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EBS MultiDrive Test

Das Thema Verzerrung stößt bei Bassisten häufig auf zwei strikt getrennte Lager. Die einen mögen es geradezu steril clean, um jede Nuance des Spiels in lupenreiner Klarheit präsentieren zu können. Den anderen kann es gar nicht dreckig genug sein und sie lassen den Bass in einer wohligen Wolke verschleiernder Overdrives versinken. Beides ist vollkommen legitim – aber was gibt es dazwischen? Und warum überhaupt so puristisch? Denn mit der Hilfe von Verzerrer-Pedalen kann man auf Knopfdruck sehr viel mehr bewirken, als nur Extreme zu bedienen. Und das geht vom subtilen Tonshaping bis hin zu abenteurlichen Ausflügen in die Welt des Drastischen.

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Bass-Verzerrung kann man als Effekt ansehen oder nicht. Es kommt auf die Einsatzweise an. Verwendet man sie punktuell und in sehr extremer Einstellung, dann ist sie ein sehr deutlich wahrnehmbarer „Effekt“. Verwendet man sie für den Bass jedoch ganz gezielt und mit Feingefühl und eher für höhere Frequenzen, so wird sie im Kontext von Playback oder Band kaum wahrgenommen. Vielmehr wirkt der Bass einfach voluminöser und tragender. Hört man ihn alleine, ist dagegen die Verzerrung deutlich wahrnehmbar. Dieses Phänomen kann man sich vor allem zunutze machen, um den Sound angezerrter Röhrenverstärker zu imitieren. Außerdem liegt es in der Natur der Sache, dass verzerrte Sounds gleichzeitig dezent komprimieren – auch dies eine angenehme Eigenart von Röhrenamps. Im Extremfall kann der Bass aber auch mit krassen Overdrive-Einstellungen Gitarren ideal ergänzen, so wie es im Metal häufig geschieht.
Standardverzerrer, die für Gitarren entwickelt wurden, können den Tube-Amp Effekt nicht darstellen, da sie den Bassfrequenzbereich meist zu stark beschneiden und überdies über die volle Frequenzbreite gleichmäßig verzerren, was den Bass dünn klingen lässt. EBS hat mehrere, speziell für den Bass entwickelte Overdrive-Pedale zur Auswahl. Im unserem Test geht es um die „Basis-Ausstattung“, den EBS MultiDrive.

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DETAILS
Ausgeliefert wird der MultiDrive Verzerrer wie alle EBS Black Label Pedale im verstärkten Pappkarton. Das Gerät selbst ist zusätzlich staub- und feuchtigkeitsgeschützt in Klarsichtfolie verpackt. Eine im Lieferumfang enthaltene 9V-Batterie ist bereits im Gerät installiert. Außerdem befinden sich in der Verpackung die Bedienungsanleitung, ein Herkunfts-Zertifikat (Certificate of Origin) mit Unterschrift und die EBS Registrierungs-/Garantiekarte.
Die Elektronik des MultiDrive ist – wie bei der gesamten Black Label Serie – in einem soliden, 480 Gramm schweren Metallgehäuse untergebracht, an dessen Unterseite eine rutschfeste Schaumstoffunterlage angebracht ist. Das Pedal hat jeweils einen Ein- und einen Ausgang. Ein Druckschalter an der linken Seite passt die Eingangsempfindlichkeit entweder an passive oder aktive Bässe an. Mit ihm Schalters lässt sich aber auch das Overdrive-Verhalten beeinflussen. Schaltet man das Pedal auf passiv, wenn man einen aktiven Bass spielt, so kann man dem Verzerrer weitaus intensivere Einstellungen entlocken. Umgekehrt kann man mit einem Passivbass in „Aktiv“-Einstellung das Pedal wesentlich subtiler und dezenter klingen lassen.

Zur Stromversorgung ist wie erwähnt eine 9V-Batterie bereits vorinstalliert. Per separat erhältlichem Netzteil kann das MultiDrive mit 9 Volt Gleichstrom aus der Steckdose versorgt werden. Für EBS Topteil-User gibt es zusätzlich die Option, das Bodenpedal mit Phantom-Power zu betreiben. Dafür muss lediglich ein Stereo-Klinkenkabel zwischen Pedal-Ausgang und EBS Amp-Eingang angeschlossen werden und am Amp die Phantomspeisung aktiviert werden. Das funktioniert mit EBS-Topteilen des Typs Drome, Gorm, Fafner und HD/TD, allerdings nur für ein einziges Pedal, nicht für mehrere Pedale in Reihe. Sind mehrere EBS Pedale in Reihe geschaltet, kann nur das letzte Pedal Phantom Power vom Verstärker erhalten, nämlich jenes, das direkt mit dem Verstärkereingang verbunden ist.
Der Eingang befindet sich standardmäßig rechts am Gerät, der Ausgang links. Der Schalter zum Aktivieren des Effekts wird naturgemäß mit dem Fuß bedient, eingeschaltet leuchtet eine rote LED.
Zur Auswahl stehen drei Arten von Verzerrer-Sounds, gekennzeichnet als „MODE“:
1)  FLAT
2)  STANDARD
3)  TUBESIM

ModeEffekt
Flatklassischer Overdrive-Effekt. Hier findet die stärkste Verzerrung über das volle Frequenzspektrum statt.
StandardDieser „Hauptmodus“ simuliert das Overdrive-Verhalten eines Röhrenverstärkers. In diesem Mode werden nur die oberen Frequenzen vom Verzerrer bearbeitet, was einen druckvolleren Ton mit satter Basswiedergabe erzeugt.
TubesimDieser Modus simuliert ebenfalls das Overdrive-Verhalten eines Röhrenverstärkers und reichert das Signal zusätzlich mit Obertönen und stärkerer Kompression an. Die Höhen werden leicht abgemildert.

Die Intensität der Verzerrung wird über einen Drehregler mit Bezeichnung Drive eingestellt, die an das Bypass-Signal anzugleichende Lautstärke regelt man über das Volume-Poti. Das war es auch schon an Einstell- und Regelmöglichkeiten. Das Pedal ist absolut überschaubar und selbsterklärend. Dieser Test verspricht demnach keine wissenschaftliche Abhandlung zu werden, hier geht es um das Eingemachte.

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PRAXIS
Der EBS MultiDrive ist ein vollständig analog aufgebautes „Class A“ Overdrive Pedal. Es soll das Verhalten von Röhrenamps simulieren können. Dieses Versprechen kennt man von vielen Verzerrern und doch klingen die meisten wie eine näselnde Vuvuzela, sobald man sie mit dem Bass verwendet. Das wäre eine Eigenschaft, die man von einem EBS-Pedal sicher nicht erwartet und doch ist es spannend, wie sich das Pedal im Praxistest bewähren wird. Im ersten Video hören wir nacheinander alle drei Verzerrer-Modes, zunächst in einer dezenten Einstellung und dann erneut in einer heftigeren Variante. Deutlich ist vor allem der Unterschied zwischen den Modi Flat und Standard/Tubesim zu hören. Die Einstellung Flat bietet den Sound, den man weitläufig von Verzerrern gewohnt ist (jedoch ohne Vuvuzela -Symptome), die beiden anderen Modi bieten druckvollen Overdrivesound mit soliden Bässen. Zwischen den Röhrensimulationen Standard und Tubesim sind die Unterschiede zwar hörbar, aber weitaus weniger voneinander entfernt, als es zum Flat-Mode der Fall ist. Im Standard- und Tubesim-Mode kommt die Besonderheit hörbar zum Tragen, dass hier die tiefen Frequenzen unbearbeitet bleiben und nur die oberen Frequenzen verzerren. Dadurch erhält der Bass einen enormen Druck trotz extremer Overdrive-Einstellungen. Im Übrigen erzeugt der MultiDrive schon in gemäßigter Einstellung einen wohligen Tubeamp-Charakter im Sound, sodass man ihn auch sehr gut als Aufpepper für Transitorverstärker nutzen kann.

In den nächsten Soundbeispielen kommt ein Yamaha BB-1000MA Bass zum Einsatz. Er ist mit einem Reversed-Precision-Tonabnehmer ausgestattet. Precision-Pickups haben generell ein sehr günstiges Soundverhalten in Verbindung mit Verzerrern bzw. angezerrten Verstärkern, speziell, wenn man mit dem Plektrum spielt. Auch mit dem MultiDrive macht der Preci eine gute Figur. Die Einstellungen wurden so gewählt, dass man nicht unbedingt ein Verzerrerpedal im Einsatz vermuten würde, sondern eben eher einen Röhrenverstärker, der mit einem Mikrofon abgenommen wird. Ich finde das Resultat äußerst gelungen und das Bass-Signal wird sehr lebendig, ohne übertrieben verfremdet oder gar zerstört zu werden.

Audio Samples
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Bypass STD Tubesim Flat

Ein weiteres Kriterium für einen Overdrive-Sound ist das Verhalten im Zusammenhang mit Zwei- oder Dreiklängen. Das folgende Beispiel zeigt eine Basslinie, bei der permanent zwei Saiten gleichzeitig klingen. Dafür wurde der MultiDrive im Tubesim-Mode verwendet. Der Sound ist reich an Obertönen, man kann jeden Ton orten, die Kompression wirkt angenehm und nicht aufgesetzt. Auch hier klingt das Resultat mehr nach Amp als nach Pedal.

Audio Samples
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Ex3

Wie verhält sich nun der MultiDrive in Verbindung mit einem aktiven Bass? Im Prinzip genau so wie mit einem passiven Bass, denn die Anpassung mit dem Wahlschalter für zwei unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten funktioniert sehr gut. Für das folgende Beispiel habe ich einen MusicMan StingRay ausgewählt. Dass dieser von Natur aus sehr aggressive Höhen besitzt, merkt man bei der Anwahl des Tubesim Modus deutlich, denn hier werden die hohen Frequenzen abgesenkt, um den Vintage-Charakter des Tubesim-Modes zu unterstützen. Trotzdem behält das Signal stets seine Durchsetzungskraft und auch attackreiche Basslinien werden authentisch wiedergegeben und mit einer ordentlichen Prise „Biss“ und Kompression aufgepeppt.

Audio Samples
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Im letzten Testbeispiel hört man nun alle drei Verzerrermodes gleichzeitig. Die hohe Melodie nutzt den Flat-Mode, der tiefe Begleitbass auf dem linken Kanal verwendet den Standard-Mode und der oktavierte Begleitbass auf dem rechten Kanal verwendet den Tubesim-Mode. Man kann hören, wie gut sich die Sounds ergänzen. Das Zauberwort ist Anwendbarkeit: Drei Modi und ein Driveregler, kein Firlefanz, sondern nur das, was man wirklich braucht – und das hochwertig!

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Ex5

Nach allen durchexerzierten Beispielen bleibt nur noch zu erwähnen, wie extrem geräuscharm das MultiDrive arbeitet. Rauschen und Zisseln sind hier nicht zu vermelden. Sollte etwas zu hören sein, dann sind es durch das Pedal verstärkte Nebengeräusche von vorgeschalteter Elektronik oder weiteren Effekten. Daher empfiehlt es sich auch, das Pedal stets als erstes Glied in die Effektkette einzubinden.

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FAZIT
Das EBS MultiDrive Pedal aus der Black Label Serie ist ein äußerst universell einsetzbarer Verzerrer, der auf die Bedürfnisse der Bassisten zugeschnitten ist. Alle drei einstellbaren Verzerrertypen sind alltagstauglich und verwandeln bei Bedarf selbst den zahmsten Streichelbass in eine reißende Bestie. Vergleicht man das MultiDrive mit anderen Pedalen, wurde hier vor allem zugunsten der Mitten gearbeitet. Während viele Overdrive-Pedale diese eher absenken und entweder tiefe Frequenzen teilweise vollkommen vernachlässigen oder in seltenen Fällen stark betonen, behält das EBS MultiDrive speziell im Bereich der warmen Tiefmitten eine souveräne Klangqualität, die nicht zuletzt in einem Gefühl von Druck und Wärme resultiert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • hohe Klanggüte, starke Durchsetzungskraft – auch in dezenten Einstellungen
  • erstklassige Verarbeitung
  • drei Verzerrer Modi (Flat/Standard/Tubesim) zur Auswahl
  • in den Tube-Modi Frequenztrennung. Tiefe Frequenzen bleiben unverzerrt und behalten den Druck
  • analoger Topsound, keine Nebengeräusche
  • mechanischer True Bypass
Contra
Artikelbild
EBS MultiDrive Test
Für 69,00€ bei
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Facts
  • Eingangslautstärke: -8 dBV (aktiv) oder -20 dBV (passiv)
  • Eingangswiderstand: 700 kOhm
  • Effekt Bandweite: +0/-3 dB 35 Hz – 12 kHz
  • Bypass Bandweite: +0/-3 dB 20 Hz – 20 kHz
  • Drive Gain Umfang: 0 – 60 dB min
  • Modes: Flat, Standard und Tubesim
  • Strom-Versorgung: 9V Gleichstrom reguliert
  • 18 mA max.
  • Maße (B x H x T): 70 x 115 x 35 mm
  • Gewicht: 480 g
  • Preis: 220,00 Euro (UVP)
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Profilbild von Heiko marquardt

Heiko marquardt sagt:

#1 - 22.09.2014 um 21:22 Uhr

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Ich nutze diese effektgerät zusammen mit dem multicomp an einem Kontrabass.....sehr interessant und brauchbar.

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