DPA d:screet 6060 / DPA d:fine 6066 Test

DPA d:screet 6060 und DPA d:fine 6066 im Test –

Nun hat der dänische Hersteller noch einen draufgesetzt und mit dem ein Miniaturmikrofon vorgestellt, das nicht nur einen überarbeiteten Kopfbügelmechanismus, sondern auch über eine brandneue Kapsel verfügt.
Wir konnten das Mikrofon zusammen mit der Lavalier-Variante unter Studiobedingungen akribisch unter die Klanglupe nehmen. Während bei der Kapsel der bekannten DPA-Headsets, aber beispielsweise auch beim DPA d:vote 4099 Instrumentenmikrofon-System eine viereckige Membran zum Einsatz kommt, weist DPAs Neuentwicklung wieder ein rundes Diaphragma auf – wohl um die noch weitergehende Miniaturisierung erst zu ermöglichen.
Wir haben im Rahmen eines Besuchs in Dänemark bei DPA Einblick in die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten und die Herstellung der winzigen Mikrofone bekommen. Zudem konnten wir interessante Gespräche führen und tolle Fotos schießen: Der komplette DPA-Bericht.

Details

Lieferung im Softbag mit Spiegel

Auch die neuen DPA-Headsets werden in formschönen Softbags geliefert, die nicht nur den empfindlichen Kopfbügel mit einem ausgeklügelten Halterungssystem sicher verstauen, sondern in einem Extrafach auch dem XLR-Speiseadapter und den mitgelieferten Windschutzaufsätzen Platz bieten. Als besonderes Gimmick ist in den Deckel des Köfferchens ein kleiner Spiegel integriert, der von zwei Bildchen flankiert wird, die eine richtige und eine falsche Positionierung des Headsets am Kopf darstellen. Hier kann man also direkt den korrekten Sitz des DPA-Mikrofons kontrollieren – klasse!

Das Etui beinhaltet einen praktischen Spiegel, um den perfekten Sitz zu kontrollieren.
Das Etui beinhaltet einen praktischen Spiegel, um den perfekten Sitz zu kontrollieren.

Kapsel im Zylinder

Bereits das bekannte Miniaturmikrofon DPA d:fine 4266 hatte eine rekordverdächtig kleine Kapsel, um beim angestrebten Einsatz im Broadcast- und Theaterbereich eine möglichst unauffällige Positionierung zu gewährleisten. Der Schallwandler der neue Modelle d:fine 6066 (Headset) und d:screet 6060 (Lavalier) bricht diesen Rekord mit lediglich drei Millimetern Durchmesser nochmals. Seine Kapsel steckt in einem messingfarbenen Metallzylinder, der tatsächlich nur noch gut halb so groß ist wie der bisherige Schallwandler. Das Gehäuse ist an der Vorderseite perforiert und soll einen mindestens ebenso wirkungsvollen Schutz gegen Wind und Feuchtigkeit bieten, wie das aus den bisherigen Modellen bekannte Siebgeflecht. Für diesbezüglich besonders kritische Einsätze liegt dem Mikrofon zusätzlich ein Schaumstoffaufsatz bei. Der Zylinder lässt sich zu Reinigungszwecken nach vorne abziehen und rastet beim Wiedereinsetzen mit einem deutlich fühlbaren Klick wieder sicher in seine Position. Es ist wirklich faszinierend, mit welcher Präzision DPA selbst in dieser Miniaturisierungsstufe noch fertigt.
Klanglich soll sich das neue Headset nur wenig vom bisherigen Modell unterscheiden, allerdings verspricht der Hersteller eine noch sauberere Wiedergabe als beim bekannten Modell – laut vollmundiger Werbeaussage sollte das „beste Headset der Welt“ geschaffen werden. Da haben wir es uns selbstverständlich nicht nehmen lassen, das d:fine 6066 im Studio einem ausführlichen Klangvergleich zum bekannten d:fine 4266 zu unterziehen.

Die Kapsel des neuen d:fine 6066 (vorne) ist nur noch gut halb so groß wie die des bekannten 4266 (hinten).
Die Kapsel des neuen d:fine 6066 (vorne) ist nur noch gut halb so groß wie die des bekannten 4266 (hinten).

DPA d:screet 6060 und d:fine 6066: Materialien und neues Finish

Sowohl die Kapsel als auch der Kopfbügel des neuen DPA-Mikrofons bestehen aus robustem, rostfreiem Edelstahl, wobei die Oberfläche mit mattem PVD behandelt wurde. Das Kürzel „PVD“ steht für Physikal Vapor Deposition, was zu deutsch physikalische Gasphasenabscheidung bedeutet. Darunter versteht man ein Verfahren, mit dem sich extrem dünne und dennoch äußerst widerstandsfähige Farbschichten realisieren lassen. Die Mikrofone sind bisher in beige und schwarz erhältlich, wobei die beigen Modelle wie gesagt mit messingfarbenem Kopfbügel und Kapsel daherkommen. Die PVD-Beschichtung ist reflexionsfrei, sodass die neuen Headsets zusammen mit der weiter fortgeschrittenen Miniaturisierung noch unauffälliger sind als die bisherigen Modelle.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Kapsel der beigen DPA-Headsets kommt im reflexionsarmen, matten PVD-Finish. Der Metallzylinder lässt sich zu Reinigungszwecken abziehen.

Durch die wasserabweisende Beschichtung, eine doppelt vergoldete Membran und sorgfältige Abschirmung des im Mikrofon integrierten Vorverstärkers wird erreicht, dass das d:fine 6066 gemäß Schutzklasse IP58 gegen Wasser- und Staubeinflüsse resistent ist.

Kabel, Stecker und technische Daten

DPA verwendet bei den Modellen d:fine 6066 und d:fine 6060 die gleichen robusten 1,6 mm dicken Kabel, die auch bei den anderen Miniaturmodellen des Herstellers zum Einsatz kommen. Die fest mit der Mikrofonkapsel verbundenen Strippen enden nach 1,2 m Länge mit dem bekannten Microdot-Schraubverbinder, an den das XLR-Speiseteil angeschlossen wird, das die vom Mikrofonpreamp zugeführte 48V-Phantomspeisung in 5V-Speisespannung für die Kondensatorkapsel umwandelt. Darüber hinaus sind auch die neuen DPA-Mikrofone in unterschiedlichen Versionen mit Steckverbindern für die verschiedenen Funksysteme der bekannten Hersteller wie Sennheiser oder Shure erhältlich.

Fotostrecke: 3 Bilder Lavalierausführung: DPA d:fine 6060

Der Frequenzgang des d:fine 6066 wird reicht von 20 Hz bis 20 kHz angegeben und besitzt einen leichten Boost von 4 dB von 8 bis 20 kHz. Die sonstigen technischen Daten entsprechend weitestgehen denen der älteren Modell: Max. SPL liegt bei 144 dB, die Empfindlichkeit bei 6mV/Pa. Vor allem angesichts der nochmals wesentlich verkleinerten Kapsel kann das nur als sensationell bezeichnet werden. 
Das Lavaliermikrofon ist als DPA d:screet 6060 ist mit max. 134 dB SPL und 20 mV/Pa empfindlicher, das ebenfalls erhältliche DPA d:screet 6061 weist die gleichen Daten wie das Headsetmikrofon auf.

Praxis

Der neue DPA-Kopfbügel

Nicht müde, Gutes noch besser zu machen, hat es die dänische Entwicklungsabteilung nicht bei einer neuen Mikrofonkapsel belassen, sondern auch das dazugehörige Headset von Grund auf neu entwickelt. Das Hauptmerkmal des neuen Headsets ist dabei, dass man nun endlich eine Lösung gefunden hat, bei der die Positionierung des Mikrofons nicht mehr durch unschönes Verbiegen des Drahtbügels stattfindet. Erreicht wird dies durch ein kleines Gelenk unterhalb der rechten Ohrklammer, dort wo der Galgen nach vorne aus dem Kopfbügel kommt. Hier lässt sich der Galgen nicht nur in der Länge, sondern auch im Winkel verstellen, sodass man stets eine optimale Position der Kapsel erreichen kann, wobei das Headset sicher auf den Ohren sitzt und sich zusätzlich im Nacken abstützt. Ist die optimale Einstellung gefunden, so lässt sich das Gelenk durch eine kleine Metallhülse, die darüber geschoben wird, einfach und sicher arretieren. Die Konstruktion erinnert ein wenig an die Schwanenhalsarretierung der 4099er-Mikrofonserie aus gleichem Hause, fällt allerdings nochmals deutlich kleiner aus.

Die Breite des Headsets ist hinter dem Kopf selbstverständlich zusätzlich verstellbar, um den Abstand der Ohrklammern an die verschiedenen Kopfgrößen anzupassen. Als Nackenstütze weist das Headset eine kleines Plastikteil auf, das gleichzeitig als Kabelführung dient. Das Anschlusskabel wird dadurch direkt im Nacken des Künstlers senkrecht nach unten geleitet, um einfacher unsichtbar verlegt werden zu können.

Recording-Bereichsredakteur Nick Mavridis installiert das neue DPA: Mit dem neu entwickelten Kopfbügel lässt sich das Headset DPA d:fine 6066 noch besser positionieren.
Recording-Bereichsredakteur Nick Mavridis installiert das neue DPA: Mit dem neu entwickelten Kopfbügel lässt sich das Headset DPA d:fine 6066 noch besser positionieren.

DPA d:screet 6060 und d:fine 6066: Soundcheck

Wir konnten das Headset d:fine 6066 in den Amazing Sound Studios im Direktvergleich mit dem bekannten d:fine 4266 antesten. Als erstes fiel dabei die neue Kopfbügelkonstruktion auf, die im Vergleich zum bereits hervorragenden Headset d:fine 4266 tatsächlich noch eine Schippe drauflegt. Die neue Konstruktion erlaubt eine merklich feinfühligere und materialschonendere Ausrichtung am Kopf und sitzt gewohnt bombenfest. Für die Klangbeurteilung kam als A/D-Wandler ein Stage Tec TrueMatch RMC zum Einsatz, der dank 32 Bit Auflösung den Einsatz von analogen Mikrofonvorverstärkern obsolet macht. Dies schließt einerseits eventuelle Klangfärbungen durch den Vorverstärker aus, andererseits ist diese Technologie in der Lage, auch feinste Klangunterschiede zwischen Mikrofonen aufzuspüren.
Wir montierten die beiden Headsets gleichzeitig am Kopf des Sprechers und achteten akribisch darauf, die Kapseln exakt gleich zu positionieren, um Verfälschungen durch unterschiedliche Positionen zu vermeiden. Beide Kapseln übertrugen sowohl leise als auch sehr laute Passagen der Stimme sehr deutlich, praktisch verfärbungsfrei und insgesamt so akkurat, wie man es von den DPA-Miniaturmikros seit jeher gewohnt ist. Auch wenn die Testprobanden erwartungsgemäß sehr ähnlich klangen, waren bei genauem Hinhören doch subtile Unterschiede auszumachen:

Audio Samples
0:00
DPA 6066 Headset DPA 6060 Lavalier DPA 6066 Headset DPA 4266 Headset

Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass das 4266 im Vergleich einen ganz leichten „Vintage“-Klangcharakter mit etwas raueren oberen Mitten aufweist – ein Charakter, der beispielsweise für eine Gesangsstimme in einem Pop/Rock-Mixkontext im Sinne einer besseren Durchsetzungsfähigkeit der Stimme durchaus erwünscht sein könnte. Das d:fine 6066 war dagegen wirklich blitzsauber und neutral, man könnte dieses Mikrofon sicherlich sogar als Gesangsmikro im Studio verwenden. Wohlgemerkt reden wir bezüglich der Klangunterschiede hier allerdings von Nuancen, die wohl wirklich nur mit einem derart akkuraten Frontend im Direktvergleich auszumachen sind. Bei einem Einsatz im Broadcast oder bei Beschallungen sind die Unterschiede mit großer Wahrscheinlichkeit kaum hörbar.
Das Lavaliermikrofon d:screet 6060 klang bei gleicher Positionierung genau wie das 6066. Da es sich hier um die gleiche Kapsel handelt, wäre alles andere auch verwunderlich gewesen. Doch damit ist der Test eines Ansteckmikros natürlich nicht vollständig: Auch bei einer Positionierung an der Kleidung oder im Haaransatz auf dem Kopf lieferte die 6060-Kugelkapsel fein aufgelöste, hochqualitative Ergebnisse.

Das Lavaliermikrofon DPA d:screet 6060 im Haaransatz
Das Lavaliermikrofon DPA d:screet 6060 im Haaransatz

Fazit

DPA hat es mit den neuen Subminiaturmikrofonen d:screet 6060 und d:fine 6066 tatsächlich geschafft, Gutes noch besser zu machen. Das neue Finish mit der PVD-Beschichtung ist unauffälliger und gleichzeitig strapazierfähiger als die bisherigen Modelle, und die weitere Miniaturisierung macht die Mikrofone nunmehr tatsächlich so gut wie unsichtbar. Gleichzeitig dürfte der neu entwickelte Kopfbügel wirklich das Nonplusultra unter den heute verfügbaren Headsets darstellen. Die wahre Sensation jedoch ist die neue 3mm-Kapsel der neuen Mikrofone. Eine derart kleine Kondensatormikrokapsel, die bei hervorragenden Rausch- und Dynamikwerten klanglich echte Studioqualitäten erreicht, hat es bisher nirgendwo gegeben. 5 Sterne – ohne Wenn und Aber – für diese konstruktive Glanzleistung!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hochwertige 3mm-Miniatur-Kondensatorkapsel
  • hervorragendes Headsetsystem und geringes Gewicht
  • hohe Dynamik
  • grosse Übersteuerungsfestigkeit
  • hochauflösendes, neutrales Klangbild
Contra
  • keins
Artikelbild
DPA d:screet 6060 / DPA d:fine 6066 Test
Für 598,00€ bei
Features und Spezifikationen
  • Miniatur Headsetmikrofon/Lavaliermikrofon
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Empfängerprinzip: Druckempfänger
  • Richtcharakteristik: Kugel
  • Empfindlichkeit: 6 mV/Pa / 20 mV/Pa
  • Grenzschalldruckpegel: 134 / 144 dB für 1 % THD
  • Preise:
  • Headset DPA d:fine 6066: € 735,–
  • Lavalier DPA d:screet 6060: € 469,–
  • (Straßenpreise am 20.10.2018)
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