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Boss MS-3 Test

Mit dem Boss MS-3 präsentiert der japanische Konzern einen Looper für Effektpedale mit integrierten Effekten. Drei Loops stehen zur Verfügung, an die man zum Beispiel seine liebsten Overdrive- und Distortion-Pedale anschließen kann, die restlichen Sounds wie Modulation, Delay oder Reverb hat der MS-3 bereits an Bord.

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Eine ganz pfiffige Idee, die es meines Wissens in dieser Form bisher noch nicht zu kaufen gab. Dazu kommt das kompakte Format, allerdings steht mit einem Ladenpreis von 447 Euro kein Schnäppchen auf dem Preisschild. Aber wenn die Ausführung und vor allem der Sound stimmen, kann dieser Preis für ein Multi-Effekt-Pedal und einen Switcher in einer kleinen Kiste in Ordnung gehen. Und genau dieser Frage werden wir jetzt auf den Grund gehen.

Details

Gehäuse/Optik

Der MS-3 kommt in ähnlicher Optik und Aufmachung wie die beiden reinrassigen Loop-Switcher ES-5 und ES-8, allerdings mit 275 x 97 x 68 mm noch etwas kompakter. Das Gehäuse ist aus solidem Stahlblech gefertigt, in Bühnenschwarz lackiert und mit fünf robusten Fußschaltern ausgestattet. Die Patch-Schalter 1 bis 4 sitzen auf einer Schräge, der Memory/Manual-Schalter rechts auf der flachen vorderen Hälfte der Oberfläche. Links finden wir das LCD-Grafik-Display, das die Patchnamen anzeigt und als Zentrale zum Editieren fungiert. Zum Einstellen der Effektsounds hat uns der Hersteller noch drei kleine Parameter-Regler spendiert, die hart im Nehmen sind und auch mal einen Fehltritt des Bedieners verkraften können. Unter den Reglern wird die Effektkette dargestellt, wobei zur optischen Kontrolle die LED der jeweiligen Sektion leuchtet, wenn ein Effekt aktiviert ist. Daneben finden wir fünf Taster, die für das Navigieren bei der Programmierung zuständig sind. Betrieben wird unser Testkandidat mit 9 Volt, das entsprechende Netzteil gehört zum Lieferumfang. Es benötigt 280 mA Strom, daher kann man den MS-3 auch über eine Mehrfach-Stromversorgung speisen. Die Unterseite ist komplett glatt, für Klettband-Gebrauch optimal, aber auch mit Mounting Plates lässt sich das MS-3 im Board befestigen. Die Gehäuseschrauben befinden sich zwar an Vorder- und Rückseite, aber nah genug am Boden, sodass man mit einer angewinkelten Mounting Plate arbeiten kann. Wer den Switcher mobil und ohne Board benutzen möchte, der findet im Karton vier Gummifüße zum Aufkleben.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Boss MS-3 kombiniert der Hersteller erstmalig einen Loop Switcher mit einem integrierten Multieffektgerät.

Rückseite/Anschlüsse

Wie gewohnt sind die Anschlüsse an der Rückseite aufgereiht. Dort findet man links die Eingangsbuchse, danach folgen die drei Send- und Return-Anschlüsse für die Loops. Da unser Testkandidat in der Lage ist, Stereo-Sounds zu produzieren, gibt es auch zwei Ausgänge, daneben die CTL-Anschlüsse. Ein CTL-Out sendet Schaltsignale, zum Beispiel zur Kanalumschaltung des Amps. Zwei Signale (CTL 1 und 2) können über die TRS-Buchse gesendet werden. An den beiden CTL-Inputs werden Schalter oder Expression-Pedale zur internen Parametersteuerung angeschlossen. Die Programmierung des MS-3 kann auch bequem am Computer erledigt werden, wofür der USB-Anschluss zuständig ist, über den das MS-3 mit dem Rechner verbunden wird. Daneben findet man die MIDI-Out-Buchse, an der weitere MIDI-fähige Gerätschaften angeschlossen werden. Der MS-3 ist in der Lage, Clock Out, Program Change und Control Change Daten über MIDI zu senden.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Stirnseite des MS-3 ist fast vollständig mit Buchsen für Loops und Ein- und Ausgängen bestückt.

Bedienung

Wir werfen erst mal einen Blick auf die grundsätzliche Struktur des MS-3. Wie bereits erwähnt, lassen sich drei Loops (L1, L2, L3) mit externen Effektpedalen bestücken. Dazu kommen sechs Effektblöcke des MS-3, zwei vor den Loops und vier danach. Die Signalführung sieht folgendermaßen aus:

  • Gitarre > FX1 > MOD1 > L1 > L2 > L3 > FX2 > MOD2 > DLY > REV

Insgesamt steht dem Nutzer eine Effektkette von maximal neun Effekten zur Verfügung. Wer einen Amp mit der “Vier-Kabel-Methode” anschließen möchte, der muss allerdings einen Loop dafür opfern. Das ist aber immer noch ausreichend, denn effektmäßig hat der MS-3 einiges im Angebot. 62 unterschiedliche Effekt-Typen sind an Bord, verteilt auf die verschiedenen Sektionen. Hier sind die kompletten Listen:

Fotostrecke: 2 Bilder Die Effekte von FX1 und FX2

Zwei Modes stehen bei der Bedienung des Pedals zur Verfügung, Memory oder Manual. Im Memory Mode werden alle Effekt- und Loop-Einstellungen als Patch gespeichert. Insgesamt lassen sich 200 Patches speichern, die in 50 Bänke mit je vier Speicherplätzen aufgeteilt sind und über die Schalter 1 bis 4 aufgerufen werden. 25 Bänke sind bereits mit diversen Effektsounds bestückt, sodass man bei Bedarf nur die Loops hinzufügen muss, die anderen 25 Bänke sind absolut blank, dort startet man quasi bei Null. Mit dem Schalter Memory/Manual wird der Manual Mode aufgerufen, in dem einzelne Sektionen des gerade angewählten Patches mit den vier Fußschaltern ein- oder ausgeschaltet werden. Welche das sind, kann vorher natürlich frei programmiert werden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Auf der Bedienoberfläche fällt zunächst das LCD-Grafik-Display als Editierzentrale ins Auge.

Die Programmierung gestaltet sich am Gerät selbst durch das kleine Display etwas aufwendiger, obwohl das Bedienkonzept mit den drei Parameter-Reglern und den Navigations-Tastern klar durchdacht und logisch ist. Im Edit Mode wird die Effektkette dargestellt und mit den drei Parameter-Reglern eine Sektion angewählt (P1), eine Sektion verschoben (P2) und der Effekt-Typ ausgewählt (P3). Mit dem On/Off-Taster werden Sektionen und Loops aktiviert. Drückt man Enter bei einer angewählten Sektion, dann erscheinen die Parameter des Effekts, die mit den drei Reglern verändert werden können. Sind es mehr als drei, was meist der Fall ist, kommt man mit den Page-Tastern (Enter, Edit) zur nächsten Seite. Ist alles fertig justiert, wird Exit gedrückt, die Effektkette ist wieder sichtbar und man kann sich der nächsten Effektsektion widmen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Display informiert über die aktuell eingestellte Effektkette.

Hier muss man zwar etwas Zeit und Geduld mitbringen, aber das Konzept ist in sich recht logisch und übersichtlich. Mit dem Editorprogramm und dem Arbeiten am Computer sieht die Sache natürlich komplett anders aus, aber leider war die Software zum Zeitpunkt des Tests noch nicht verfügbar.

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Praxis

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Im Praxisteil soll es zuerst um Klang und Signaltreue gehen, zwei Parameter, die bei einem Loop-Switcher immens wichtig sind. Die Klangunterschiede sind dabei recht gering, deshalb solltet ihr euch nicht mit Notebook-Lautsprechern abgeben, sondern eher hochwertige Abhörboxen oder Kopfhörer benutzen.
Beim Signaltest wird der Klang bei der Verwendung des MS-3 mit dem direkten Signal zwischen Amp und Gitarre verglichen. Dazu stehen eine SG und ein Marshall Plexi bereit. Der Plexi gibt bei einer Mid-Gain-Einstellung etwaige Pegelunterschiede recht genau durch eine Veränderung des Zerrgrades wieder. Um die Soundqualität auch unter dem Aspekt der Dynamik abzuklopfen, habe ich bei den Beispielen zuerst hart mit dem Pick und dann sanft mit den Fingern angeschlagen (Bsp. 1). Beim zweiten Beispiel sind drei Overdrive-Pedale direkt zwischen Gitarre und Amp geschaltet, ein Weehbo Helldrive, ein Okko Diablo und der Friedman BE-OD. Die Pedale verfügen über eine True Bypass-Schaltung und sind deaktiviert, denn es geht ja um den eventuellen Klangverlust beim Verschalten der Effektpedale in Reihe. Beispiel 3 zeigt dann das MS-3 zwischen Gitarre und Amp, die drei Overdrive-Kollegen sind nun in den drei Loops des MS-3 geparkt, auch hier ist alles auf Bypass. Effekt-Sektionen sind im MS-3 nicht aktiviert, ich habe ein unbeschriebenes Patch genommen, auch am Output-Pegel ist nichts verändert.

Das Konzept, einen Loop-Switcher mit einem Multieffekt zu kombinieren geht auf.
Das Konzept, einen Loop-Switcher mit einem Multieffekt zu kombinieren geht auf.

Der Sound von Direktsignal und den drei dazwischengeschalteten Pedalen ist recht ähnlich, lediglich in den Mitten wird es bei den Pedalen einen Hauch dünner. Wenn der MS-3 dazwischengeschaltet wird, kommen etwas mehr obere Mitten hinzu, der Sound klingt im Vergleich zum Direktsignal etwas schärfer. Das liegt natürlich daran, dass das Signal auch bei ausgeschalteten Effekten und Loops nicht komplett auf dem analogen Weg bleibt. Es gibt einen Input- und Output-Buffer, aber die Signalführung ist hier anders als bei den ES-5 und ES-8 Loopern von Boss, die mit komplett analogem Signalweg ausgestattet sind. Der MS-3 ist, was die Schaltung und Signalführung betrifft, dann doch eher ein Multi-Effekt mit drei zuschaltbaren Loops. Absolute Signal-Fetischisten sind wahrscheinlich besser mit den analogen Loopern aufgehoben, aber was den Pegel anbetrifft, gibt es nichts zu beanstanden. Außerdem kann mit dem Output-EQ bei Bedarf noch etwas Finetuning vorgenommen werden. Das habe ich dann auch beim vierten Beispiel gemacht, bei dem die Mitten bei 800 Hz um 1 dB angehoben und die Höhen um 2 dB abgesenkt wurden, um dem Originalsound wieder etwas näherzukommen. Der Output-EQ mit parametrischer Mittenregelung ist ein sehr gutes Feature und kann generell gut zum Finetuning eingesetzt werden.

Audio Samples
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Gitarre direkt in den Amp Gitarre – 3 Overdrive Pedale (Bypass) – Amp Gitarre – MS-3 – Amp Gitarre – MS-3 (mit EQ) – Amp

Jetzt geht es an die Sounds mit den bereits erwähnten drei Pedalen in den Loops 1 bis 3. Hierfür steht der clean eingestellte Sovtek MIG-50H bereit und es wird immer ein Overdrive in Kombination mit einem oder zwei Effekten des MS-3 benutzt. Die Auswahl ist sehr groß und deckt prinzipiell eine Menge an Sounds für viele Stilistiken ab. Auch das Noise Gate tut gute Dienste und stellt die Spielpausen beim Einsatz des Friedman BE-OD ruhig. Im dritten Beispiel hört ihr zuerst das Riff ohne Noise Gate, dann wird es eingeschaltet und es herrscht Ruhe. Der integrierte Tuner sorgt nicht nur für gute Stimmung, man spart hier auch wieder ein weiteres Pflichtpedal. Ein Board mit Vollbelegung aller drei Loops misst deshalb bei Standard-Effektpedalen der Boss-Größe ca. 300 x 250 mm, man ist hier also tatsächlich mit einem kleinen Köfferchen unterwegs und hat trotzdem eine große Klangpalette im Angebot. Bei der Klangqualität muss man allerdings leichte Abstriche machen. Wenn man die Qualität der Modulationseffekte mit dem neuen Flaggschiff MD-500 vergleicht, dann klingen sie schon etwas flacher: brauchbar für den Bühneneinsatz, aber nicht gerade in der Champions League. Der Sound wird etwas dünner, je mehr Effekte benutzt werden, der Prozessor ist dabei höher ausgelastet. Dosiert man die Effekte sparsam, funktioniert das Ganze aber entsprechend gut.

Audio Samples
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Weehbo Helldrive mit Delay und Modulated Reverb (Strat) Weehbo Helldrive mit Tremolo und Spring Reverb (Tele) Friedman BE-OD zuerst ohne Noise Gate, dann mit Noise Gate (Les Paul) Friedman BE-OD mit Flanger (Les Paul) Okko Diablo mit Uni-V und Reverb (Jaguar P90)

Der MS-3 kann allerdings auch komplett ohne zusätzliche Effekte benutzt werden. Falls man mal mit ganz kleinem Besteck unterwegs ist, dann reicht der Schalt-Riegel auch alleine völlig aus. Dazu kann man das Gerät entweder direkt vor einen clean eingestellten Amp schnallen und interne Overdrives zum Zerren benutzen, oder auch mit der Vier-Kabel-Methode einen Verstärker ansteuern und sich der Ampzerre bedienen. Die Kanalumschaltung kann ebenfalls vom MS-3 übernommen werden, das funktioniert problemlos mit Amps, die per Standard-Schaltkontakt umgeschaltet werden. Ich habe mir für den schnellen Einsatz ein Patch mit einem Overdrive, Distortion, Chorus, Delay und Reverb zusammengestellt. Durch die Möglichkeit, die Reihenfolge der Effektblöcke im MS-3 zu verändern, ist es möglich, zwei Zerreinheiten (FX1 und FX2) hintereinander zu legen. Wenn ich nun dieses Patch im Manual Mode bediene, dann kann ich Overdrive, Distortion, Chorus und Delay einzeln mit den Schaltern 1 bis 4 aktivieren. So klingen die unterschiedlichen Kombinationen:

Audio Samples
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Blues OD und Reverb (Strat) Lead DS und Reverb (Strat) Blues OD, Chorus und Reverb – Volume an der Gitarre leicht zurück genommen (Strat) Lead DS, Delay und Reverb (Strat)
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Fazit

Loop-Switcher mit Multi-Effekt-Einheit oder Multieffekt mit drei schaltbaren Loops – der Boss MS-3 überzeugt mit einem sehr innovativen Konzept. Hier können drei Effektpedale mit den internen Effekten kombiniert und beliebig verschaltet werden. Man kann also seine Lieblings-Analogzerrer benutzen und den Rest aus dem Fundus des MS-3 nehmen. Etwas Geduld ist allerdings erforderlich, denn das Einstellen der Effekte am Gerät mit dem kleinen Display ist nicht ganz so komfortabel, besser wird es mit der App über den Computer funktionieren. Diese war zum Zeitpunkt des Tests allerdings noch nicht verfügbar. Die Klangqualität der internen Effekte ist in Ordnung, man sollte aber keine Boutique-Sounds erwarten, hier punktet eher die Vielfalt. Trotzdem finde ich die Idee und Ausführung sehr gut: Eine kompakte, sehr solide gebaute Schaltzentrale für Einsätze mit kleinem Pedalboard.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Loop Switcher & Multieffekt in einem
  • große Auswahl an Effekten
  • Tuner & Noise Gate
  • Output EQ mit gutem Wirkungsgrad zur Anpassung an den Amp
  • MIDI Out
  • Amp-Umschaltung
Contra
  • editieren am Gerät über das kleine Display
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Boss MS-3 Test
Für 519,00€ bei
Der Boss MS-3 überzeugt als Schaltzentrale mit der pfiffigen Idee, Looper und Multieffekt zu kombinieren.
Der Boss MS-3 überzeugt als Schaltzentrale mit der pfiffigen Idee, Looper und Multieffekt zu kombinieren.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Boss
  • Modell: MS-3
  • Typ: Loop Switcher mit Effekten
  • Loops: 3
  • Regler: 3x Parameter Regler
  • Anschlüsse: Input, 3x Loop Send & Return, 2x Output, CTL Out, 2x CTL In, USB, MIDI Out
  • Schalter: 5
  • Stromaufnahme: 280 mA
  • Spannung: 9V (nur Netzteil)
  • Display: Grafik LCD Display (132 x 32 Punkte – beleuchtet)
  • Speicher: 200 (50 Bänke mit jeweils 4 Plätzen)
  • MIDI: Ja – MIDI Out
  • Maße: 275 x 97 x 68 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 1,1 kg
  • Ladenpreis: 447,00 Euro (Juli 2017)
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