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Fender Squier John5 Signature Tele Test

Bekannt wurde John William Lowery als Sideman von Schock-Rocker Marilyn Manson, der ihm auch den Namen John 5 verpasste. Momentan verstärkt er die Band von Rob Zombie und erweitert als eher unkonventioneller Gitarrist nebenbei seine Signature-Sammlung um eine weitere Fender Telecaster. Anders als die drei bereits vorhandenen Modelle J5 Tele, J5 Bigsby Tele und J5 Acoustic ist diese eine Kopie des absoluten Prototypen der J5 Signature-Reihe.

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Gebaut wird sie bei dem günstig produzierenden Fender-Ableger Squier, und daher gibt es diese Gitarre zu einem äußerst erschwinglichen Preis, aber mit nahezu den gleichen Features wie der Prototyp. Diese Gitarre vereint auf den ersten Blick zwei völlig unterschiedliche Welten: Kennt man die klassische Telecaster wegen ihres hellen und dünnen Klanges eher aus Bereichen wie Country, Blues und Rockabilly, wurde bei dieser Version weit ausgeholt, um sie auch für den Metal salonfähig zu machen.

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DETAILS

Konstruktion

Die auffällige Optik ist neben ein paar technischen Details sicherlich das individuelle Merkmal dieser Gitarre. In schlichtem, glänzendem Schwarz gehalten, ist der Korpus auf Vorder- und Rückseite in ein cremefarbenes Binding eingefasst und mit reichlich chromblitzender Hardware verziert. Dazu gehören zum Beispiel das charakteristisch überdimensionierte Spiegel-Schlagbrett aus rostfreiem Stahl, die ebenfalls mit einer Stahlplatte unterlegten Potis, die Bridge und die Die-Cast-Tuner. Der Korpus selbst ist aus Erlenholz gefertigt, das für seinen ausgewogenen und obertonreichen Klang bekannt und beliebt ist. Bis hierher kann man festhalten, dass sich die Gitarre in Gewicht, Shaping und Tragekomfort wie jede herkömmliche Telecaster verhält.

Die Saiten werden telecastertypisch durch den Korpus eingefädelt und über eine 6-Sattel Tele-Brücke in Richtung Mechaniken gelenkt.
In die Basisplatte der Brücke ist ein Humbucker eingelassen, was auch optisch perfekt zum Erscheinungsbild passt.Aber nicht nur am Steg findet man einen, auch in der Halsposition wartet ein Humbucker. Überraschend ist diese Kombination vor allem deshalb, weil bei den anderen Modellen der Fender John 5 Tele üblicherweise hinter dem letzten Bundstäbchen ein verchromter Single-Coil glänzt. Das Setup in dieser Gitarre aber hat John 5 sich auf sein aktuelles Projekt schneidern lassen, sodass er jetzt auf beide Varianten zugreifen kann.

Zwei Humbucker sorgen in der Regel auch für entsprechend mehr Dampf, die bei unserer Testkandidatin aber so geschaltet sind, dass die Mittelposition den Single-Coil Style bedienen kann. Das heißt, dass bei Mittelstellung des Dreiwege-Pickup-Wahlschalters oberhalb des Griffbretts sowohl der Bridge- als auch der Neck-Pickup jeweils nur die eine Hälfte des Humbuckers in Betrieb nehmen. So muss in keinster Weise auf Twang- und spitze Cleansounds verzichtet werden. Laut Herstellerangaben sind die Pickups squiereigene Entwicklungen, auch wenn sie rein optisch und klanglich absolut und haargenau an Tonabnehmer von DiMarzio erinnern.Die Wahrheit über deren Herkunft ließ sich aber leider nicht exakt recherchieren.Jedenfalls verrichten in der Halsposition ein Custom-Humbucker mit Alnico 5 Magneten und an der Brücke ein Custom Humbucker mit Keramik Magnet ihre Arbeit. Beide klingen wohl so gut, dass man sich den Einbau eines Tonreglers gespart und stattdessen jedem Tonabnehmer seinen eigenen Volumenregler verpasst hat. Allerdings sind die beiden Potis in ihrer logischen Anordnung vertauscht. Die Lautstärke für den Bridge-Pickup regelt man über das vordere und die des Halspickups über das hintere Poti. Wer also beim Spielen geistig unterfordert ist, darf sich hier noch ein bisschen austoben.Der Vorteil zweier Lautstärkeregler ist der On/Off-Effekt, der entsteht, wenn ein Pickup zu- und der andere aufgedreht ist und man mithilfe des Toggle-Schalters in angemessenem und effektivem Tempo hin- und herschaltet.

Hals:
Der Hals ist einteilig und besteht aus Ahorn, das Griffbrett aus Palisander. Er verfügt über ein modernes C-Shaping und einen Radius von 12 Zoll. 22 sauber abgerichtete Medium Jumbo-Frets bieten eine angenehme Spielfläche, der Hals selbst ist mit vier Bolzenschrauben sicher mit dem Korpus verbunden. Das Umfeld um die Korpustasche und den Hals-Korpus-Übergang ist einwandfrei und sehr sauber gearbeitet, genau wie der Lack an diesen Stellen, der keinerlei Mängel aufweist –bei günstigen Fabrikaten oft ein Ärgernis. Die Halsbreite am Sattel beträgt 42mm bei einer 648mm Mensur. Dank des teletypischen Cutaways gibt es freien und unkomplizierten Zugang zu den oberen Bünden.

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Die wichtigsten Wegpunkte auf dem Griffbrett sind mit einfachen weißen Perlmutt-Inlays versehen, kein weiterer Schnickschnack an dieser Stelle.
Die Kopfplatte mit silbern glänzendem Squier-Emblem ist im herkömmlichen Telecaster-Design gehalten, obwohl sich die original Fender John 5 Tele genau hier einen kleinen Designausflug erlaubt hat. Ich persönlich finde die klassische Form weitaus passender als das, was Mister 5 bevorzugt, aber immerhin ist es seine Gitarre, und Geschmäcker sind nun einmal nicht ohne Grund verschieden. Die Spannung der hohen E- und H-Saite wird durch ein zusätzliches Saitenführungselement auf der Kopfplatte etwas erhöht, und durch die Änderung des Winkels zum Sattel die Gefahr vermindert, dass eine der beiden unvermittelt aus ihrer Kerbe hüpft. Das scheint auch angebracht zu sein, denn diese beiden laufen tatsächlich etwas locker über den Sattel, was vor allem beim Aufziehen neuer Saiten auffällt. Etwas kräftigeres Ziehen wirft sie bereits aus der Bahn. Während des Spielens gab es damit keine Probleme, aber beim Nachziehen nach dem Montieren wundert man sich dennoch ein wenig über diese lockere Art. Schuld daran sind aber auch die etwas großzügiger gefrästen Sattelkerben, die jeder Saite etwas mehr Spielraum zugestehen, als sie eigentlich bräuchte.

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PRAXIS

Mit der Marke Squier habe ich eigentlich immer Instrumente der B-Klasse für wenig Geld mit einigen Abstrichen gegenüber dem Original verbunden – ein günstiges Fender-Instrument vom autorisierten Hersteller. Da ich schon seit Längerem mit einer John 5 Tele liebäugele, kam mir unser Testinstrument natürlich gerade recht, obwohl die Bigsby-Version zumindest optisch wohl die exotischste ist. Um ehrlich zu sein, habe ich deshalb von dieser Squier-Version nicht allzu viel erwartet, aber Vorurteile sind bekanntlich dazu da, aus der Welt geräumt zu werden. Was unsere Probandin dann auch tat, wie ihr gleich lesen könnt.

Als jemand, der ebenfalls im Heavy-Rock-Genre unterwegs ist und hauptsächlich eine 72er Thinline Tele mit Drop C Tuning über einen JCM-800 spielt, kann ich die Verbindung von Tele und Metal sehr gut nachvollziehen. Es macht einfach Sinn, weil die Tele in puncto Lebendigkeit überzeugt wie kaum eine andere Gitarre. Der Sound ist nicht ultraböse, aber die Möglichkeit, ein so lebendiges Instrument mit seiner persönlichen Stimmung über die Finger zu füttern und einen Rieseneffekt zu erzielen, überzeugt einfach. Mit einer Tele kann man noch viel mehr selber machen. Wie bei einem alten VW eben.

Diese Tele zieht ordentlich am Gurt, besitzt aber eine ausgewogene Gewichtsverteilung und ist weder kopf- noch korpuslastig. Ob eitel oder nicht, aber der edle Look lässt schon so etwas wie ein exklusives Gefühl aufkommen, wenn man sich vorstellt, mit dieser Gitarre auf einer großen Bühne zu stehen.
Die Ansprache ist gut, nicht außerordentlich zackig, aber dafür ist die Gitarre schon unverstärkt sehr laut. Korpus und Hals verhalten sich sehr resonanzfreudig bei einem klaren, höhenbetonten Grundsound.

Das Instrument ist darauf ausgelegt, in der Mittelposition den typischen Tele-Countrysound zu produzieren und in den beiden anderen Positionen im Overdrive-Modus des jeweiligen Amps ausreichend differenziert und punchig im Metal mithalten zu können.

Was zunächst bereits im cleanen Betrieb auffällt, ist eine enorme Präsenz, druckvolles Klangverhalten und spitze, glasklare Höhenartikulation. Der Hals-Tonabnehmer zeichnet sich besonders bei der Wiedergabe von voluminösem Akkordspiel aus und liefert einen wunderbar warmen, satten und runden Ton, der im Vergleich zur original Fender Tele so gut wie keine Abstriche machen muss. Verzerrt eignet sich diese Position am besten für bluesiges Solospiel, Akkorde kommen verzerrt fett und kräftig.

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Neck Clean Neck Crunch Rhythm

Der Steg-Pickup hingegen ist scharf und bissig und prädestiniert für durchsetzungsstarkes Riffing und deutlich artikuliertes Solospiel. Hier spielt der definierte Höhenanteil eine große Rolle und trägt maßgeblich zur Klangcharakteristik bei. Was fehlt, ist etwas mehr Sustain – der Ton klingt relativ schnell ab. Bei höheren Lautstärken ist auch das Feedbackverhalten nicht mehr ganz so optimal und es pfeift ein wenig.

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Bridge Clean Bridge Dist. Rhythm Bridge Dist. Solo

Wie schon erwähnt, kombiniert die Mittelposition jeweils einen Single-Coil des Steg- und Hals-Pickups und macht ihren Job wirklich eindrucksvoll. Den Country-Fan wird dieser Sound allemal zufriedenstellen. Die Gebrüder Twang und Peng gehen mit all ihrem Potential zuwerke und klingen keinesfalls nach unterem Preissegment. Diese Position bietet die besten Vorraussetzungen für schnelles Picking. Verzerrt setzt sie sich nicht wirklich gegen die beiden anderen durch und macht eine etwas beliebige Figur, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss.

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Middle Clean

Die Bespielbarkeit bleibt im Akkord- wie im Solospiel konstant gut. Dennoch muss ordentlich gearbeitet werden, da das fehlende Sustain die Finger der linken Hand herausfordert. Schließlich muss kräftig gedrückt und mit einem angemessen kräftigen Vibrato für die nötige Tonverlängerung gesorgt werden. Aber auf den perfekt abgerichteten Bünden zeigt sich das Spielgefühl als durchaus gut und komfortabel. Die Tele ist zudem extrem stabil in ihrer Intonation und Stimmgenauigkeit. Die Tuner reagieren präzise, und ist sie einmal gestimmt, ist auch relativ lange Ruhe im (Stimm-)Karton.

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FAZIT

Alles in allem ist die Squier eine waschechte Tele, sie klingt sehr erwachsen und hochwertig und liefert in einigen Bereichen sogar deutlich mehr, als man von ihr und ihrer Herkunft erwartet. An der Verarbeitung gibt es absolut nichts auszusetzen, und Klang und Bespielbarkeit harmonieren perfekt mit Soundvielfalt und Griffbrettkomfort. Allein ein wenig mehr Sustain hätte es sein dürfen. Auch optisch ist dem Ganzen nichts hinzuzufügen: Diese Gitarre ist auf jeder Bühne ein Hingucker. Auch die Verbindung von Telecaster und Metal funktioniert reibungslos, die Tele zeigt auch dort ihren Style. Mich hat das Instrument definitiv überzeugt und sich als echte und ernstzunehmende Alternative zum Original geoutet.
Und nimmt man dann noch den Straßenpreis von unter 400 Euro mit auf die Rechnung…

Technische Daten Fender Squier John 5 Tele
  • Korpus: Erle
  • Hals: Einteilig / Ahorn
  • Mensur: 648 mm
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Inlays: Perlmutt Dot Inlays
  • Hardware: Chrom/rostfreier Stahl
  • Bridge: 6-Sattel Tele Bridge mit Humbucker Cutout
  • Tuner: Die-Cast Stimmmechaniken
  • Pickups: Custom designte Bridge Humbucker mit Keramik Magnet, Custom designter Neck-Humbucker mit Alnico 5 Magneten, 2 x Single Coil bei Mittelposition
  • Elektronik: 2 x Volume Kontrolle, Dreiwege-Toggle-Switch
  • Preis: 475,- Euro UVP
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Profilbild von jack

jack sagt:

#1 - 04.08.2011 um 11:37 Uhr

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Hm, was ist von der Relevanz eines Gitarrentest(er)s zu halten, der einfach behauptet, dass die beiden Humbucker der Squier John5 Telecaster in der Mittelstellung auf Singlecoilbetrieb geschaltet werden, wenn es in der Realität aber definitiv nicht so ist (auch im Schaltungsdiagramm auf der Squier Website findet sich keinerlei Hinweis darauf)?

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Autor sagt:

#2 - 09.08.2011 um 19:42 Uhr

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Hi Jack, nun habe auch ich nochmal geschaut, nachdem der Test schon einige Zeit her ist. Da ist tatsächlich ein Fehler unterlaufen, bei dem auch ich mich frage - wie kann das sein? Die Sichtung der Schaltpläne zeigt offensichtlich das die Schaltung nicht so ist wie im Test beschrieben. Deswegen an dieser Stelle eine offizielle Entschuldigung von mir und gleichermassen die Korrektur. Die John5 Tele aktiviert in der Mittelposition beide Humbucker komplett...Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit!! Gruß, Jan

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