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Ibanez SR1206VNF Test

Der Ibanez SR1206VNF im bonedo-Test – Unter dem Kürzel SR ist die Ibanez Soundgear Serie nun schon seit über 25 Jahren im Programm des japanischen Musikinstrumenten-Riesen. Dass mit dem Verkaufsstart der ersten Modelle 1987 ein Dauerbrenner den Markt bereichern sollte, war nicht unbedingt vorhersehbar, aber die Instrumente erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei Bassisten rund um den Globus. Der Fokus lag von Anfang an auf einer komfortablen Handhabung, die Ibanez mit sehr flachen Hälsen, relativ engen Saitenabständen und einem kompakten und weich geformten Korpus in die Realität umsetzte. Auch den verschiedenen Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten von Bassisten wird mit unterschiedlichen Ausführungen Rechnung getragen, angefangen bei den Budgetvarianten GSR über die Standard SR-Modelle bis hin zur deutlich kostspieligeren Prestige-Serie, die auf Boutique-Niveau im japanischen Werk gefertigt wird.
2012 ergänzte Ibanez das SR-Lineup mit der Premium-Serie, die preismäßig deutlich unter den Prestige-Bässen rangiert und mit einer aufwendigen Holzkomposition und hochwertigen Hardwarekomponenten Boutique-Bassfreunde mit etwas schmalerem Budget ansprechen soll. Für diesen bonedo-Test steht mir das sechssaitige Modell SR1206VNF zur Verfügung, die Premium SRs sind aber selbstverständlich auch als Fünf- und Viersaiter erhältlich.

Details

Konstruktion

Ibanez hat über die Jahre an der Korpusform der SR-Linie im Wesentlichen nichts verändert und auch der jüngste Zugang kommt mit dem typischen flachen, fast flunderartigen Korpus mit vielen Shapings und weichen Linien. Die Holzauswahl beim 1206 fiel auf Mahagoni, ein runder und warmer Klang mit universellen Klangeigenschaften sollte also die Zielrichtung sein.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Korpus-Basis besteht aus Mahagoni

Der Hals

Auch der aufgeschraubte Hals ist in Boutique-Manier sehr aufwendig konstruiert und setzt sich aus drei breiten Streifen Wenge und zwei schmaleren Bubingastreifen zusammen, zusätzlich wird er sogar noch mit Titaniumstäben verstärkt. Die Halskonstruktion sollte also trotz des flachen Profils über eine enorme Stabilität verfügen und damit auch gegen Klimaschwankungen relativ immun sein. Ein Griffbrett aus dem klassischen Tonholz Palisander macht den Hals komplett, darin sitzen 24 Bünde im Medium-Format, die an den Ecken sehr schön abgerundet sind und für ein geschmeidiges Spielgefühl sorgen. Zur Lagenorientierung gibt es die SR-typischen, ovalen Abalone-Inlays.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Palisander-Griffbrett bietet 24 Bünden Platz

Hardware Ausstattung

In Sachen Hardware bedient sich Ibanez bei renommierten Ausstattern, greift aber auch auf eigene Entwicklungen zurück. Die Mono-Rail Brücke beispielsweise stammt aus eigenem Haus und wird auch bei zahlreichen anderen Ibanez-Bässen montiert. Die sechs Saiten werden durch die separierten Saitenreiter komplett entkoppelt und können dadurch ihre Schwingung effektiver in das Holz übertragen, was in der Regel dem Sustainverhalten und einer schnellen Ansprache zugutekommt. Natürlich verfügen diese über die relevanten Einstellmöglichkeiten wie Saitenhöhe und Intonation, nach erfolgter Justierung können die beweglichen Teile mit Klemmschrauben arretiert werden, um Schnarr- und Klappergeräusche möglichst zu eliminieren.

Fotostrecke: 5 Bilder Mono-Rail-Brücke aus dem Hause Ibanez

Die Elektronik

Durchaus überraschend ist die Wahl der Tonabnehmer für die Premiumbässe. Ibanez greift nämlich nicht auf Modelle des Hausausstatters Bartolini oder Entwicklungen aus der eigenen Entwicklungsabteilung zurück, sondern setzt die “Big Singles” von Carey Nordstrand ein. Carey Nordstrand ist ein Instrumentenbauer aus den USA, der anfangs für seine Custom-Bässe eigene, sehr hochwertige Tonabnehmer entwickelte. Die Qualität der Nordstrand-PUs sprach sich in der Szene schnell herum und Nordstrandpickups wuchs zu einem kleinen Unternehmen mit einem inzwischen umfangreichen Sortiment. Bei den Big Singles handelt es sich einfach gesagt um muskulöse Singlecoils im Soapbarformat mit zwei dicken und schräg angeordneten Alnico Magneten pro Saite. Die dicken Spulen produzieren einen fetten, lauten und aggressiven Singlecoil-Sound, Jazzbass-on-Steroids ist also bei der Ibanez Premiumserie angesagt.

Fotostrecke: 2 Bilder Zwei Big Single-Pickups aus dem Hause Nordstrand…

In Sachen Preamp bedient sich Ibanez wieder im eigenen Sortiment, die Dreiband-Elektronik “EQB-IIISC” wurde eigens für die Premiumbässe an die Nordstrand-Tonabnehmer angepasst. Das Cockpit umfasst neben dem Lautstärke- und dem Panoramaregler drei etwas kleinere Potis für Bässe, Mitten und Höhen, mit einem kleinen Schalter kann zudem die Centerfrequenz (250Hz oder 600Hz) des Mittenreglers bestimmt werden. Ein weiterer schaltet den Bass am EQ vorbei auf Passivbetrieb um. Insgesamt ist die Hardwareausstattung für einen Serienbass in dieser Preisklasse wirklich beachtlich und der SR1206 muss sich in dieser Disziplin keinesfalls hinter Edelbässen mit deutlich unangenehmerem Preisschild verstecken.

Fotostrecke: 4 Bilder Die beiden “Großen” kontrollieren Lausstärke und Panorama, die drei “Kleinen” Höhen, Mitten und Bässe
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Praxis

Die Ibanez SR Serie steht für komfortables Handling und mühelose Bespielbarkeit und selbstverständlich sollen auch die noch jungen Premium-Sprösslinge der SR-Familie mit diesen Tugenden glänzen. Demzufolge hat der SR1206 einen, besonders für Sechssaiter-Verhältnisse, sehr kompakten, flachen und leichten Korpus; der komplette Bass wiegt kaum mehr als 4 Kilo. Auch der Hals ist trotz sechssaitiger Bespannung nicht klobig, das Profil ist relativ flach und mit den engen Saitenabständen von 16 mm an der Brücke auch nicht übermäßig breit. Leider ist das Instrument aber nicht gut balanciert, der Hals zieht deutlich nach unten und erfordert auch am Gurt einen stetigen Gegendruck mit der linken Greifhand. Das ist nicht sehr angenehm und relativiert das ansonsten durchaus wünschenswerte leichte Gewicht des Basses. Einige Gramm mehr auf der Korpusseite würden dem SR1206 gut tun, denn eine gute Balance ist für den Spielkomfort letztendlich wichtiger als das reine Gewicht, wie ich finde. Davon abgesehen lässt sich der Premium Sechssaiter sehr leicht spielen, der Hals ist kerzengerade und die gute Bundierung ermöglicht eine extrem niedrige Saitenlage, auch die allerhöchsten Bünde sind mühelos erreichbar, wie es sich für ein modernes Instrument gehört. Die Saitenabstände von nur 16mm sind sicherlich Geschmacksache, beim Fingerstyle-Spiel mit vielen Akkorden und virtuosen Läufen ist ein enges Spacing sehr angenehm und erleichtert die vertikalen Bewegungen, Slapartisten hingegen haben gerne mehr Platz, damit der Daumen zwischen die Saiten passt. Unser Proband ist übrigens ab Werk mit Elixir Saiten ausgestattet.

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Jetzt möchte ich aber endlich hören, wie sich der Premium Sechssaiter mit den Big Singles am Verstärker macht und starte meine erste Probefahrt im passiven Betrieb, also ohne EQ.

Audio Samples
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Flat, Passiv

Was mir entgegenkommt, gefällt mir sehr gut. Das Fundament ist sehr klar und straff, die Mitten sind relativ ebenmäßig und klingen warm, und der Höhenbereich ist sehr offen, aber nicht überrepräsentiert. Das ist kein typischer, knochiger Singlecoil-Sound und der Ibanez klingt schon konstruktionsbedingt nicht wie ein moderner Jazzbass, die Nordstrands übertragen aber einen sehr offenen und bei aller Ausgeglichenheit trotzdem durchsetzungsstarken Sound, der sehr universell einsetzbar ist und in viele Richtungen geschraubt werden kann. Und hier kommt die aktive Elektronik mit dem Dreiband-EQ ins Spiel, der hervorragend mit den Big Singles harmoniert. Besonders der Mittenregler mit den zwei wählbaren Frequenzen hat einen hohen Praxiswert. Die unteren Mitten bei 250Hz dicken den Klang an und sorgen für immensen Punch und Druck, wer etwas mehr Aggressivität oder Transparenz braucht, wählt die höhere Mittenfrequenz bei 600Hz, mit der sich der Bass im Klangbild deutlich nach vorne schiebt. Auch die anderen beiden EQ-Bänder für Bässe und Höhen arbeiten über den kompletten Reglerweg genau so effektiv wie geschmackvoll und ermöglichen zahlreiche Klangvariationen.

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Aktiv – 600Hz Midboost, Bassboost Aktiv – Neck-PU, Bassboost Aktiv – Bridge-PU, Midboost, Bassboost

Mir gefällt die Kombination aus Nordstrand Tonabnehmer und Ibanez Preamp beim SR1206 sehr gut, der breite, offene und klare Sound macht das Premium Modell etwas spritziger und vielseitiger als beispielsweise die sehr ähnlich konstruierten Ibanez Prestige-Modelle mit Bartolini-Tonabnehmerausstattung, und damit zu einer gelungenen Erweiterung im umfangreichen Ibanez SR Line-Up.

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Fazit

Der Plan von Ibanez, Bassisten mit etwas knapperem Budget ein Instrument mit Boutique-Bass-Flair zu bieten, geht mit dem SR1206 VNF ohne Zweifel auf. Das Verarbeitungsniveau des in Indonesien gefertigten Instrumentes ist sehr hoch, die Hardwareausstattung – insbesondere die toll klingenden Nordstrand Pickups – und der darauf abgestimmte Ibanez Preamp sind für einen Bass in dieser Preisklasse erstaunlich. Zusätzlich geizt Ibanez nicht mit Zubehör und liefert die Premium Modelle in einem stabilen Softcase und professionellem Werkzeug aus, mit dem alle Einstellarbeiten erledigt werden können. Einziger Wermutstropfen bei diesem Sechssaiter ist die leichte Kopflastigkeit, der leichte Korpus bietet zu wenig Gegengewicht für den breiteren Hals und die sechs schweren Mechaniken.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolle Verarbeitung
  • Sound / Soundvielfalt
  • Hardwareausstattung
  • Preis/Leistung
Contra
  • kopflastig
  • Testbass war schlecht eingestellt. Saitenlage sehr hoch, Sattel nicht optimal gefeilt.
Artikelbild
Ibanez SR1206VNF Test
Für 929,00€ bei
Kein in weiten Teilen überzeugen: der Ibanez SR1206VNF Bass
Kein in weiten Teilen überzeugen: der Ibanez SR1206VNF Bass
Technische Daten
  • Hersteller: Ibanez
  • Modell: SR1206VNF (Vintage Natural Flat) 6-Saiter
  • Land: Indonesien
  • Mensur: 34“ longscale
  • Korpus: Mahagoni, Ovangkol Decke
  • Hals: geschraubt, 5 streifig, Wenge / Bubinga, Griffbrett Palisander, ovale Inlays, 24 medium Bünde, titaniumverstärkt
  • Hardware: Gotoh Tuner, Ibanez MR4 Mono-Rail Bridge (16mm Spacing), goldfarben
  • Elektronik: EQB-IIISC Dreiband-EQ aktiv / passiv, Mittenwahl 250/600Hz
  • Tonabnehmer: Nordstrand Big Singles
  • Saiten: Elixir Strings
  • Gewicht: ca 4,1 kg
  • Preis: 1295,00 Euro UVP
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Die Korpus-Basis besteht aus Mahagoni

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