Burst (Hochglanz), Matched Headstock
  • Pickguard: schwarz
  • Gewicht: 4,7 kg
  • Lieferumfang: Music Man-Koffer, Werkzeug
  • Preis: 3.758,- € (UVP)
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Der Body des Stingray 5 - hier mit Fokus auf die Elektronik und die Klinkenbuchse an der unteren Korpuszarge.

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Profilbild von Holger Hetschko

Holger Hetschko sagt:

#1 - 24.08.2015 um 20:50 Uhr

0

Eine sehr gute Besprechung. Auch vielen Dank für die prima Soundsample. Bloß eine Frage: Von wann ist dieser Review? Das Finish "Honeyburst" ist nicht neu sondern schon ziemlich lange im Programm bei EBMM.

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 26.08.2015 um 07:37 Uhr

    0

    Hallo, lieber Holger!Der Test ist brandneu. Aber du hast natürlich vollkommen recht und hast ein internes Missverständnis der Redaktion mit dem deutschen Vertrieb Musik Meyer aufgedeckt. In der Tat gibt es die Farbgebung bereits viele Jahre. Sorry dafür! Ich werde den Fehler im Test gleich korrigieren.Vielen Dank für den Hinweis und viele Grüße, Lars

    Antwort auf #1 von Holger Hetschko

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Profilbild von Tresor Heinz

Tresor Heinz sagt:

#2 - 28.08.2015 um 13:37 Uhr

0

Ich bin überrascht, aus vielen Gründen. Zunächst, dass "mein Bass" (der Gleiche, nicht der Selbe ;-)) hier getestet wurde und dass er nur 4 von 5 Sternen bekam. Doch der sehr gute Test, zeigte analytisch die Schwächen des Stingrays 5. Ja, mir passiert das schon auch mal, dass die B Saite vom Griffbrett rutscht. Tatsächlich sind auch die Spielgeräusche genau so zu hören, wie im Test beschreiben. Mit diesen Schwächen komme ich allerdings prima zurecht. Sehr gefreut hat mich bei dem Bericht, das die Stärken des Basses schön ausgeleuchtet wurden, nämlich sein wunderschöner charaktervoller und einzigartiger Sound. Die hervorragenden Sound-Files zeigen das sehr gut.Damit hatte ich den Test fast schon abgenickt, doch dann ist mir der Test eines Reflex 5 (Music Man 25th Anniversary Bass) wieder in den Sinn gekommen, der auch von Oliver Poschmann erstellt wurde, dann habe ich die Maße der Hälse verglichen. Der Reflex 5 Hals ist ja noch schmaler, oder waren das die Maße eines 4 Saiters, denn hier fehlt die Angabe der Saitendicke der B Saite, dann müsste dieser Bass eher noch mehr ein "Wegglitsch" Problem haben?An dieser Stelle würde ich mich sehr über einen Vergleich der Music Man 5 Saiter freuen. Also Oliver, spielt sich der Reflex 5 angenehmer, als der Stingray und wie kann man hier den Bongo einordnen?Vielen Dank für diesen und viele andere hervorragende Berichte, auch von anderen Autoren von bonedo, ich weiß das sehr zu schätzen.

    Profilbild von Oliver

    Oliver sagt:

    #2.1 - 28.08.2015 um 17:45 Uhr

    0

    Hallo lieber Heinz,vielen Dank für Dein Feedback. Ich bin immer wieder erfreut zu sehen, wie aufmerksam und akribisch unsere Leser die Testberichte durchforsten und natürlich bedanke ich mich auch im Namen meiner Kollegen für Dein liebenswürdiges Lob.Einen 100%igen Direktvergleich zwischen StingRay 5, Reflex 5 und Bongo 5 könnte ich Dir fairerweise nur geben, wenn ich alle Bässe zeitgleich vor mir hätte. Dennoch will ich einmal versuchen, quasi aus dem Gedächtnis heraus, zumindest ein paar Tendenzen aus persönlicher Sicht zu umschreiben. Wohlgemerkt sollte man sich selbst einen direkten Vergleich gönnen, sofern die Möglichkeit dazu besteht - es sind allesamt tolle Bässe.Tatsächlich haben StingRay 5 und Reflex 5 die gleiche Halsbreite am Sattel, am 22. Bund jedoch ist der Reflex Hals 15mm breiter als der StingRay. Das gibt den äußeren Saiten etwas mehr Platz am Griffbrettrand. Außerdem ist der Reflex Hals in meiner Erinnerung flacher als der StingRay. Von der Bespielbarkeit empfand ich den Reflex daher "persönlich" angenehmer. Allerdings hatte ich einen Reflex Bass mit Palisander Griffbrett 2 1/2 Jahre lang ca. 700 x in einer Show gespielt und von daher war ich darauf gut eingespielt. Dabei ist mir allerdings auch aufgefallen, dass der Reflex auf Grund des fehlenden oberen Cutaways auf Dauer - und ich meine wirklich wenn man den Bass 8 Shows pro Woche über viele Monate spielt - den Zeigefinger der Greifhand etwas stark belastet, denn man muss doch immer wieder leichten Gegendruck ausüben, damit der Hals nicht zu sehr absackt. Im "normalen Alltag" ist das kaum relevant. Ich hatte im Vergleich zum Reflex auch den 25th Anniversary mit Ahorn-Griffbrett (der hier getestet wurde). Dessen Hals war noch etwas flacher als der vom Reflex. Über den Bongo schrieb ich vor vielen Jahren - kurz nach seinem Erscheinen - auch einen Testbericht (noch vor Bonedo's Geburt). Wenn mich meine Erinnerung nicht zu nostalgisch schönfärbt, war der Bongo ergonomisch "für mich" am angenehmsten zu spielen, was wohl dem opulenten, oberen Cutaway zuzuschreiben ist. Vom Sound her haben alle Drei eine typische MusicMan Note, bedingt durch Pickups und Elektronik, aber der StingRay erschien mir klangästhetisch am traditionellsten.Ich hoffe, das konnte Dir etwas weiterhelfen - oder zumindest angenehm die Zeit vertreiben :-)mit herzlichen GrüßenOliver (Bonedo - Red. Bass)(PS: Die fehlende B-Saiten Angabe vom 25th Anniversary Bass Test lautet: 130w)

    Antwort auf #2 von Tresor Heinz

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    +1
Profilbild von Tresor Heinz

Tresor Heinz sagt:

#3 - 31.08.2015 um 09:04 Uhr

0

Hi Oliver,
wow, vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort. Damit kann ich nun die MM 5 Saiter ziemlich gut "einsortieren" ;-)

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