Jeder Keyboarder wird die Situation kennen: Man steht auf der Bühne, bedient mehrere Keyboards und muss zwischen den Songs immer die passenden Sounds und Presets auswählen. Als „Herr der Klänge und Tasten“ kommt man gerade bei komplexen Setups schon mal durcheinander, denn zahlreiches Umschalten erfordert schon eine gewisse Sorgfalt. Wer sich diese Arbeit in Zukunft etwas leichter machen möchte, dem wird sich der Sipario MIDI-Router von Lab4Music als nützlich erweisen. Der italienische MIDI-Router ermöglicht das Steuern von bis zu acht verschiedenen Geräten und erlaubt das Erstellen von insgesamt 40 Szenen, die sich jeweils aus 30 Performances à 8 Layer unterteilen lassen.
Lab4Music Sipario Test
Dabei eignet sich der Sipario nicht nur für den Livebetrieb: auch unter Studiobedingungen lässt er sich in diversen Szenarien prima verwenden. ‚Sipario‘ kommt aus dem Italienischen und bedeutet „Vorhang“. Interessanterweise gibt es den kleinen MIDI-Router schon seit knapp zwei Jahren und ist bisher das einzige Produkt der „Lab4Music“-Schmiede. Auffallend ist neben dem Metallgehäuse das farbige TFT-Display mit Touch-Funktion sowie eine recht überschaubare Bedienoberfläche. Schauen wir uns einmal genauer an, was der MIDI-Router so alles kann.
Details
Erster Eindruck
Der kleine italienische MIDI-Router präsentiert sich in einem robusten Metallgehäuse, das mit einem stattlichen Gewicht von 700 g weitaus schwerer ist, als es den Anschein hat. Bei der kompakten Bauweise ist das allerdings sehr von Vorteil: Immerhin steht die kleine schwarze „Kiste“ dank der Gummifüße rutschfest und bombensicher und lässt sich problemlos auf Keyboards, Racks oder Studiotischen abstellen. Optisch erinnert der MIDI-Merger dabei an einen kompakten Monitor-Controller. Durch die angewinkelte Oberfläche macht er auch auf meinem Schreibtisch eine gute Figur. Schön ist auch die Tatsache, dass der Router via USB mit Strom versorgt wird, was schon mal ein externes Netzteil überflüssig macht.
Wie bereits erwähnt, ist die Oberseite des Sipario sehr überschaubar. Neben dem mittig angeordneten, farbig leuchtenden TFT-Touch-Display mit 320 x 240 Pixeln gibt es noch einen Drehencoder mit Push-Funktion, einen Exit-Taster sowie den grün leuchtenden Fun-Taster. Letzterer ermöglicht ein Durchschalten durch die einzelnen Performances. Daneben wurden auf der Oberseite die wichtigsten Funktionen der Taster und Ausgänge gedruckt: Mein erster Eindruck ist sehr positiv.
Anschlüsse
Die Anschlüsse des Lab4Music Sipario sind auf der Rückseite des Geräts platziert. Auffällig sind vor allem die vier MIDI-Buchsen, die sich jeweils in zwei Ein- bzw. Ausgänge unterteilen lassen. Gleich daneben befindet sich eine USB-Buchse zum Aufstecken eines Speichermediums. Auf diesem können nicht nur Szenen abgespeichert werden: Auch Software-Updates können mit dessen Unterstützung aufgespielt werden. Eine Klinkenbuchse ermöglicht darüber hinaus das Anschließen eines Sustainpedals. Über eine äußere USB-Buchse wird der Sipario mit Strom versorgt.
2/3 Zwei MIDI-Eingänge und -Ausgänge ermöglichen das Anschließen verschiedener Geräte.
3/3 Über den USB-B-Anschluss wird der MIDI-Router mit Strom versorgt.
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Praxis
Inbetriebnahme
Sobald der Lab4Music Sipario per USB mit Strom versorgt wird, erwacht das Gerät zum Leben und zeigt sich von seiner bunten Seite. Tatsächlich leuchten dann nicht nur das farbige TFT-Display, sondern auch der Fun-Taster. Was zunächst etwas verspielt klingt, das hat einen recht einfachen Nutzen: Über den Fun-Taster werden die einzelnen Performances „durchgeschaltet“. Wer also gründlich programmiert, der muss später nur noch einen Taster betätigen, um zur nächsten Performance zu gelangen!
Direkt nach dem Einschalten startet der Sipario mit dem Hochfahren des Betriebssystems. Das dauert allerdings nicht lange, denn recht zügig steht die oberste Ebene des Betriebssystems zur Verfügung. Durch leichtes Drehen des Encoders wählt man die fünf obersten Menüpunkte: Scenes, USB, Settings, SysEx und Info an.
Leuchtender Fun-Taster: Mit ihm werden die einzelnen Performances „durchgeschaltet“.
Scenes-Menü
Starten wir deshalb direkt mit dem Scenes-Menü, denn hier werden die wichtigsten Einstellungen vorgenommen. Durch Drücken des Drehencoders erscheint eine Liste der insgesamt 40 Scenes, in denen jeweils 30 Performances abgespeichert werden können. Für den Live-Betrieb bedeutet das beispielsweise, dass eine Scene eine Setliste mit bis zu 30 Songs enthalten kann. Wählt man eine Scene aus, dann erscheinen sechs Felder, die zunächst mit Fragezeichen versehen sind. Diese können dann per Druck auf den Encoder ausgewählt und programmiert werden.
Für jede Performance lässt sich aus einer zur Verfügung stehenden Auswahl ein passendes Icon auswählen – so lassen sich die Performances gut voneinander trennen. Aus meiner Sicht ist diese grafische Methode allerdings nicht immer hilfreich, denn gerade bei aufwändigen Performances benötigt man eine individuellere Möglichkeit, die Presets zu benennen. Glücklicherweise gibt es alternativ auch die Option, Performances mit einem Namen zu versehen.
Hat man ein Icon bzw. ein Textfeld ausgewählt, dann können die Einstellungen einer jeden Performance auf insgesamt vier Seiten vorgenommen werden, die mit P1 bis P4 bezeichnet werden.
1/3 Direkt nach dem Einschalten des Sipario wird man vom Scene-Bildschirm begrüßt.
2/3 Das Scene-Menü unterteilt sich in die insgesamt 30 Performances.
3/3 Auf der ersten Seite der Performance werden die wichtigsten Zuweisungen vorgenommen.
Auf der ersten Seite (P1) bestimmt man zunächst, ob dieser „Layer“ überhaupt aktiv ist. Hier werden auch die MIDI-Kanäle zugewiesen: Zum einen die beiden physischen Ein- und Ausgänge des Routers, zum anderen die jeweils 16 Kanäle des Steuer- und Quellgeräts. Für jeden Layer kann außerdem die Keyrange eingestellt werden. Mit Pitch und A.Touch werden wahlweise Pitch sowie Aftertouch des Masterkeyboards ignoriert.
Auf der zweiten Seite der Layer geht es nun etwas weiter ins Detail. Über den Sustain-Register kann man entscheiden, ob das Sustainpedal des Masterkeyboards als Haltepedal arbeitet, oder beispielsweise einen Control-Change-Befehl sendet. Überhaupt können hier Program Change Befehle (Channel, Bank Msb, Bank Lsb) sowie Sysex-Befehle eingestellt werden. Sysex-Befehle lassen sich im Vorfeld in einem dafür eigenen Menüpunkt konfigurieren – dazu später aber mehr. Auch gibt es hier die Möglichkeit, die Velocity-Kurve in verschiedenen Presets zu verändern (Low, Normal, High und Custom), oder auch die Transposition zu verändern. Grundsätzlich sollte man als Anwender über gute MIDI-Kenntnisse verfügen!
Und damit nicht genug: Auf der dritten Seite des Layer-Menüs werden jede Menge Möglichkeiten geboten, Control-Change-Befehle zu „remappen“. Eingehende CC-Befehle vom Masterkeyboard werden dann sozusagen anderen CC-Befehlen im Quellgerät zugeordnet. Dieses Feature ist nützlich, wenn man beispielsweise mit dem Mod-Wheel des Masterkeyboards (Program Change 1) das Panorama (Control Change 10) eines Ziel-Sounds modulieren möchte. Pro Layer lassen sich hier zwei CC-Befehle verknüpfen.
Auf der vierten Seite des Layer-Menüs wird es dann wieder etwas überschaubarer, denn hier finden wir jede Menge wichtiger MIDI-Parameter, zu denen u.a. Volume, Reverb, Attack, Release, Cutoff und CC Thru gehören.
Weitere Menüpunkte
Neben dem Scenes-Menü verfügt der Sipario über vier weitere Menüpunkte, die nicht ganz unwichtig für die Bedienung des MIDI-Routers sind. Über den USB-Menüpunkt können beispielsweise Software-Updates vorgenommen oder Scenes abgespeichert werden. Im Settings-Menü hingegen werden ein paar grundlegende Einstellungen vorgenommen, wie z. B. das Einstellen der Custom-Velocity-Kurve oder auch den Verwendungszweck der mittleren USB-A-Buchse: Diese kann nämlich mit einem entsprechenden Kabel auch direkt mit einem Computer verbunden und mit einer DAW verknüpft werden. Eigentlich ein bisschen kompliziert, denn dafür benötigt man ein spezielles USB-A zu USB-A Kabel. Und das, obwohl der Sipario schon über die äußere Buchse zur Stromversorgung mit einem USB-Kabel verbunden ist.
Etwas Kritik erhält das SysEx-Menü, denn tatsächlich müssen die 50 individuell programmierbaren SysEx-Befehle manuell über den Encoder eingegeben werden. Das dauert leider sehr lange und ist aus meiner Sicht nicht wirklich praktikabel.
Abschließend ist da noch das Info-Menü, dem man die Seriennummer des Geräts und die installierte OS-Version entnehmen kann.
2/3 Im SysEx-Menü können 50 individuelle SysEx-Befehle programmiert werden.
3/3 Der Sipario MIDI-Router kann nur über die USB-A-Buchse mit einem Rechner verbunden werden. Die äußere Buchse dient lediglich zur Stromversorgung.
Bedienung
Dank der überschaubaren Anzahl an Menüs lässt sich der Lab4Music Sipario relativ schnell und unkompliziert bedienen. Über die Kombination aus Touch-Display und Drehencoder sind alle Parameter schnell erreichbar. Das Display lässt sich dabei gut lesen und ist durch die farbige Gestaltung recht ansprechend. Beim Einstellen der MIDI-Werte kann das Durchscrollen durch die 128 Werte allerdings etwas mühsam werden.
Sind die Performances eingestellt, dann kann es endlich losgehen. Und genau jetzt kommt der schöne Teil der sonst eher aufwendigen MIDI-Programmierung. Denn mit dem grün leuchtenden Fun-Taster schaltet man jetzt kinderleicht in die jeweils nächste Performance. Wer also seine Hausaufgaben sorgfältig gemacht hat, der darf jetzt einfach nur noch „Spaß“ haben. Natürlich kann man über das Touch-Display auch schnell wieder zurück navigieren – falls man doch mal zu weit gesprungen ist!
Einen kleinen Punkte-Abzug gibt es aus meiner Sicht allerdings schon wegen der nicht mitgelieferten Bedienungsanleitung. Sicherlich mag es an den bisher schon vielen Software-Updates liegen, aber eine mitgelieferte Anleitung wäre doch wünschenswert. Außerdem ist die online verfügbare Bedienungsanleitung in englischer Sprache gehalten und aufgrund vieler Schreib- und Übersetzungsfehler nicht immer leicht zu lesen. Eine Überarbeitung des Handbuchs ist sehr wünschenswert!
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Fazit
Mit dem Sipario ist dem italienischen Hersteller Lab4Music ein kompakter und sehr schöner MIDI-Router gelungen. Das Gerät verfügt über ein solides Metallgehäuse, was sich problemlos in verschiedene Setups integrieren lässt. Durch die gegebene USB-Stromversorgung entfällt ein lästiges Netzteil und Dank überschaubarer Bedienelemente und des optisch ansprechenden Touch-Displays, hinterlässt der Sipario einen guten Eindruck.
Auch in punkto Bedienung kann der Sipario sich sehen lassen: Das Navigieren und Einstellen der Performances mit bis zu acht möglichen Layern geht einfach von der Hand. Besonders für aufwendige Setups und speziell für den Betrieb auf der Bühne lohnt sich der Einsatz des kleinen schwarzen Routers auf jeden Fall. Etwas schade ist nur, dass die Eingabe von Preset-Namen und SysEx-Befehlen etwas umständlich ist. Ebenso bedarf das Handbuch an einigen Stellen eine leichte Korrektur. Trotz dieser Tatsache lohnt es sich auf jeden Fall, den kleinen Sipario MIDI-Router unbedingt einmal anzuschauen!
Pro
Funktionsweise
Robustes Gehäuse
Kein Netzteil notwendig
Contra
Bedienung etwas mühsam (z. B. die Eingabe von Namen diverser Performances)
Nicht alle Parameter lassen sich per Touch-Display steuern
Manual nur als Download erhältlich (teilweise schlecht zu verstehen)
Der Lab4Music Sipario ist ein kompakter MIDI-Router für bis zu acht Geräte.
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