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Meinl Byzance Jazz-Serie Test

Die traditionelle Beckenschmiedekunst ist ja bekanntlich sehr eng mit der Türkei und vor allem mit der Stadt Istanbul verbunden. Es sind eine Reihe Hersteller in der Stadt auf den beiden Kontinenten beheimatet. Auch die Firma Zildjian hat ihren Ursprung in der Stadt am Bosporus. So wurde zum Beispiel die “K Constantinople”-Serie, die stark von den alten türkischen Zildjians inspiriert ist, nach dem früheren Namen Istanbuls benannt. Im Hause Meinl bezog man sich bei der Namensgebung auf noch frühere Zeiten, als die Stadt noch Byzanz hieß. Damit wird schon deutlich, dass es sich hier um eine Serie mit einer starken traditionellen Ausprägung handelt, wobei die zum Test vorliegenden Byzance Jazz Becken ganz klar die legendären Swing- und Bebop-Sounds der 1950er- und 60er-Jahre zum Vorbild haben.

Die Firma Meinl hat in den letzten Jahrzehnten eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Wurden die Becken des süddeutschen Herstellers in den 70er noch als Anfängerinstrumente belächelt, setzte Meinl Mitte der 80er mit der Einführung der Serien Profile und Raker ein klares Statement in Richtung Profilager. Hier wurde bewusst auf die Rude- und 2002-Serien aus dem Hause Paiste geschielt und die Meinl-Becken schlugen sich im Vergleich sogar recht passabel. Seitdem brachte Meinl alle paar Jahre neue, innovative Serien auf den Markt, wobei man auch immer wieder mit neuen Materialien experimentierte. Zur Zeit bietet die Firma als einziger Hersteller vier verschiedene Bronze-Legierungen, nämlich B8, B10, B12 und B20 an. Da die B20-Spezialisten ja bekanntlich in der Türkei sitzen, eröffnete Meinl vor zehn Jahren eine Produktionsstätte im türkischen Samsun, um dort die Becken der Byzance-Serie auf traditionelle Art und Weise aus B20-Bronze gießen und hämmern zu lassen. Lediglich die finale Oberflächenbehandlung wird im deutschen Stammwerk in Gutenstetten durchgeführt. Die Byzance-Familie ist momentan in sechs Soundvarianten erhältlich, die sämtliche musikalische Einsatzbereiche abdecken und sich nicht nur klanglich, sondern auch optisch durch verschiedene Finishes voneinander unterscheiden. Es handelt sich dabei um die Serien Traditional, Brilliant, Dark, Extra Dry, Jazz und Vintage, wobei die letztgenannte nur ein einziges Becken (das 20“ Benny Greb Sand Ride) beinhaltet. Die Jazz-Serie ist seit 2007 erhältlich und gewann bereits im selben Jahr den M.I.P.A. (Musikmesse International Press Award), der als eine Art Grammy der Musikinstrumentenindustrie gilt. Ob diese preisgekrönten Becken tatsächlich mit den Schätzen vergangener Zeiten konkurrieren können, soll in diesem Test untersucht werden.

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Details

Folgende Becken der Meinl Byzance Jazz Serie wurden mir zum Test zur Verfügung gestellt: zwei Paar Hi-Hats (13“, 14“), ein Splash (10“), drei Extra Thin Crashes (16“, 17“, 18“), ein Thin Ride (20“), ein Sweet Light Ride (20“), zwei Extra Thin Rides (20“, 22“) sowie ein Club Ride und ein China Ride (beide 22“). Schon beim Transport der Pakete fällt mir das erstaunlich geringe Gewicht der Becken auf. Nach einem kurzen Blick auf den Lieferschein zweifle ich wirklich für einen Moment an der Vollständigkeit der Lieferung. Die Inhaltskontrolle sorgt aber schnell für Erleichterung: alle 14 Becken vorhanden, fein säuberlich in separate Tüten verpackt. Diese metallenen Fliegengewichte flüstern einem schon beim Anblick leise „Jazz“ ins Ohr, und so krame ich erstmal meine alten Jazzplatten heraus, um mich mit den Sounds der Originale vertraut zu machen. Mit diesen Klängen im Kopf geht es anschließend direkt zum Aufnehmen ins Studio. Aber zunächst will ich kurz auf die Grundzüge der Serie eingehen: Die Becken werden, wie alle B20-Becken, aus flüssiger Bronze gegossen, gewalzt und gehämmert. Die Hämmerung erfolgt bei dieser Serie komplett von Hand und ist individuell auf die verschiedenen Beckentypen abgestimmt. Hierbei zahlt sich die langjährige Erfahrung der türkischen Beckenschmiede aus. Durch die manuelle Bearbeitung kann man beim Kauf eines Byzance-Beckens sicher sein, ein Unikat zu erwerben, denn handgehämmerte Becken desselben Typs klingen niemals vollkommen identisch, lediglich vom Grundcharakter her sind sie in etwa gleich. Die Oberflächen der Byzance Jazz Becken sind, bis auf die Hi-Hat Bottoms, im traditionellen Natural Finish gehalten und mit einer hauchdünnen Schicht Schutzlack versehen. Alle Becken tragen das goldgelbe Byzance-Logo, welches im deutschen Meinl-Werk mittels Lasertechnik aufgebracht wird. Soviel zu den Gemeinsamkeiten der getesteten Becken. Im Folgenden werde ich die einzelnen Modelle genauer beschreiben.

Thin Hi-Hats (13“/14“)

Die Modellpalette ist bei den Byzance Jazz Hi-Hats recht überschaubar. Es gibt ausschließlich Thin Modelle in 13“ und 14“, welche beide zum Test vorliegen. Die Top Becken der Hi-Hats sind im Natural Finish gehalten und fallen extrem leicht aus. Das 13“ bringt 710 Gramm auf die Waage, und das 14“ ist mit gerade mal 830 Gramm ebenfalls ein Leichtgewicht. Wie üblich sind die Bottom-Becken etwas schwerer, wobei der Unterschied bei diesen Modellen mit jeweils knapp 250 Gramm schon erheblich ist. Auffallend ist das recht flache Profil der Becken. Aufgrund der Tatsache, dass die Bottoms nicht abgedreht sind, offenbaren sie ein, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr „erdiges“ Erscheinungsbild. Die dunkle, naturbelassene Oberfläche ist mit vielen kleinen, runden, unregelmäßig gesetzten Hammerschlägen versehen, welche durch größere, kreisrunde, maschinell erzeugte Einschläge ergänzt werden. Die Kuppe ist gänzlich unbehandelt. Angesichts der außergewöhnlichen Optik könnte man fast meinen, es mit soeben ausgegrabenen, antiken Tellern zu tun zu haben. Das Top-Cymbal kommt im Vergleich wesentlich konventioneller daher. Es ist auf beiden Seiten fein abgedreht und zeigt auf dem Profil zahlreiche kleine Einschläge und dieselben großen Hämmerungsmale wie das Bottom-Becken.

Splash (10“)
Dieses nur in 10“ erhältliche Becken ist extrem dünn und mit etwa 200 Gramm wohl das leichteste Splash-Becken, das ich bisher in der Hand hatte. Da man ein solches Becken leicht überbeanspruchen kann, ist hier ein sensibles Händchen und entsprechend leichtes Werkzeug gefragt. Das Abdrehmuster ist sehr fein gehalten, und es sind über die ganze Spielfläche – abgesehen von der Kuppe – kleine, nicht allzu tiefe Hammerschläge verteilt.

Extra Thin Rides (20“/22“)
Die Extra Thin Rides, erhältlich in 20“ und 22“, machen ihrem Namen alle Ehre. Sie sind mit 1600 bzw. 1900 Gramm wirklich außergewöhnlich leicht und bringen weniger Gewicht auf die Waage als die meisten Thin Crash-Becken. Die Becken sind deutlich gröber abgedreht als das Hi-Hat Top, verfügen aber ebenfalls über eine Kombination zweier verschiedener Hämmerungsmethoden. Die sehr intensive, dichte manuelle Hämmerung mit feinen Einschlägen wird ergänzt durch ein maschinell erzeugtes Muster mit großen, kreisförmigen Einschlägen. Die Kuppen wurden hierbei ausgespart.

Thin Ride (20“)
Von den in 20“ und 22“ erhältlichen Thin Rides lag das kleinere Modell zum Test vor. Das Profil fällt im Vergleich zum 20“ Extra Thin Ride etwas flacher aus. Ansonsten sind die Becken bezüglich der Bearbeitung  identisch. Mit 1770 Gramm ist das Thin zwar geringfügig schwerer als das Extra Thin, aber immer noch ausgesprochen leicht für ein Ride-Becken.

Sweet Light Ride (20“)
Das 20“ Sweet Light Ride liegt gewichtsmäßig zwischen dem Thin und Extra Thin Ride und ist ebenso fein abgedreht. Allerdings ist die Kuppe des Sweet Light Rides im Vergleich deutlich kleiner, und es kam hier nur eine Hämmerungsmethode zum Einsatz, nämlich jene mit den vielen kleinen, verhältnismäßig tiefen Einschlägen.

Extra Thin Crashes (16“/17“/18“)
Die Extra Thin Crash-Palette liegt in allen drei erhältlichen Größen von 16“ bis 18“ zum Test vor. Diese Becken gehören zu den leichtesten Crashes, die auf dem Markt erhältlich sind. Strukturell ähneln sie dem Sweet Light Ride, allerdings mit dem Unterschied, dass die Hämmerungsmale bei den Crashes flacher ausfallen. Interessanterweise ist die Kuppe des 17“ Beckens intensiv gehämmert, während sich bei den anderen beiden Modellen nur jeweils drei bis vier Einschläge finden. Entweder war der zuständige Beckenschmied hier etwas zu übereifrig oder die Hämmerung diente dem finalen Feintuning des Beckens. Wie auch immer, hieran sieht man deutlich, dass die Byzance Becken Unikate sind und sich selbst innerhalb einer Kategorie mehr oder weniger deutlich voneinander unterscheiden können.

Club Ride (22“)
In Zusammenarbeit mit dem populären deutschen Jazz- und Sessiondrummer Wolfgang Haffner entwickelte Meinl das Club Ride in den Größen 20“ und 22“, wobei ich das letztere Modell zum Test vorliegen habe. Das Cymbal ist im Prinzip ein Flat Ride, verfügt also über keine Kuppe. Allerdings ist es schwerer als vergleichbare Becken. Meinl hat das Club Ride bereits ab Werk mit vier Sizzles versehen, um dem für diese Beckenkategorie typischen trockenen Sound mehr Leben einzuhauchen. Neben der vollflächigen feinen Hämmerung zeigt dieses Cymbal auch die sehr deutlichen, großen runden Hammereinschläge wie bei den Thin bzw. Extra Thin Rides. Das Club Ride ist ähnlich fein abgedreht wie die Hi-Hat-Becken.

China Ride (22“)
Beim 22“ China Ride springt sofort das sehr auffällige, wunderschöne Hämmerungsmuster, bestehend aus zahlreichen kleinen, tiefen Einschlägen, ins Auge. Es ähnelt im Großen und Ganzen dem des Sweet Light Rides, wobei die Hämmerung aber hier noch prägnanter ist. Bezüglich des Abdrehmusters finden wir hier die gröbere Variante vor. Das 2100 Gramm leichte Becken verfügt über eine winzige Kuppe sowie einen relativ breit umgebogenen Rand und gehört damit im Prinzip in die Gruppe der Swish-Becken. Als Besonderheit hat Meinl dem China Ride acht Sizzles spendiert.

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Praxis
Die Verarbeitung der Becken ist im Prinzip sehr gut. Die Ränder und Mittellöcher sind sauber entgratet, die Finishes makellos ausgeführt. Alle Becken sind auch sehr akkurat in Form gehämmert worden, denn sie liegen plan auf einer ebenen Fläche auf. Eine Kleinigkeit, die das Bild etwas trübt, fällt mir dann aber doch auf: Insgesamt fünf der zwölf Einzelbecken sind ungleichmäßig gegossen, was sich darin äußert, dass sie sich auf dem Beckenständer nach einer Weile immer in die gleiche Endposition drehen. Man kann teilweise sogar mit dem bloßen Auge sehen, dass die Materialstärke am Rand auf den gegenüberliegenden Seiten unterschiedlich ausfällt. Hier müsste meines Erachtens die Qualitätskontrolle im türkischen Werk etwas sorgfältiger sein. Doch das Wichtigste ist natürlich der Sound, und den wollen wir im folgenden Abschnitt untersuchen.
Thin Hi-Hats
Spielt man das Top-Becken der 14“ Hi-Hat einzeln an, so erklingt ein recht eigenwilliger, dunkler, beinahe trashiger Sound, der über wenig hochfrequente Anteile verfügt. Interessanterweise tritt diese extreme Charakteristik aber bei geschlossener Spielweise weniger stark hervor. Dies liegt daran, dass das schwere Bottom dem Gesamtsound einige hohe Frequenzen hinzufügt, wodurch das Spektrum insgesamt etwas breiter wird. Dennoch haben diese Becken eine besondere Note, wobei der warme, mittenbetonte, leicht verwaschene Klangcharakter sofort Assoziationen mit Soul und Motown-Sound hervorruft. Bei halboffener Spielweise zeigt sich, dass die Thin Hi-Hats trotz der leichten Tops auch ganz ordentlich Dampf machen können, ohne dabei aufdringlich zu klingen. Die Ansprache der Becken ist durchweg sehr gut, der Chick-Sound setzt sich trotz des geringen Gewichts immer gut durch. Im direkten Vergleich verfügen die beiden Testpaare über eine ähnliche Klangcharakteristik, wobei das 13“ Modell tonal eine Stufe höher angesiedelt und insgesamt etwas leiser ist.

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13″ HH solo 13″ HH Chick 13″ HH Groove 1 13″ HH Groove 2 14″ HH solo 14″ HH Chick 14″ HH Groove 1 14″ HH Groove 2

Splash
Das hauchdünne Splash bietet erwartungsgemäß eine sehr schnelle Ansprache und kann innerhalb eines Percussion-Setups auch mühelos mit den bloßen Händen gespielt werden. Dieses kleine Ding hat es soundmäßig wirklich in sich. Es klingt schön kurz und kompakt und hat dabei die für die Byzance Jazz Becken typische dunkle Färbung, wodurch sich der weiche Sound immer wunderbar in die Musik integriert und niemals unangenehm heraussticht. Dabei ist der Sound für ein so kleines Becken erstaunlich facettenreich. Viel besser kann ein Splash meines Erachtens nicht klingen.

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10″ SP solo

Extra Thin Rides
Diese beiden extrem leichten Becken entwickeln einen seidenweichen, dunklen Klangteppich, der von einem deutlichen Vintage-Charakter geprägt ist. Die Aufschläge des Sticks sind eingebettet in ein düsteres Grundrauschen, welches beim 22“ Modell besonders schön hervortritt. Das 20“ Becken ist tonal etwas höher angesiedelt, verfügt aber über die gleiche Grundcharakteristik. Dank des nicht allzu langen Sustains bleiben die Stockaufschläge bei beiden Becken auch bei schnell gespielten Patterns immer gut hörbar, wobei man nicht zu schwere Sticks wählen sollte, denn dann gewinnt das Grundrauschen schnell die Oberhand. Die Kuppe der Becken ist in den Gesamtklang integriert, bietet also nicht den für schwerere Ride-Becken typischen glockigen Ton, denn dafür besitzt sie einfach zu wenig Masse … ein Kompromiss, den das geringe Gewicht zwangsläufig mit sich bringt. Dafür klingen aber Anschläge am Rand des Beckens absolut phänomenal. Gerade das 22“ Modell entwickelt einen gewaltigen, tiefen, exotisch anmutenden Crash-Sound, der seinesgleichen sucht. Der außergewöhnlichste Aspekt bei diesen Becken ist aber der „eingebaute“ Sizzle-Effekt, der sich in einem feinem hochfrequenten „Rasseln“ äußert, welches sich in perfekter Weise mit dem dunklen Grundsound verbindet. Beim ersten Anspielen des 22“ Beckens hatte ich zunächst den Verdacht, dass mein Beckenständer diese Geräusche produziert. Nachdem ich das Becken dann aber testweise auf dem Finger balancierend angeschlagen habe, war der Effekt immer noch zu hören. Ein Riss war definitiv auch nicht vorhanden, und so staune ich immer noch darüber, wie Meinl diesen Sound hinbekommen hat. Dieses Phänomen, das man im Einzelsoundfile gut hören kann, tritt in etwas abgeschwächter Form auch beim 20“ Becken auf und ist mir so noch nie vorher begegnet. Auf jeden Fall ein sehr interessanter Effekt.

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20″ Extra Thin RD solo 22″ Extra Thin RD solo

Thin Ride / Sweet Light Ride
Das 20“ Thin Ride ist in Bezug auf die Tonhöhe eine Stufe höher angesiedelt als das vergleichbare Extra Thin. Der Sticksound ist im direkten Vergleich etwas definierter, wobei das dunkle, harmonische Grundrauschen aber immer gut vernehmbar bleibt. Die Glocke ist lauter und prägnanter als bei der dünneren Variante und eignet sich daher gut für Akzentuierungen innerhalb schneller Patterns. Aufgrund des höheren Gewichts reagiert das Becken beim Ancrashen zwar etwas langsamer bei gleichzeitig leicht verlängertem Sustain, aber der Crash-Sound klingt auch hier, sowohl von der Ansprache als auch von der Klangfülle her, ganz hervorragend. Alles in allem ist der Sound des Beckens weniger extrem, aber auf der anderen Seite vielseitiger einsetzbar als der des 20“ Extra Thin Rides. Wer nach dem klassischen Jazz Ride Sound sucht, wie man ihn von den alten 60er Jahre Platten kennt, sollte das Thin Ride unbedingt mal testen.
Innerhalb der Testgruppe fällt das Sweet Light Ride etwas aus dem Rahmen, da es fast schon einen „normalen“ Ride-Sound bietet, was natürlich keineswegs als Manko zu verstehen sein soll. Im Vergleich zum gewichtsmäßig ähnlich gelagerten Thin Ride entwickelt das Becken einen mittenbetonteren, weniger trashigen Klang mit einem gleichzeitig leicht erweiterten Frequenzspektrum. Dadurch wirkt es im musikalischen Zusammenhang etwas dominanter, aber dennoch nicht aufdringlich. Bei moderater Spielweise herrscht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sticksound und Grundrauschen, wobei die Kuppe weniger prägnant als beim Thin Ride klingt. Der Dynamikbereich des Beckens ist relativ groß, das heisst, dass es bei kräftiger Spielweise und auch beim Ancrashen recht laut werden kann. Ich würde es innerhalb der getesteten Becken als das am wenigsten typische Jazz Cymbal bezeichnen, dafür dürfte es aber in Genres wie Pop, Folk oder Blues eine sehr gute Figur machen.

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20″ Thin RD solo 20″ Sweet Light RD solo

Extra Thin Crashes
Der Sound der drei Extra Thin Crashes ist gekennzeichnet durch ein äußerst explosives Attack, gepaart mit einem kurzen Sustain. Dabei entsteht ein dunkler, exotischer Sound mit einer mehr oder weniger trashigen Komponente, die fast schon an ein Chinabecken erinnert. Aufgrund der geringen Materialstärke steht das volle Klangspektrum schon bei sehr soften Anschlägen zur Verfügung. Daher sind die Becken nicht nur im Jazz, sondern auch in anderen, akustisch geprägten Genres einsetzbar. Interessanterweise bieten die drei Crashes, unabhängig von der Größe, recht unterschiedliche Klangfärbungen. Das 17“ Becken hat ganz klar die am stärksten ausgeprägte Trash-Komponente, während das 18“ im Vergleich dazu relativ konventionell klingt. Das 16“ Becken liegt irgendwo dazwischen. Die manuelle Fertigung birgt eben gewisse Spielräume beziehungsweise Varianzen in sich, die hier deutlich zum Tragen kommen. Eine klare tonale Reihe wie bei maschinell gefertigten Becken ist bei den Extra Thin Crashes nicht zu erkennen, vielmehr hat jedes der Becken seine ganz eigenen Reize.

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16″ Extra Thin CR solo 17″ Extra Thin CR solo 18″ Extra Thin CR solo alle drei CR zusammen

Club Ride / China Ride
Der Name „Club Ride“ vermittelt schon deutlich, dass es sich hier nicht um ein Becken für die großen Bühnen, sondern eher für den verrauchten Jazzclub handelt. Dementsprechend ist die Lautstärke dieses Rides nach oben hin auch begrenzt, was in erster Linie der besonderen Anatomie zu verdanken ist. Flat Rides verfügen nun mal naturgemäß nicht über den anschwellenden Charakter herkömmlicher Becken und werden vorwiegend in ruhigen Spielarten des Jazz eingesetzt. Der normalerweise recht kühle, trockene Sound eines Flat Rides tritt beim Club Ride weniger stark in Erscheinung. Aufgrund der Größe von 22” strahlt das Becken eine gewisse Wärme aus, wobei bei der silbrige Attack von einem dunklen Grundrauschen und dem schimmernden Sound der Sizzles ergänzt wird. Der Stockaufschlag bleibt dabei immer sehr klar zu hören, da der Sizzle-Effekt bei diesem Becken relativ dezent klingt. Und hier komme ich auch zum einzigen kleinen Kritikpunkt: Vielleicht hätte man dem Club Ride zwei oder vier Nieten mehr spendieren sollen. Dies hätte geholfen, diesen schönen Effekt stärker herauszuarbeiten.
Das China Ride stellt, wie der Name schon nahelegt, eine gelungene Symbiose aus China- und Ride-Becken dar. Durch die winzig kleine Kuppe schwillt es beim Ancrashen nicht so stark an wie herkömmliche Chinabecken, was aber durchaus Sinn macht, denn dadurch bleibt es bei seiner Zweitfunktion, dem Ride-Spiel, immer gut kontrollierbar. Der Grundcharakter des China Ride ist dunkel, mystisch, geheimnisvoll, wobei die Sizzles einen flirrenden Klangteppich darüberlegen, durch den das Becken im musikalischen Zusammenhang besser trägt. Für kurze Akzente während des Ride-Spiels reichen mittelstarke Anschläge am Rand vollkommen aus, denn der typische fauchende Sound setzt sich auch bei moderater Anschlagstärke mühelos durch. Überhaupt lädt das Becken durch den Sizzle-Sound und das  modulierende Sustain eher zu Ride-Figuren mit einer exotischen Klangfärbung als zu kräftigen Einzelakzenten ein. Ein sehr interessantes Becken, das jedem Jazz-Setup eine außergewöhnliche Klangfarbe hinzufügt!

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22″ China RD 22″ Club RD
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Die Firma Meinl hat mit der Einführung der Byzance Jazz Serie einen mutigen Schritt auf ein Terrain gewagt, das bisher anderen, vorwiegend türkischen Herstellern vorbehalten war. Das Konzept geht voll auf. Aufgrund der Tatsache, dass die Becken zum größten Teil in der Türkei von erfahrenen Beckenschmieden fast komplett von Hand hergestellt werden, ist der traditionelle Jazz-Sound schon quasi im Erbgut verankert. Aber die Serie bietet neben klassischen Jazzbecken auch einige außergewöhnliche Sounds wie zum Beispiel das China Ride, so dass auch Individualisten voll auf ihre Kosten kommen. Wegen ihrer sensiblen Ansprache sind die Becken nicht nur im Jazz, sondern auch in Genres wie Singer/Songwriter, Folk, Blues oder Soul einsetzbar. Die Modellpalette ist überschaubar, aber ausreichend groß, um sich sein individuelles Traum-Setup daraus zusammenzustellen. Dabei ist die Verarbeitung insgesamt auf einem hohen Niveau, von leichten Unausgewogenheiten in der Gewichtsverteilung mal abgesehen. Preislich liegen die Becken im selben Bereich wie die Sabian HH oder Zildjian K-Custom, das heisst, sie sind nicht gerade günstig, aber angesichts der Qualität sind die Preise absolut gerechtfertigt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gelungene Neuauflage alter Jazz-Sounds
  • individuelle Sounds dank traditioneller Handarbeit
  • edle Vintage-Optik
Contra
  • Becken sind teilweise ungleichmäßig gegossen
Artikelbild
Meinl Byzance Jazz-Serie Test
Für 339,00€ bei
Meinl_By_14_HH5
  • B20 Bronze
  • überwiegend manuelle Fertigung in der Türkei
  • Kombination verschiedener Hämmerungsmethoden
  • Veredelung und Oberflächenbehandlung in Deutschland
  • Preise (UVP):

13“ Jazz Thin Hi-Hat : 346,-
14“ Jazz Thin Hi-Hat : 385,-
10“ Splash                 : 128,-
16“ Extra Thin Crash : 275,-
17“ Extra Thin Crash : 305,-
18“ Extra Thin Crash : 328,-
20“ Sweet Light Ride : 414,-
20“ Thin Ride             : 414,-
20“ Extra Thin Ride   : 414,-
22“ Extra Thin Ride   : 545,-
22“ Club Ride            : 545,-
22“ China Ride           : 545,-

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