Ableton Live 10.1 Update Test

Dass das erste Update nach dem Upgrade endlich das verbessert, was der große Versionssprung noch vermissen ließ, hat fast schon Tradition bei Ableton. Wer sich an die recht instabilen, unausgegorenen Versionen 8.0 und 9.0 erinnert und dann den ersten Nachschub, der war auch bei Live 10 vorsichtig mit hartem Aburteilen. Die Geduld zahlt sich aus. Im neuen Update 10.1, deren Beta wir testen konnten, ist ganz viel dabei, was vor einem Jahr noch schmerzlich (und lautstark) vermisst wurde. Wir haben die Neuerungen für euch unter die Lupe genommen. 

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Je beliebter etwas ist, desto fanatischer verteidigen Anhänger es nach außen und desto höher sind die Ansprüche an Weiterentwicklung und Bitte-trotzdem-alles-so-lassen-wie-es-ist. Über kaum eine DAW wird so viel gestritten, wird von außen so viel verurteilt und von innen so viel diskutiert wie bei Ableton. Und so waren Lobpreisungen und harsche Kritik gleichermaßen ohrenbetäubend, nachdem Version 10 Anfang 2018 veröffentlicht wurde. 
Was denn wieder alles fehlte, welche neuen Features wieder nicht richtig zu Ende gedacht waren, ob man denn überhaupt noch auf der Höhe der Zeit wäre. Auch wir fragten: Quo vadis, Ableton? Wo geht’s hin? Mehr Nische und Sounddesignmaschine wie Bitwig Studio 2 oder FL Studio 20 oder mehr bei den großen Konkurrenten Logic Pro X, Cubase 10 oder Pro Tools mitspielen? Einzigartigkeit vs. Massenmarkt. Ableton Live Version 10 brachte Spannendes mit, vieles, was von der Community seit Jahren gefordert wird, fehlte aber. Das jetzt erschienene Update ist eine deutliche Ansage Abletons an ihre Nutzer: Wir hören euch!

Details

Stichtag

Am 6. Februar ging Ableton mit der Update-Seite online, in einem kurzen Video wurden die Neuerungen vorgestellt und zum Beta-Programm eingeladen. Wer die von uns getestete Beta-Version selbst einmal  ausprobieren möchte, kann sich – vorausgesetzt, man hat eine gültige Lizenz für Live 10 – bei Abletons Beta-Programm anmelden.  

Der neue ChannelEq
Der neue ChannelEq

10.1 eins – meins: Das ist neu im Update

Die Liste der Verbesserungen und neuen Features ist beachtlich lang für ein Punkt-Update. Man darf mutmaßen, dass die Update-Politiken von Bitwig und Logic hier Vorbild gewesen sind: Die Hersteller beider DAWs beeindrucken mit großen Neuerungspaketen in ihren letzten großen Updates. Dazu ist Live bei einigen Neuerungen, die es bereits im großen Upgrade gab, noch einmal nachgebessert worden. Hier die wichtigsten Veränderungen. 

  1. Wavetable:In den neuen Softsynth können nun per Drag-and-Drop eigene Audiodateien importiert und als Wavetable gespielt werden, wie man es von Serum kennt. 
  2. Neue Devices
    1. Channel EQ: Eine Mischung aus EQ3 und EQ8, gedacht dazu, den Workflow im EQing zu verbessern.
    2. Delay: Simple Delay und Ping Pong Delay gibt es nicht mehr – nun sind beide vereint in einem Device, was dazu einige spannende Modulationsmöglichkeiten bekommen hat.
  3. Automation
    1. Werte lassen sich jetzt auch eintragen, nicht nur aufnehmen und einzeichnen.
    2. Kurvenvorlagen: Im Arrangement lassen sich vorgefertigte Kurven wie Sinus-Wellen oder Hüllkurven für die Automation auswählen.
  4. Zoom-Workflow: Auf Laptops mit Trackpad lässt sich jetzt per Pinch-Geste rein- und rauszoomen. 
  5. VST3: Ableton Live kann nun auch die neueste Generation von Plugins laden. 
  6. Sidechain-Freeze: DAS gewünschte Feature. Tracks, die per Sidechaining-Kompression bearbeitet wurden, konnten früher nicht eingefroren werden. Das geht jetzt. 

Die zwei letzten Features werden seit langer Zeit von der Community gefordert, nun hat man sie integriert. Ein richtiger und sehr wichtiger Schritt.

Was noch immer fehlt!

Man kann nur hoffen, dass andere Technologien wie MPE (MIDI Polyphonic Expression – wichtig für poly-expressive Controller wie das Roli Seaboard) oder ARA (Audio Random Access – so kann man beispielsweise Melodyne in Echtzeit nutzen) auch bald integriert werden. Was auch noch fehlt: Comping (Vocals in Takes aufnehmen und bequem zusammenschneiden. Sehr komfortabel möglich zum Beispiel in Logic Pro-X und Pro Tools). Nun aber zur Anwendung der neuen Features.

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