Anzeige

Curious Inventor VMeter Test

Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung von Medien und Arbeitsprozessen und der damit verbundenen „Aufblähung“ der virtuellen Studioumgebung dürstet es nicht nur DJs und Producern mehr denn je nach physischen Kontrollwerkzeugen zur Übermittlung von Steuerbefehlen an die Software oder DAW. Schließlich möchte doch niemand seine über die Jahre antrainierten Arbeitsabläufe mir nichts, dir nichts über Bord werfen – oder gar seine Reglerfahrten mit der Maus umsetzen müssen.

Curious_Inventor_VMeter_1_Teaser
Curious Inventor VMeter


Das wissen auch die Hersteller von MIDI-Controllern und fluten den Markt mit harter Ware, nicht selten zugeschnitten auf ein bestimmtes Programm. Innovative und modulare Konzepte wie der heute vorgestellte MIDI-Touchfader „VMeter“ von Curious Inventor sind eine willkommene Erfrischung im Land der „Knöpfchenbretter“.

Details

Das VMeter ist ein berührungsempfindlicher, bidirektional kommunizierender Flachbahnregler mit eingebautem Sensor, der die Position des Fingers auf der Oberfläche im Stile eines Line-Faders an eine Software übermittelt. Die Statusmeldung findet ihre visuelle Entsprechung in Form einer integrierten dimmbaren LED-Leiste in schickem Blau, die nicht nur als Wertanzeige, sondern auch als VU-Meter fungieren kann. Sollte ich mich nicht verzählt haben, warten hier satte 35 von einer weißen Skaleneinteilung unterstützte Lämpchen auf Impulse. Über eine Konfigurations-Software, die es auf der Website des Herstellers herunterzuladen gilt, lässt sich der Touchstrip-Controller bezüglich des MIDI-Kanals sowie der Control Change-Parameter und Notenwerte konfigurieren, wobei eine beliebige Anzahl an VMetern hintereinander kaskadiert werden dürfen.  
In der unscheinbaren Klarsichtverpackung schlummern außer dem Testkandidaten lediglich ein Micro-USB-Kabel und das Papp-Inlay. Die allgemeine Verarbeitung des daumenbreiten und -hohen, 17 Zentimeter langen, mehrfach geschichteten Zauberstabs gefällt mir gut. Lediglich das Micro-USB-Kabel muss mit einigem Druck eigeführt werden, und ich bin mir nicht sicher, ob das auf Dauer gut ausgeht. Dafür sitzt es sehr fest in der Aufnahmevorrichtung und es ist erfreulich, dass Curious Inventor hier Standard-Kabelwerk einsetzt, denn so bleibt die Ersatzteilbeschaffung in einem moderaten Preisgefüge. Dies belegt ein Schnelltest mit meinem 3-Euro-Handy-Kabel, das genauso bombig sitzt. Warum auch immer die Buchse vorn und nicht hinten angebracht ist, vermag sich mir jedoch nicht direkt zu erschließen. Schade finde ich außerdem, dass sie, zumal sie ziemlich dünnwandig und scharfkantig ausgefallen ist, so weit aus dem Gerät herausragt. Nun gut, gleich darüber, also am Fuße des Controllers, findet sich das Produktlogo ein. Und wo wir schon mal bei Füßen sind: Das schlanke flache Teil steht mit seinen viereckigen Gumminoppen, derer vier an die Unterseite geklebt sind, verblüffend rutschsicher auf meinem Arbeitstisch. Ein Aufkleber verweist auf fernöstliche Fertigungsstätten.

Fotostrecke: 6 Bilder Aus der unscheinbaren Verpackung des Curious Inventor VMeter …

Die sensitive Auflagefläche legt mit 105 Millimetern gängiges Studiomaß an den Tag und ist aus DJ-Sichtweise ungefähr doppelt so lang wie sein typisches Clubmixer-Pendant. Stecke ich den Kontrolletti zum ersten Mal in den Mac, leuchtet die LED-Anzeige von unten nach oben blau auf und mein erstes „Aha-Erlebnis“ lautet: Die Lämpchen folgen dem Finger. Doch bereits nach wenigen Sekunden beginnen die LEDs sporadisch zu zucken und der Proband versagt meinem Gliedmaß die treue Gefolgschaft. „Hhhm, ein Mac- oder Hardware-Problem?“ schießt es mir durch den Kopf. „Zeit, in den Praxisteil einzutauchen“. Doch bevor ich nun überleite noch ein paar Worte zu Curious Inventor LLC. Die Company hat ihren Firmensitz in Atlanta und kommt aus der „DIY-Ecke“. Auf der Firmenhomepage gibt es zahlreiche Bauteile und Construction-Kits für frickelfreudige Zeitgenossen, die sich nicht scheuen, auch mal den Lötkolben in die Hand zu nehmen. Angefangen vom Poti über Touch-Sensoren bis hin zum modularen Selbstbau-Step-Sequencer oder den nötigen kleinen Helferlein reicht das Portfolio und es gibt einen Blog und einen YouTube-Kanal.

Anzeige

Praxis

„Out the box“ arbeitet das VMeter als Ribbon-Controller für sämtliche MIDI-fähige Software unter Linux, Mac und Windows und bezieht seine Spannungsversorgung über den USB-Port des Rechenknechts. Eine schnelle Überprüfung mit „MIDI-Monitor“ zeigt mir an, dass die werkseitige Konfiguration den Control Change Parameter 20 auf Kanal 1 durch das Kabel jagt und das trotz „nur“ 35 Lämpchen alle 127 Werte adäquat übermittelt werden können. Damit steht einer punktgenauen Landung, respektive Parameterfahrt ja eigentlich nichts im Wege. Allerdings birgt das Touch-Konzept auch beim Vmeter das Risiko in sich, dass beim Loslassen der Oberfläche der zuletzt angesteuerte Wert um einige Zähler verspringen kann. Dessen sollte man sich bewusst sein.  
Da in der Verpackung keine Konfigurations-Software zu finden ist, mache ich mich also erst einmal auf den Weg zur Website des Herstellers „vmeter.net“. Hier stellt sich heraus, dass es sich beim gesuchten Tool um ein MaxPatch handelt, für das ich, so ich nicht im Besitz einer Vollversion bin, die kostenlose Runtime installieren muss. Sie wäre dann auf der Internetpräsenz von Max-Hersteller Cycle 74 zu finden. Auf der VMeter-Website führt ein weiterer Link zur Tutorial-Page, die die Einbindung in verschiedene DJ- und VJ-Anwendungen und DAWs erklärt, darunter Ableton, Sonar, Reaper, Reason, Cubase, Resolume und Torq. Das VMeter muss allerdings nicht zwangsläufig musikalisch zum Einsatz kommen, sondern hält gleichwohl – vom geneigten Anwender programmiert – als Standard-IO für verwegenste Szenarien her, zum Beispiel für eine Simulation von Game of Live, eine Binär-Uhr in Militärzeit, eine CPU-Auslastungsanzeige, einem „Page Scrolling Effekt“ und dergleichen. Alles zu begutachten im Videoclip auf der Page.  
Was ich bei Curious Inventor noch vorfand, war eine Installer-Datei, um VMeter als Volume-Fader für den Mac zu nutzen. Eine Idee, die bei mir – mal abgesehen von den zu investierenden knapp 60 Euro Straßenpreis und einem belegten USB-Port – durchaus Anklang findet. Neugierig installiere ich also die „Volume Control“ und das Programm funktioniert auf Anhieb gut. Warum also nicht das VMeter direkt auf den rechten Rand des iMac-Screen pappen, wie im Foto demonstriert?

Fotostrecke: 2 Bilder VMeter als Lautstärke-Fader am MAC-Screen

Das VMeter Configuration Utility

Jeden einzelnen Punkt des Konfigurations-Tools zu beleuchten, würde sicherlich etwas zu weit führen, aber auf einige Aspekte möchte ich dennoch hinweisen. Neben der Touch-Position und dem verwendeten MIDI-Kanal lässt sich über das Tool ein Note On/Off-Befehl beim Berühren und Loslassen der Oberfläche abschicken sowie (positionsabhängige) Pitch- und Velocity-Werte. Ferner ist es möglich die „Pressure Control“ zu aktivieren, wo de facto der zu steuernde Parameter über die „Menge an Hautkontakt“ herauf- oder herabgesetzt wird. Alles jedoch ohne Threshold oder sonstige Beschränkungsoptionen. Es gibt einen „Pitch Wheel Mode“ mit automatischem Center-Snapping zur Mitte des Controllers, nachdem ich den Finger von der Oberfläche nehme. Ferner bin ich auf einen Crossfader-Modus ohne Zentrierung, dafür aber mit einer kleinen Deadzone in der Mitte gestoßen. Obendrein kann ich bestimmen, ob das Gerät in umgekehrter Richtung operieren soll, ob die LEDs meine Berührungen ignorieren und wie stark sie leuchten sollen. Meine Präferenzen darf ich auf Wunsch speichern, woraufhin das Gerät kurz aufleuchtet. Nachstehend ein Screenshot vom Editor.

VMeter-Konfigurationssoftware
VMeter-Konfigurationssoftware

Handling

Die Haptik und das allgemeine Gefühl, das sich beim Arbeiten mit dem VMeter einstellt, könnte man durchaus als ansprechend bezeichnen. Etwas genauer als das Antippen erscheint mir das Anschieben zu funktionieren, wie man es vom klassischen Fader her kennt. Fingerjumps, also das Springen zwischen zwei Werten durch das partielle Auflegen eines zweiten Fingers, funktionieren jedoch eher mittelprächtig. Das visuelle Feedback der hell leuchtenden LEDs indes kommt nicht nur in dunklen Umgebungen, sondern auch bei Tageslicht gut zum Tragen und das Teil ist angenehm klein, um so ziemlich überall noch ein Plätzchen zu finden. Typische Einsatzszenarien in der DAW wären natürlich sämtliche Fader oder Potis der Mixer und Plug-ins wie Volume, Panning und Effektparameter, Pitchbending etc. In Ableton und Traktor funktioniert der VMeter als „Fader-Ersatz“ ohne Komplikationen. Interessant ist auch die VU-Meter-Ausgabe. Für Ableton ist ein Plug-in namens PizMeter erhältlich, das LED-Output erlaubt. Meine DJ-Software Traktor unterstützt den LED-Output auf dem angegebenen Parameter direkt, sodass ich VMeter als Volume-Regler und Statusmeldung für den Main-Output mit wenigen Clicks problemlos mappen konnte. Vielleicht wäre das auch eine Option für einen DJ-Controller, der kein eigenes LED-Pegelmeter für den Master aufweist.

Fotostrecke: 2 Bilder VMeter als CF-Effektcontroller am NI-Kontrol Z2 – Filterfader
Audio Samples
0:00
VMeter LFO Shape Res VMeter TSP Channelfilter

Hätte ich mehrere Einheiten zum Test zur Verfügung, könnte ich also auch die Channelmeter einzelner Kanäle ausgeben und den Crossfader mappen. Denkbar wäre auch die Effekt-Parameterkontrolle, solange der Finger auf dem Bedienfeld liegt, wobei der Faderweg die Intensität respektive das Dry/Wet-Verhältnis vorgibt und der Pressure Control einen Effektparameter steuert oder umgekehrt. Oder soll es vielleicht ein zusätzlicher Crossfader-FX-Controller sein, wie auf dem Foto zu sehen? Ich denke der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auch Instrumentenparameter ließen sich so recht unkonventionell bedienen. Ja, und natürlich steht es einem frei, sich ein komplettes „Silent-Faderboard“ für die DAW aus vielen einzelnen VMetern zusammenzuschalten, doch ohne einen passenden Hub wird das wohl nichts. Außerdem spielen hier die Kosten von knapp 60 Euro pro Fader natürlich auch eine Rolle. Bedauerlicherweise trat bei meinem Testmuster nach wenigen Betriebsstunden schon ein Defekt mit der Spannungsversorgung auf und ich musste den ansonsten ziemlich sympathischen Flachbahnregler auf die Heimreise schicken. Schade.   Ja, es ist noch nicht alles eitel Sonnenschein beim VMeter, wie auch die Website zum Testzeitpunkt verlautbart. Dies betrifft zum einen die Limitierung bei Programmen, die keine Daten zurückschicken oder die Adressierung mehrerer Komponenten unter Windows 7. Auch liest man dort von sehr langsamer Statusrückmeldung unter XP und dann wären da noch meine schon geschilderten sporadischen Sprünge unter OSX. Zum aktuellen Zeitpunkt sollte man also vor Einsatz vor Publikum oder in Produktionsphasen sowie finalen Arbeitsprozessen genau prüfen, ob der VMeter mit dem eigenen System zu 100 Prozent funktioniert. Etwas umständlich im Einzelbetrieb ist zudem auch die Kanalumstellung mit der resultierenden Zeitverzögerung über die Programmierfläche, wenn man eine Einheit zu mehr als einem Einsatzzweck bewegen will. Soll es aber bei einem bis zwei Kommandos bleiben, dann muss man dem Teil schon einen gewissen Spaßfaktor attestieren, zudem löst es ordentlich auf und der spacige Look ist auch nicht zu verachten. Für eine Revision würde ich mir ein Akku-Pack und Wireless-MIDI wünschen sowie Wertebeschränkungen und eine Zonenaufteilung über den Editor.

Anzeige

Fazit

Curious Inventor VMeter ist ein unkonventioneller MIDI-Touchfader, der aus optischem und haptischem Betrachtungswinkel eine interessante Art darstellt, Parameter an eine DAW oder DJ-Software zu übermitteln. Es reagiert auf Fingerpositionen und Berührungen und kennt unterschiedliche Arbeitsmodi (Standard, Pitchwheel, Crossfader). Die Verarbeitung des kompakten, schmalen Befehlsübermittlers ist zudem weitestgehend gelungen und die Leuchtstärke ist anpassbar. Das Gerät läuft Plug-and-play auf Linux-, Mac- und Windows-Systemen und lässt sich über einen Editor konfigurieren. Einige Aspekte, wie das Durchbiegen schon bei mittlerem Druck, die Ausführung der USB-Buchse und diverse Betriebssystem- oder Software-abhängige Einschränkungen trüben allerdings (noch) den Gesamteindruck. Dennoch entbehrt das Gerät nicht eines gewissen Spaßfaktors und eines coolen Looks.  

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Gute Auflösung
  • Visuelles Feedback
  • Mittels Editor konfigurierbar
  • Mehrere Einheiten kaskadierbar
  • Schickes Design
  • Verwendet Standardkabel
Contra
  • Gerät biegt unter Druck leicht durch
  • Position der etwas scharfkantigen USB-Buchse
  • Keine genauen Fingerjumps
Artikelbild
Curious Inventor VMeter Test
Für 59,00€ bei
Curious Inventor VMeter
Curious Inventor VMeter
Hot or Not
?
Curious Inventor VMeter

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone
  • The Ultimate Guide to Record Professional Audio at Home in 15 Minutes!
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)