Die Meinl Soundcaster Fusion Beckenserie im bonedo Test. Das angepeilte Publikum für diese Becken sind die preisbewussten Trommler mit professionellen Klangansprüchen. Allerdings legen es die Soundcaster Fusion Cymbals nicht nur auf die Befriedigung klanglicher Gelüste an, sondern glänzen auch mit optischen Reizen. Der Namenszusatz Fusion deutet schon auf die erste große Besonderheit der Serie hin, nämlich die Kombination zweier Finishes auf einem Becken. Bei dieser Beckenserie ist nur die äußere Hälfte abgedreht. Der Bereich um die Glocke ist dagegen blitzblank poliert, um sowohl den Traditionalisten als auch die Bling Bling-Elster im Trommler anzusprechen.
Ein Chapeau! an die Produktentwickler dieser Tage, die sich in Zeiten des völligen Überflusses immer wieder neue Dinge einfallen lassen, um den Markt interessant zu halten. Wenn man dem Kunden dann an Stelle eines „kenn´ ich doch schon“ oder „laaangweilig“ ein „will ich haben“ entlocken kann, hat man alles richtig gemacht. Aber die Soundcaster Fusion Serie, deren Entwicklung übrigens ganze fünf Monate dauerte, hat neben dem Look auch noch ein paar andere, ganz handfeste Argumente auf ihrer Seite.
Details
Umfangreiche Modellreihe aus der Gutenstetter Beckenbau-Maschine
Die Modellanzahl der Soundcaster Fusion Serie umfasst aktuell 23 Exemplare, die mir, bis auf das 14 Zoll Thin Crash, das 19 Zoll Powerful Crash und das 10 Zoll Splash, für diesen Test komplett vorliegen. Die Crash-Becken und die Rides kommen in in den Gewichtsklassen Thin, Medium und Powerful daher, während die Hi-Hats ausschließlich in Medium-Stärke angeboten werden. Auch die Chinas, Splashes und Trash Crashes sind nur in jeweils einer Gewichtsklasse erhältlich.
Es folgt: Tim‘s kleiner Reiseführer in die Geschichte der Beckenproduktion
Schlagzeugzimbeln werden zum überwiegenden Teil aus Bronze, einer Mischung aus Kupfer und Zinn, hergestellt. B20 Bronze (80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Zinn) ist das Material, das für die meisten Oberklasse- Becken verwendet wird und dessen Sound generell als dunkel, voll und komplex beschrieben wird. B8 Bronze (92 Prozent Kupfer und 8 Prozent Zinn) dagegen kommt häufig bei Einsteigerbecken zum Einsatz und klingt höhenreicher und weniger differenziert. Der Stoff, aus dem die Soundcaster Becken gemacht sind, trägt den Namen B12 und ist – wer errät es? – eine Mischung aus 88 Prozent Kupfer und 12 Prozent Zinn. Wegen des geringeren Zinnanteils ist dieses Material deutlich einfacher zu verarbeiten als B20. So kommen bei B12 also hochwertiger Sound und überschaubarer Arbeitsaufwand zusammen. Toll, oder? Dieser Umstand ist auch der Grund für die einigermaßen moderaten Kaufpreise der Soundcaster Fusion Becken.
1/3 Die Meinl Soundcaster Fusion Hi-Hats gibt es in 13 Zoll…
2/3 … und in 14 Zoll Größe zu erwerben.
3/3 Das 20er China im Detail
Die Oberflächen bieten eine bunte Mischung aus Hämmerungen und Polituren in Perfektion
Das optisch auffälligste Merkmal der Serie ist die Kombination der unterschiedlichen Finishes. Der Bereich um die spiegelglatten Glocken herum ist nicht abgedreht, sondern auf Hochglanz poliert und gehämmert, während die Bearbeitung der äußeren, fein abgedrehten Fläche für jedes Modell individuell in Form und Muster festgelegt wird. Alle genannten Arbeitsschritte – einschließlich der eingravierten Logos und Designs – passieren rein maschinell im Meinl Werk in Gutenstetten und zeigen ein Verarbeitungsniveau, das an Perfektion kaum zu überbieten ist. Dabei reicht die Bandbreite von flächendeckender Mikrohämmerung bei den Thin Crashes bis hin zu sehr großen, an Handarbeit erinnernde Einschläge bei den mit acht Löchern versehenen Trash Crashes.
1/4 Hier sind die unterschiedlich großen Hammermale gut zu erkennen.
2/4 Wie mit dem Zirkel ist der Übergang zwischen den zwei Finish-Zonen gezogen.
3/4 Das Flammen-Design ist Geschmackssache, doch auf den Sound kommt es an.
4/4 Innen gehämmert, außen löchrig – ein Fusion Trash Crash.
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Praxis
Die Hi Hats: sportlich und funky, aber etwas schwach im Fußraum
Der Grundsound der beiden Hi-Hat Modelle ist modern, zackig und eher auf kurze Impulse als auf Flächigkeit angelegt. Die 13 Zoll Hi-Hat ist dabei naturgemäß etwas „sportlicher“ als die 14er Ausführung. Ihr Sound ist prägnant und kurz, und sie reagiert aufgrund ihrer geringen Materialstärke blitzschnell auf Seitenhiebe und kurze Öffnungen. Funky! Für meinen Geschmack haben allerdings Tip-Schläge in geschlossenem Zustand zu wenig Substanz. Auch reagieren die Becken sehr sensibel auf Druckunterschiede durch den wippenden Hi-Hat-Fuß. Im Audiobeispiel kann man das Oing Boing, das dadurch entsteht, sehr gut hören. Der getretene Chick- Sound fällt eher schwach aus. Ich würde sagen, „Funky Side Hi-Hat“ wäre ein guter Job für dieses Modell. Die 14er Hi-Hat ist dagegen für die Vollnutzung bestens geeignet – vorausgesetzt, es soll kein traditioneller Jazz gespielt werden. Sie bildet Stockanschläge in geschlossenem Zustand sehr artikuliert ab, klingt recht kurz, ist mittellaut und passt damit gut in moderne Popmusik. Auch bei geöffneter Spielweise ergibt sich ein ausgewogenes Klangbild. Wie bei der 13er ist auch bei diesem Modell der Chick-Sound nicht der stärkste, was aber im Pop auch nicht so häufig gefordert ist. Einziger Minuspunkt ist ein leichtes „Klingeln“, das von der Glocke ausgeht.
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13 Zoll Hi-Hat Solo14 Zoll Hi-Hat Solo
Eindeutige Familienähnlichkeit und moderne Klänge bei den Ridebecken
Die drei 20 Zoll Rides in Thin-, Medium- und Powerful-Ausführung haben einen einheitlichen Klangcharakter bei moderater Lautstärke und sind tonal hervorragend aufeinander abgestimmt. Mit zunehmendem Gewicht nimmt die Klarheit der Stockanschläge zu, das Grundrauschen nimmt entsprechend ab und der Grundton erhöht sich. Das 22 Zoll Powerful Ride hat ein wenig mehr Dampf und entwickelt, dank seines tieferen Grundtones, mehr klangliche Kraft, fällt dabei aber nicht aus dem Rahmen. In Sachen Artikulation liegt es gleichauf mit dem 20er Powerful Ride. Der Grundsound der gesamten Ride-Abteilung ist eindeutig modern und fokussiert, aber seidig mit klar erkennbarer Tonalität. Ich höre auch ein „Sirren“, das mich ganz entfernt an alte Zildjian Avedis erinnert. Das Spielgefühl aller Rides ist modern und stabil, soll heißen, nicht so wuschelig wie bei bei dünnen Jazzbecken. Dafür öffnen sich die Soundcaster Fusions klanglich auch nicht so sehr wie diese. Als Einsatzbereich würde ich zeitgenössische Pop-und Rockmusik vorschlagen.
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20 Zoll Thin Ride Solo20 Zoll Medium Ride Solo20 Zoll Power Ride SoloAlle drei 20 Zoll Ride Becken im Vergleich20 Zoll Power Ride Stickdefinition Demo22 Zoll Power Ride Solo
Moderne Crashbecken mit feiner tonaler Abstimmung
Den Anfang bei den Crashes machen die 18 Zöller. Ihr Klangcharakter ist ebenso modern, sirrig-seidig und tonal wie der der Ride-Kollegen. Auffällig ist, dass die Grundtöne der 18 Zoll Crash-Becken mit denen der 20 Zoll Rides der entsprechenden Gewichtsklasse exakt übereinstimmen. Dadurch harmonieren sie im Set bestens miteinander. Das Sustain ist irgendwo zwischen mittel und kurz anzusiedeln, so dass im Zusammenspiel mit einem Ride-Becken der Ausklang des Crashes zügig wieder im Ride-Rauschen verschwunden ist. Bei den Medium- und Powerful-Modellen mischt sich ein leichter Pfeifton in die Ausklangphase, der sich jedoch in Grenzen hält, so dass dies auch als klanglicher Biss ausgelegt werden kann. Das 20 Zoll Powerful Crash ist pfeiftonfrei. Klanglich ist es dem 18 Zöller derselben Gewichtsklasse sehr ähnlich, jedoch einen Ganzton tiefer im Pitch und mit längerem Sustain ausgestattet. Die 16 Zoll Modelle sind quasi die Sportvarianten der 18 Zöller, mit schnellerer Ansprache und kürzerem Sustain und bilden tonal die optimale Ergänzung zu den größeren Modellen. Der Vollständigkeit halber muss ich noch erwähnen, dass die 16er Thin und Powerful Crashes in einem ähnlichen Maße wie ihre 18 Zoll Kollegen im Ausklang pfeifen. Ein Ausreißermodell habe ich jetzt noch zu verhauen, nämlich das 17 Zoll Medium Crash. Dies verhält sich nicht anders als erwartet zu den 16 Zoll Crashes, nämlich mit etwas tieferem Pitch und leicht längerem Sustain. Wer also einen soften Übergang zwischen seinem 16er und 18er sucht, kann sich dieses Modell noch dazwischen hängen. Terry Bozzio hätte seine helle Freude.
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16 Zoll Thin Crash Solo18 Zoll Thin Crash Solo16 Zoll Medium Crash Solo17 Zoll Medium Crash Solo18 Zoll Medium Crash Solo16 Zoll Power Crash Solo18 Zoll Power Crash Solo20 Zoll Power Crash SoloAlle drei 16 Zoll Crash Becken im Vergleich
Die Trash Crashes sind eine ganz eigene Spezies
An den 16 und 18 Zoll großen Trash Crashes habe ich meine helle Freude. Obwohl sie sich im Gewicht kaum von den Thin Crashes unterscheiden, sind sie doch ganz anders als die anderen Kinder. Ihr Sound ist im Vergleich trashiger und rauschiger, zudem kürzer im Sustain. Im Set geben sie einen kräftigen, fauchenden Impuls ab und sind dann schnell wieder verschwunden. Jetzt müsste die Serie nur noch um ein Paar Hi-Hats und ein Ride-Becken mit den gleichen Klangeigenschaften erweitert werden, dann wäre ich sehr zufrieden.
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16 Zoll Trash Crash Solo18 Zoll Trash Crash Solo
Drei Chinesen und ein Splashbecken vertreten die klassische Effekt-Abteilung
Das 16 Zoll China spricht schnell an und hat ein recht kurzes Sustain. Sein Sound ist sehr rauschig und schön schmutzig, wie es sich für ein China gehört. Damit ist es bestens für zackige Impulse geeignet. Das 18 Zoll Modell klingt, vor allem bei geringen Spiellautstärken, deutlich tonaler als sein kleiner Kollege. Erst wenn man ein wenig reinhaut, kommen die typischen China-Klangeigenschaften zum Vorschein. Beim Anschlag reagiert es etwas träger als das 16er, hat aber mehr klangliche Fülle und mehr Sustain. Noch mehr klangliche Größe bietet das sehr rund und ausgewogen klingende 20 Zoll-Modell, das sich besser für atmosphärische Sounds als für aggressive Attacks eignet. Die Tonalität ist weniger ausgeprägt als beim 18 Zoll Modell, und genau darum gefällt es mir von den dreien am besten. Das acht Zoll große Splash-Becken hinterlässt kaum eine Zahl auf dem Display meiner Waage. Umso erstaunter bin ich über den stattlichen Anteil tiefer Frequenzen meines Testbeckens. Wie in einer zweiten Ebene darüber liefert es aber mit einem sehr diversen, feinen Rauschen auch das, was man von einem solchen Becken erwartet. Allerdings muss ich, um ein ordentliches „Splash“ geliefert zu bekommen, ein wenig Input mit dem Stock geben.
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16 Zoll China Solo18 Zoll China Solo20 Zoll China Solo8 Zoll Splash Solo
In den folgenden Klangbeispielen sind jeweils verschiedene Beckenzusammenstellungen im Set zu hören:
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Groove mit allen drei China BeckenGroove mit allen drei 18 Zoll CrashbeckenGroove mit 14er Hi-Hat und 16 und 18 Trash CrashesSechzehntel-Groove mit 14er Hi-HatSechzehntel-Groove mit 13er Hi-HatCool Groove mit 17 Medium Crash und 14er Hi-HatFrickel-Groove mit allen drei Powerful CrashbeckenLight Groove mit 20er Thin Ride und Thin CrashesFrickel-Groove mit 13er Hi-Hat und allen drei ChinasLight Groove mit dem 22er Powerful RideGroove mit 20er Medium Ride und Medium Crashes
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Fazit
Das sehr detailreiche Konzept der Soundcaster Fusion Serie ist für mein Empfinden einwandfrei gelungen. Durch die maschinelle Fertigung der Becken bleibt nahezu kein Platz für Verarbeitungsmängel, und die einzelnen Modelle passen sowohl tonal als auch in Bezug auf die Lautstärken bestens zusammen. Trotz der großen Auswahl kann man die einzelnen Becken wild miteinander kombinieren, und es kommt immer etwas Brauchbares heraus. Der Einsatzbereich der Soundcaster Fusion Serie ist moderne Popmusik. Ihr Sound ist klar und fokussiert mit kurzem Sustain. Durch die maschinelle Fertigung, ebenso wie die Materialauswahl (B12 Bronze) sind die Becken, trotz der Herstellung in Deutschland, zu moderaten Preisen zu haben. Wenn es also sachlich nichts einzuwenden gibt, bleibt der Rest Geschmackssache. Meinen Geschmack haben übrigens die Trash Crashes besonders getroffen.
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Knecht ruprecht sagt:
#1 - 24.03.2023 um 09:15 Uhr
Gute becken zu günstigen Preisen!Zehn Jahre her.jetzt sind ungünstige Preise und schlechtere qualität vorrangig.