Music Man Stingray 5 30th Anniversary Test

Der Music Man Stingray 5 erblickte im Jahr 1987 das Licht der Welt und erfreut sich seitdem bei Tieftönern rund um den Globus großer Beliebtheit. Zum 30jährigen Jubiläum stellte die US-Traditionsfirma Music Man in diesem Jahr ein Sondermodell vor, welches die Herzen der Stingray-Fans höher schlagen lassen dürfte. Der Jubiläums-Stingray kommt im eleganten Buttercream-Finish mit Tortoise-Pickguard, für den Hals setzt Music Man sogenannte “roasted” (also thermisch behandeltes) Ahorn ein, und die Elektronikausstattung wurde speziell für den Stringray 5 30th Anniversary frisiert. Ich werde den Jubiläums-Stingray 5 für euch durch den bondeo-Testparcours jagen und bin wirklich gespannt, was der aktive Fünfsaiter aus Übersee so zu bieten hat.

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Ausgeliefert wird der Stringray 5 30th Anniversary in einem stabilen Kunststoff-Hardcase mit Plüsch-Interieur, in dem sich der Bass sicher zu jedem Einsatzort transportieren lässt. Rein optisch macht das Jubiläumsmodell schon mal mächtig Eindruck: das elegante, leicht transparente Buttercream-Finish harmoniert hervorragend mit dem geröstetem dunklen Ahornhals und dem weiß eingefassten Griffbrett aus selektiertem Ahorn. Komplettiert wird der super elegante Jubiläums-Look schließlich mit einem weißem Pickupgehäuse und dem klassischen Tortoise-Pickguard.
Unter der Hochglanzlackierung verbirgt sich ein Korpus aus Esche – in Sachen Korpusholz geht Music Man also traditionelle Wege. Ganz anders sieht es bei der Halskonstruktion aus, denn sowohl für das Profil als auch für das Griffbrett kommt äußerst dekoratives Ahornholz zum Einsatz, welches zudem einer thermischen Behandlung unterzogen wurde. Durch die “Röstung” wird den Hölzern jegliche Feuchtigkeit entzogen, was der Konstruktion in der Regel zu mehr Stabilität und einem verbesserten Resonanzverhalten verhilft. Zudem sieht das dunkle attraktiv gemaserte Ahorn gerade in Verbindung mit dem weißen Binding einfach spektakulär aus, wie ich finde!

Fotostrecke: 6 Bilder Typisch für Music Man ist die Auslieferung …

Im Griffbrett parken 22 Bünde aus Edelstahl und große runde Lagenmarkierungen, die gesamte Halskonstruktion wurde schließlich mit sechs Schrauben an den Korpus geschraubt und sitzt wirklich bombenfest in der passgenauen Halsausfräsung. Die Halskrümmung wird natürlich auch beim Jubiläums-Stingray 5 Music-Man-typisch mit einem Einstellrad am Ende des Griffbretts justiert.
Auf der Kopfplatte sitzen fünf offene Schaller-BM-Mechaniken, und als Steg kommt die MM-Standard-Brücke aus gehärtetem Stahl mit vernickelten Saitenreitern zum Einsatz. Diese Hardware-Komponenten sind zwar in ihrer Konstruktion eher simpel, funktionieren aber tadellos und haben sich bei anderen Stingray-Modellen über Jahrzehnte bewährt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der dunkle “roasted”-Hals mit seinen Vogelaugen und dem weißen Binding ist ein echter Blickfang!

Keine Standardkomponenten verbaut Music Man hingegen bei der Tonabnehmer- und Elektronik-Ausstattung ihres Sondermodells; beides wurde nämlich speziell für den Stringray 5 30th Anniversary angepasst. (Auf die klanglichen Veränderungen werde ich natürlich im Praxisteil näher eingehen!) Optisch unterscheidet sich der Music-Man-typische Humbucker (Special Anniversary Humbucker mit Keramikmagnet) mit seinen großen Polepieces nur durch das schicke weiße Gehäuse von den “normalen” Music-Man-Tonabnehmern, und auch das Cockpit des Jubiläums-Stingray 5 gibt dem geneigten MM-Fan keine Rätsel auf.
Unter dem Humbucker sitzt ein klassischer Dreiwege-Schalter für die verschiedenen Verschaltungsmöglichkeiten der Spulen. Zur Verfügung stehen hier die Positionen “Seriell”, “Seriell mit Filter” und “Parallel”. Die sonst übliche Singlecoil-Einstellung wurde also zugunsten einer gefilterten seriellen Klangvariante gestrichen – auch dazu später mehr im Praxisteil.

Fotostrecke: 6 Bilder Der fette Humbucker ist ein weiteres wichtiges Markenzeichen für die Bässe aus Kalifornien.

Der Preamp stellt schließlich, wie wir es von anderen Stingray-Modellen kennen, einen Lautstärkeregler und drei weitere Regler mit Mittenrastung für Bässe, Mitten und Höhen zur Verfügung. Zum Betrieb benötigt die Elektronik einen normale 9V-Batterie, die in einem Kunststofffach mit Klappmechanismus auf der Rückseite des 30th Anniversary Stingray 5 untergebracht ist.

Praxis

Der Stingray 5 zählt sicherlich nicht zu den grazilsten Fünfsaitern am Markt, und mein Testbass bringt zudem stattliche 4,8kg auf die Waage. Am Gurt hängt das Instrument allerdings bestens ausbalanciert, wodurch sich das stattliche Gewicht deutlich relativiert. Bedingt durch seine gute Ergonomie lässt sich der Bass absolut angenehm bespielen und fühlt sich insgesamt überraschend handlich und nicht besonders schwer an.

Der Stingray 5 ist schon ein "Männerbass" - aber wunderbar zu beherrschen!
Der Stingray 5 ist schon ein “Männerbass” – aber wunderbar zu beherrschen!

Als Highlight des Stingray 5 30th Anniversary würde ich den wunderschön gemaserten dunklen Ahornhals bezeichnen. Er macht allerdings nicht nur optisch ordentlich was her, sondern fühlt sich durch die hauchdünne seidenmatte Poly-Lackierung auch herrlich geschmeidig an. Der Hals lässt sich sehr komfortabel spielen, obwohl sein C-Profil durchaus robust ist – man hat schon ordentlich was in der Hand!

Fotostrecke: 3 Bilder Das dunkle Holz des 30th-Anniversary-Modells …

Ich persönlich mag auch die etwas engeren Saitenabstände von 18mm an der Brücke sehr, weil ich hauptsächlich Fingerstyle spiele und gerne auch mal Akkorde verwende. Viele Bassisten bevorzugen allerdings das bei den meisten Fünfsaitern standardmäßig verwendet 19-mm-Spacing und werden mit dem Stingray 5 deshalb möglicherweise nicht auf Anhieb warm werden.
Die bemerkenswerte Schwingungsfreude, die mein Testbass an den Tag legt, werden hingegen alle Tieftöner lieben! Superlanges Sustain in allen Lagen, glockenklare Flageoletts, und eine blitzschnelle Umsetzung der Spieldynamik zeichnen den Jubiläums-Stingray aus – hierbei spielen sicherlich die thermisch behandelten Hals- und Griffbretthölzer eine nicht zu unterschätzende Rolle. So kann es von mir aus weitergehen!

Halskrümmung zu stark oder zu schwach? Kein Problem, diese Art von Servicearbeit ist bei jedem Music-Man-Instrument im Handumdrehen erledigt!
Halskrümmung zu stark oder zu schwach? Kein Problem, diese Art von Servicearbeit ist bei jedem Music-Man-Instrument im Handumdrehen erledigt!

In der Tat macht das elegante Music-Man-Sondermodell auch an meinem Test-Rig ein hervorragende Figur. Anhand der folgenden Audiobeispiele könnt ihr euch selbst einen Eindruck vom tollen Sound des aktiven Music-Man-Fünfsaiters verschaffen. Als erstes hören wir uns die drei Grundsounds an, die mit dem Pickupschalter abgerufen werden können. Der Onboard-EQ steht bei allen drei Beispielen in neutraler Mittelstellung:

Audio Samples
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Seriell, EQ flat Seriell, Filter, EQ flat Parallel, EQ flat

Den typischen Stingray-Sound mit strammen Tiefbässen, knurrigen Mitten und crispen Höhen liefert der Parallelmodus des Humbuckers. Mir steht leider kein standardmäßiger Stingray 5 zum Vergleich zur Verfügung, doch habe ich den Eindruck, dass der 30th Anniversary etwas gutmütiger und runder klingt als man es normalerweise von einen Stingray erwartet. Der Humbucker des Sondermodells wurde also offenbar in diese Richtung getrimmt.

Was für ein Schmuckstück!
Was für ein Schmuckstück!

Im seriellen Modus wird der Sound erwartungsgemäß fetter und kräftiger, während der zweite, gefilterte serielle Modus eher wie ein Music-Man-Humbucker im Singlecoil-Modus klingt – er wirkt eine Spur schlanker in den Mitten und offener in den Höhen. Wie auch immer, die Unterschiede sind nicht allzu gravierend und alle drei Sounds überzeugen in der Praxis vollauf! Der Stingray 5 klingt sehr ausgewogen und besitzt dennoch ordentlich Punch und jede Menge Durchsetzungskraft.
Die Klangphilosophie, die hinter dem Music-Man-Sondermodell steckt, wird mit einem Blick auf den Dreiband-Equalizer noch deutlicher: Während der Equalizer eines Standard-Stingrays bei heftigem Einsatz sehr stark filtert, so dass der Sound für den Praxiseinsatz durchaus schon mal zu aggressiv in den Höhen oder zu wuchtig im unteren Bereich werden kann, wirkt der Equalizer des 30th Anniversary Stingray 5 eher gutmütig und liefert auch bei extremen Reglerstellungen noch absolut praxistaugliche Sounds. Hier kann man also wirklich nichts falsch machen!

Den klassischen Stingray-Ton kennt man von unzähligen Hit-Aufnahmen!
Den klassischen Stingray-Ton kennt man von unzähligen Hit-Aufnahmen!

Die Einsatzfrequenzen passen darüber hinaus sehr gut zum Grundklang des Basses, und der EQ verstärkt keine unnatürlich klingenden Bereiche. Für die folgenden Clips habe ich die jeweiligen EQ-Regler komplett aufgedreht, damit die Wirkungsweise der Filter deutlich zu hören ist. Der Slapsound wurde mit einer Bass- und Höhenanhebung aufgenommen und beim Fingerstyle-Sound kommt ein Mitten-Boost zum Einsatz.

Audio Samples
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Parallel, Bass- und Treble-Boost, Slap Seriell, Mid-Boost

Fazit

Der Music Man Stingray 5 30th Anniversary wird seiner Rolle als Jubiläumsmodell absolut gerecht! Neben seiner außerordentlich attraktiven Optik beeindruckt das Sondermodell mit durchweg erstklassigen Stingray-Sounds, die durch die etwas mildere Abstimmung des Tonabnehmers und der Elektronik durchaus einen eigenen Charakter besitzen. Auch die Verarbeitungs- und Materialqualität kann ich nur als erstklassig bezeichnen und so sorgen ausgesuchte (und im Falle des Halses sogar thermisch behandelte Hölzer!) für eine extrem stabile und schwingungsstarke Konstruktion, die einen ausgewogenen Klang über den gesamten Tonumfang liefert und außerordentlich dynamisch auf sämtliche Spielnuancen reagiert. Stingray-Fans und Tieftöner, die einen hochwertigen Fünfsaiter suchen, sollten den exquisiten Music Man Stingray 5 30th Anniversary deshalb unbedingt auf ihre Checkliste setzen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • attraktive Optik
  • erstklassiger Sound
  • sehr musikalische abgestimmter EQ
  • top Verarbeitung
Contra
  • leicht erhöhtes Gewicht
Artikelbild
Music Man Stingray 5 30th Anniversary Test
Für 2.999,00€ bei
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Music Man
  • Modell: Music Man Stringray 5 30th Anniversary
  • Herstellungsland: USA
  • Mensur: 34 Zoll (Longscale)
  • Korpus: Esche, Trans Buttercream Finish, Tortoise Pickguard
  • Hals: „roasted“ Ahorn, Griffbrett: „roasted“ Ahorn oder Palisander, weißes Binding, runde Lagenmarkierungen, 22 Edelstahlbünde, Breite: 44,5 mm am Sattel, 69,9 mm am letzten Bund, Radius: 11″ (27,9 cm), seidenmatte Polyurethanlackierung, sechsfach verschraubt
  • Hardware: Schaller-BM-Mechaniken (verchromt), verchromte MM-Brücke aus gehärtetem Stahl mit vernickelten „Classic“-Stahlreitern
  • Tonabnehmer: Spezieller „Anniversary“-Humbucker mit Keramikmagnet
  • Elektronik: Music Man mit Dreiband-EQ, Volume/Treble/Mid/Bass, Dreiwege-Pickup-Schalter (seriell, seriell + Filter, parallel)
  • Gewicht: ca. 4,8kg
  • Zubehör: Kunststoff-Hartschalenkoffer
  • Preis: 3.349,- Euro (Ladenpreis im Dezember 2017)
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... ein typischer Stingray 5, aber ...

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