Behringer B 906 Mikrofon Test

B 906 heißt die neueste Kreation der auf sehr günstiges Audio-Equipment spezialisierten Firma Behringer. Auch ohne weitere Informationen zum Produkt dürfte Soundfreunden schnell klar sein, welches dynamische Instrumentenmikrofon bei der Konzeption Pate stand. Richtig, das Sennheiser e906, seines Zeichens ein moderner Klassiker, wenn es um die Abnahme von Gitarrenverstärkern und auch Trommeln geht.

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In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vorgestellt, sorgte es mit seiner speziellen, Amp-freundlichen Form und dem neuartigen, dreistufigen EQ-Schalter für einigen Wirbel. Dass das Konzept funktioniert, zeigt auch die Tatsache, dass nicht nur Sennheiser selbst später eine abgespeckte Variante namens e609 auf den Markt gebracht hat, auch das Superlux PRA628 MKII ließ sich zumindest von der Form inspirieren.
Unser Testobjekt sieht zwar etwas anders aus als das e906/e609, die Grundform ist allerdings schon ziemlich nahe dran, und auch bei den technischen Innereien sind die Gemeinsamkeiten auffällig. Den dreistufigen Schalter zur Beeinflussung des Frequenzgangs gibt es auch hier, dasselbe gilt für die Richtcharakteristik. Ein krasser Unterschied besteht allerdings schon auf dem Papier: Das Behringer kostet nur etwa ein Viertel. Ob sich die Einsparungen beim B 906 bemerkbar machen, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Das B 906 ist größer als die Sennheiser-Vorbilder

Wie von vielen dynamischen Behringer Mikros gewohnt, kommt auch das neue B 906 in einer länglichen Kunststoffbox zum Soundfreund. Neben dem Mikrofon finde ich den üblichen Papierkram in Form einer kurzen Anleitung samt Datenblatt und Frequenzdiagramm sowie einen Kunststoffhalter zur Stativmontage. Das nötige EU-Verkleinerungsgewinde zur Montage am Mikrofonstativ ist bereits in die Messingfassung eingefräst.
Das Behringer B 906 selbst besitzt ein sogenanntes „Side Adress“ Design, womit es sich schon optisch vom gängigeren Handheld-Stil abhebt. Im Gegensatz zu den beiden Sennheiser-Modellen besteht der Mikrofonkopf komplett aus Kunststoff, nur die beidseitig angebrachten Gitter zum Schutz der Kapsel sind aus Metall. Auch bei der Größe gibt es Unterschiede, denn das B 906 ist etwas breiter und länger und wirkt damit im direkten Vergleich deutlich klobiger.

Fotostrecke: 3 Bilder Wie seine Vorbilder präsentiert sich das Behringer B 906 als Side-Address-Mikrofon.

Drei Frequenzgänge können gewählt werden

Im Inneren des Lollipop-Gehäuses werkelt eine Kapsel mit Supernieren-Charakteristik, auch dies kann als Reminiszenz an die 906/609-Typen verstanden werden. Im Gegensatz zur Niere sorgt diese für eine stärkere Richtwirkung auf die Quelle und damit für eine Reduktion möglicher Übersprechungen. Als Empfindlichkeit gibt Behringer 2,0 mV/Pa an, ein Standardwert, welcher knapp unter jenem des e906 liegt (2,2 mV/Pa). Kommen wir nun zum einzigen Bedienelement am B 906, dem dreistufigen Frequenzgang-Wahlschalter. Dieser fällt ziemlich groß aus und rastet sauber ein, angespitzte Bleistifte sind zur Bedienung definitiv nicht nötig.
Für Erheiterung und Verwirrung zugleich sorgt ein Blick in die Anleitung zum Behringer B 906, denn die schriftliche Erklärung der linken Schalterposition möchte nicht so recht zum auf dem Mikro aufgedruckten Symbol passen. Dieses zeigt eine im Höhenbereich abfallende Kurve, die Anleitung – und auch das Produktvideo – sprechen jedoch von einem Low Cut. Gemeint ist aber ein High Cut, was wiederum zur Beschreibung des Einsatzgebietes passt: „For blue & jazz warm music“. Kaum weniger kurios wird es bei der neutralen Stellung, welche „for classic music“ gedacht sein soll, während das Symbol mit der nach oben steigenden Kurve von Menschen angewählt werden kann, die „aggressive music“ aufnehmen möchten. Anders ausgedrückt: Das Testgerät verfügt neben einer neutralen Stellung zusätzlich über die Möglichkeit, die Höhen abzusenken oder anzuheben. Und natürlich ist die neutrale Position auch nicht wirklich neutral, wie üblich für dynamische Instrumentenmikrofone besitzt sie einen Peak im Präsenzbereich um 5000 Hertz. Dieser Peak lässt sich mit der High-Boost-Schalterposition noch deutlicher herausstellen, der High Cut reduziert den Anstieg um etwa zwei dB. Als nutzbaren Übertragungsbereich nennt Behringer für das Testobjekt 50 bis 18000 Hertz.

3. Platz
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Praxis

An Snaredrum und Toms kann besonders die Präsenzanhebung hilfreich sein

Als erstes Einsatzgebiet für das Behringer B 906 habe ich mir mein Yamaha Recording 9000 Drumset mit den Größen 22×14 Bassdrum, 12×8 Racktom und 16×16 Floortom ausgesucht. Als Snaredrum kommt meine Pearl Special Reserve Ahorntrommel in 14×5 Zoll zum Zuge. Für den standesgemäßen Vergleich werden das Shure SM 57 an der Snare sowie das oben bereits angesprochene Sennheiser e609 als Tom-Mic-Referenz heran gezogen. Beide verfügen nicht über weitere Frequenzkorrekturen, also konzentriere ich mich auch beim Behringer zunächst auf die Neutralpositionen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das B 906 und die Vergleichsmikros Shure SM57 und Sennheiser e906.

An der Snaredrum lautet der klare Gewinner für mich SM57. Es klingt frischer, fokussierter und detaillierter als B 906. Aber der Testkandidat hat ja noch zwei Asse im Ärmel. Der High Cut tut exakt, was ich erwartet habe: Er reduziert Attack und höherfrequente Details noch etwas, während der High Boost das Mikrofon eher in Richtung SM57 bringt. Kondensator-artige Frische und Details bringt der Schalter allerdings nicht. Zu bedenken ist auch, dass die Form des B 906 die Positionierung der Kapsel an Trommeln etwas erschwert, insbesondere, wenn diese weiter in Richtung Fellmitte gebracht werden soll.

Audio Samples
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Am 12 Zoll Racktom macht das B 906 wirklich Spaß. Es liefert für die Anwendung ausreichend Details und Körper, je nach gewünschtem Grundklang greift der EQ ziemlich genau dort zu, wo der Anschlags-Sound passiert. Entsprechend effektiv lässt sich das Ergebnis gestalten. Natürlich ist das Sennheiser e609 etwas griffiger und auch noch voller in den Mitten, in anbetracht des Preises blamiert sich der Teskandidat aber definitiv nicht. Die volleren Mitten des e609 sorgen am Floortom dann allerdings für einen deutlichen Vorsprung, das B 906 wirkt knochiger und dünner. Ich habe euch hier die Neutralstellung aufgenommen.

Audio Samples
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B 906, Racktom, neutraler EQ, solo B 906, Racktom, neutraler EQ, Kit B 906, Racktom, Hi-Cut, solo B 906, Racktom, Hi-Cut, Kit B 906, Racktom, Hi-Boost, solo B 906, Racktom, Hi-Boost, Kit e609, Racktom, solo e609, Racktom, Kit B 906, Floortom, neutraler EQ, solo B 906, Floortom, neutraler EQ, Kit e609, Floortom, solo e609, Floortom, Kit

Wirkungsvoll greift der EQ auch in Gitarrensignale ein

Um die Qualitäten des B 906 am Gitarrenamp zu beurteilen, habe ich mir wieder Verstärkung von Kollege Michael Krummheuer geholt, der seinen Budda 2×12 Combo mit ins Studio gebracht hat. Wieder müssen das obligatorische SM57 und das Sennheiser e609 (ein e906 stand leider nicht zur Verfügung) als Referenzen dienen, während wir jeweils drei Spielmodi aufnehmen: Clean, Crunch und Hi-Gain.

Behringers 906 vor dem Gitarrenamp
Behringers 906 vor dem Gitarrenamp

Wie am Drumset bereits deutlich wurde, hat der Hi Boost Schalter den deutlichsten Effekt auf das Signal des Behringer B 906. Speziell im Clean- und Crunch-Betrieb gibt es hier eine ordentliche Schippe Präsenz und Frische. In Sachen Tiefmitten schneidet das Sennheiser e609 wiederum besser ab, das Shure SM57 zeigt die übliche Griffigkeit und Fokussierung in den Mitten. Geht es dann in den Hi-Gain Bereich, greift der EQ des B 906 weniger, die charakteristischen Obertöne liegen unterhalb seines Wirkungsbereichs. Natürlich tut sich etwas, der Effekt ist jedoch im Vergleich reduziert. Insgesamt liefert das Testgerät eine geringere Auflösung und weniger Wumms untenrum als das e609, in Sachen Griffigkeit ist es dem SM57 unterlegen. Trotzdem ist es alles andere als schlecht und der High Boost sorgt speziell im Clean- und Crunch Modus für zusätzliche Frische.

Audio Samples
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Fazit

Erfolgreiches Audio-Equipment muss damit rechnen, von der Firma Behringer zum „Vorbild“ genommen zu werden. Diesmal hat sich die in China produzierende Marke ein beliebtes Instrumentenmikrofon zur Brust genommen, heraus gekommen ist das B 906. Im Test kann das Gerät mit einer guten Verarbeitung, einem wirklich brauchbaren Grundklang und dem Vorteil einer dreistufigen Frequenzschaltung punkten. Besonders am Gitarrenamp und dort speziell im Clean- und Crunchmodus liefert es frische Resultate, die zwar nicht an jene der deutlichen teureren Referenzschallwandler heran reichen, aber das sollte man bei einem Preis von knappen 40 Euro auch nicht erwarten. Auch an der Snaredrum und den Toms ist das dynamische B 906 dank Supernieren-Charakteristik gut aufgehoben. Formbedingt ist in dieser Anwendung nur die Positionierung manchmal etwas schwierig. Wer auf der Suche nach einem wirklich günstigen Allrounder für laute Schallquellen ist, sollte sich den neuesten Streich von Behringer mal anhören.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • insgesamt solider Grund-Sound
  • zusätzliche Möglichkeiten durch EQ-Schalter (speziell: High Boost)
  • gute Verarbeitung
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • durch die Form bedingte Positionierungseinschränkungen an Trommeln
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Behringer B 906 Mikrofon Test
Für 29,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Behringer
  • Bezeichnung: B 906
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Superniere
  • Impedanz: 600 Ohm
  • Frequenzgang: 50-18000 Hz
  • Finish: mattschwarz
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheit: dreistufiger Frequenzwahlschalter
  • Abmessungen: 14,2 (L) x 5,5 (B) x 3,6 (T) Zentimeter
  • Zubehör: Halterung, Kunststoffbox, Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 38,– (Straßenpreis am 2.8.2020)
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