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Music Man Luke III OG Test

Die Music Man Luke III verdankt ihren Namen Steve Lukather. Ihn muss man, glaube ich, nicht weiter vorstellen. Der Mann ist eine lebende Legende und gilt als einer der versiertesten Gitarristen aller Zeiten. Neben Steve Lukathers Arbeit mit Toto ist er vor allem als (vielgebuchter) Studio-Gitarrist bekannt geworden und hat auf Alben von Top-Stars wie Michael Jackson, Diana Ross, Art Garfunkel, Lil´Kim , Eric Clapton, Lionel Richie und vielen, vielen anderen mitgewirkt.

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Außerdem gilt er als einer der ersten Gitarristen, die Studioequipment in ihr Gitarren-Setup integrierten und mit auf die Bühne nahmen. Mehrere Amps, verschiedene Boxen und eine ganze Armada an 19“-Effekten schalten und verwalten zu können, war in den 80er Jahren en vogue – und nicht zuletzt der Zusammenarbeit Lukathers mit dem Elektronik-Papst Bob Bradshaw zu verdanken. Wenn es um seine Gitarren geht, setzt „Luke“ seit vielen Jahren auf die Kooperation mit der kalifornischen Instrumenten-Schmiede Music Man. Die uns zum Test vorliegenden Luke III ist schon das dritte Signature-Modell des Maestros und weist einge Veränderungen zu den Vorgänger-Modellen auf.

Details

Nachdem ich das schwarze Hartschalen-Case geöffnet habe, strahlt mich die Luke III in einer wirklich abgefahrenen Lackierung an. Olive Gold nennt sich das Finish und wirkt auf Fotos meist noch einen Tick güldener, als es tatsächlich ist. Wem das Design nicht gefallen sollte, der kann alternativ auch zu einer schwarzen Variante greifen. Das sind allerdings auch schon die einzigen beiden Lackierungen, die Music Man für dieses Modell bereitstellt. Das Finish besteht aus Highgloss-Polyester und wurde absolut perfekt aufgetragen. Wenn es um die Wahl des Lack-Typs geht, scheiden sich ja bekanntlich die Geister: Der eine schwört auf Nitro, der andere auf Polyester-Lack. Für Letzteren spricht, dass er sehr hart wird und sich bei Temperatur-Schwankungen nicht verändert – im Gegensatz zu Nitrolack, der, wenn´s heiß wird, aufweicht. Die Diskussion, inwieweit sich die unterschiedlichen Lackierungen auf den Sound eines Instruments auswirken, möchte ich an dieser Stelle nicht führen. Ich formuliere es mal so: Einige der Eigenschaften, die den im E-Gitarrenbau verwendeten Lack-Typen zugeschrieben werden, sind Fakt, andere wiederum gehören ins Reich der Mythen…wie auch immer.

Der Korpus der Luke III besteht aus Erle – aus wie vielen Teilen, ist leider nicht herauszufinden. Insgesamt wurde der Korpus im Vergleich zu den vorherigen Modellen leicht vergrößert (ca. 3%), was sich durchaus bemerkbar macht. Man hat einfach ein bisschen mehr Instrument vor dem Bauch hängen. Das Handling ist aber perfekt – die Gitarre lässt sich, nicht zuletzt wegen ihres ergonomischen Shapings, absolut komfortabel spielen. Dazu trägt auch das Gewicht bei, denn mit 3,4 kg zieht die Luke recht moderat am Gurt.
Auf dem Korpus lauern ein Humbucker in der Steg-Position und zwei Single-Coils in der Mitte und am Hals – allesamt aus dem Hause DiMarzio und Custom Made. Sie wurden ohne Schlagbrett direkt im Korpus verschraubt. Moment mal! Lukather ist doch für den Einsatz aktiver EMGs bekannt. Stimmt! Doch das „einzig Aktive“ an der Luke III ist ein Gain-Boost (+10 dB), der sich durch ein Push/Pull-Poti aktivieren lässt, das gleichzeitig als Tone-Regler fungiert. Das zweite Potentiometer dient der Lautstärke-Regelung und läuft wie sein Kollege butterweich. Unterhalb der beiden Regler parkt gut erreichbar ein Fünf-Weg-Schalter, der für die Pickup-Anwahl zuständig ist. Die Saiten werden an einem Standard Music-Man Floating-Vintage Tremolo befestigt.
Der Steg ist, wie der Name schon verrät, frei schwebend im Messerkanten-Prinzip montiert, „hängt“ also, genau wie ein Floyd-Rose-System, reibungsarm an nur zwei im Korpus versenkten Bolzen-Schrauben. Der Tremolo-Arm wird gesteckt, ist leichtgängig, bleibt dabei aber auf Wunsch dennoch in der gewünschten Position stehen. Schlackernde Tremolo-Arme sind ein leidiges Thema, das Music Man wirklich sehr gut in den Griff bekommen hat.
Drehen wir die Luke jetzt einmal auf den Bauch. Hier erblicke ich, neben der Ausfräsung für die Tremolo-Federn, ein Elektronik-Fach und die Heimstatt des 9-Volt-Blocks, der die aktive Elektronik mit dem nötigen Strom versorgt. Alle Fächer wurden mit schwarzen Kunststoffdeckeln verschlossen. Ein Blick in die Fächer zeigt, dass die Music Männer und Frauen ihren Job sehr Ernst nehmen: Alles in bester Ordnung und schön sauber ausgearbeitet. Graphit-Lack minimiert Einstreuungen und wurde perfekt aufgetragen. Eine weitere Besonderheit der Luke III ist die Halsverschraubung, die hier mit fünf Schrauben realisiert wurde. Der Hals sitzt bombenfest, da wackelt gar nichts. Für eine optimale Schwingungsübertragung sollte also gesorgt sein. Die Gurtpins befinden sich an den üblichen Stellen, sprich einmal am oberen Horn und in der unteren Zarge.
Kommen wir zum Hals, der bei der Luke III komplett aus Palisander besteht und im V-Profil geshaped ist. Zur Erinnerung: Bei den Vorgänger-Modellen kam noch Ahorn mit Ebenholz-Griffbrett zum Einsatz. In Sachen Mensur setzen die Kalifornier auch bei der Neuen auf die lange 648mm-Variante. Das sind Standard-Strat-Maße, mit denen die meisten Gitarristen klarkommen sollten. Das Palisandergiffbrett wird durch 22 sauber eingesetzte Bünde (Low Profile, Wide) in „musikalische Abschnitte“ eingeteilt. Auch die Kanten der Bünde sind sauber abgerichtet, es finden sich keine Grate oder sonstige Unregelmäßigkeiten, die die zarte Gitarristen-Hand verletzen oder behindern könnte. Der Griffbrett-Radius liegt bei 12“. Mit einer Breite von 41,3 mm am Sattel und 55,6 mm am letzten Bund ist der Hals der Luke Music Man-typisch schmal. Griffbrett-Markierungen dürfen natürlich ebenso wenig fehlen, wie kleine weiße Punkte auf der Halskante.
Ebenfalls Music Man-typisch ist das Finish des Halses – die Rückseite wurde nur geölt und gewachst, bietet also eine angenehm natürliche Textur ohne Klebe- oder Rutschgefahr. Der Übergang zur Kopfplatte, die wiederum mit Klarlack versehen wurde, ist optisch scharf getrennt und sieht wirklich super aus. Die Kopfplatte wurde „versenkt“ angebracht. Die Saiten laufen also gerade auf die Mechaniken zu und üben auch ohne Saiten-Niedrighalter (die ja gerne zu klemmenden und verstimmten Saiten führen) einen ausreichend starken Druck auf den Sattel aus. In Verbindung mit den verbauten Schaller M6- IND Locking- Mechaniken und dem freischwebend montierten Tremolo-System sollte die Gitarre nach der Betätigung des Tremolos also perfekt in Stimmung bleiben – was wir im Praxisteil natürlich noch überprüfen werden. Bleibt noch eine Aufschrift auf der Rückseite des Heads zu erwähnen, die verrät, dass die Gitarre in San Luis Obispo, California, USA das Licht der Welt erblickt hat.

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Praxis

Schon beim ersten Anspielen wird klar, dass dies ein Instrument eines Musikers ist, der sehr konkrete Anforderungen an sein Arbeitsgerät hat. Die Gitarre ist perfekt ausbalanciert und lässt sich äußerst komfortabel bespielen, obwohl sie keinen flachen Rennhals besitzt. Auch die gewachste und geölte Halsrückseite fühlt sich einfach großartig an und ist im besten Sinne des Wortes „schnell“.
Trocken angespielt, klingt die Luke III sehr direkt und ausgewogen. Das harte Palisander des Halses beteiligt sich intensiv an der Klangbildung und zaubert ordentlich Höhen dazu.
Ein Wort zum freischwebend montierten Tremolo: Die Gitarre ist bei normalem Spiel und nicht zu heftigen Divebombs absolut stimmstabil – die Arbeit am Detail hat sich also absolut gelohnt.
Für die Erstellung der Audiofiles habe ich verschiedene Amps verwendet und diese mit einem SM57 und einem Sontronics Halo abgenommen. Alle Audiofiles wurden selbstverständlich nicht nachbearbeitet. Lediglich ein kleiner Raum aus dem TSR 1 von Softube sorgt für etwas mehr Tiefe. Ich beginne clean und schalte alle fünf Positionen durch – den Einstieg mache ich mit dem Hals-Pickup. Als Amp kommt ein alter Fender Bassman zum Einsatz.

Audio Samples
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Bassman Clean PU-Switch

Es fällt direkt auf, dass alle Pickup-Kombinationen dieselbe Lautstärke haben. Das ist tatsächlich nicht bei jeder Gitarre so und deshalb absolut positiv zu bewerten. Die Luke III klingt erstaunlich stratig, allerdings mit mehr Dampf – grundsätzlich liefert die Gitarre eine ganze Menge Output. Der Palisanderhals lässt den Sound strahlen, ist reaktionsschnell und sorgt so für eine knackige Performance.  Insgesamt ist das Klangbild sehr ausgewogen, hier spielt sich keine Frequenz sonderlich in den Vordergrund. Bauartbedingt klingt der Humbucker natürlich ein wenig mittiger als der Rest der Gang.
Als Nächstes spiele ich einen Marshall Plexi, einmal ohne, dann mit Gain-Boost.

Audio Samples
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Plexi Pos 2 ohne Boost Plexi Pos 2 mit Boost

Durch den +10dB Gain-Boost werden die Vorstufenröhren heißer angefahren. Der Sound wird dreckiger, und auch das Mittenbild tritt einen Schritt nach vorne.
Im folgenden Audio wird es crunchy. Wieder schalte ich alle fünf Positionen durch, diesmal aber mit einem JCM 800 Marshall, bei dem ich das Gain momentan noch recht niedrig eingestellt habe.

Audio Samples
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JCM 800 Crunch PU Switch

Hier lassen sich wunderbar die Unterschiede zwischen den einzelnen PU-Kombinationen heraushören. Die Zwischenpositionen klingen glasiger und der Humbucker streckt die Faust raus. Auch hier fällt auf, wie direkt und unverblümt die Gitarre zu Werke geht. Die Luke bringt eine ganze Menge unterschiedlicher Sounds mit, die sich für eine breite Palette an Musikstilen verwenden lassen.
So langsam wird´s rockiger. Ich drehe den Gain-Regler höher und erzeuge ein ordentliches Rockbrett.

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JCM 800 Crunch

Wie nicht anders zu erwarten, liefert die Luke ein absolut amtliches, klassisches Rockbrett, das sich breitbeinig aufstellt und nach Riffs schreit. Das Bassfundament ist punchy aber nicht aufdringlich, was auch für die Mitten gilt. Der recht muffig klingende JCM wird durch das ausgeprägte Höhenbild aufgefrischt, ohne jedoch seinen Grundsound zu verlieren.
Im nächsten Beispiel ist der Gainregler des Marshalls voll aufgerissen.

Audio Samples
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JCM 800 Max Gain

Durch die höhere Verzerrung ändert sich das Klangbild etwas, die Bässe treten mehr in den Vordergrund. Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen, da in dieser Disziplin viele Humbucker-Gitarren dazu neigen, undifferenziert und langweilig zu klingen. Nicht so die Music Man. Sie klingt so, wie eine Gitarre klingen soll, ohne Wenn und Aber.
Abschließend noch ein Riff und ein Lead-Part aus einer aktuellen Produktion, die ich mit der Luke eingespielt habe – aufgenommen mit einem modernen High-Gain-Amp.

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High-Gain-Riffing Lead

Einmal mehr zeigt sich, dass sich die Luke in Verbindung mit verzerrten Sounds pudelwohl fühlt. Sie bringt alle Voraussetzungen mit, um die unterschiedlichsten Spielweisen und Musikstile zu transportieren, verschafft sich Gehör, ist antrittsschnell und schreit einen förmlich an. Das Klangbild ist ausgewogen, bringt aber eine gute Portion Höhen mit, was für eine angenehme Frische sorgt.

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Fazit

Gäbe es sechs Sterne zu vergeben, die Luke III hätte sie verdient. Mir ist wirklich selten ein so gut verarbeitetes und vielseitiges Instrument untergekommen. Die Gitarre geht auf jede noch so kleine Spielnuance ein und setzt sie direkt und grundehrlich um. Der im ersten Moment hoch erscheinende Preis geht ob der gebotenen Leistung vollkommen in Ordnung. Top!!!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung, Qualität
  • Sound
  • Tremolo-System
  • Dynamik
  • Pickups
Contra
Artikelbild
Music Man Luke III OG Test
Für 2.298,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Music Man
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Erle
  • Hals: Palisander, geölt und gewachst
  • Werkssaiten: Ernie Ball 009- 042
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22, Low Profile wide
  • Mensur: 648mm
  • Pickups: 1 DiMarzio custom Humbucker, 2x DiMarzio custom single- Coils
  • Farbe: Olive Gold , Polyester Lack
  • Besonderheiten: Push/ Pull Poti mit 12 dB Gain, Hartschalen Gitarrencase
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Preis: 2639 EUR (UVP), 2298 EUR (Street)
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Profilbild von Chris Vega

Chris Vega sagt:

#1 - 17.10.2012 um 20:33 Uhr

0

Sehr geiler Testbericht, Basel!
und Du bringst es auf den Punkt. Mega-flexibles Instrument..hätt ich nicht schon eine, würd ich mir jetzt eine kaufen wollen ;)

Profilbild von defender1105

defender1105 sagt:

#2 - 29.01.2014 um 13:15 Uhr

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