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Marshall SL5 Test

Der Marshall SL5 Vollröhrencombo im bonedo-Test – Schon seit Guns N’ Roses’ erstem Album “Appetite for destruction” schwört Slash auf Amps aus dem Hause Marshall. Man könnte sogar sagen, dass diese Verstärker ungefähr genau so wichtig für das Erscheinungsbild des Künstlers sind wie sein Zylinder oder seine bevorzugt gespielte Gibson Les Paul. Die engere Zusammenarbeit zwischen der britischen Verstärkerschmiede und Slash dauert auch schon eine ganze Weile an: 1996 erschien mit dem JCM 2555 Slashs erster Signature Amp, der nur bis 1997 produziert wurde, 2010 dann nach achtmonatiger Entwicklungsphase der ebenfalls streng limitierte AFD 100. Dieses Topteil war ein Replikat des speziell “frisierten” Amps, den Slash auf der ersten Guns N’ Roses Platte nutzte und dessen Sound Rockgeschichte schrieb.

Der Marshall SL5 macht seinem Namen(sgeber) alle Ehre
Der Marshall SL5 macht seinem Namen(sgeber) alle Ehre


Mit dem SL5 präsentiert Marshall nun einen 5-Watt-Röhrencombo, der die klanglichen Gene des AFD 100 ins sich trägt und uns Gitarristen diesen Sound auch im kleineren Rahmen ermöglichen soll. Trotz der geringen Größe und Wattzahl verspricht Marshall in der mitgelieferten Broschüre zu 100% den legendären AFD-Sound, der einem, wie es Marshall im RocknRoll Slang auszudrücken pflegt, gehörig in den Hintern tritt …

Details

Optik / Aufbau:

Beim Auspacken des Vollröhren-Combos (Vorstufe 3 x ECC83, Endstufe 1 x EL34)  bin ich von seiner Größe erst einmal ein wenig überrascht, da in den Ankündigungen zu Slashs neuem Amp der Begriff “Übungsverstärker” des häufigeren auftauchte. Mit seinen 23 Kg legt der Amp aber doch ein ordentliches Gewicht auf die Waage und auch sonst erinnert sein Erscheinungsbild eher an das eines ausgewachsenen, livetauglichen Amp als an das eines Verstärkers fürs Wohnzimmer. Marshall hat seinem neuen Schützling jedoch eine Umschaltung spendiert, die den Combo von fünf auf ein Watt drosselt. So lässt sich der SL5 auf jeden Fall auch daheim mit stärkerer Röhrensättigung spielen, ohne gleich die Nachbarn aus dem Bett zu werfen.

Fotostrecke: 3 Bilder Macht einen erwachsenen Eindruck: Slashs neuer Kompakt-Combo

Das Frontpanel ist, genau wie beim AFD 100, in Silber gehalten. Es macht dadurch einen etwas schlichteren Eindruck als das anderer Marshall Amps, unterstreicht aber auch gleichzeitig den Rest des Designs, das mir den Eindruck vermittelt, ein robustes Gerät vor mir zu haben. Das Gehäuse des SL5 ist schlicht mit schwarzem Kunststoff verkleidet, genau wie die Frontbespannung des Combos. Ein weißes Marshall Logo ziert die Front und auf dem Frontpanel finden wir rechts über der kleingedruckten Produktbezeichnung eher unauffällig die Unterschrift des Meisters.

Fotostrecke: 4 Bilder Das silberne Panel steht dem SL5 wirklich gut

Der SL5 ist mit zwei Kanälen ausgestattet, die sich gemeinsam eine EQ-Sektion teilen. Beim Anschließen der Gitarre an den Combo hat man die Wahl zwischen zwei Eingängen: Der Erste ist für Gitarren mit schwächerem Output konzipiert, Eingang Nr. 2 für Pickups mit mehr Dampf. Marshall rät aber auf jeden Fall dazu, mit beiden Inputs zu experimentieren und dann zu entscheiden, welcher sich für das eigene Instrument am besten eignet. Die Lautstärke des Clean-Channels ist über einen einzelnen Volume-Regler steuerbar. Ein kleiner Knopf daneben ist für die Kanalauswahl zuständig. Der Drive Channel bekommt traditionell einen Gainregler für die Eingangsverstärkung und einen Volume-Regler für die Gesamtlautstärke zugewiesen. Daneben finden wir einen schlichten Dreiband-EQ. Der Reverb ist digital und lässt sich ebenso mit einem kleinen Schalter aktivieren. Neben den beiden erwähnten Schaltern sind Leuchten zur Orientierung angebracht. Mit einem Presence Regler kann der Spieler noch einmal Einfluss auf den Frequenzverlauf der Höhen nehmen. Der Power Schalter des SL5 gibt einem neben dem An- und Ausschalten des Gerätes noch die Möglichkeit, den Amp im Standby-Modus laufen zu lassen.

Die Rückseite

Auf der Rückseite des Amps finden wir rechts vom Netzeingang eine Buchse für den Fußschalter (Reverb und Kanalauswahl) sowie zwei Ausgänge für Boxen mit einer Impedanz von 8 oder 16 Ohm. Wie schon erwähnt, lässt sich außerdem mit einem Schalter auswählen, ob der Amp mit einer Leistung von fünf oder einem Watt arbeiten soll. Unter den Anschlüssen befindet sich eine Kühlerleiste zur Belüftung – sonst ist die Rückseite des Combos geschlossen. Im Innenraum sorgt, auch ganz in klassischer Marshall-Manier, ein Celestion Vintage 30 für die Wiedergabe des Klangs. Auf der Oberseite ist ein Griff zum Transport angebracht, für einen sicheren TStand sorgen vier Gummifüße.

Fotostrecke: 3 Bilder Die (fast) geschlossene Rückseite des SL5
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Praxis

Natürlich darf für diesen, auf Slashs Wünsche zugeschnittenen Combo, im Test eine Les Paul nicht fehlen! Ich habe dafür eine relativ aktuelle Gibson Les Paul Special sowie eine weitere Les Paul Special mit Mini Humbuckern aus dem Jahre 1970 verwendet. Die ältere der beiden Paulas klingt etwas spröder, die Neuere geht auch vom Sound her in die moderne Richtung und ist insgesamt satter in den Mitten. Um noch etwas Abwechslung zu bieten, kam außerdem meine Fender Stratocaster zum Einsatz. Mikrofoniert habe ich den Amp mit einer Kombination aus einem dynamischen Sennheiser E 606 und einem t-bone RB 500 Bändchenmikrofon.

Marshall_SL5_Slash_Combo_008FIN Bild

Für die Aufnahme war der Amp im 5-Watt-Modus, zum Warmspielen auf ein Watt eingestellt. Vorab sei schon einmal verraten, dass sich bei dieser geringen Wattzahl wirklich hervorragende Röhrensounds in Zimmerlautstärke realisieren lassen. Dabei kommt es aber auch ein bisschen darauf an, wie man den Begriff “Zimmerlautstärke” definiert – auch ein einzelnes Watt kann schon ganz schön laut sein!
Ich beginne meinen Test mit der neueren Les Paul (Eingang 1) im Clean-Channel, stelle den EQ sowie den Presence-Regler mittig und somit neutral ein und drehe den Volume-Regler bis auf 2. Bei den ersten Akkord-Arpeggien erklingt ein Sound, der uns E-Gitarristen sehr vertraut sein dürfte. Die Bässe sind nicht allzu stark ausgeprägt, die Höhen haben eine gewisse Schärfe und in den Mitten nehme ich dieses typische “Klingeln” wahr, das für diesen Sound sehr charakteristisch ist und gut zu einer Les Paul passt. Um das Klischee zu unterstreichen, mische ich im Nachhinein dem Sound noch etwas Chorus hinzu.

Audio Samples
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Clean 1.1
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern), Hals-PU255535

Für das zweite Soundbeispiel drehe ich den Volume-Regler fast bis zur Hälfte auf und lange mit einem Akkordriff ordentlich in die Saiten. Das Beispiel zeigt die deutlichen Clean-Reserven des Combos. In den Höhen kann man schon ganz dezent Verzerrungen orten.
Selbe Einstellungen mit hinzugemischtem Chorus aus Logic Pro 9

Audio Samples
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Clean 1.2

Beim digitalen Hall hat man sich für ein deutliches Pre-Delay entschieden, dass mir gut gefällt.

Audio Samples
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Clean 2
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern), Hals und Steg-PU455535

Geht der Volume-Regler über 5, stellen sich mit Humbuckern so ganz allmählich deutlichere Verzerrungen ein, die dem Signal einen sehr durchsetzungsfähigen und angenehm rauen Charakter verleihen.

Audio Samples
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Clean 3
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern), Hals und Steg-PU655535

In derselben Einstellung spiele ich auch noch einmal mit meiner Stratocaster über den Amp. Mir persönlich gefällt der “klingelnde” Klangcharakter des Combos mit einer Les Paul besser. Mit den leistungsschwächeren Single Coils meiner Strat bleibt der Amp in diesem Setting noch relativ clean.

Audio Samples
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Clean 4
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Strat – Hals + Mittel PU655545

Zurück zur Les Paul! Ich drehe den Volume-Regler zu 3/4 auf. Toll, wie hier “crunchige” Sounds entstehen, die man sehr schön mit der Anschlagsstärke steuern bzw. färben kann.

Audio Samples
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Clean 5
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern) Hals- und Steg-PU855565

Auch für das letzte Melodiebeispiel im Clean-Channel lasse ich das Volumepoti des SL5 in dieser Einstellung. Die dabei entstehende leichte Kompression des Tons gefällt mir sehr gut!

Audio Samples
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Clean 6
GitarreClean VolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern) Steg-PU855535

Weiter geht’s im Drive-Channel. Volume- und Gainregler stehen auf 2 und ich spiele ein Akkordmuster mit Palm-Muting. Der crunchige Sound geht schon in Richtung Overdrive, wenn man etwas härter anschlägt, wie man am Ende des Beispiels gut hören kann.

Audio Samples
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Drive 1
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (1970) Hals-PU2255545

Ich bleibe in derselben Einstellung und schlage im folgenden Rock nRoll Beispiel deutlich härter an – daraus resultiert ein scharfer, durchsetzungsfähiger Overdrive-Sound.

Audio Samples
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Drive 2
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (1970) Hals-PU2255545

Für das nächste Riff drehe ich den Volume-Regler deutlich weiter auf und gebe der Vorstufe auch noch etwas mehr Pegel. Der Sound geht jetzt schon typisch in Richtung Hardrock und kommt mir, wie auch schon im ersten Clean-Beispiel, sehr bekannt vor.

Audio Samples
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Drive 3
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (modern) Steg-PU4455545

Jetzt wird es aber Zeit zu testen, wie sich der Drive Channel bei Leadsounds verhält. Für den Rhythmusgitarren-Part recorde ich noch einmal eine Gitarrenspur mit einem zurückgefahrenen Gain- und Volume-Setting. Für die Leadgitarre drehe ich den Gain- und Volume-Regler bis zur Hälfte auf. Schon in dieser Einstellung lässt sich ein breiter Rockgitarren-Solosound realisieren, der absolut authentisch daherkommt. Für etwas mehr Größe sorgt ein Stereodelay, das ich hinzumische.

Audio Samples
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Drive 4
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (1970) Steg-PU5555545

Auch klassische Heavy Metal Geschichten sind mit dem SL5 problemlos möglich, wie das nächste Beispiel beweist. Somit dürften auch Fans der etwas härteren Gangart auf ihre Kosten kommen!

Audio Samples
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Drive 5
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul Steg-PU7555545

Im letzten Beispiel will ich  sehen, ob der Amp wirklich die Les Paul zum Singen bringen kann und werde nicht enttäuscht! Für dieses Beispiel stehen Gain und Volume auf 8. Dem Sound spendiere ich ebenfalls noch ein Delay.

Audio Samples
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Drive 6
GitarreGainVolumeTrebleMiddleBassReverbPresence
Les Paul (1970) Steg-PU8855555
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Fazit

Die Mission, den AFD-Sound im Comboformat anzubieten, ist meiner Meinung nach auf jeden Fall gelungen. Wer nach klassischen Clean- und Distortionsounds aus dem Rockbereich sucht, bekommt mit dem SL5 einen wirklich gut verarbeiteten und robusten Amp zu einem fairen Kurs. Mit seinen fünf Watt Röhrenleistung kann man mit diesem Combo definitiv flexibel sowohl im Proberaum als auch bei kleineren Gigs agieren. Der digitale Hall macht eine gute Figur, genau so wie die Abstimmung der beiden Kanäle: Beim Wechsel in den Drive Channel hatte ich in keinem Moment das Gefühl, den Sound erst einmal mit dem EQ anpassen zu müssen. Gerade mit der Les Paul brachte der Combo den absoluten Wohlfühleffekt beim Spielen. Die 1-Watt-Lösung ist ebenfalls gelungen und bietet auch den typischen puren Rock n Roll Sound, nur leiser. Aufgrund seines Formats und seiner geringen Wattzahl stellt sich Slashs neuer Brüllwürfel für mich auch im Studioalltag als eine wirklich attraktive Lösung dar!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • klassische und authentische Cleansounds
  • Zerrverhalten in hohen Lautstärken im Clean-Channel
  • Abstimmung zwischen Clean- & Drive-Channel
  • Satte typische Rocksounds im Drive-Channel
  • Umschaltmöglichkeit auf 1 Watt
Contra
  • Keins
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Marshall SL5 Test
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Der Marshall SL5 macht seinem Namen(sgeber) alle Ehre
Der Marshall SL5 macht seinem Namen(sgeber) alle Ehre
Technische Daten
  • Hersteller: Marshall
  • Bezeichnung: SL5
  • Bauart: zweikanaliger Vollröhrencombo
  • Leistung: 5 Watt / 1 Watt (umschaltbar)
  • Kanäle: Clean / Overdrive
  • Klangregelung: 3-Band mit Presence
  • Effekte: digitaler Hall
  • Röhrenbestückung: Vorstufe 3 x ECC83, Endstufe 1 x EL34
  • Speaker: 12“ Celestion Vintage 30, 8 & 16 Ohm Speaker Output
  • Fußschalter: im Lieferumfang
  • Abmessungen: 500 x 490 x 285 mm (HxBxT)
  • Gewicht: 23 kg
  • Preis: 830,00 UVP
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