Anzeige

D’Angelico Premier SS Stopbar Test

Die D’Angelico Premier SS Stopbar stammt aus einem Traditionsunternehmen, das nicht unbedingt jedem Gitarristen ein Begriff ist. Aber D’Angelico gilt unumstritten als Legende des Archtop-Baus und Musiker wie Pete Townshend, Eric Clapton, Bucky Pizzarelli, Chet Atkins, Joe Pass, Chuck Wayne und viele andere machten die Marke zum Kult. Gründer des Unternehmens war John D’Angelico, der im Jahr 1905 als Sohn italienischer Einwanderer in New York das Licht der Welt erblickte. Mit nur neun Jahren machte er eine Ausbildung zum Geigen- und Mandolinenbauer bei seinem Großonkel Raphael Ciani und führte die Firma nach dessen Tod für einige Jahre fort. 1932 gründete er sein eigenes Unternehmen “D’Angelico Guitars” in der Kenmare Street 40 in Manhattan.

D_Angelico_Premier_SS_2018_TEST


Hier wurden die Archtop-Gitarren zusammen mit lediglich zwei weiteren Mitarbeitern in Handarbeit hergestellt – mehr Customshop geht nicht. In den 30er Jahren schaffte er so eine jährliche Stückzahl von 35 Instrumenten. John starb 1964 im Alter von nur 59 Jahren, worauf sein Mitarbeiter Jimmy D’Aquisto das Erbe bis zu seinem Tod fortführte. Die letzte D’Aquisto-Gitarre wurde 1996 von John Monteleone vollendet, anschließend fiel die Marke bis zum Jahr 2011 in einen Dornröschenschlaf. Die neuen Besitzer erweiterten das Sortiment mit Solidbody- und Akustikgitarren sowie E-Bässen und verlegten einen Teil der Produktion in den Fernen Osten.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Details

Konzept

Optisch erinnert die Premier SS Stopbar an eine Mischform aus Les Paul und ES 175, während ihr innerer Aufbau dem einer ES 335 ähnelt. Aber kommen wir zu den Fakten. Bei der Premier SS hat man es mit einer halbakustischen E-Gitarre mit Sustainblock zu tun. Dabei handelt es sich um einen massiven Holzblock, der vom Halsansatz bis zum Korpusende die gesamte Länge des Bodys durchläuft. Auf dem Block sind Pickups, Bridge und Stop-Tailpiece montiert. Die beiden hohlen Korpusflügel sind aber nicht einfach nur angesetzte Seitenteile, sondern sie beeinflussen den Gesamtklang des Instrumentes. Der Klang von halbakustischen Gitarren ähnelt dem von Solidbody-Gitarre. Er bietet einen etwas knackigeren Anschlag und einen Tacken weniger Sustain, währen das Low-End etwas weniger fokussiert daherkommt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die D’Angelico Premier SS Stopbar Archtop präsentiert sich optisch als Mischung aus ES 175 und Les Paul.

Der Korpus

Decke, Boden und Zargen der Premier SS Stopbar sind aus laminiertem Riegelahorn gefertigt. Cremefarbene Bindings schützen vorne wie hinten die Korpusränder vor Beschädigungen. Der Korpus hat außen eine Dicke von runden 46 mm und ist in der Nähe des Hals-Korpus-Übergangs etwas schmaler als am Korpusende. Sowohl die Decke wie der Boden sind gewölbt. Die Gitarre hat zwei F-Löcher, von denen das untere größtenteils von einem Schlagbrett verdeckt wird. Das Ganze sieht nicht nur gut aus, sondern bietet die einzige Möglichkeit, an die Elektronik im Inneren heranzukommen. Schließlich gibt es kein rückseitiges Elektronikfach, wie man es von einer Les Paul kennt. Das Ganze ist übrigens ein ziemlich nervenaufreibendes Unterfangen und bedarf einiges an Fingerspitzengefühl. 

Fotostrecke: 4 Bilder Im Inneren des Korpus versteckt sich ein durchgehender Sustainblock, auf dem Pickups, Bridge und Stop-Tailpiece montiert sind.

Apropos Elektrik: Die Gitarre ist mit zwei Humbuckern bestückt, die mittels Dreiweg-Kippschalter einzeln oder zusammen geschaltet werden können. Das Ganze entspricht der Schaltung einer Les Paul und so hat auch hier jeder der beiden Pickups seinen eigenen Volume- und Tone-Regler. Die beiden Seymour Duncan Designed Pickups stammen ebenso wie die komplette Gitarre aus fernöstlicher Fertigung. 

Fotostrecke: 5 Bilder Zwei Humbucker aus dem Hause Seymour Duncan dienen der Klangübertragung,…

Bleiben noch Steg und Saitenhalter zu erwähnen, hier in Form einer Tune-O-Matic-Bridge und einer Stopbar, mit deren Hilfe die Saitenschwingungen in den Korpus übertragen werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Als Saitenhalter besitzt die Gitarre ein D`Angelico Stopbar Tailpiece, also baulich gesehen eine Tune-o-Matic Brücke.

Der Hals

Die Gitarre ist mit einem eingeleimten und gut zu bespielenden Ahornhals ausgestattet. Das mit einem edlen Binding eingefasste Griffbrett besteht aus Ovangkol, das mit seinen Klangeigenschaften an Palisander erinnert. Die 22 Medium-Bünde sind im Großen und Ganzen gut verarbeitet und abgerichtet, nur das im ersten Bund auf der hohen E Saite gegriffene F bringt einen leichten Sitareffekt. Wie bei PRS-Gitarren liegt auch hier die Länge der Mensur zwischen Fender- und Gibson-Maß. Mit 635 Millimeter bietet die Gitarre einen ausgeprägten Twängfaktor, der klanglich in Richtung Gretsch tendiert. Die Halsform trägt die Bezeichnung C-Shape, wobei es sich hier eher um ein sattes C handelt, das für einen eingefleischten C-Profil-Liebhaber wie mich gerade noch gut spielbar ist. 

Fotostrecke: 5 Bilder Die Gitarre ist mit einem eingeleimten und gut zu bespielenden Ahornhals ausgestattet.

Der Hals-Korpusübergang beginnt am 14. Bund. Danach wird es allmählich ungemütlich, sodass sich ab dem 19. Bund vertikal gegriffene Licks trotz des flachen 14-Zoll-Griffbrettradius kaum noch realisieren lassen. Aber gut, die Gitarre will ja auch kein ausgewiesenes Shredding-Monster sein, bei dem man auch in den höchsten Lagen Frank-Gambale-Licks zum besten geben kann. Rotomatic Stairstep Mechaniken aus eigener Fertigung warten an der Kopfplatte, die sauber und genau arbeiten und die Gitarre perfekt in Stimmung halten.

Anzeige

Praxis

Wie bei allen Testgitarren habe ich auch die Premier SS einem stundenlangen Wohnzimmertest unterzogen. Neben der guten Bespielbarkeit ist auch der Primärklang erstaunlich gut ausbalanciert. In den tiefen Lagen bietet die Gitarre einen knackigen Twäng, während die hohen Saiten auch oberhalb des 12. Bundes rund und sustainreich klingen. Gute Voraussetzungen also für einen ausgeglichenen Sound am Gitarrenamp. Wir beginnen die klangliche Reise in der cleanen Einstellung mit dem Bridge-Pickup. Wie ihr gut hören könnt, tönt die Gitarre insgesamt rotzig, mit einem gut ausgeprägten Twängfaktor. Deshalb bekommt man hier auch wirklich glasklare Sounds nur bedingt hin.

Audio Samples
0:00
Clean Bridge PU

Beide Pickups in Kombination bringen einen insgesamt glockigeren Ton, aber es fehlt doch ein Quäntchen an Glanz, um in Neil-Rodgers-Regionen zu kommen. Stattdessen klingt es hier weitaus fetter und rauer.

Audio Samples
0:00
Clean Beide PUs

Kommen wir zum Hals in der cleanen Einstellung. Auch hier kein Anzeichen von Mulm, stattdessen klingt es sehr twängig mit deutlicher Tendenz in Richtung Rockabilly und weniger in Richtung Jazz.

Audio Samples
0:00
Clean Neck PU
Der rockige und schmutzige Sound der Premier Gitarre eignet sich bestens für Rockabilly und Sixties-Sounds.
Der rockige und schmutzige Sound der Premier Gitarre eignet sich bestens für Rockabilly und Sixties-Sounds.

Auch mit viel Gain bleibt die gute Saitentrennung erhalten. Der knackige Anschlag, der mir schon beim Trockentest im Wohnzimmer aufgefallen ist, erzeugt mit viel Gain so etwas wie einen Kompressoreffekt. Da die Pickups ein sattes Mittenbrett liefern, eignet sich die Gitarre hervorragend zum Abrocken. Aber hört selbst.

Audio Samples
0:00
High Gain Bridge PU

Die Zwischenstellung mit High-Gain klingt ja bei vielen Gitarren eher langweilig. Nicht so bei der D’Angelico Premier SS. In Kombination bringen die beiden Pickups einen ganz speziellen hohlen Sound, der dank der nicht zu omnipräsenten Brillanz der Gitarre sehr stabil tönt und gleichzeitig viel Durchsetzungskraft besitzt.

Audio Samples
0:00
High Gain Beide PUs

Der Hals-Pickup passt perfekt zum Steg-Humbucker, und so kommt es beim Hin- und Herschalten zwischen den beiden Gegenspielern zu keinen unangenehmen Überraschungen. Der Sound bleibt auch hier absolut matschfrei und liefert einen runden ausgeglichenen Ton.

Audio Samples
0:00
High Gain Neck PU
Anzeige

Fazit

Die D’Angelico Premier SS tendiert konstruktionsbedingt zwar in Richtung ES 335, liefert aber einen insgesamt rockigeren und schmutzigeren Sound, der sich am cleanen und leicht angezerrten Amp gut für Rockabilly- und Sixties-Sounds eignet. Glasklare Klänge sind dagegen nicht wirklich ihr Ding, aber auch mit viel Gain hält die Gitarre, was sie verspricht, und Klassikrocker und Bluesrocker kommen voll auf ihre Kosten. Alles in allem also eine vielseitige Gitarre, und wer einen halbakustischen Rocker mit viel Twäng sucht, sollte sich die Gitarre einmal aus der Nähe anschauen. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß beim Testen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • gute Bespielbarkeit
  • hoher Twängfaktor
  • ausgeglichenes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • keins
Artikelbild
D’Angelico Premier SS Stopbar Test
Für 512,00€ bei
Mit der D’Angelico Premier SS erhält der Klassikrocker und Bluesrocker eine vielseitige Gitarre mit viel Twäng.
Mit der D’Angelico Premier SS erhält der Klassikrocker und Bluesrocker eine vielseitige Gitarre mit viel Twäng.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: D’Angelico
  • Bezeichnung: Premier SS Stopbar
  • Typ: Semiakustik-E-Gitarre
  • Farbe: Ocean Turquoise
  • Bauweise: Semi Hollow mit Double Cutaway und Center Block
  • Korpus: laminierter Riegelahorn
  • Hals: Ahorn
  • Halsprofil: C
  • Griffbrett: Ovangkol
  • Griffbretteinlagen: Acryl, weiß
  • Griffbrettradius: 14 Zoll
  • Mensur: 635 mm (25″)
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Bünde: 22 Medium-Bünde
  • Tonabnehmer: Seymour Duncan Designed HB-102N (Neck) und HB 101B (Bridge)
  • Regler: 2 Volume- und 2 Tone-Regler
  • Schalter: 3-Wege Toggle Switch
  • Schlagbrett: 5-lagiges Tortoise Scalini
  • Tuner: D’Angelico Rotomatic Stairstep
  • Saitenhalterung: D`Angelico Stopbar Tailpiece / Tune-o-Matic Brücke
  • Hardware: verchromt
  • inkl. D`Angelico Gigbag
  • Ladenpreis: 799,00 Euro (Juli 2019)
Hot or Not
?
Der komplette Korpus besteht aus laminiertem Riegelahorn und ein cremefarbenes Binding setzt die Bereiche voneinander ab.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!