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Gretsch G4160 und G4164 Chrome over Brass Snares Test

„Schau doch bitte mal nach, was wir noch in der Schublade haben?“ „Ah hier, ein paar schöne Snares aus den 70ern, lass uns doch eine Reissue-Auflage starten.“ „Super Idee!“ So in etwa könnte es ablaufen, wenn Brand Manager sich über die Neuheiten im Portfolio verständigen. Ein traditionsreicher Hersteller wie Gretsch hat da natürlich eindeutig die Nase vorn, denn Optik, Sound und Image dieser Marke werden seit vielen Jahrzehnten bei Drummern rund um den Globus gepflegt. 

Drumsite Hamburg 2017
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Die 4160 Snare mit verchromtem Messingkessel in 14 x 5 Zoll wurde von Gretsch bereits im Jahr 1961 vorgestellt. Damals hatten die Trommeln einen nahtlosen Kessel, der in der Mitte noch nicht verziert war. Der Microsensitive Strainer wurde in den 70er Jahren durch den Lightning Throw Off ersetzt, und in der Mitte des Kessels wurde ab sofort rundherum die Center Ridge eingestanzt. Abgesehen vom Innendämpfer, der in den 70er Jahren von der Bildfläche verschwand, sehen unsere beiden Testmodelle den Vorfahren erstaunlich ähnlich. Ein kleiner Unterschied ist allerdings nicht zu übersehen: Anstatt des Stop Sign Badges der 70er tragen fast alle aktuellen USA Snares das klassische Round Badge Typenschild, das Gretsch vor ein paar Jahren wieder aus der Versenkung geholt hat. Das hat auch den Zweck, die Trommeln optisch von den zumeist etwas preisgünstigeren Full Range Snares aus komplett taiwanesischer Produktion zu unterscheiden. Denn das wäre gar nicht so einfach, wenn man nur die Optik der zum Großteil in Fernost produzierten Bauteile als Ausschlusskriterium heranziehen wollte.

Details

Spieglein Spieglein …

Auch wenn die G4160 COB Snare meilenweit von der Popularität einer Ludwig Supraphonic Snare entfernt ist, gehört sie doch zu den Snares, von denen zumindest die Drummer, die etwas tiefer in die Gear-Materie eingestiegen sind, schon einmal etwas gehört haben oder sogar selbst schon ein klassisches Exemplar zwischen den Fingern hatten. Ein besonderer Hingucker sind die verchromten Kessel der Neuauflage, die mir nach dem Auswickeln aus dem Karton entgegen blitzen. Aber Achtung, Fingerabdrücke sind fast nicht zu vermeiden und auch sofort sehr deutlich sichtbar. Wer also Wert auf makellose Optik legt, sollte ein weiches Poliertuch und Handschuhe griffbereit haben. Im Gegensatz zum fünf Zoll tiefen Kessel der G4160, der ganz klassisch mit nur acht Doppelspannböckchen bestückt ist, hat die tiefe 14“ x 6,5“ Variante (G4164) zehn Böckchen montiert. Ansonsten sind beide Trommeln identisch ausgestattet. 

Fotostrecke: 4 Bilder Gussreifen und Round Badge, letzteres ziert seit ein paar Jahren wieder die USA Snares.

Eine Gretsch Snare ist nach allgemeiner Definition nur amtlich, wenn oben und unten Gussspannreifen montiert sind. Hier geben sich unsere beiden Testexemplare keine Blöße. Auch auf der Unterseite wird nicht gekleckert, hier ist ein Stahlteppich mit gleich 42 Spiralen zu finden, der allerdings an schnöden Plastikbändern befestigt ist. Aus der Zeit gefallen, aber irgendwie auch schick wirkt der Nachbau des legendären Lightning-Abhebers, an dessen Innenseite eine Feder für Spannung sorgt. An zwei kleinen Gummipins dockt der großzügig dimensionierte Hebel beim Anspannen gut hörbar ein. Die Teppichspannung wird auf der anderen Seite an der ausladenden Lightning Butt Plate reguliert. Auch das große Luftausgleichsloch, das gleichzeitig als Stimmschlüsselhalter verwendet werden kann, fügt sich optisch stimmig ins Bild.

Fotostrecke: 4 Bilder Außen verchromt, innen gebürstet: der Kessel ist 1,2 Millimeter stark.

Die Felle kommen aus dem Hause Remo USA, ein einlagiges Gretsch Permatone Coated mit weißem Dot auf der Unterseite (entspricht in etwa einem Controlled Sound Fell) ist als Schlagfell montiert, als Resonanzfell kommt ein Ambassador Snareside, ebenfalls mit Gretsch Permatone Logo, zum Einsatz. Gussreifen, breite Snareteppiche und vorgedämpfte Schlagfelle: Gretsch zieht bei seinen USA Snares eine einheitliche Ausstattung durch, wie sich das auf den Sound auswirkt, klären wir gleich im Praxisteil. Vorher werfen wir aber noch einen Blick unter die Haube.
Während es außen spiegelt und glänzt, sind die 1,2 Millimeter starken, gewalzten Messingkessel von innen nur gebürstet. Wo kein Licht hinfällt, muss dem Betrachter augenscheinlich auch nicht imponiert werden. Beide Kessel sind sauber an einer Naht verschweißt, bis auf ein paar deutlich sichtbare Schweißpunkte an der unteren Bördelung des 5er Kessels gibt es nichts zu beanstanden. Und noch ein typisches Gretsch-Utensil findet sich im Kessel: Das „Paper Tag“ (aufgeklebtes Papieretikett) gibt Auskunft darüber, dass man es mit „That Great Gretsch Sound“ zu tun hat. Dann checken wir das jetzt mal.

An der großen Lightning Butt Plate wird die Teppichspannung reguliert.
An der großen Lightning Butt Plate wird die Teppichspannung reguliert.
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Praxis

Die bekannteste Messing-Snare ist sicherlich Ludwigs Black Beauty, aber auch viele andere Hersteller haben sehr gut klingende Resultate mit diesem Material erzielt. Charakteristisch für Brass Snares ist ein runder, singender und eigenständiger Ton, und besonders bei härterer Spielweise können die Trommeln gleichzeitig auch sehr zupackend und durchsetzungsstark sein. Diese Mischung macht Messing bei zahlreichen Rockdrummern sehr beliebt – was aber nicht heißen muss, dass nur laute Drummer mit Messing-Snares zu Rande kommen, auch im Studio sind sie gern gesehen. Bei unseren beiden „Greten“ fällt mir direkt auf, dass sie (auch) ordentlich laut sein können und der typische Gretsch „Klong-Sound” ohne Zweifel da ist, daran haben die beiden Gussreifen einen entscheidenen Anteil. Gleichzeitig wirken beide Snares in der dynamischen und tonalen Ausbreitung etwas gehemmt. Mit anderen Worten, es klingt nicht ganz so „brassig“ und lebhaft wie ich es von anderen Messing-Snares kenne. Das liegt sicherlich auch an der Kombination aus vorgedämpftem Schlagfell und schweren Spannreifen. 
Ansonsten sprechen beide Snares leicht an, die Dosierung der Teppichspannung sollte man am besten bei abgespanntem Snareteppich vornehmen, mit gespannten Snares wird das Drehen am Rädchen des Butt Ends ein etwas zähes Unterfangen. Bei einigen Soundfiles im Netz klingen die Gretsch Chrome over Brass Snares relativ abgewürgt, hier gilt es aufzupassen, den breiten Teppich nicht zu fest zu spannen, bzw. bei Verschleiß auch mal zu tauschen, denn die vielen Spiralen bringen auch viel Masse gegen das Resonanzfell, mit dem Ergebnis, dass die Trommel bei zu fester Spannung nicht mehr atmen kann. 
Die 6,5er Version im Video:

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Das Video zur 14″ x 5″ Snare:

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Tiefe Stimmung

In tiefen Lagen hat bauartbedingt die 6,5er Snare eindeutig die Nase vorn. Hier ist einfach mehr Präsenz und Bauch vorhanden, aber auch die 14 x 5er Ausführung kann sich hören lassen. Mit etwas Dämpfung lassen sich sehr gut typisch nasse Sounds erzeugen, obwohl ich das Gefühl habe, dass sich beide Snares mit einem nicht vorgedämpften Schlagfell noch etwas weiter herunter stimmen ließen.

Audio Samples
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14″ x 5″ tief – Groove ohne Dämpfung 14″ x 5″ tief – Shuffle mit leichter Dämpfung 14″ x 6,5″ tief – “nasser” Groove mit Dämpfung 14″ x 5″ mitteltief – 16tel Groove 14″ x 6,5″ mitteltief – 8tel Groove

Mittlere Stimmung

In der mittleren Stimmung machen beide Snares einen guten Job, besonders bei Rimshots entwickelt das 14 x 5er Modell eine schöne Mischung aus funky Attack und singendem Ton. Rimclicks klingen bei beiden Trommeln prägnant und klar. Die 6,5er kann bei Grooves mit Center-Schlägen noch mehr Pfund in die Waagschale werfen. Mit den acht Stimmschrauben finde ich die flachere Variante etwas einfacher zu stimmen, alle Stimmschrauben laufen an beiden Snares sehr schön gleichmäßig und rund.

Audio Samples
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14″ x 6,5″ mittel – solo 14″ x 6,5″ mittel – Slow Beat 14″ x 6,5″ mittelhoch – Train Beat, leicht gedämpft 14″ x 5″ mittel – solo 14″ x 5″ mittel – 3 Sounds Groove 14″ x 5″ mittelhoch – Reggae Groove

Hohe Stimmung

In der ganz hohen Lage lässt die 14 x 5er Ausführung die tiefere Schwester eindeutig hinter sich, weshalb ich der G4160 den universelleren Charakter bescheinigen würde. Mit ihr ihr lässt sich einfach noch mehr in den meisten Stimmungen anstellen. Bis in mittelhohe Lagen kann die tiefere Schwester zwar gut mithalten, allerdings kommt bei höherer Spannung ein zunehmend „topfiger“ Charakter ins Spiel, den ich schon bei einigen anderen 6,5 Zoll tiefen Messing-Snares wahrgenommen habe.

Audio Samples
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14″ x 5″ hoch – Snare Beat 14″ x 5″ hoch – Groove mit leichter Dämpfung 14″ x 6,5″ hoch – Shuffle
Drumsite Hamburg 2017
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Anderes Fell, anderer Teppich – was bringt es?

Wie man sicher etwas herauslesen kann, bin ich mit der Gesamtperformance der Snares nicht vollständig zufrieden, deshalb habe ich zum Schluss der Aufnahmen noch einmal den Teppich und das Schlagfell bei der 14“ x 5“ Snare getauscht. Als Teppich habe ich ein 20-spiraliges Taiwan Bronze Modell von stDrums genommen, das Schlagfell wurde durch ein brandneues Evans UV1 ersetzt. Der Austausch des Teppichs ist wegen der dünnen Plastikbänder etwas fummelig, hier sollte man also genügend Zeit einplanen. Auch nicht ganz so cool ist, dass der Abheber der 14“ x 5“ tiefen Trommel über den oberen Spannreifen hinaus ragt. So wird, wenn die Snare in Bauchlage auf einer planen Unterlage liegt, Druck auf selbigen ausgeübt. Diese Problem gibt es bei der tieferen 6,5er Version nicht. Aber die Bastelei hat sich gelohnt! Der schmalere Teppich lässt die Trommel besser atmen, die Ansprache ist direkt und crisp, und es kommt obendrein mehr Messing-Charakter im Gesamtsound durch. Daran hat natürlich auch das einlagige, ungedämpfte Schlagfell einen großen Anteil. Die Trommel spielt sich leichter, dynamischer, und auch der Stimmumfang ist größer als zuvor, so gefällt mir die Trommel jetzt richtig gut. Hört es euch einfach mal an:

Audio Samples
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14″ x 5″ Evans UV1 – mittelhoch Rolls + Jazzy Jam 14″ x 5″ Evans UV1 – mittelhoch 70’s Groove 14″ x 5″ Evans UV1 – mitteltiefer Groove
Drumsite Hamburg 2017
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Fazit

Wer sich für klassische Optik begeistern kann und mit seinem Budget im mittleren Preisbereich angesiedelt ist, sollte eine der beiden hier getesteten Gretsch USA COB (Chrome over Brass) Modelle ruhig in die Auswahl der gängigen Messing-Snares mit einbeziehen. Eine Ludwig Black Beauty kostet mittlerweile gut das Doppelte. Die Mischung aus Gussreifen, vorgedämpftem Schlagfell und breitem 42er Teppich passt auf dem Papier und von der Optik her eindeutig zum Image von Gretsch, mit einem einlagigen Fell und einem schmaleren Teppich ließ sich im Testlauf allerdings noch eine gehöriges Mehr an Stimmumfang und klanglichem Potential heraus kitzeln. Ansonsten gibt es hier gut klingende und gut verarbeitete Snares  – mit einem Faible für Fingerabdrücke – in der bei vielen Drummern angesagten Vintage-Optik zu entdecken. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • klassische Optik
  • insgesamt gute Verarbeitung
  • moderate Preise
  • flexible Sounds (besonders 14x5er Modell)
Contra
  • Schlagfell-Teppich-Kombination bremst das klangliche Potential etwas aus
  • Strainer-Bedienung etwas umständlich
Artikelbild
Gretsch G4160 und G4164 Chrome over Brass Snares Test
Für 798,00€ bei
Keine absoluten Allround-Arbeitsbienen, aber der klassische Look und eine Vielzahl von Sounds sprechen für die COB Reissue Snares von Gretsch.
Keine absoluten Allround-Arbeitsbienen, aber der klassische Look und eine Vielzahl von Sounds sprechen für die COB Reissue Snares von Gretsch.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gretsch
  • Herkunftsland: USA / Hardware: Taiwan
  • Bezeichnung: G4160 und G4164 Chrome over Brass Snares
  • Kesselgrößen: 14“ x 5“ und 14“ x 6,5“
  • Kesselmaterial: gewalztes Messing, 1,2 Millimeter stark, an einer Naht verschweißt
  • Finish: Verchromt
  • Hardware: 8 Doppelspannböckchen bei G4160, 10 Doppelspannböckchen bei G4164
  • Gussspannreifen, Lightning Strainer, Lightning Butt Plate
  • Felle: Gretsch Permatone by Remo
  • Teppich: Stahl, 42 Spiralen
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Preise: (Straßenpreise November 2017)
  • G4160 14“ x 5“ EUR 469,-
  • G4164 14“ x 6,5“ EUR 499,-

Seite des Herstellers: gretschdrums.com

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