Audeze LCD-XC Test

Der kalifornische Hersteller Audeze hat sich auf die Herstellung magnetostatischer Kopfhörer spezialisiert, somit handelt es sich auch beim LCD-XC um einen Vertreter dieser etwas exotischen Bauart, die in audiophilen Kreisen einen guten Ruf besitzt. An den (ebenfalls exotischen) Ohrmuschelabdeckungen aus Bubinga, einem afrikanischen Edelholz, ist der Audeze LCD-XC leicht von seinem offenen Pendant LCD-X zu unterscheiden, welcher auch zu den Teilnehmern unseres Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” zählt.

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Beide Modelle gleichen sich in ihrer auffallend großen und auch schweren Gehäusekonstruktion, ein häufiges Merkmal von Kopfhörern mit dieser Treiberart, was nicht selten mit Einschränkungen des Tragekomforts verbunden ist. Demgegenüber werden Magnestostaten erstklassige Wiedergabeeigenschaften nachgesagt, die einen professionellen Einsatz in Mix und Mastering begünstigen. Was es im Detail über den geschlossenen Audeze-Kopfhörer zu berichten gibt und wie er sich innerhalb der, von dynamischen Treibern dominierten Konkurrenz einordnet, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Details

Bauweise

Der Audeze LCD-XC ist ein magnetostatischer Kopfhörer in geschlossener Bauweise mit ohrumschließenden Ohrmuscheln, der gewaltige 723 g (ohne Kabel) auf meine Küchenwaage bringt und damit die Herstellerangaben (680 g) nach Art eines Diesel-PKWs großzügig übertrifft. Ein spezieller Faltmechanismus zu Transportzwecken ist nicht vorhanden, allerdings lassen sich bei Bedarf die Ohrmuscheln (inklusive Bügel) ganz simpel mit einem Kreuzschraubenzieher demontieren, wodurch sich der Kopfhörer durchaus platzsparend transportieren lässt.

Die Mechanik ist exakt so „schrauberfreundlich“ wie beim offenen LCD-X.
Die Mechanik ist exakt so „schrauberfreundlich“ wie beim offenen LCD-X.

Verarbeitung

Die Verarbeitung des handgearbeiteten Audeze LCD-XC ist ebenso robust wie beim offenen LCD-X und wirkt noch eine Note edler, was an den markanten, hölzernen Abdeckungen der Ohrmuscheln sowie einigen gestalterischen Details liegt. Die Konstruktion des Gehäuses ist aber in weiten Teilen identisch. So sind auch beim geschlossenen Modell alle Anbauteile verschraubt und im Bedarfsfall leicht austauschbar. Generell bietet der Hersteller für die Ohrpolster sowie die Polsterung des Kopfbügels wahlweise Echt- und Kunstleder (veganes Alcantara) an. Beide Varianten werden zum gleichen Preis verkauft und sind vermutlich auch in Bezug auf ihre Robustheit als gleichwertig zu betrachten. Das Sondermodell “Creator Edition” ist ausschließlich mit Polstern aus Rindsleder ausgestattet, welche beim LCD-XC dem Preis entsprechend tadellos verarbeitet sind.

Fotostrecke: 2 Bilder Die markante Ohrmuschel des Magnetostaten.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der LCD-XC besitzt eine beidseitige Kabelführung, deren Kabelenden mit einer vierpoligen Mini-XLR-Verbindung versehen und dementsprechend problemlos auswechselbar sind. Die Kabellänge beträgt 2,5 m und endet in einem vergoldeten 6,35mm-Klinkenstecker. Zusätzlich befindet sich ein etwa 23 cm langes Adapterkabel auf 3,5 mm, welches man bei einigen hochpreisigen, audiophilen Kopfhörern vergeblich sucht, im Lieferumfang. Weiterhin können längere Stifte zur Größenverstellung des Kopfbügels geordert werden, falls dies aufgrund der Kopfgröße erforderlich sein sollte. Zum Anschluss an symmetrische Signalquellen sind außerdem entsprechende Kabel und Adapter von Audeze als Zubehör erhältlich. Die günstige Creator Edition des LCD-XC verzichtet auf den stabilen Transportkoffer aus Kunststoff, welcher bei Bedarf optional erhältlich ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Das beidseitig geführte Kabel ist problemlos auswechselbar.

Technik und Kennzahlen

Das besondere Merkmal des Audeze LCD-XC sind seine magnetostatischen Wandler, die ähnlich wie Elektrostaten eine sehr dünne Membran besitzen, welche das Fundament für die erstklassigen Wiedergabeeigenschaften bilden. Da die hohe Wiedergabequalität aber durch den Einsatz vergleichsweise großer und schwerer Magneten erkauft wird, besitzt diese Wandlertechnik immer noch einen Exotenstatus und ist meist in den oberen Preisregionen zu finden, wie es auch hier der Fall ist. Beeindruckende 106 mm misst der Wandler des LCD-X und übertrifft damit viele Konkurrenzmodelle mit elektrodynamischen Wandlern um etwa das Doppelte! Mit einer auffallend geringen Impedanz von 20 Ohm liefert der Audeze LCD-XC eine souveräne Wiedergabe an sämtlichen, auch mobilen Abspielgeräten, wobei die Vorzüge hochwertiger Kopfhörerverstärker jedoch nicht an Bedeutung verlieren. Der Frequenzgang des Audeze-Kopfhörers ist mit 5 Hz bis 20 kHz angegeben, unter dem Hinweis, dass bis 50 kHz “nutzbare Schallpegelanteile” vorliegen. Ich wage das mal so zu interpretieren, dass zwischen 5 und 20000 Hz eine gewisse Linearität vorliegt und andere Hersteller vermutlich einen Übertragungsbereich von 5 bis 50000 Hz angegeben hätten.
Wie sich derartige Angaben in den Wiedergabeeigenschaften widerspiegeln, erfahrt ihr im Praxisteil. Weitere technische Angaben befinden sich in den Features am Ende dieses Testberichts.

Praxis

Verwendungszweck

Der Audeze LCD-XC wird vom Hersteller zur professionellen Verwendung im Studio beworben. Aufgrund seiner geschlossenen Bauart zählen neben der Verwendung in Mix und Mastering auch Anwendungen wie das Monitoring während der Aufnahme zu möglichen Einsatzszenarien. Aufgrund der absolut überzeugenden Wiedergabeeigenschaften des LCD-XC kann ich diesen Empfehlungen nicht widersprechen.

Tragekomfort

Der Audeze LCD-XC ist aufgrund seiner speziellen Wandler deutlich schwerer als Konkurrenzprodukte mit anderen Antriebstechniken, was den Tragekomfort definitiv schmälert. Auch der Anpressdruck der Ohrmuscheln ist so beherzt wie der Händedruck eines Maurers, was wahrscheinlich notwendig ist, um den sicheren Sitz des imposanten Magnetostaten zu gewährleisten. Auf der Habenseite stehen die extrem zuverlässige Größenverstellung sowie die großzügig gepolsterten Ohrpolster. Die Polsterung des Kopfbügels hätte man etwas großflächiger, (wie etwa beim großen Bruder LCD-MX4) gestalten können, damit sich das Gewicht besser verteilt und im Langzeitbetrieb weniger auf die Schädeldecke drückt. Allerdings kann man sich bei Bedarf auch helfen! Ein Kollege von mir ist überzeugter Nutzer des geschlossenen LCD-X und hat die Kopfbügelkonstruktion seines Hörers mit der bequemeren Variante des obigen Modells “gemoddet”. In dieser äußerst subjektiven Bewertungskategorie wird es erfahrungsgemäß Menschen geben, für welche die Trageeigenschaften des Audeze-Kopfhörers ein Ausschlusskriterium sind, während andere kein Problem damit haben. Hier ist ein Selbstversuch der beste Weg zur Erkenntnis. Persönlich hielten mich die Trageeigenschaften nicht vom Kauf eines LCD-XC ab, allerdings würde ich für stundenlange Hörsessions (Editing, Programming, etc.) anderen Modellen den Vorzug geben.

Fotostrecke: 3 Bilder Die imposanten Ohrpolster des Audeze LCD-XC.

Klang

Testbedingungen
Über die Notwendigkeit des “Einspielens” von Kopfhörern findet man unterschiedliche Aussagen und selten konkrete Informationen. Einige Hersteller geben beispielsweise an, dass ihre Wandler bereits eingespielt sind, andere bitten Testpersonen wie mich, den Kopfhörer vor der Beurteilung einzuspielen. Dritte sind der Meinung, dass eine eventuell empfundene Klangverbesserungen nach der “Einspielphase” ein nicht messbarer, psychologischer Gewöhnungseffekt ist. Nichtsdestotrotz habe ich den Audeze LCD-XC vor diesem Test mehrere Tage an meinen alltäglichen DAW-Tätigkeiten teilhaben lassen und auch zwischendurch musikalisch beschallt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den LCD-XC angehört und analysiert.
Der erste Eindruck
Bei geschlossenen Kopfhörern erwartet man meist klangliche Kompromisse gegenüber Modellen offener Bauart. Überraschende Ausnahmen sind eher selten, aber der LCD-XC gehört absolut dazu. Die tonale Abstimmung überzeugt mich sofort und auch Defizite in der Raumabbildung sind nicht zu vernehmen. Der Audeze LCD-XC klingt natürlich und druckvoll – ein geeigneter Kandidat für Mix, Mastering und anspruchsvolles Monitoring.
Frequenzgang
Die Frequenzabbildung ist ausgewogen und für mein Empfinden sogar noch überzeugender als beim offenen LCD-X. Obwohl durchaus eine klangliche Verwandtschaft auszumachen ist, gibt es spürbare Unterschiede in der Frequenzwiedergabe. Der LCD-XC bildet den Subbass deutlicher ab, ohne dabei übers Ziel hinauszuschießen. Die druckvolle Basswiedergabe bleibt stets präzise und ist daher gut zu beurteilen. Beide Audeze-Kopfhörer dieses Testmarathons haben im direkten Vergleich zu einigen Konkurrenzmodellen eine leichte Ausprägung im mittleren Frequenzbereich, was durchaus zweckdienlich sein kann. Beim geschlossenen Modell empfinde ich die Darstellung als noch natürlicher, was sich vor allem bei der Darstellung von Gesangsstimmen bemerkbar macht, die beim LCD-XC um Nuancen authentischer wirkt. Unterschiede gibt es auch in den Höhen. Diese treten beim geschlossenen Audeze-Kopfhörer im Vergleich zum LCD-X mehr in den Vordergrund, ohne dabei vordergründig zu sein. Die Quantität dieses Frequenzbands liegt in etwa zwischen AKG K812 und Sennheiser HD 800S und somit in guter Gesellschaft.
Impulsverhalten
Ähnlich hochklassig zeigt sich der Audeze LCD-XC auch bei der Darstellung von Impulsen. Die Impulstreue und Dynamikwiedergabe befindet sich auf Referenzniveau und liefert neben der exakten Abbildung von Transienten einen kritischen Blick auf dynamische Missstände einer Produktion, wie beispielsweise holperige Faderbewegungen, die sich bei anderen Abhörwerkzeugen “versenden”.
Räumliche Abbildung
Magnetostatischen Kopfhörern wird nachgesagt, dass diese Kategorie zu ihren Stärken zählt und der Audeze LCD-XC stellt dies selbst in geschlossener Bauweise unter Beweis. Die Ortung einzelner Schallquellen ist präzise und vermittelt auf der nicht überbreiten Stereobühne einen natürlichen Gesamteindruck mit überzeugender Tiefenstaffelung. Erst hochqualitative Aufnahmen mit tendenziell natürlichen Räumen offenbaren die nuancierten Vorzüge und das Plus an Luftigkeit, welches offene Spitzenkopfhörer wie beispielsweise STAX SR-202, Sennheiser HD 800 S und AKG K812 liefern. Interessanterweise gefällt mir der geschlossene LCD-XC auch in dieser Kategorie etwas besser als das offene Pendant LCD-X, was in erster Linie an der etwas engeren Stereobühne liegt, die dem Abhörerlebnis über Lautsprecher etwas näher kommt.

Die attraktive Seitenansicht des Audeze LCD-XC.
Die attraktive Seitenansicht des Audeze LCD-XC.

Fazit

Der Audeze LCD-XCist ein überragender Kopfhörer für Studioprofis, der Dank seiner geschlossenen Bauweise universell, also auch zum Monitoring während der Aufnahme einsetzbar ist. Klanglich belegt der Magnetostat einen der oberen Plätze in unserem Testmarathon “Referenzkopfhörer fürs Studio” und ist somit ebenfalls eine Empfehlung für den professionellen Einsatz in Mix und Mastering. Zu kritisieren ist lediglich der vergleichsweise mäßige Tragekomfort, der den schweren LCD-XC zumindest nicht zur ersten Wahl für lange Hörsessions macht.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • überragende Wiedergabeeigenschaften an sämtlichen Abspielgeräten
  • absolut überzeugende Frequenzabbildung
  • präzise Wiedergabe von Transienten
  • natürliche Raumabbildung
  • austauschbare Kabel
  • sehr solide Verarbeitung
Contra
  • Einschränkungen des Tragekomforts durch hohes Gewicht
  • keine Transportbox (Creator Edition)
Artikelbild
Audeze LCD-XC Test
Für 1.199,00€ bei
Audeze_LCD_XC_B01_Test
Technische Spezifikationen
  • Professioneller Referenz-Studiokopfhörer
  • geschlossen
  • magnetostatisch
  • ohrumschließend
  • Polster wahlweise aus Rindsleder oder Kunstleder
  • abnehmbares Kabel (2,5 m)
  • beidseitige Kabelführung
  • 6,35mm-Klinkenstecker
  • 3,5mm-Adapterkabel
  • USB-Stick mit Manual
  • 106mm-Membran
  • Wirkungsgrad: 100 dB/1 mW
  • Gewicht: 723 g (ohne Kabel)
  • Impedanz: 20 Ohm
  • Übertragungsbereich: 5–20000 Hz (nutzbare Schallpegelanteile bis 50 kHz)
  • Klirrfaktor:
  • maximale Belastbarkeit: 15 W (200 ms)
  • Nennbelastbarkeit: 5 W RMS
  • optimale Verstärkerleistung: 1 bis 4 W
Preis: EUR 1579,- (Straßenpreis am 9.3.2018)
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