Mit dem AMT WH-1 hat sich diesmal ein Wah-Pedal im bonedo Testlabor eingefunden. Nachdem vor allem die Verzerrer des sibirischen Herstellers in diversen Tests zeigten, wie faustdick sie es hinter den Ohren haben, kann man bei AMT auch eigentlich schon nicht mehr von einem Geheimtipp sprechen. Die Qualität der Produkte hat sich inzwischen unter Gitarristen herumgesprochen und so finden die diversen Effektpedale auch in unseren Breitengraden immer mehr Liebhaber.
Das AMT Wah-Wah ist äußerst kompakt, doch wie ist der Sound…?
Um so gespannter war ich, ob auch das neue WH-1 Wah-Pedal mit einer ähnlich durchschlagenden Wirkung aufwarten kann. Einige interessante Features scheint es auf jeden Fall mit im Gepäck zu haben, das lässt zumindest der erste Blick erahnen, denn schon die Größe ist ein Hingucker. Aber der Reihe nach…
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Details
Auffälligstes Merkmal des WH-1 ist zunächst einmal seine Bauform, denn es ist nicht größer als ein handelsübliches Verzerrerpedal von Ibanez, Boss oder Co. Genau gesagt misst es 110 x 62 x 58 mm, es dürfte also keine Probleme bereiten, das WH-1 auf jedem standardmäßigen Stressbrett unterzubringen. Es besteht vollständig aus Metall, wiegt 450 Gramm und kommt in emanzipiertem Lila. Wie die anderen Produkte von AMT macht auch das WH-1 einen durchweg robusten Eindruck und ist damit bestens für die Attacken von Schuhsohlen gewappnet.
Die Oberseite des Pedals ist mit griffigem Gummi belegt, damit der Fuß im Eifer des Gefechts nicht abrutscht. Und damit das komplette Pedal dabei nicht ins Schlingern gerät, hat man ihm vier Gummifüße spendiert, die sich aber leicht entfernen lassen, sollte man es mit Klettband auf einem Pedalboard befestigen wollen.
1/4 Das WH-1 präsentiert sich im stabilen Stahlblechgehäuse
2/4 Auf der Oberseite sorgt eine geriffelte Gummimatte für sicheren Halt beim Wahen
3/4 Die Buchsen und Bedienelemente finden sich links…
4/4 …und rechts am Gehäuse
Kommen wir zu den Anschlüssen. Die Eingangsbuchse des WH-1 befindet sich an der rechten, der Ausgang an der linken Gehäuseseite. Neben dem Input wartet ein Netzteilanschluss auf einen handelsüblichen Adapter (z.B. Boss). Leider ist der nicht im Lieferumfang enthalten, was aber bei einem Pedalpreis von unter 100 Euro durchaus verschmerzbar ist. Natürlich lässt sich unser Proband auch mit Batterie betreiben, ein normaler 9V-Block findet nach Lösen von zwei Schrauben an der Unterseite des Gehäuses dort seinen Platz. Schade, das hätte man sicherlich auch werkzeugfrei lösen können.
So weit, so standardmäßig. Doch jetzt wird es interessant: Auf der linken Seite des WH-1 befindet sich nämlich ein 3-Positionen-Schalter, mit dessen tatkräftiger Unterstützung sich die Centerfrequenz des Wah-Effekts verändern lässt. Zur Auswahl stehen: 0,4 – 2 kHz, 0,3 – 1,5 kHz und 0,2 – 1 kHz.Das sorgt natürlich für zusätzliche Flexibilität, der wir im Praxisteil noch genauer nachspüren werden. Auf beiden Gehäuseseiten parken LEDs, die im aktivierten Zustand blau leuchten. Gute Idee, denn so hat man den jeweiligen Schalt-Status zu jedem Zeitpunkt fest im Blick! Aktiviert bzw. deaktiviert wird das Pedal, indem es man es nach vorne durchtritt – so, wie man es von den meisten Wahs anderer Hersteller auch kennt. Ein deutlich spürbarer Widerstand vermittelt eine gute Kontrolle über den Schaltvorgang und verhindert versehentliches An- oder Ausschalten.
Die Dämpfung des Pedals lässt sich übrigens mithilfe eines Sechskant-Schlüssels individuell anpassen, auch das ein wirklich gutes Feature. Obwohl er nicht unbedingt zu den hochpreisigen Vertretern seiner Gattung gehört, besitzt unser Testkandidat einen True Bypass. Ob dieser hält, was er verspricht, wird die Praxis zeigen.
2/7 Links befinden sich der Klinken-Output und der Frequenzwahlschalter
3/7 Hier ist die Wippe komplett runtergedrückt
4/7 Hier kann zwischen drei Frequenzbereichen gewählt werden
5/7 Auf der rechten Seite befinden sie Inputbuchse und der Netzteilanschluss
6/7 Das Wah-Wah verfügt auch über True Bypass
7/7 Das kleine “Japanese girl” macht eine gute Figur
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Praxis
Eines vorweg: Die Größe des WH-1 ist für ein Wah-Pedal wirklich außergewöhnlich kompakt – für meinen Geschmack ein wenig zu klein, obwohl nur Schuhgröße 42 zum Einsatz kommt. Aber es ist nun einmal die Größe, die zu den Besonderheiten dieses Pedals gehört und für den Benutzer letztendlich Geschmacks- und vor allem Gewohnheitssache. Deshalb taugt in diesem Fall meine persönliche Meinung auch nicht als Minus-Bewertung.
Es gibt mehrere Wege, einen Wah-Effekt zu erzeugen, und zwei davon haben sich im Markt bewährt und durchgesetzt:
1)Mit Poti
2)Per Fotowiderstand
Das WH-1 gehört zur zweiten Gattung und bringt so den entscheidenden Vorteil mit, dass es wesentlich wartungsfreier ist als die klassische Variante mit Zahnstange und Poti. Hersteller wie Morley oder auch George Dennis nutzen die berührungslose Technik in ihren Wah-Pedalen – AMT befindet sich damit also in guter Gesellschaft. Darüber hinaus hat beim WH-1 keinerlei Digitaltechnik Einzug gehalten – der Effekt wird ganz traditionell und klassisch auf analogem Weg erzeugt.
Einmal angeschlossen und aktiviert fällt auf, dass das Pedal relativ nebengeräuscharm arbeitet. Wer schon einmal mit Wahs ohne True-Bypass gearbeitet hat, der kennt sicherlich das Problem, dass sich der Grundsound des Gitarrensignals und (häufig) auch die Stärke der gelieferten Verzerrung bei aktivem Wah ändern. Beim WH-1 ist das glücklicherweise nicht der Fall. Der Klang des Verstärkers bleibt eins zu eins erhalten – der Begriff True Bypass ist hier also wörtlich zu nehmen, was noch lange nicht die Regel ist.
In unseren ersten Hörbeispielen wollen wir uns zunächst einmal das Frequenzwahl-Feature zur Brust nehmen. Zu diesem Zweck spiele ich immer dasselbe Pattern, wobei ich jeweils die Frequenzen am Wah-Pedal ändere. Als Gitarre kommt eine Strat zum Einsatz, die ich mit einem Fender Deluxe verstärke. Und so klingt das Ganze:
Alle drei Einstellungen sind in der Praxis sehr gut zu gebrauchen und setzen sich bestens in Szene. Hier also schon mal Daumen hoch!
Weiter geht es mit ein paar Akkorden. Wieder schalte ich mich durch das Angebot.
Das WH-1 geht mitunter recht rabiat zur Sache, was ich aber durchaus positiv werte, denn genau das soll ein Wah-Pedal meiner Meinung nach auch tun. Es klingt dabei aber immer rund und ausgewogen.
Jetzt schließe ich eine Tom Anderson Strat an einen Plexi an und checke, wie das WH-1 die etwas “schmutzigere“ Abteilung bedient.
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Plexi Neck Anderson 0,2 kHzPlexi Neck Anderson 0,3 kHzPlexi Neck Anderson 0,4 kHz
Auch diese Übung meistert das Wah souverän. Der Effekt kommt bei höheren Gain-Settings natürlich noch besser zur Geltung und formt den Sound stärker. Manche Gitarristen glauben, dass traditionelle Wahs mit ihrem mechanischen „Antrieb“ ein expressiveres Spiel ermöglichen. Aber meiner Meinung nach hat es AMT mit dem WH-1 tatsächlich sehr gut hinbekommen, dieses Feeling auf ein Gerät mit optischer Frequenzsteuerung zu übertragen.
Abschließend noch ein paar Solo-Linien. Zum Einsatz kommt der Humbucker der Tom Anderson mit dem Plexi Marshall.
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Plexi Steg Anderson 0,2 kHzPlexi Steg Anderson 0,3 kHzPlexi Steg Anderson 0,4 kHz
Hier lässt sich wunderbar mit den verschiedenen Frequenzen spielen und es lassen sich völlig unterschiedliche Stimmungen erzeugen.
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Fazit
Das Wah-1 gibt sich sehr vielseitig und lässt sich wunderbar an die jeweiligen persönlichen Bedürfnisse anpassen. Die Verarbeitung ist gut und auch das Konzept, es möglichst klein zu bauen, geht voll auf. Durch den True-Bypass, die geringen Nebengeräusche und die umschaltbaren Frequenzen macht es auf der Bühne wie auch im Studio einen guten Job. Dabei liefert es das Feel eines klassischen Wahs mit traditioneller Poti-Steuerung – ohne deren Nachteile.
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